Ich hasse Hans Zimmer. Eine Tirade

Irgendwann ist Schluss. Irgendwann ist die Grenze erreicht. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man nicht mehr kann, und sich der über Jahre hinweg aufgestaute Zorn entlädt in einem Wutanfall.
Diesen Wutanfall habe ich jetzt:

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ICH HASSE HANS ZIMMER!!!!!

Der Grund: Gerade eben war ich in der neuen Superman-Verfilmung „Man of Steel“ in der vagen und wahrscheinlich vollkommen irregeleiteten Hoffnung es handele sich um einen Film der vielleicht annähernd den Charme des alten Superman – Films von Richard Donner (mit dem besten Superman – Darsteller jemals: Christopher Reeves) erreichen könnte. Ich habe mich getäuscht.

Was bekam ich zu sehen? Ein selbstverliebter Superman – Darsteller, dessen „Liebesszenen“ (man kann das noch nicht einmal so nennen ohne sich zu schämen) mit einer vollkommen blassen Lois Lane ungefähr so viel Erotik entwickelten wie die Liason eines Gabelstaplers mit einer alten Schreibmaschine. Hölzerne und prätentiöse Dialoge, vollkommen ironiefreies und peinliches Pathos, schlimmster amerikanischer Patrioten- und Religionskitsch…all das wäre schon schlimm genug, um einen Kinoabend zu verderben. Russell Crowe war der mit Abstand beste Schauspieler des gesamten Films, und allein das ist schon furchterregend. Das Schlimmste aber war ….die Musik.

Jeder, der einmal die wunderbare und durchweg inspirierte Musik des 70er Jahre – Originals (John Williams) gehört hat, kann einfach nur das kalte Kotzen kriegen, wenn er den wummernden Schrunzklängen aus der anonymen Komponistenwerkstatt von Hans Zimmer lauscht: Billiger und abgefuckter, zynischer und talentloser geht es kaum noch. Spannung? Dröhnend aufgedonnerte Mollakkorde (meistens immer derselbe), langsam repetiert. Action? Dröhnend aufgedonnderte Mollakkorde (meistens immer derselbe), schnell repetiert. Das sind die einzigen zwei Einfälle, die Du je in Deinem Leben gehabt hast, und ich habe sie jetzt schon fucking hunderttausend Mal gehört, immer wieder, in all diesen schrecklichen und immer ähnlicheren Blockbustern, mit ihren verlogenen Drehbüchern, den immer gleichen Fortsetzungsgeschichten, den immer gleichen künstlichen CGI-Effekten, all das ist immer gleich, immer dasselbe, UND WARUM IST ES DASSELBE?, weil Du immer die gleiche verschissene Musik dazu machst.

Wobei ich mich frage, inwieweit Du sie überhaupt noch selber machst, ist es doch bekannt, dass Dein Arbeitsanteil an einer typischen Filmmusik ungefähr 1% ist, während hunderte von anonymen Lohnsklaven deine nicht vorhandenen Einfälle (meistens: Moll-Akkord, irgendwie repetiert) irgendwie aufmotzen, orchestrieren, Stimmen schreiben, DIrigieren, Aufnehmen….WEIL DU DAS ALLES NÄMLICH SELBER GAR NICHT KANNST! Und dennoch irgendwelche Kack-Oskars dafür bekommst, weil die Academy ohnehin inzwischen auf einem Dumpfheitsniveau angekommen ist, das nicht mehr zu überbieten ist.

Vielleicht bist Du, Hans Zimmer, ja in Wirklichkeit ein total netter Mensch. Vielleicht züchtest Du liebevoll Brieftauben, unterstützt hungernde afrikanische Kinder und bist nett zu Tieren, Kindern und alten Menschen. Aber das ist mir alles egal, denn Du stehst für mich für all das, was an heutiger Filmmusik falsch ist. Deswegen akzeptiere bitte, dass ich meinen Zorn an Dir ablasse, und nicht an einem Deiner hunderten von geklonten Kollegen DIE ALLE DIE SELBE KACKSCHEISSE WIE DU FABRIZIEREN UND DAMIT ALLE VERDAMMTEN FILME DIESER WELT VOLLKLEISTERN. Denn Du stehst stellvertretend für ein System, dass es geschafft hat, das Genre Filmmusik – einst ein lebendiges und faszinierendes Genre voller großer Künstler wie Morricone, Rota, Hermann und Goldsmith – komplett zu veröden, es abzuroden und ihm jeglichen Hauch von Qualität für immer auszutreiben. Daran bist Du Mitschuld.

Ich kenne Deine Ausflüchte schon. Habe ja auch einige Filmkomponisten als Freunde. Und was sagen die mir? Das System will das halt so. Die Fernsehanstalten sind feige. Die Produzenten sind feige. Die Regisseure sind feige. Und dann der „Massengeschmack“, der angeblich befriedigt werden muss.
WELCHER SCHEISS-MASSENGESCHMACK?
Warum akzeptierten die angeblich so doofen Massen z.B. in den 60er und 70er Jahren anspruchsvolle und avantgardistische Filmmusiken wie „Planet der Affen“ (Goldsmith)? Oder spannende Soundtracks wie die von Filmen wie „Der Exorzist“ oder „2001 – Odyssee im Weltraum“? Millionen rannten ins Kino, das waren alles Welthits. NIEMAND, NIEMAND SAGE ICH DIR HAT SICH BESCHWERT DARÜBER! Hat irgendjemand heute verboten, Qualität abzuliefern, anstatt einfach nur billigsten einfallslosen Brei, wie Du ihn wahrscheinlich in 2 Minuten zwischen Klo und Händewaschen erdenkst?

Das Schlimme ist ja, dass jemand, der so erfolgreich wie Du ist, das System verändern könnte. Das könnte schon damit beginnen, dass Du einfach mal nein sagst, wenn jemand mal wieder eine typische „Hans Zimmer“ – Musik will. Du könntest zum Beispiel dann einfach mal sagen, dass es vielleicht schön wäre, mal einen Film ganz ohne Musik zu haben. Oder zumindest mal die erste Stunde (wie in „Coma“ von Jerry Goldsmith, danach wirkte die Musik schon mal ganz anders). Oder mal nicht mit diesem schwurbelnden Einheitssound alles zuzuscheißen, den Du so erfolgreich produzierst, Du weisst schon, immer diese repetierte Mollakkord, keinerlei nennenswerte melodische Einfälle, einfach nur Sound, Sound, Sound, bis es einem zu den Ohren und zum Mund und zum Arsch rauskommt, immer nur dieser FASCHISTOIDE Einheitssound, zugekleistert mit der typischen Audiospur eines heutigen Films, wo alles bis zum Limit komprimiert und geboostet ist, damit es im Kino so richtig schön kracht und man vergisst, dass man ein Hirn hat.

Du bist der willfährige Zulieferer einer Industrie, die uns zunehmend für dumm verkauft, die uns die Unschuld unserer Jugend raubt, sie mit Füßen tritt und dann noch drauf pinkelt (wie zum Beispiel George Lucas mit seinen unsäglichen Episoden I, II, III). Du bist selber Lohnsklave einer zunehmend anonymisierten Industrie der Abfallwiederverwertung, musikalische Abfälle, visuelle Abfälle, alles nur noch größer, lauter und marktschreierischer (und jetzt noch in 3D). Früher hieß es“Pop will eat itself“, aber Pop hat sich schon längst selber aufgegessen und verdaut, und heraus kamen die Castingshows als nicht mehr enden wollende Geißel der Menschheit und allem, was noch irgendwie 1 und 1 zusammenzählen kann, es nach dem Anschauen der Castingshows aber dann auch vergisst. Inzwischen heißt es „Film will eat itself“, und Deine unsägliche, grottenschlechte, talent- und einfallsfreie, durchweg miserable Filmmusik ist die kotzgrüne Soße, die dazu serviert wird, bis man nur noch brüllen kann, bis man….

Ach, jetzt werden mir meine Freunde aus der Filmmusik böse sein. Aber ich beschimpfe ja nicht sie, unter denen es immer wieder wackere und aufrechte Ausnahmeerschinungen gibt, geschenkt, sondern das System und dessen dominante Macher, die aus lauter Zynismus und reiner Geldgier nicht anders können, als einfach immer so weiter zu machen, die Welt mit schlechter Filmmusik zuzumüllen, die dann auch von einer durch sie verdummten Masse goutiert wird, die inzwischen gar nicht mehr weiß, dass es auch mal so etwas wie anspruchsvolle und dennoch mitreißende Filmmusik gab, und dennoch staunt, wenn sie mal „Psycho“ oder „Citizen Kane“ oder „North by Northwest“ hören dürfen, Filmmusiken, die einerseits von zeitgenössischer Musik beeinflusst waren und umgekehrt wieder zeitgenössische Musik beeinflussten. Philip Glass gäbe es nicht ohne „North by Northwest“, man braucht nur die ersten Takte zu hören und hört das Gesamtwerk von Philip Glass, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte, ein anderes Thema.

