10 Regeln für eine gute Filmmusik
1. wenn man sich nicht sicher ist, ob eine Filmszene Musik braucht, lieber erst mal die Musik weglassen. Ist meistens richtig.
2. Wenn die Musik aus dräuenden und ominösen Mollakkorden besteht und gleichzeitig dräuende und ominöse Geräusche zu hören sind, sollte man sich überlegen, ob die Geräusche allein nicht einfach auch reichen.
3. Grundsätzlich sollte man sich immer entscheiden, ob die Geräusche oder die Musik wichtiger sind und ob man wirklich beides gleichzeitig braucht. Im Zweifelsfall ein kleiner Tipp: Musik weglassen!
4. Wenn deutsche Schauspieler sich dem overacting hingeben, sollte die Musik schweigen. Stattdessen sollte auf der Tonspur das Hecheln eines räudigen Goldhamsters zu hören sein. Dies gilt vor allem, wenn Moritz Bleibtreu Goebbels spielt.
5. Wenn deutsche Schauspieler dräuend und ominös in die Kamera schauen, dürfen auf keinen Fall dräuende und ominöse Mollakkorde zu hören sein. Am besten lässt man sowohl Szene als auch Musik einfach weg.
6. Wenn der Regisseur „Emotionalität“ will und dann deutsche Schauspieler sinnend in die Kamera schauen und irgendein abgefuckter Chartsong darunter gelegt wird, sollte man stattdessen den Filmkomponist fragen, ob ihm nicht ein schönerer Song einfällt, der sich nicht so beim Publikum anbiedert. Und den Regisseur entlassen, denn das hält doch wirklich keine Sau mehr aus.
7. „Atmosphärische Musik“ jeglicher Art soll verboten sein.
8. Das Verwenden von Sample Libraries egal welcher Art ist grundsätzlich nicht erlaubt. Wenn der Film kein Budget für eine Harfe hat, soll der Filmkomponist entweder selber Harfe lernen oder einen Eierschneider verwenden, ist wenigstens originell.
9. „Sounddesign“ jeglicher Art ist grundsätzlich verboten.
10. Bei einem Establishing Shot der spielende Kinder auf einem Spielplatz zeigt, dürfen auf keinen Fall sentimentale Klavierklänge verwendet werden, vor allem nicht mit einem gesampelten Klaviersound aus irgendeiner verschissenen 08/15 Library.
und hier noch eine Bonusregel für einen guten Film:
11. Ein Drehbuch, das irgendwann einmal, vielleicht auch nur wenige Sekunden lang, durch die Hände eines deutschen Fernsehredakteurs gegangen ist, muss aus Sicherheitsgrünen zuerst sorgfältig desinfiziert, dann mit einem Flammenwerfer zu Asche verbrannt und diese Asche dann mit 13 Bleigewichten für alle Ewigkeiten in der Elbe versenkt werden, während ein Exorzist dabei 7 mal das Ave Maria aufsagt. Wer es dann immer noch verfilmen will, tut es auf eigene Gefahr.
Moritz Eggert
Komponist
Haha :) Ja so ist es. Hab eigentlich auch immer mehr das Gefühl, dass der Kumpel vom Regiesseur „mal schnell die Musik“ eingedaddelt hat. Das Kinoerlebnis wird immer mehr zu einem sinnlichen Alptraum.
Die Deutschen haben starke Probleme mit ihren Emotionen. Alles was irgendwie nur ein Gefühl andeutet gilt als Kitsch und muss entfernt werden.
Letzte Regel ist sehr wichtig! :P
Dies ist wohl ein Gesamteuropäisches Problem. Und je weiter man in Richtung Norden geht, umso drastischer wird das. Regisseure um Lars von Trier sind sozusagen die Antikitschler per se. Vom Grunde her kann man da sagen: Je kränker ein Film, umso anspruchsvoller. Muss am Sonnenmangel liegen…