Die 20 lustigsten Komponistennamen (Folge 3)

Nach dem legendären Erfolg der Teile I (Plätze 16-20) und II (11-15) der 20 lustigsten Komponistennamen aller Zeiten weltweit: Endlich! Folge III! Juchhu!

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PLATZ 10
Johann Adam „Die Sandale“ Birkenstock (1687-1733)

Die Familie Birkenstock stampft aus dem beliebten Wandergebiet des hessischen Vogelsbergkreises. Von dort aus ging die Familie bald in modisch diskussionsunwürdigen Schuhen nach Kassel, um sich hier erschöpft und mit Blasen an den Füßen niederzulassen. In der bequemen Metropole Nordhessens bekam der kleine Johann Adam musikalische Unterweisungen von Ruggiero „Zalando“ Fedeli, doch vor allem durch die Förderung des Herzogs Karl wurde Birkenstocks Laufbahn positiv beeinflusst. Denn dieser ermöglichte ihm 1709, in die mächtigen Fußstapfen seines hier nicht näher genannten Vorgängers zu treten, um Sologeiger an der Dresdner Hofkapelle zu werden. Nach Jahren der Wanderschaft ging Birkenstock als Kapellmeister an den Hof des Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach in Eisenach, wo er am 26. Februar 1733 an einem unbehandelten Fußpilz verendete.

PLATZ 9
Theodor Albin „Found Iron“ Findeisen (1881-1936)

Jeder Kontrabass-Spieler kennt ihn, keiner schätzt ihn: Theodor Albin Findeisen – Erschaffer zahlreicher Kontrabass-Lehrbücher, eisenharter Folterknecht für verloren dreinschauende Stahlsaiten-Hengste. Am 1. Oktober 1881 in Zeitz (Sachsen-Anhalt) geboren, konnte er sich – im Gegensatz zu den sonstigen Einwohnern seines Heimatdorfes – schon früh geradezu geschliffen ausdrücken. Trotz glänzender Aussichten im Hinblick auf eine Musikerkarriere entschied sich Findeisen für eine schlecht bezahlte Ausbildung zum Grobmotoriker und studierte Kontrabass. Nach dem Wehrdienst wurde Findeisen Kontrabassist im Leipziger Gewandhausorchester, wo er den bis heute nicht verwendeten Rosthaarbogen einführte. Weil man bekanntlich als Kontrabassist mit orchestraler Festanstellung nie wieder Zuhause üben muss, blieb Findeisen extremst viel Zeit, um Werke wie die populäre Nixenreigen-Fantasie op. 9 für Kontrabass und Klavier zu komponieren. Vermutlich angeödet von Leipzig und Umgebung und zudem gezeichnet von einer misslungenen Tetanusimpfung starb Findeisen absichtlich am 3. März 1936 in der Nähe seines Geburtsortes. Voller Freude hinterließ er eine Frau und zwei Kinder.

PLATZ 8
Richard „The Shaver“ Bartmuß (1859-1910)

Bartmuß
Richard Bartmuß wurde am 23. Dezember 1859 in Schleesen (Landkreis Wittenberg) in eine Familie von Hipstern hinein geboren. In Berlin, wo er kurze Zeit mit der Haare-Krishna-Sekte sympathisierte, studierte Bartmuß Kirchenmusik und machte mit Kantaten wie „Warum sollt‘ ich mich denn cremen?“, „Wie fön leuchtet der Morgenstern“ und „Heut‘ rasieret Gottes Sohn“ erstmals auch als Komponist auf sich aufmerksam. 1885 wurde er Organist der herzoglichen Friseursinnung zu Dessau. Der Urgroßvater von Cecilia Bart-Oli gelangte vor allem als Reformer des musikalischen Ablaufs evangelischer Gottesdienste zu Ruhm, bevor er sich unglücklicherweise immer mehr in seine inzwischen undurchdringliche Bartpracht verstrickte. Bartmuß starb am 25. Dezember 1910 über dem Manuskript seiner Komposition „Wer bis an das Ende behaart. Variationen über ein Thema von Felix Mendelssohn Bart-Oldie“.

PLATZ 7
Hannibal „Was mus, das mus“ Orgas (um 1575-1629)

Nur wenig ist uns über das Leben des Frauenschwarms Hannibal Orgas geläufig. Um 1575 wahrscheinlich in der bezaubernden Adriametropole Ancona geboren, verschlug es den jungen Hannibal wohl früh nach Rom, wo er als Kapellmeister die Zwölfton-Stellung erfand, auf die sich später Arnold Stöhnberg beziehen sollte. 1622 kam Orgas in nach Krakau. Dort ent- bekleidete er den Posten des Domkapellmeisters – fraglos der Höhepunkt seiner steilen Karriere. Aus seinem umfangreichen Schaffenskatalog – nur wenige Werke sind überliefert – stechen die Kantaten „Aus geiler Lust schrei ich zu dir“ und „Ich will den Massagestab gerne tragen“ heraus. Orgas starb zutiefst entspannt und zufrieden an einem herrlichen Juli-Morgen 1629 in Krakau.

PLATZ 6
Johann Nicolaus „20 Gramm“ Hanff (1665-1711)

Auch hinsichtlich der Informationen über das Leben von Johann Nicolaus Hanff offenbart die historische Musikwissenschaft große, ja lachhafte Gedächtnislücken. Im thüringischen Wechmar aufgewachsen, erhielt Hanff – ein Urahne von Carl-Marihuana von Weber – früh Unterweisungen im richtigen Gebrauch von Orgelpfeifen. Das sicherte ihm bald einige bedeutende Stellen als Kirchenmusiker in sonnenbeschienenen Landstrichen. In Hamburg-Süd lebend wurde der junge Johann Mattheson sein Schüler. Mit Mattheson verband Hanff – bald sprach man von den beiden nur noch als „Gras-Paar de la Nuit“ – eine enge Freundschaft, aus der heraus das berühmte Lehrwerk „Grasus ad Parnassum“ entstand. Nach den Stationen Lübeck und abermals Hamburg übernahm Hanff 1711 die etwas weniger stressige Organistenstelle am Dom im liberalen Schleswig. Noch imselben Jahr verstarb Hanff dort – mit einem zufrieden-gechillten Grinsen im Gesicht. In den letzten Jahren geriet das Leben des Komponisten und Organisten medial noch einmal besonders in den Fokus, als der – freilich völlig zu Unrecht als Literatur-Nobelpreisträger ausgezeichnete – Pfeiferaucher Günter Gras eine fiktive Biographie mit dem Titel „Mein Hanff“ veröffentlichte.

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.