Kurzum: Filmmusik an sich ist auf dem schlechtesten Stand seit ihrer Erfindung vor über hundert Jahren. Und auch wenn es wenige Aufrechte gibt, wie zum Beispiel van Trier (lieber keine Filmmusik als schlechte) oder Scorcese (lieber gute schon existierende Musik verwenden, als sich den Film von der 08/15-Soße irgendwelcher Arschlöcher kaputtkotzen zu lassen), und vielleicht auch noch einige andere – die sind Ausnahmen, und nicht die Regel. Ach ja, und dann gibt es auch noch Regisseure, die – manchmal unbeholfen, manchmal charmant – irgendwie ihre eigene Musik komponieren, wie John Carpenter oder Tom Tykwer, und auch das ist mir lieber als jede beliebige Filmmusik von Dir, Hans Zimmer, egal wie viele verkackte Oscars Du dafür bekommen hast, es ist mir egal, Scheiss bleibt Scheiss bleibt Scheiss bleibt Scheiss.

Dass Du so erfolgreich bist, ist nicht das, was ich Dir neide. Es ist das, was mich traurig macht. Denn ich weiß: mit jedem weiteren erfolgreichen repetierten Shit-Moll-Akkord-Film von Dir züchtest Du weitere kleine KLone von Dir heran, die dann auch so erfolgreich sein wollen, und sich dann ihre eigenen kleinen Hans-Zimmer-Musiken zusammenzimmern, JA, DIESEM KALAUER KONNTE ICH JETZT NICHT WIEDERSTEHEN, und es geht immer so weiter, bis in alle Ewigkeit, bis wir alle so verdummt sind, dass wir gar nicht mehr wissen, was Musik überhaupt ist, bis unser Gehirn auf die Größe einer Briefmarke geschrumpft ist, während Dir die Dollarscheine schon zum Hintern rauskommen.

Ich möchte, dass man Dich in einen Raum einsperrt, in dem auf Endlosschleife die Musik von MAN OF SHIT, äh STEEL läuft, immer wieder aufs Neue, von vorne, JEDER EINZELNE NICHTSWÜRDIGE TON. Das ganze falsche Pathos, dieser erbärmliche Versuch einer Melodie oder eines, wie sagt ihr Filmkompomnisten: „Themas“, das gerade durch die scheinbar ambitionierte Verwendung einer großen Septe (Du weißt, welche Stelle ich meine, oder vielleicht auch nicht, weil Du es schon wieder vergessen hast und schon an der nächsten Filmmusiksoße sitzt) seine absolute Verachtungswürdigkeit, Nichtigkeit und vor allem Abgefucktheit nur noch mehr zur Schau stellt.
Irgendwann läuft Dir dann das Blut aus den Ohren, und Du schreist ICH KANN NICHT MEHR und Du kniest nieder vor den Büsten all der Heroen und Könner, die wirklich noch Filmmusik schreiben konnten, die eine Oboe von einem Dildo unterscheiden konnten, all die Korngolds, Roszas, Schnittkes und was weiß ich, ALL DIE RICHTIGEN KOMPONISTEN EBEN, DU WEISST SCHON, NOTEN LESEN KÖNNEND, MIT TALENT, ANDERS ALS DU!

Und dann wird Dir – vielleicht – Vergebung zuteil. Vergebung, die ich Dir nicht mehr gönnen kann, denn ich bin beschädigt, verwundet, vergewaltigt von Deinen im Akkord herausgewichsten Machwerken.
Vergebung wäre möglich. Aber nur, wenn Du in Dich gehst, nein sagst, erst einmal aufhörst und erst wieder wagst, eine Filmmusik zu schreiben, wenn Du wirklich weißt, wie Komponieren eigentlich geht, denn dass Du es nicht weißt, beweist Du jeden Tag aufs Neue.

Darauf könnte man sich freuen. Oder darauf, dass es dann einfach mal a Ruah hätte.

Moritz Eggert

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71 Antworten

  1. GREAT shit, man! Es geht doch nichts über Psycho-Hygiene – vor allem, wenn sie auch noch sachlich gerechtfertigt ist ;-)

    BERNARD HERRMANN RULES!

  2. Max Gleschinski sagt:

    Wirklich wunderschön geschrieben. Auch ich habe mich stark an Zack Snyders Man of Steel aufgerieben. Was wir ein liebloses Stück Einheitsbrei…

    Jedoch sehe ich Hans Zimmer unter Anleitung einer tollen Idee durchaus als fähig, einen vernünftigen Score zu komponieren. Das Gedröhne hinter Inception beispielsweise hat Konzept: Jeder Titel beinhaltet den Song ‚Je ne regrette rien‘ von Edith Piaf, der ja durchaus in bester Inception-Manier storymotiviert ist. Dass Inception ebenso wie der Edith Piaf-Song eine Laufzeit von 2:28 (Min/h) hat ist zwar nicht Zimmers Verdienst, aber das Einbringen des Ursprungsthemas in die Filmmusik ist wirklich hervorragend gelungen. Ein toller Soundtrack.
    Auch wenn man The Dark Knight Rises und Man of Steel sowohl als Filme, als auch als Filmmusik knicken kann.

  3. Ok, aber hätten nicht auch 160 Zeichen für die Kritik gereicht, mehr macht das Thema doch nicht her, es sei denn, man will sich in Zimmers Ruhm sonnen.

  4. Nikolai Jochmann sagt:

    Heieiei, da ist aber jemand wütend! ;)
    Ich habe selten, um es in deiner Wortwahl auszudrücken, solch einen scheiß in den letzten Jahren gelesen.
    Wie oberflächlich kann man denn eine Tirade noch gestalten. Du betrachtest Hans Zimmer als Person, sein schaffen und genrell die Filmmusik nur oberflächlich. Die meiste zeit widmest du deiner teils berechtigten Kritik, an der Filmindustrie und Man of Steel.
    Ich frage dich nun, warum sollte Hans Zimmer, wie du es beschrieben hast, seinen Styl beiseite legen und komponieren wie ein Goldsmith etc.?? Ist das der Sinn der Filmmusik? Mit sicherheit NICHT! Er hat seinen Styl und den hat er in der Vergangenheit schon sehr oft unter beweis gestellt. Ich höre mir Hans Zimmer sehr gerne an, bin aber zumeist selbst sehr kritisch. Dennoch denke ich nicht, dass man ihn dafür zur verantwortung ziehen kann, dass so viele Zimmer Kone da draußen rumlaufen. Es ist sein Styl, er hat ihn geprägt, und es wäre lächerlich zu sagen, dass er ihn mit einem mal ablegen soll.
    Das Argument, dass er nichts selbst machen würde ist auch schon sehr ausgelutscht und entspricht nicht der Wahrheit! Wie hätte er sonst so oft für den Oscar nominiert sein können?? Ein Kriterium um nominiert zu werden ist der Nachweis mindestens 70% der Musik komponiert zu haben. Man denke außerdem an Zimmers große Soundtracks wie Rain Man, Miss Daisy und ihr Chauffeur oder A world apart, bei denen er noch keine Helfer um sich gescharrt hatte. Er kanns auch so. Ich gebe zu, dass er zwischenzeitlich viel Mist komponiert und komponiert hat und dass Man of Steel einer der schelchteren Soundtracks ist, trotzdem spürt man jedes Jahr in irgendeinem Film, zu dem er die Musik macht die einfache Genialität!! Bspw. Inception, Dark Knight Reihe, Sherlock Holmes, Gladiator, Last Samurai, Fluch der Karibik, um nur mal ein paar zu nennen. ;)
    Zu sagen, dass jemand schlecht ist, nur weil er keine Ahnung von Musikteheorie, geschweige denn Noten zu haben scheint wiederspricht sich selbst, wenn er nur ein Abba Lied mag, wenn er Stevie Wonder, Elvis Presley, Eric Clapton, Paul McCartney, John Lennon, Kurt Cobain oder noch viele mehr gehört hat und die Songs mochte.
    Das nächste mal einfach den Hass an den richtigen auslassen, undzwar an den Studios, dann ist alles Gut!

