c3s gleich irgendwas Diffuses, GEMA gleich CCS 410!
Kennt hier jeder das Kürzel „c3s“? Das soll die „echte GEMA-Alternative“ sein, so die Selbstdarstellung. Ursprünglich nur als Verwertungsgesellschaft für Online-Musik gedacht, will sie nun auch Live-Musik lizensieren. Die Lizenzen sollen unter der „Creative Commons Licence“ erfolgen, also für Werke, die von vornherein „gemeinfrei“ sein sollen. Was allerdings wiederum in der angeblich so einfachen individuellen Differenzierung der Verfügbarmachung der Gebrauchsmöglichkeiten ziemlich gemein für den Nutzer werden kann. Es gibt z.B. im Bildbereich schon genügend Fälle, wo bei falscher oder Nicht-Angabe der Lizenz Abmahner saftig abkassieren. Irgendwie irrwitzig, wenn man doch für immer und ewig sein Werk kostenlos verfügbar machen will.
Natürlich klingt es für Berufsanfänger immer erstmal wahnsinnig kompliziert, wenn man von der GEMA und ihren Regelwerken liest. Einfacher nimmt sich da auch in der eigenen, kleinen, bescheidenen jungen Lebenserfahrung die Möglichkeit aus, Werke gratis in die Welt zu setzen und zu hoffen, dass bei dadurch sich vermeintlich besser einstellenden Zugänglichkeitserfolg irgendwann jemand findet, der zumindest einmal richtig viel Kohle dafür auf den Tisch legen wird. So scheint einem die „c3s“ verlockend einfach. Ist sie das aber wirklich? Irgendwann sagte sie, dass sie sich erst dann vom Deutschen Patent- und Markenamt die Zulassung erhielte, wenn sie 3000 Urheber unter ihrem Dach vereinen würde. Bisher betreibt sie nur Crowdfunding, um überhaupt eine Lizenzsoftware zu erstellen. Vor kurzem hatte sie gerade einmal 600 Mitglieder, im Jahr davor nur 300. Rechnet man das boshaft nicht-exponentiell hoch, würde sie erst nach sieben mageren Jahren 3000 Mitglieder vereinen, um dann richtig tätig werden zu können.
Bemerkenswert ist auch, dass wohl ausgerechnet „bitkom“ einer der Player Sponsor ist, der sich von kostenlos lizensierter Online-Musik endlich die Vereinfachungen wünscht, die ihm die GEMA nicht bietet, die sehr wohl online lizensiert: umsonst und umfassend auf geschaffene Musik zugreifen, die so wichtig für das „gute Rüberkommen“ all der netten Inhalte ist, die jenseits reiner Textinfo noch weiterer Unterstreichung bedürfen. Da ist die Musik im emotionalen Sinne dann doch der grösste Unterstützer im Vergleich zu all dem visuellen Klimbim. Man stelle sich mal alle bewegte Internetwerbung auf Youtube ohne Musik vor, Pornos ohne Sound, etc. Da wird der Genuß doch recht langweilig. Das sieht man ja auch im Gamesbereich, wo etliche Unternehmen schon verlangen, dass man als komponierender Mensch nicht Mitglieder einer konventionellen Verwertungsgesellschaft ist. So erklärt sich die Freude jener Giganten, mit c3s vielleicht Musik letztlich per totalem buy-out, also nur einmaliger Vergütung, Musik, ohne die das eigentliche Produkt nie so glänzen würde wie mit Musik, gegen nicht einmal einen Apfel und ein Ei oder gerade eben nur dafür zu erhalten.
Wie man so hört, scheinen selbst die c3s-Macher inzwischen die GEMA immer mehr in ihrer Administration und ihren Strukturen zu verstehen, je näher man dem gestecktem Ziel kommt. Es zeigt sich eben doch, dass eine Verwertungsgesellschaft stark sein muss, vor allem für die Nutzer das Beste herausholen muss. Denn als Komponist sollte man nie alleine fragen, ob eine Verwertungsgesellschaft angeblich sozial hinderlich ist. Man sollte immer fragen, wie man am Besten zu seinen gesetzlich zustehenden Vergütungen von Urheberrechten kommt. Denn es ist zwar einerseits schön, Freunde umsonst zu beglücken. Wenn man von der weiteren Nutzung seiner Musik aber auch noch was haben möchte, dann geht es wohl nur mit einer starken Partnerin. Eines sollte klar sein: wenn eben jemand doch mal kommt und so richtig fett Geld für ein CCL-lizensiertes Werk ausgibt, verdient der eben von jener zeitlich nun folgenden Nutzung und Verfügbarmachung seinerseits in seinen Kontexten auf alle Fälle. Da mag man noch so sehr in nicht-kommerziell oder kommerziell unterscheiden. Hinten rum verdient dieser Weiterverwerter eben auch an nicht-kommerziellen Inhalten, wenn er diese dann z.B. mit Werbung für anderes verknüpfen kann.
Wenn es stimmt, wird ab 2014 sowieso eine EU-Richtlinie auf die GEMA zukommen, die ihr einräumt, nicht-kommerzielle Rechte zu lizensieren. Also wird über kurz oder lang die Frage aufkommen, ob c3s nicht gleich mit ihr fusioniert. Man munkelt ja schon, dass c3s das Inkasso der mächtigen Partnerin nutzen möchte, wie die GEMA es z.B. auch für die VG Musikedition, die mit den Kindergartenliedern, macht. Bei meinem letzten Besuch des erweiterten DKV-Vorstands in den Räumen der GEMA fiel mir auf, dass diese seit eh und je die „c3s“ geschluckt hat: auf allen Sprechanlagen steh CCS 410, also einerseits der übliche Versprecher von „c3s“ zu „cs3“, dies gleich mächtig vergrössert zu einem doppeltem „C“ samt dem Faktor 410, den man der GEMA allemal eher abnimmt als der „c3s“. Was dies zur Folge haben kann? Kommt lieber gleich zur GEMA und baut in ihr an Eurer Zukunft mit als auf lange Sicht doch nur „Opfer“ von den kargen Versprechen der glitzernden Agenturen und Rechteverwerter zu sein, die Euch ein künstlerisches Hungertuch als hip anbieten und Euch noch mehr ausmergeln denn auf Euren schönsten dünnen Hipster-Instagram-Accounts.
Komponist*in
Was „gemeinfrei“ ist entscheidet weder die „Creative Commons License“ noch die GEMA sondern die Urheberrechtsgesetze der einzelnen Länder. Ein Urheber muss weder Mitglied von c3s noch der GEMA sein, damit seine Werke urheberrechtlich geschützt sind. Die Unterschiede zwischen GEMA und c3s sollen eher in der Art der Lizenzierung liegen.
Doch auch ich halte es für ein völlig utopisches Projekt, auch für ein völlig unnötiges, denn entgegen aller schlechten Presse ist die GEMA in Wahrheit eine ultrademokratische Behörde. Die Gleichbehandlung der GEMA ist geradezu sozialistisch. Die Vorteile die die „Großen“ bei der GEMA haben, sind bei Licht besehen läppisch im Vergleich zu dem, wie kommerzielle Unternehmen wie Plattenfirmen und Musikverlage Künstler entsprechend dem Marktwert behandeln.