Ein paar Gedanken zur Rundfunkgebühr.

Es ist ja schon eine verrückte Welt: seit Jahren liegen uns die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten mit den drohenden sinkenden Gebühreneinnahmen durch die Rundfunkgebührenreform in den Ohren und streichen Orchester, Festivals und Spartensender zusammen…..dann steht jetzt in der Zeitung, dass durch die Gebührenreform ein Überschuss von EINER MILLIARDE (1.000.000.000) EUR entstanden ist für die Jahre 2013-2016 (geschätzt laut diesem und anderen Artikeln)…

Werbung

Wo verschwindet denn dieses ganze Geld hin, anstatt die Radio- und TV-Kultur in diesem immer kulturignoranteren Lande zu retten (was dringend nötig wäre)? Finanziert sich ein Herr Boudgoust damit seine „Villen im Tessin“ (Klaus Staeck)?

Ganz so einfach ist es nicht – wenn man den Artikel etwas genauer liest, stellt man fest, dass ein Großteil dieses Geldes bei den privaten Sendern landet, wogegen der öffentlich rechtliche Rundfunk zum Beispiel „stagniert“. Aber „stagnieren“ ist immer noch wesentlich besser als das, was man uns in der letzten Zeit als große Geldkrise der öffentlich-rechtlichen präsentiert. Und außerdem überlegt man sich nun allen Ernstes, die Rundfunkgebühr ab 2014 sogar um ein Euro zu reduzieren. Anscheinend ist den Betreibern der Gebührenreform der Erfolg ihrer Reform selber peinlich geworden. Warum eigentlich? Warum müssen wir uns dafür schämen, dass es unseren Sendern gut geht, wenn diese zum Dank dafür auch ein gescheites Programm produzieren würden? Wäre das so, ich würde sogar gerne das DOPPELTE an Rundfunkgebühren zahlen, kein Problem….

Man rechne einfach mal nach – ein Euro pro Monat bei geschätzten 20 Millionen Haushalten in diesem Lande (wahrscheinlich sind es mehr) machen 20 Millionen EUR PRO MONAT. Warum nicht einfach bestimmen, dass genau dieser Euro „zu viel“ NUR an die öffentlich-rechtlichen Sender geht, mit dem expliziten Auftrag, diese 20 Millionen Euro pro Monat ausschließlich für qualitativ hochwertige Kultur- und Bildungsangebote und den Erhalt ihrer vielen großartigen Orchester zu verwenden? Das wäre mit diesem Geld ein absolutes Kinderspiel, und man könnte dann sogar endlich das Erste staatliche Internetorchester gründen, das ich schon seit langem fordere.

Und man müsste dazu noch nicht einmal die Rundfunkgebühr erhöhen – MAN MÜSSTE SIE EINFACH NUR SO LASSEN WIE SIE MOMENTAN IST!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Wäre das so schwer? Vielleicht als Anreiz: Die ersten 20 Millionen gehen auf das Konto von Herrn Boudgoust. Der kann sich davon eine Villa im Tessin kaufen und ist dann vielleicht gnädig gegenüber Reformen gestimmt, die nicht zerstören sondern aufbauen.

Wäre ja auch mal was.

Moritz Eggert

Liste(n) auswählen:
Unsere Newsletter informieren Sie über Neuigkeiten im Badblog Of Musick. Informationen zum Anmeldeverfahren, Versanddienstleister, statistischer Auswertung und Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzbestimmungen.

3 Antworten

  1. Janosch Korell sagt:

    Das ist die alte Propaganda der „leeren“ Kassen, die ja schon Kohl benutzte um seine a-soziale Politik als dringend notwendig zu verkaufen. Genauso wenig richtig ist der Unsinn von „wir haben über unsere Verhältnisse“ gelebt. Bei über 2 Billionen Vermögenszuwachs der privaten Haushalte seit 1991 haben WIR nicht über unsere Verhältnisse gelebt, sondern eher ein paar wenige Schmarotzer in der Oberschicht.
    Wieso in diesem Land keine Politik möglich ist, die dem Großteil des Landes hilft? Das kann unter anderem daran liegen, dass die Politik mit der Wirtschaft verbandelt ist und da müsste ja der arme kleine Teil, der von dem ganzen System profitiert, dem großen, noch ärmeren Teil ja was abgeben.
    Ich bin eher dafür, so A..löcher wie Boudgoust rauszuschmeißen und das System so zu reformieren, dass es solchen A-Löchern nicht mehr möglich ist ihre dummdreiste Politik zu machen und das Geld an die fließt, die es verdient haben: Den Künstlern!

    In Frankreich z.B., gehen 1-2 Euro von der Kinokarte an die Kapitalsammelbecken für die Filme. Da bleibt auch was hängen und dann scheint es auch mit den Filmen zu funktionierten. Ein anderes leidiges Thema in diesem Land…

  2. Danke für den erhellenden Artikel. Was die Privaten Sender betrifft, meint der verlinkte Welt-Text die Gesamteinnahmen, die wuchsen, also für die Privaten Einnahmen aus Werbung, die Öffentlich-Rechtlichen aus Gebühren u. Werbung. Meinst Du nun, dass die Privaten auch was aus dem Gebührentopf der KEF erhalten o. hab ich was missverstanden? LG Alexander

  3. Hufi sagt:

    Ich glaube, die Sache ist, wie Alexander schon andeutet, anders: Die Haushaltsabgabe geht an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ARD, ZDF, ARTE, Deutschlandfunk und -radio).

    Das macht die Sache ja aber nicht leichter. Bestimmt wird die Gebühr duch eine Kommission (KEF, Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten). Die Sender melden den Bedarf an, die Kommission entscheidet, ob der Bedarf vorliegt.

    Bei der Einführung der Haushaltsabgabe wusste man nicht, ob genug zusammenkommt oder nicht. Offenbar haben das Intendanten dazu genutzt, vor allem zu sagen, es wird nicht reichen, weshalb Sparen angesagt sei. Nun zeigt sich a) dass sogar mehr drin ist und dass b) mehr als der Bedarf drin ist. Also ist es nur logisch, wenn man die Gebühren senkt. Was auch für die Akzeptanz der neuen Haushaltsgabe föderlich wäre. Und es ist momentan damit wohl Platz da, um in schwiergen Fällen, vielleicht auch etwas nachgiebiger zu sein.

    Die Sache bleibt insofern bei den Anstalten hängen: Die müssen erklären, ob ein bestimmter Bedarf da ist und das rechtfertigen. Wenn die es hinbekommen würden, zu sagen, wir brauchen so und so viel Orchester und die Kommission sagt: „Klar!“ – dann wäre alles ganz prima.

    Nun ist ja die Antwort auf die Fragen, „was ist Bedarf, was wäre schön, was wäre wünschenswert?“ nicht einfach zu geben, weil der Bedarf am Ende das ist, was die Hörer und Seher bestimmen. etc.