    In diesem Sinne einen schönen Tag noch! :)

  5. nnoiz sagt:

    danke, das war längst überfällig.
    ich kann nicht gerade sagen, dass ich hans zimmer hasse, ich kenne ihn nicht, aber seit wallace & grommit versuche ich ihn zu vermeiden. er steht in der tat für den immerselben standard-einheitsbrei. endstation 200 mann orchester.
    alle die ihm nacheifern schlagen sich mit libraries herum , oder auch mal mit einem echten orchester, wenn es das budget erlaubt.
    warscheinlich wird er sich darauf berufen, dass die produzenten genau das wollen…aber wenn man sich nicht nach solchen erfolgen etwas herausnehmen kann, wann dann ??
    ein blick in einige krimis unser nordeuopäischen nachbarn zeigt zum glück, dass es auch anders geht, und man auch durchaus auch mal mit 2 e-gitarren spannung erzeugen kann….

  6. Ich finde jeder sollte einen „Styl“ haben :-)

  7. Und natürlich geht es nicht speziell um Zimmer und „Man of Steel“, das war nur Auslöser. Es geht um den Stand der heutigen (kommerziellen) Filmmusik, und der macht mich tatsächlich zunehmend fertig. Ich bin kein Nostalgiker, aber selbst x-beliebige Trashfilme aus den 50er und 60er Jahren haben ansprechendere und intellektuell stimulierendere Musiken als der durchschnittliche heutige Blockbuster.

  8. Ralf Wienrich sagt:

    Lieber Moritz Eggert,

    es ist nicht ohne Ironie, dass ausgerechnet ein poster child der sogenannten Neuen Musik den Untergang des Abendlands beschwört. „Mollakkorde (meistens immer derselbe), langsam repetiert“ – hey Moritz, das nennt minimal music. Dass HZ seine Repetitionen konzeptionell und handwerklich virtuos produziert, ist ihm nicht vorzuwerfen. Dass er dies in seiner Firma tut, oder tun lässt (früher nannte man es eine Bottega), finde ich noch viel weniger verachtenswert.

    Vergleiche doch einfach mal Erzählweise, Schnittfrequenz, Soundebene usw. des (ebenso törichten) „guten“ alten Superman mit „Man of Steel“. HZ hat seinen Weg gefunden, sich musikalisch in diesen neuen Kanon einzufügen.

    Was soll diese ganze Aufregung? Bad Blog Of Musick echauffiert sich über Hans Zimmers Bad Boy Entertainment – Philosophie/Ästhetik. Pharisäisch? Neidisch? Zarathustras Grunze-Schwein?

    Und wenn wir schon bei Nietzsche sind, nachfolgend meine Lieblingsstelle aus „Der Fall Wagner“. Die Welt dreht sich schon immer so lieber Moritz. Naja, vielleicht war die Sprache damals etwas eleganter.

    „Wagner ist ein grosser Verderb für die Musik. Er hat in ihr das Mittel errathen, müde Nerven zu reizen, – er hat die Musik damit krank gemacht. Seine Erfindungsgabe ist keine kleine in der Kunst, die Erschöpftesten wieder aufzustacheln, die Halbtodten in’s Leben zu rufen. Er ist der Meister hypnotischer Griffe, er wirft die Stärksten noch wie Stiere um. Der Erfolg Wagner’s – sein Erfolg bei den Nerven und folglich bei den Frauen – hat die ganze ehrgeizige Musiker-Welt zu Jüngern seiner Geheimkunst gemacht. Und nicht nur die ehrgeizige, auch die kluge … Man macht heute nur Geld mit kranker Musik; unsre grossen Theater leben von Wagner.“

  9. Kiki sagt:

    Hans Zimmer hat zwei meiner liebsten – übrigens ziemlich unterschiedliche – Filmscores (für Thelma & Louise und Black Hawk Down) geschrieben, die mir zu unterschiedlichen Zeiten meines Lebens sehr viel Freude bereitet haben und ich kann ihn schon deshalb nicht hassen. Aber ich verstehe, daß Dir der 08/15 Sound auf die Nerven geht, mit dem fast jeder Hollywoodschinken heute unterfüttert ist. Nur passt das halt zu den 08/15 Filmen – eine lieblose Comicverfilmung nach der anderen, ein bombastischer „Action“film nach dem anderen, seelenlos, inhaltsfrei, keimfrei, mit austauschbaren Drehbüchern, Darstellern, Special Effects und eben auch Musik.
    Und den Anfang hat übrigens John Williams gemacht. Ja, schlagt mich, aber dessen öder, vorhersehbarer Bombast ist mein persönliche Hassobjekt. Eine gute Idee (Jaws), ein, zwei nette Themen (Indy, Star Wars) und dann rinse and repeat ad nauseam.
    Andererseits – wozu soll er sich groß anstrengen, wenn die Filme, für die er schreibt, auch nur noch blasse Kopien im siebten Durchschlag sind? Star Wars 6?
    Seufz. Ich vermisse Lenny Niehaus.

  10. Bleibt die Ästhetik: ich wage mich ggf. nun auf brüchiges Terrain, da ich zwar ausgebildeter E-Komponist bin, mich ein wenig mit Oper auskenne, aber bisher keine Erfahrung als Filmkomponist habe. Ausserdem erlebe ich Filmkomponisten als meist sehr respektvoll gegenüber ihren E-Kollegen. Das sollten beide Seiten auch generell nicht in Zweifel ziehen. Aber nun sei Geld von Kunst getrennt! Es geht also nicht um Neid. Es geht um die Frage, ob sich Filmmusik und E-Musik ästhetisch gegenseitig was zu sagen haben, sich was sagen können und dürfen.

    Bleiben wir noch kurz beim Menschlichen. Filmkollegen stützen E-Musik auch gerade deshalb, weil sie dort die Brutstätte für neue musikalische Ideen vermuten. Was wirklich aus meiner Szene mal nach aussen dringt, mag dies auch bestätigen. Generell beherrscht die Filmmusik wie die Kunstmusikszene allerdings der graue Alltag mit all seinen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. Einfallslosigkeit und Strategien zu deren Kaschierung bis hin zu Musik, die nur noch aus diesen Vermeidungsstrategien besteht, existiert zuhauf auch im Feld der Neuen Musik wie konservativerer E-Musik-Formate. Da soll sich niemand was vor machen. Dennoch sei gefragt, warum seitens der Filmmusik eine so starke Zurückhaltung besteht, das Neueste aus der E-Musik mit starker Traute abzuschöpfen.

    Liegt es am originär „dienenden“ Charakter der Sparte Filmmusik? Als positives Beispiel für den Einsatz Neuer Musik, speziell der von György Ligeti, wird immer wieder 2001: A space Odyssey (1968) der Abstand zwischen der benutzten Musik von Atmospheres (ca. 1961) und dem Film selbst sind 6-7 Jahre. Da schlug ein Regisseur schneller zu als wohl die Filmmusik selbst. Aus 1968 stammt genauso der hier angeführte Planet der Affen mit der Musik von Jerry Goldsmith. Deren atonaler Stil entspricht in etwa der Neuen Musik zwischen 1945 und 1955, die Momente der Kombination von Atonalität und Elektronik, wie z.B. zum Vorspann, gehört in die Zeit von 1955-1965. D.h., der Abstand zwischen Entstehung der Stilistik als Kunstmusik und ihr Einsatz als Filmmusik beträgt hier im Schnitt 10-15 Jahre. Der Schritt für einen Regisseur für den Einsatz von Kunstmusik ist mit 5-10 Jahren um genau diese 5-10 Jahre schneller als die Filmmusik seitens derer Komponisten selbst. Das mag man garantiert widerlegen können, von Filmen ausgehend aus dem gleichen Jahr, einer überhaupt mutigeren Zeit als heute, gemessen an damals sehr populären Filmen, dürfte diese Verallgemeinerung dennoch tragfähig sein, ggf. mit Modifikationen aus einem besseren und anders recherchierten Wissensstand als meinem.

    Springt man in die Jetztzeit, so fällt einem das im Badblog besprochene Shutter Island ein. Hier wird ebenfalls durch den Regisseur zeitgenössische Kunstmusik eingesetzt. Die avancierteste, also am weitesten von traditionellen Mustern entfernte Musik sind Stücke aus den Jahren zwischen 1960-70 wie Lontano von György Ligeti oder die Hommage an John Cage von Nam June Paik. Das mitunter am spätesten entstandene Stück Neuer Musik, wobei strittig ist, ob man dies so überhaupt einordnen kann, ist Krzysztof Pendereckis Passacaglia aus seiner 3. Sinfonie, die 1995 wohl beendet worden ist. Die Zeitspanne zwischen benutzter Musik und Film schwankt so extrem zwischen 50 bis 15 Jahre. Wobei die jüngste eingesetzte Musik nicht unbedingt dem avanciertesten Materialstand ihrer Entstehungszeit entspricht. Die Spange des Einsatzes von Neuer Musik durch den Regisseur ist also von 5-10 Jahren durchschnittlich auf 32,5 Jahre aufgegangen!

    Wo liegen da nun die Filmkomponisten? D.h., deren eingesetzter Materialstand dürfte nun bei 30-40 Jahren zwischen Entstehung des Stils und dessen Einsatz liegen. Nehmen wir Brian Ferneyhough, Helmut Lachenmann, Mathias Spahlinger, Wolfgang Rihm, Steve Reich und Gerard Grisey, etwas willkürlich, doch sehr breit das Spektrum einer Breite einer gewissen Avanciertheit Neuer Musik abdeckend, ergäben sich von 2010 gerechnet folgende Stücke als Bezugspunkte vor ca. 35 Jahren: Ferneyhoughs Time and Motion Studies I-III, Lachenmanns Accanto oder Schwankungen am Rand, Spahlingers morendo oder 128 erfüllte augenblicke, Rihms Dis- oder Sub-Kontur, Reichs Music for Eighteen Musicians und Griseys Partiels. Für Steve Reich und Rihm sehe ich Möglichkeiten des Einsatzes bzw. deren Stilistika, vielleicht kann man so manche Trommel- und Bassorgie Rihms auch bei Hans Zimmer unwissentlich eingesetzt finden.

    Das ist natürlich polemisch. Auch muss man immer berücksichtigen, ob Neue Musik oder mutigere E-Musik immer zum Sujet eines Films passt. Kritisch hinterfragt muss werden, warum eigentlich heutige Filmscores sogenannter Block-Buster so austauschbar sein müssen, so auch der hier angegangene Hans Zimmer gegen sich selbst austauschbar ist. Ging es 2010 in Shutter Island mit sehr charakteristischer Neuer Musik so müsste sich diese auch durch Übernahme durch die Filmkomponusten in einem ähnlichen Materialstand und einer entsprechenden Chrakaterisierungshöhe einsetzen lassen. Nur auf die Studios zu schimpfen reicht da nicht aus. Man muss ihnen in einem zähen Prozess eben auch Eigenständigeres anbieten, unterjubeln, so es einen Hauch einer Möglichkeit dafür gibt. Viele reine E-Musiker kennen auch die harte Front des Populären. Und wagen doch immer wieder versteckt im passenden Moment das „Abgefahrenere“.

    Noch ein Ausflug zum Ende: nehmen wir an, dass Musik im Film heute nicht mehr zu melodisch, zu rhythmisch eigenständig, zu zu ordnend sein darf. Die unglaublichen harmonischen Möglichkeiten eines Spektralismus a la Gerard Grisey und dessen Klangderivate, wie z.B. auch ein Fausto Romitelli einsetzte, lassen sich in ihrer grundsätzlichen erstmal sub-morphologischen Erscheinungsform und ihren harmonischen Links zu allen traditionellen und neuere Stilen hervorragend einsetzen, jede verstimmte Gitarre, die eine gewisse Atmosphäre ausstrahlt, liesse sich so genauestens frequentiell bestimmen. Wie gesagt, dies versteht sich nicht als den Versuch mit Arroganz der hochausgebildeten Kunstmusik auf die in ihren momentanen wichtigsten Adepten wie Hans Zimmer heute stark autodidaktisch geprägte Filmmusik herabzublicken. Die Frage nach der Schere zwischen den Beteuerungen des Respekts vor den Entwicklungen der Neuen Musik und ihres wirklichen Einsatzes im Film bleibt seitens des Films unbeantwortet, geht man mit einer Orientierung am heutigen Modell einer wirklichen Kunst seienden eigenen Entwicklung aus dem Weg, verfeinert man allein das Kunstgewerbliche in Hinsicht auf perfekte Politur und Bravheit des Erfüllens.

  11. @Ralf: Ich stimme Nietzsches Zitat über Wagner in jedem Satz zu – und ich habe mich dieses Jahr wirklich sehr viel mit Wagner beschäftigt.
    Ein literarisches Stilmittel ist die Übertreibung und Überspitzung – großartig angewendet zum Beispiel von Thomas Bernhard in seinen endlosen Tiraden. Natürlich wendet sich mein Artikel überhaupt nicht gegen Hans Zimmer, das ist glaube ich das große Missverständnis. Er wendet sich gegen eine verlorene Kunst (Filmmusik) in der Hoffnung, dass diese glorreich wieder auferstehen möge.
    Um eine solche Diskussion zu entfachen, muss man aber provozieren und auch ärgern. Dafür entschuldige ich mich ganz gewiss nicht.

  12. Betroffener Hund sagt:

    seh ich auch so @Volker… da hat sich einer ziemlich reingesteigert.
    Wer sich den Hollywoodmüll ansieht, braucht sich nicht zu wundern.

  13. Janosch Korell sagt:

    Das was ich an der Polemik großartig finde und leider in der Öffentlichkeit nicht thematisiert wird, ist die Verantwortung als Künstler gegenüber der Musik und der Gesellschaft. Letztendlich kann ja jeder seinen Kram machen, wie es ihm gefällt, aber was erschreckend ist, ist die Dominanz von „Scheiße“ die sich in den letzten 20-30 Jahren in der populären Musik, wie in der Filmmusik zugenommen hat. Natürlich gibt es die dämlichen Produzenten, Studios und Konzerne, die Musik als leblose Ware betrachten um den maximalen Gewinn damit erwirtschaften wollen. Das Ergebnis zeigt uns die Popindustrie in der heutigen Zeit, denn die ist wie ihre Ware: Tot!
    Der Grund, den ich dafür sehe ist, dass wenn man Menschen an „Scheiße“ gewöhnt, sie die Ware, also die Musik auch so behandeln und den wertlosen Brei als das behandeln was er ist: wertlos. Leider trifft es eben nicht nur die „Scheiße“ , sondern jede Art von Musik in der heutigen Zeit. Zu sagen, die breite Masse will es halt, ist eine dumme Ausrede, denn die breite Masse ist eine Masse und eine Masse ist modellierbar. Es liegt in der Hand derjenigen, die die Ware herstellen, wie sie die Masse bearbeiten. Wie es schon in der Popindustrie zu sehen ist, ist die Rechnung aufgegangen. In der Filmmusik darf es nicht so werden und es läuft leider schon alles darauf hinaus.
    Letztendes haben es aber wir Kreativen in der Hand, ob wir unsere Ware als „Scheiße“ zur Verfügung stellen, oder einfach Nein sagen und der Hans Zimmer, so wie viele andere, hätten diese Wahl und dann würde sich was ändern. Die breite Masse würde sich die Scheiße mit Sicherheit nicht zurückwünschen.

  14. @Ralf Wienrich:

    Was soll diese ganze Aufregung?

    Moritz Eggert hat nicht aufge*deckt*, sondern aufge*schrien*: Filmmusik ist zu wichtig, um sie der School-of-Zimmer zu überlassen. Wenn sich die E-Komponisten-Zunft zu fein ist, um sich mit dem Thema zu beschäftigen, darf sie sich auch nicht wundern, wenn sie nie nach ihrer Meinung zu allgemeiner interessierenden Themen befragt wird.

    Wer immer schon fertig ist mit seinem Urteil über populäre Musik (und ich meine jetzt nicht Pop-Musik, sondern schlicht Musik, die, horribile dictu, erfolgreich ist), macht es sich schon sehr einfach in seinem Elfenbeinturm.

    Es ist für einen E-Komponisten viel schwieriger, undankbarer und – sozial – anspruchsvoller, Filmmusik von Hans Zimmer zu thematisieren als die letzte Komposition seines Studienkollegen.

    Die Welt dreht sich schon immer so lieber Moritz.

    Uff, was für ein onkelhafter Ton.

  15. Philipp Sobecki sagt:

    Sich über Hans Zimmer aufzuregen machen viele, ich gehöre auch mit dazu. Nur stößt man damit auf taube oder aggressive Ohren. Dabei sind die Zimmer-Fans eine wichtige Anlaufstelle, wenn man überhaupt auf einen eventuellen Missstand aufmerksam machen will. Etwa, dass man Filmmusik schreiben kann, die sowohl gewaltig/episch, als auch irgendwie tiefgründig ist. Also sowohl für Laien, als auch für Kenner etwas bietet. Ich finde die LotR-Musik da ganz gut.
    Meckern kann jeder, aber Überzeugen kann man denke ich nur dann zuverlässig, wenn man die Ausgangslage der Fans kennt. Wenn man nicht die Position des Laien/Fans einnimmt und trotzdem argumentiert, sind die Argumente für die Leute so gut wie immer nicht nachvollziehbar und beschränken sich deshalb auf ihre schwächere Wirkung als Argumente vom Typ „Expertenmeinung mit schleierhaftem Inhalt“. Dazu sind die YouTube-Diskussionen in Zimmer-Videos zwischen Fans und Hassern ziemlich erhellend (und nebenbei unterhaltsam).

    Hier mal eine Zusammenfassung von dem, was ich häufig von Laien- und Zimmerfans höre:
    – Musikkenner meinen, dass nur komplizierte oder schräge Musik gute Musik ist.
    – Wozu komplizierte Musik, wenn die einfache schon so geil ist?
    – Komplizierte Musik kann einen nicht packen.
    – Anspruchsvolle Musik im Sinne der Kenner = Musiktheorie und Musiktheorie ungleich Emotionen.
    – Hans Zimmers Musik ist gut, sonst wäre er nicht so erfolgreich.
    – Hans Zimmer kann etwas, sonst wäre er nicht so erfolgreich.
    – Die Kenner haben unrecht, sonst hätte man schon etwas von ihnen und ihrer Musik gehört. [umgekehrt, an den Kenner gerichtet:] Warum kennt man dich denn nicht/Warum verdienst du keine Millionen?
    – Qualität kann man nicht messen oder gegeneinander abwägen.
    – Letztendlich kommt es auf die Emotionen an.

    Außerdem sollte man sich in Diskussionen auch als Zimmer-Liebhaber ausgeben, sonst rasten die Leute schnell aus. Ist ja auch klar, schließlich versucht man ihre Lieblingsmusik schlechtzureden. Die meisten von uns reagieren auch allergisch, wenn man sich abwertend über Neue Musik äußert. Nebenbei bemerkt ist die Kritik oft genauso berechtigt wie die an Hans Zimmer: Neue Musik ist oft auch nicht besser. Gleiches gilt für E. Whiteacres Musik. Aber das nur nebenbei bemerkt.

  16. Robert Schnuerch sagt:

    Es könnte mir ganz schön egal sein, was hier jemand für ein Zeug von sich gibt. Aber wenn es so lächerlich daneben liegt, kribbelt es einem doch arg in den Fingern. Es ist schon ganz schön bedauerlich, wie sich manche Leute zu großen Kennern aufspielen und behaupten, dass Hans Zimmers Musik billig, einfältig oder Ähnliches sei, während es andere, „wahre“ Komponisten wie den guten alten John Williams gebe. Das ist nicht nur total veraltet und abgedroschen, sondern meines Erachtens weder musikwissenschaftlich noch filmwissenschaftlich begründet. Im Kompositorischen gibt es etliches, das Hans Zimmer extrem gut, zum Teil auch ungewöhnlich und vor allem stilprägend und gänzlich neuartig macht. Man denke nur an die von ihm geprägten „typischen“ Streicherbewegungen und -repetitionen, die selbst von anderen großen Filmkomponisten der Gegenwart (zuletzt z.B. häufig vom hochbegabten Alexandre Desplat) gerne zitiert werden. Und die filmische Bedeutung von Zimmers Musik ist zumeist überragend – man denke nur an das tiefgängige, semantisch und symbolisch subtil geladene Joker-Thema in Dark Knight. Die Ebene, die Zimmer den Bildern damit häufig zusätzlich gibt, ist phänomenal (man frage dazu mal den großartigen Chris Nolan: Der kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus…). Diese zusätzliche Ebene der Geschichten erklärt übrigens auch, warum ihn die Regisseure so lieben und warum seine Filmmusik so ungewöhnlich erfolgreich ist.

    Manchmal glaube ich, dass viele von den verbitterten Leuten, die Hans Zimmer in den Dreck ziehen möchten, einfach nur an dem veralteten Bild eines Komponisten hängen, der allein und voller Genialität mit der Feder über dem Pergament sitzt und wahnsinnig Komplexes und Unverständliches aus seiner Seele schüttet. Dass hervorragende Musik, die nicht nur autonom, sondern besonders im ungewöhnlichen Zusammenspiel mit den Bildern überragend funktioniert, auch aus Teamarbeit, Sample-Libraries, Jam-Sessions, Gesprächen mit Regisseuren und aus zum Teil sehr einfachen, aber tief berührenden Klängen entstehen kann, passt leider so gar nicht zum romantisch-verklärten, ein bisschen deutschen Bild vom großen Meister am Notenpult. Und dass diese Mischung aus anspruchsvoller, durchdachter und kluger sowie bisweilen auch bestechend einfacher und kindlich emotionaler Musik dann auch noch dem musikalischen Pöbel Spaß macht, will so manch pseudoelitärer Musikus einfach nicht wahrhaben…

  17. Janosch Korell sagt:

    @Philipp. Ja leider ist das so. Scheinbar scheint in der heutigen Zeit Geschmack und fachmännische Kritik nicht mehr voneinander zu trennen zu sein. Die Fachmänner sind ja eh nur verkopft, intellektuell und neidisch und die ganzen Laien, mit ihrem Geschmack, sind die die, die Genialität des HZs erkennen und genießen können.
    Es ist auf der Basis natürlich schwierig zu argumentieren, da man von vornherein überhaupt nicht ernst genommen wird und jegliches, sinnvolle Argument nur noch dazu beiträgt, dass man noch weniger ernst genommen wird. Witzigerweise ist das einzige Gefühl was der Hans auslöst die absolute Reizüberflutung und das mit Emotionen so viel zu tun, wie besoffen zu sein.

    Eigentlich sollte man die ganzen „Argumente“ zerpflücken und sich Standartantworten ausdenken.

  18. Theodor sagt:

    Den lustigsten Aspekt dieses ewigen Disputes gelernte Musiker contra HZ finde ich eigentlich immer noch Zimmers Versuche, in Interviews und in Forenbeiträgen zu zeigen, dass er eben doch ein profunder Kenner der klassischen Musik ist, und anzudeuten, dass er auch nichts anderes macht, als Mozart, Bach und Beethoven.

    unübertroffen etwa die Stelle bei Minute 2:24 aus folgendem Youtube-Link:
    http://www.youtube.com/watch?v=jA3xjWeWDkM

    Ich denke, daraus kann jeder Musikliebhaber zwei Sachen lernen:
    1.) Das Anfangsmotiv von Beethovens 5. benutzt nicht die große, sondern die kleine Terz.
    2.) c-Moll, das ist die Tonart, in der a-Moll die Tonika ist.

    :-)

  19. Es erinnert mich hier alles immer mehr an die Eric Whitacre-Diskussion: wer am Objekt der Begierde rumkrittelt sei eifersüchtig, neidisch, kleingeistig, etc. Gut, Moritz haut schon krasser drauf als ich damals – ich regte mich v.a. über die semiprofessionelle Chorszene in Deutschland auf. Die Frage bleibt, ob eine Filmmusik jenseits des ausgeklügelten Sounds, wie man ihn in der Synthetisierung von Originalinstrumenten bei Zimmer erlebt und somit auch eine Art Überhöhung des Natürlichen im Synthetischen, mit den Parametern Harmonik und Melodik, im meinen Sinne durchaus weit entfernt von Tonalität – und ja: auch da sind beide Parameter erst recht vorhanden! – denkbar, machbar wäre, warum nicht im Sinne einer Weiterentwicklung eines Nino Rota, Mikos Rosza, eines Goldsmith der 68er Jahre. Natürlich IST aufgrund der akzidentiellen Gegebenheiten Hans Zimmer eine Weiterentwicklung dieser Vorschaffenden. Aber ist er das auch im künstlerischen Sinne, die die Dominanz seiner Machart rechtfertigt? Oder andersrum: Pathos und Co. entstanden einmal durch das Zusammenwirken aller Parameter. Jetzt ist nur noch Sound mit den absoluten skelettieren Resten der Parameter Tonhöhe, Melodik, Rhythmik, Instrumentation, Metrik und Harmonik übrig geblieben. Das erinnert ein wenig durchaus auch an die Neue Musik der Jetztzeit, die auch nur noch in ihren Resten manchmal rumeiert. Ich frage mich aber zunehmend, ob z.B. die verführerische Klangsprache, durchaus kompliziert, da mikrotonal, spektral, eines Georg Friedrich Haas nicht ein Weg sein könnte. Gerade weil auch dort Harmonik wie Melos z.B. submorphologisch jedesmal erst aufgebaut werden müssen, könnte es mit dem Anspruch an den reinen Sound des jetzigen Filmmusiklebens durchaus anknüpfen. Denn ob nun avanciert oder breitester Pop: wenn das Material der Musik zur Handlung passen könnte, wie ja serielle Klänge z.B. zum ersten Planet der Affen passte, dann wäre auch Georg Friedrich Haas denkbar, gar Romitelli, Grisey oder sogar noch eher Murail, der ja auch Originalklänge, objets trouvets, wie tibetanischen Gesang, exotische Instrumente, Gitarrendelays, Meereswellen fruchtbringend nutzbar macht. Liebe Leute: so ehrbar das Zimmer-Gewerbe sein mag! Da lässt Ihr Euch was entgehen… Checkt das hier überhaupt jemand? Genauso warte ich noch auf eine Antwort bzgl. der Materialstandschere zw. Entstehung des verwendeten Musikstils und dem Auftauchen im Film, sprich das Steckenbleiben in den Sechzigern, wo Kubrick hautnah dran war, dagegen Shutter Island mehr als 40 Jahre überbrücken muss. Aber wie immer: Eifersuchtsblabla… Also: was ist mit dem „state of art“? Was ist mit Haas und Murail?

    Gute Nacht
    A. Strauch

  20. Hufi sagt:

    Ich möchte hier ausnahmsweise einen Hinweis ergänzen: in „das ist taktlos 163“ haben wir uns mit Filmmusik auseinandergesetzt. Ich denke, darin sind ein paar „Wirklichkeiten“ der Arbeit von Filmmusikkomponisten recht gut erklärt.

    An der berechtigten Kritik Eggerts ändert das aber nichts. Die Filmmusik im Maßstab a la Zimmer arbeitet nicht nur mit erprobten Versatzstücken aus der Wahrnehmungspsychologie, sondern setzt sie selbst. Denn das Geschäft macht den Erfolg zur Verfahrensnorm. Das heißt, was da gut „funktioniert“, funktioniert dann auch woanders. Individuelle, eigensinnige Übungen sind da eher selten gefragt.

    Und zu Bernard Herrman: In der Sendung wird erwähnt, das Hitchcock für die Duschszene in „Psycho“ zunächst keine Musik wollte. Hermann hat dann doch welche gemacht und mit Hilfe von Hitchcocks Frau durchgesetzt. Keine Ahnung, ob das wirklich stimmt.

    Von Hollywood und dem filmischen Mainstream sollte man da nix erwarten. Rubel rules.

    Die gehobenen Hörer haben noch die Oper als Live-Film. Da sind die Prioritäten in der Regel andere. Nichtsdestoweniger gibt es auch da den einen oder anderen Zimmermann – freilich unvergleichlich.

  21. Mccello sagt:

    Schade wenn jemand wie Moritz derart hasserfüllt ist, das ist es doch nicht wert.
    Arrogant und überheblich formulierter Artikel, vermutlich von jemanden der es besser machen kann; dann lass mal hören ;-)

  22. Steffi sagt:

    Der Beitrag hat beim Lesen großen Spaß gemacht, schon allein dafür vielen Dank! Die Meinung teilen kann ich jedoch nicht, wenn auch aus relativ banalen Gründen.

    ich habe nicht nur rein technisch keine Ahnung von Musik (Moll sind „tiefe“ Töne, Dur hohe. Wie äh Sopran. Sogar das ist garantiert falsch.) Ich glaube jeder kennt den Effekt, das sobald etwas zum Hobby (oder zum Beruf/zur Berufung) geworden ist, plötzlich unglaublich viel unglaublich scheiße wirkt. Mein Musikgeschmack hat also in etwa die Feingeistigkeit einer toten Seegurke. Gestatten, mein Name ist Maike Musterfrau. Im Kino mag ich möglichst hohlen Eskapismus (Kostüme! Bruce Willis! Weltuntergang! Zombies! Explosionen!) und eine gehörige Portion Pathos (Weltuntergang! Verbotene Liebe! Mary Sue!), denn in meinem normalen Leben sitze ich in einem Bürostuhl, mache den gleichen Mist jahrein und jahraus und habe Angst davor, dass jemand merkt, dass ich gar nicht so produktiv bin wie der Wirtschaftsteil in der Zeitung behauptet, dass man in der neuen Arbeitswelt sein muss. Auf die einfachsten Akkorde reagiere ich wie Pavlovs Hund: Adrenalin, Herzbeben und dem Gefühl, dass die Welt auf meinen Schultern sitzt. Damit das Gefühl noch möglichst lange anhält, bleibe ich beim Abspann sitzen und entleere mich anschließend im schmutzigen Kinokl. Noch beim Pinkeln summe ich das Leitthema und habe die Gewissheit, dass mein Urin das Schicksal der Welt entscheidet.
    Den Soundtrack höre ich mir anschließen noch ein paar Mal auf Youtube oder so an (oder lade den auf Itunes runter), bis er sich tot gehört hat. Zugegebenermaßen fällt auch mir auf, dass je einfacher die Musik, desto schneller geht sie mir irgendwann auf den Geist. Macht aber nix, es gibt ja bald einen neuen hohlen Film und dann hör ich halt den neuen hohlen Soundtrack.

    Den von World War Z mag ich zum Beispiel im Moment recht gern.

  23. Janosch Korell sagt:

    @Robert

    Würde ich eine gute Filmmusik definieren wollen würde ich folgendes sagen:

    Gute Filmmusik ist gut komponierte Musik, die für einen Film geschrieben wurde und unzertrennbar mit dem Film verschmolzen ist.
    (Das heißt nicht, dass ein Basston, der 5 Minuten aus dem Synth kommt nicht funktionieren kann, gute Filmmusik ist das noch lange nicht)
    Das trifft auf die Filmmusiken von HZ nur bedingt bis nicht zu. D.h. nicht ,dass er grundsätzlich Mist schreibt.
    Aber seien wir ehrlich. Welche Filmmusik von ihm bewegt denn einen wirklich, welche löst etwas in einem aus, was fasziniert einen daran? Löst es wirklich ,wie so viele sagen, Emotionen aus, oder verwechselt man Emotionen mit Reizüberflutung und epischem Action Bombast?
    Die Musik von Hans besteht aus ein paar guten Ohrwürmern, netten Synth, hin und wieder nette außermusikalische Einflüsse und jede Menge Sounddesign bzw. Tontechnik. Auch sei gesagt, dass er Filme gut versteht und darin sehe ich persönlich seine Stärke, aber kompositorisch ist das doch gar nichts zu holen.
    Dazu kommt eben, dass in seiner Fabrik der Sound komplett gleichgeschaltet ist. Unterschiede sind marginal und Vielfalt ist nicht vorhanden. Somit wird eine Monokultur etabliert und die verpestet die Filmmusik darin, dass nun jeder glaubt dass DAS! Filmmusik par excellence ist.
    Ja und dann kommt oft das Argument des genialen Minimalismus. Nun, auch hier wird Minimalismus mit Primitivismus gleichgesetzt. Geniale „Minimalisten“ sind z.B. Paul McCartney, Lalo Schifrin , Henry Mancini oder Preisner. Die Musik, die diese Menschen schreiben löst auch wirklich was aus, bewegt Menschen wahrscheinlich bis zum Ende der Zeit. Das waren auch keine Komponisten der ach so verstaubten klassisch/romantischen/deutschen Tradition.

    Ich verstehe nicht, wieso man immer den Erfolg eines Menschen mit guter Musik gleichsetzen muss. Es ist doch so offensichtlich, dass in heutiger Zeit dies kein Kriterium mehr für Erfolg ist und die kommerzielle Musik leider zum Großteil Schindluder betrieben hat. Profitgeile Musiker wie Nichtmusiker benutzten Musik als leblose Ware zur maximalen Gewinnausschüttung und nun ist einfach viel Mist in der Welt die vielen Leuten gefällt. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass es Mist ist.

    Im übrigen ist Text von Moritz Eggert zum einen natürlich sehr emotional getrieben, zum anderen spricht er eben die Verantwortung an, die man als Künstler hat. Ja, gerade als erfolgreicher Künstler hat man Verantwortung und eben auch die Macht etwas zu ändern.

    Musik mit Samples in den Pc daddeln hat nichts mit Musik machen oder Musik zu tun. Es klingt allerhöchstens etwas nach Musik, vielleicht kann man sagen, dass Musik simuliert wird. Musik ist es vom Menschen für den Menschen, darin hat ein Pc einfach nichts verloren. Dass diese Soundästhetik nicht hin und wieder in einem Film sinnvoll ist, ist eine andere Sache und will ich nicht bestreiten.

  24. Janosch Korell sagt:

    @Steffi.

    Und wie kann man deinen Beitrag verstehen?

    Ich meine…ich gehe auch nicht ein ein Biologieforum und lasse einfach mal was ab…

    Zu deiner Behauptung, je einfacher die Musik, desto besser das Verständnis:

    Ich glaube, dass du meinst: Umso präsenter der Ohrwurm, desto besser dringt er ins Gedächtnis. Nun, ein „Liedchen“ oder ein „Thema“ ist erstmal nur ein Aspekt von Musik und es gibt noch etliche weitere. Dass man danach das Thema mitsummen kann, heißt ja nicht, dass der Soundtrack super toll ist, sonder nur, dass dir der Ohrwurm gut ins Gedächtnis gedrungen ist. Dass ein tolles Kinoerlebnis mit Musik, die hängen bleibt natürlich noch toller macht ist unbestritten. Es gibt als Gegenspiel auch Musik, die man nicht nachsingen kann, aber sehr toll ist wie z.B. die von Insidious.

    Ganz allgemein finde ich die Behauptung, dass einfache Musik grundsätzlich einen höheren Wert hat, da sie anscheinend besser verständlich ist schon per Definition falsch.

    Was soll den einfach sein? Und was ist bitte kompliziert?

    Musik ist generell leicht verständlich, man muss nur lernen sie zu hören. Das Problem, was Moritz Eggert anspricht ist, dass wir nur noch den Mist der Blockbusterindustrie hören, das als einfach bezeichnen und alles andere, was scheinbar wir nicht gelernt haben zu hören, somit unverständlich und kompliziert ist.

    Da hilft es doch nur, wenn man sich mal sich mit CDs eindeckt und sieht, was die Komponisten aus der klassischen wie aus der Jazztradition fabriziert haben um seinen Horizont zu erweitern.

  25. @Janosch Korell: Ich fürchte, der Kommentar von „Steffi“ ist ein Jux (wenn auch ein schlechter).

  26. Janosch Korell sagt:

    Hmm :)

  27. Philipp Sobecki sagt:

    Den o.g. Vergleich zu Wagner finde ich interessant. Er leitet auf genau darauf, was mir an Zimmers Musik fehlt, nämlich eine tieferliegende Bedeutungsebene, die noch mehr bietet als das (bei Zimmer ja sehr gelungene) Standardarsenal wie Action, Trauer, Abenteuer, usw.

    Wagner hat das, etwa im Tarnkappenmotiv. (Achtung, holprige Andeutung): Die Mediantverbindung mit der enh. Alteration gis-g (nicht as) ist magisch, die durchs gis vermiedene V-I Verbindung lasch, der leere Quintklang unsichtbar.

    Ich finde das sehr plastisch. Sowas ist für mich ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Warum gibt’s das bei Hans Zimmer nicht? Howard Shore hat das. Ich glaube einfach nicht, dass Zimmer eine gute Lösung für die Aufgabe „Komponieren Sie einen magischen Gegenstand, der den Träger unsichtbar macht“ hätte, und damit hat’s sich mit seinem Können für mich zumindest auf dieser Ebene erledigt.

  28. Steffi sagt:

    @Stefan Hetzel
    Nein, ist es nicht, ich nehme mich nur nicht bierernst. Das ist übrigens meine echter Name; Anführungszeichen sind also nicht notwendig.

    @Janosch Korrell
    „Zu deiner Behauptung, je einfacher die Musik, desto besser das Verständnis:“
    Das habe ich nicht behauptet, zumindest nicht bewusst.

    „Ganz allgemein finde ich die Behauptung, dass einfache Musik grundsätzlich einen höheren Wert hat, da sie anscheinend besser verständlich ist schon per Definition falsch.“
    Einfache Musik hat keinen höheren Wert; ich bin überrascht, wie man das aus meinem Beitrag rauslesen kann. Mir fällt Hans Zimmer-Musik nicht negativ auf, ich habe darüber bisher aber auch nicht darüber nachgedacht und habe den Beitrag as Anstoß genommen, meine eigenen Kinoerfahrung der letzten Monate zu reflektieren. Dabei wurde mir bewusst, dass auch sehr einfache, programmatische Musik bei mir (MIR) positive Emotionen auslöst, ich aber trotzdem nachvollziehen kann, warum ein Kenner (sei es Filmmusik oder Cineast) darüber die Nase rümpft.

    „Musik ist generell leicht verständlich, man muss nur lernen sie zu hören. Das Problem, was Moritz Eggert anspricht ist, dass wir nur noch den Mist der Blockbusterindustrie hören, das als einfach bezeichnen und alles andere, was scheinbar wir nicht gelernt haben zu hören, somit unverständlich und kompliziert ist.“

    Ich habe überhaupt nichts gegenteiliges geschrieben und den Eindruck, dass du Menschen, die andere Musik als als verkopft ablehnen, in meinen Kommentar hineinprojizierst. Irgendwo weiter oben wurde auf eine Diskussionsrunde in einer Radiosendung verlinkt und alle Musikstücke, die ich dort hörte, fand ich ebenfalls ausnahmslos schön. Etwas mehr Mut in der Industrie fände ich auch toll, ich weiß aber auch, dass Blockbuster wesentlich mehr Geld als früher kosten und die Filmindustrie über das Format der Wiederholung (z.B. durch dreihundert Sequels oder Schauspieler mit Boxoffice-Erfolg-Garantie ) versucht Verlustrisiken zu minimieren. Solche Filme werden nicht von Künstlern, sondern von BWLern gemacht und dort handelt man nach der Logik von Kennzahlen. Wenn mir der Sinn nach mehr Qualität statt reinem Eskapismus steht, gehe ich ins Programmkino.

    „Und wie kann man deinen Beitrag verstehen?

    Ich meine…ich gehe auch nicht ein ein Biologieforum und lasse einfach mal was ab…“

    Das ist hier auch kein Forum, sondern ein Blog. Mir war nicht bewusst , dass ich zuerst mein Musikstudium vorweisen muss um hier posten zu dürfen? Das Thema schien mir interessant und ich habe mir laut Gedanken gemacht. Noch ist das Internet öffentlicher Raum und wenn dort jemand seine Meinung in die Welt posaunt und eine Kommentarfunktion existiert, sehe ich dies mit Berücksichtigung der Netiquette als Gesprächseinladung . Was ich zu sagen habe, kann man ruhig scheiße finden (ich empfehle als Reaktion statt wutgeladener Antwortkommentare allerdings Ignorieren und Augenrollen), mir ist aber unverständlich, wie man eine nicht völlig ernst gemeinte Beschreibung persönlicher Erfahrungen als falsch attackieren kann(„Ich mag die Farbe Rot“ – „NEIN, TUST DU NICHT“). Das ist einfach unlogisch.

    Wenn allerdings hier nur Komponisten mit Komponisten/Gleichgesinnten reden möchten, respektiere ich das und bitte die Störung zu entschuldigen.

  29. Matthias A. Preisinger sagt:

    1. Wer sich Blockbuster ansieht, sollte darin vielleicht nicht unbedingt „intellektuell stimulierende“ Musik suchen. Auch heute gibt es durchaus andere „individuellere“ oder von mir aus auch „intellektuellere“ Filmmusik, nur eben i.d.R. abseits des Mainstreamkinos. Im heutigen digitalen Zeitalter jedoch trotzdem ausreichend verfügbar und präsent!

    2. Man darf heutige Filmmusik und ihre Funktion im Kontext des Gesamtfilms nicht mit der Phase des Ausprobierens und sich-Findens der 60er-Jahre vergleichen.

    3. Filme wie „2001“ oder „Sin City“, die Avantgarde- bzw. im weitesten Sinn zeitgenössiche Musik einsetzen, sind für die Diskussion irrelevante Ausnahmefälle, denn hier werden aus dem riesigen Fundus der Musikgeschichte präexistente Stücke passend ausgewählt, auf die die jeweilige Szene geschnitten wird. Der „Ottonormalfilmkomponist“ hat diese Luxussituation i.d.R. nicht. Selbes gilt auch für sog. E-Musik-Komponisten, deren präexistente Musik mal in einem Film verwendet wird und die dann als „mutig“ und „es geht doch auch anders als Zimmer, Shore, Newton-Howard etc“ abgefeiert wird. Die Ausgangssuituation ist einfach nicht dieselbe!

    4. Hans Zimmer wird einen Teufel tun und das „System“ ändern. Er hat einen eigenen, äußerst erfolgreichen (und anscheinend v.a. bei Regisseuren sehr beliebten) Stil entworfen und bleibt ihm treu. Mal ist das Resultat besser (The Rock, The Dark Knight), mal schwächer (bitte einsetzen – Beispiele gibt’s genug *g*). Passend sind seine Musiken immer, und zwar „passend“ im Sinne des Mainstreamkinogängers der einfach nur den Film schauen möchte und sich nicht sonderlich auf die Musik konzentriert. Ob man das als aktiver Musiker nun stilistisch gutfinden möchte oder nicht. Gute (im Sinn von den Film unterstützende) Filmmusiken kamen meist dabei heraus.

  30. Janosch Korell sagt:

    Hi Steffi,

    stimmt, dass du geschrieben hast “ Zugegebenermaßen fällt auch mir auf, dass je einfacher die Musik, desto schneller geht sie mir irgendwann auf den Geist“

    Hab ich falsch gelesen und daher macht meine Argumentation dann keinen Sinn. Tut mir leid!

  31. Janosch Korell sagt:

    @Mathias

    Ja, da sagst du vieles wahres, aber ich denke nicht, dass HZ einen Stil hat für den er gebucht wird, denn mittlerweile machen den viele genauso gut oder besser. Ich mein die Ideen sind leicht zu kopieren und im Zeitalter von leistungsstarken Computer ist, kann man das so nachmachen, dass das nicht mehr weiter auffällt.

    Ich denke, dass HZ nur extremes Glück hatte nach Hollywood zu kommen und seine Synth Musik zu Rain Man für den Oskar nominiert wurde, weil er sowieso 8mal nominiert worden ist und ein paar abgeräumt hat.

    Dann konnte er seinen Traum mit seinem Computerirrsinn und dem Sequenzer verwirklichen und hat mit dem sterilen Sound einfach super in die Zeit gepasst.

    Dazu ist er sehr nett und wahrscheinlich keiner, der sich Regisseure zu Gunsten von Kunst oder anspruchsvoller Musik in den Weg stellt.

    Daher denke ich, dass er einfach zur richtigen Zeit an den richtigen Ort kam und mit der Zeit wurde er zur Marke.

    Was mich ein wenig stört ist dieses „passend“. Passend ist sone Rechtfertigung von „eigentich scheiße, aber es stört nicht“. Dass eine Filmmusik, die veröffentlicht wird passen muss ist klar, aber es sollte noch was darüber hinaus gehen.

    Spielberg macht auch Blockbuster, aber stets mit Musik von John Williams und ich denke nicht, dass sich danach jemand beschwert: Oh war die Musik aber anstrengend.

  32. @Steffi: Entschuldigung :-(

  33. Matthias A. Preisinger sagt:

    @ Janos:

    Da sagst du prinzipiell viel Wahres, nur ist es leider heute so: Filmmusik muss in vielen Mainstreamproduktionen unterstützen, und sich dabei möglichst wenigen Menschen aufdrängen. Dich und mich stören hans Zimmers Filmmusiken häufiger, aber nur, weil wir dezidiert darauf achten. Der Großteil des Publikums sieht das völlig anders, und daran orientiert sich der Regisseur verständlicherweise. Aber es ist nun mal so, und darin liegt auch die heutige Kunst der Filmkomponisten: zu spüren, an welcher Stelle die Musik auch mal heraustreten darf, ohne sich trotzdem aufzudrängen.

    Dann zur Sequencer-/Technikgeschichte: So ziemlich jeder Filmkomponist ist heute vom Sequencer abhängig. Den ordentlich zu bedienen ist auch eine Leitung, die manche besser, manche weniger gut beherrschen. Hans Zimmer hat das vortrefflich drauf und ist dazu noch ist ein ausgewiesener Synthesizer-Experte (die Sounds für „The Dark Knight“ die er programmiert hat sind wirklich außergewöhnlich gut). Er benutzt eben nicht die „reinen“ Farben des Orchesters – na und? Muss man das heutzutage unbedingt? Ich finde seine Elektronik-/Orchester-Mixproduktionen eigentlich recht gut gelungen. Das einzige was mich stört ist wirklich die häufige Gleichförmigkeit der Drumloops, aber das hatte er z.B. bei „The Dark Knight“ ganz gut im Griff.

    John Williams orchestriert sehr gut und hat interessante Themen (auch wenn seine letzte wirklich gute Filmmusik für meinen Geschmack „Catch Me If you Can“ war, und da auch nur der Vorspann). Trotzdem bleibt auch er, bei aller musikalischen Klasse, häufig bei seinen Standards. Die sind eben nicht Drumloops und pluckernde Synthiebässe, sondern Planetensuite, Nussknacker und Prokoffiev. Williams‘ große Leistung war es, das sinfonische Orchester für „Star Wars“ im Filmkontext auf frische Art wiederzubeleben, nachdem die Science-Fiction-Filme in den Jahren und Jahrzehnten zuvor fast nur elektronisch vertont worden waren, z.T. aus Gegenreaktion zu Steiner, Korngold und Konsorten, aber auch, weil aufgrund mangelhafter Tricktechnik das „Alienizing“-Element eben musikalisch eingebracht werden musste. Großartig stilistisch ausgebrochen ist der Mann danach auch eher selten, es dominierten immer Marsch- und Walzerformen. Handwerklich und satztechnisch natürlich auf hohem Niveau. Bei Hans Zimmer blieb eben das Sequencerhandling auf hohem Niveau.

    Man darf Hans Zimmer auch nicht vorwerfen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Falls das nur mit Glück zu tun gehabt hätte, hätte sich der Mann in einer derart schnellebigen Industrie wohl niemals so lange in seiner Position halten können.

    Noch was zum Schluss: Es ist ekelhaft und beschämend, wie hier mit musikinteressierten „Nicht-Musikern“ umgegangen wird. Und dann wundert man sich, dass die heutige zeitgenössische Konzertmusik ihr Publikum nicht findet. Kunststück, wenn man es selbst mit einer derartigen Haltung vergrault. Macht nur weiter so!

  34. Janosch Korell sagt:

    @Matthias

    Man kann Filme als Produkt für etwas sehen, oder als Produkt von etwas für jemanden. Ich würde letztes bevorzugen und selbst jeder noch so schnöde Blockbuster trägt der Leidenschaft der Macher in sich, die sich eventuell auch Studioentscheidungen beugen müssen. Der Regisseur ist ein künstlerischer Leiter und als künstlerischer Leiter ist man drauf aus auch künstlerisch wertvolles zu produzieren. Es gibt doch unzählige gute Bluckbuster mit fantastischer Musik.

    Und, dass sich das Publikum nicht daran stört, stimmt so nicht. Es gibt unzählige, die HZs Musik genauso nicht mögen und es sogar auffällt, dass es immer das gleiche ist. Natürlich gibts auch massenhaft Fans. Nun…Tokyo Hotel und Dieter Bohlen hat auch massenhaft Fans, das heißt aber nicht, dass das was dabei rauskommt kein Mist ist.

    Und ob man spüren muss, wo die Filmmusik herausstechen darf und wo nicht, ist nun wirklich kein Argument für einen guten Filmkomponisten, geschweige denn etwas was HZ so populär macht.

    Sequenzer halte ich für total überbewertet und dient nur dazu es unmusikalischen Regisseuren recht zu machen. Zumal ich nicht vertrete, dass man Musik vom Sequezer für den Film abspielt. WIe gesagt: Musik machen ist das nicht.

    Und das Argument, dass es heute nicht anders ginge stimmt nicht. Vor 30 Jahren ging das wunderbar. Umso mehr man den Menschen aus dem Prozess des Musikmachens ausschließt, desto unmenschlicher und unorganischer wird die Musik. Das sehe ich beim Clicktracking in der Popmusik nicht anders. Eine gute Band, die das Ding zusammen einspielt klingt um Welten besser, als wenn jeder einzeln seinen Part einspielt.

    Wo ensteht da Musik? Musik ist kein Sound, es ist ein menschlicher Ausdruck.

    Dieses Schwachsinnsthema zu Dark Knight ist ein langsames Glissando. Nun…ist nicht so revolutionär.

    Und ja, Synth Sounds macht er sehr gut!

    Nun, also J.W. ist ein Komponist, der noch mit Hand schreibt, aus der klassischen Tradition stammt, seine Sachen dirigiert, Konzertmusik schreibt, atonale Musik und sehr gute Jazzfilmusiken schreibt. Dazu ist er selbst Musiker und war Jazzpianist. Allein schon die Tatsache macht ihn zu einem weitaus respektableren Komponist, der ein unglaublich vielfältiges Repertoire hat. Dazu finde ich, dass ist meine persönliche Meinung, er Themen schreibt, die sich nicht wirklich wiederholen und wirklich etwas in einem auslösen und dazu noch sehr gut komponiert sind. Dass er stilistisch nicht so weit ausgebrochen ist in den letzten 30 Jahren sollte man ihm nicht vorwerfen, denn wenn man hauptsächlich mit einem Regisseur arbeitet, der selbst einen ähnlichen Filmstil hat, dann hört sich das auch ähnlich an und permanente andersartige, stilistische Ergüsse sind keine Vorraussetzungen für einen guten Komponisten. Ich muss auch sagen, dass seine Musik zu A.I, Minoritiy Report und Memories of a Gaisha schon sehr andersartig ist.

    Nun, der Text von M.E. zielt nun nicht auf HZ per se ab, sondern auf die Tatsache, dass er das verkörpert, was an der Filmmusik in der heutigen Zeit so zu kritisieren ist.

    Was ist an dieser Industrie schnelllebig?

  35. Ingmar sagt:

    Wow….das Niveau der Kritik liegt aber noch deutlich unter der dem Niveau von Hans Zimmers Filmmusik.
    Begriffe wie „scheiss“,“kack“ und „abgefuckt“ findet man sonst nur in den übelsten Kurven eines Fussballstadions…wenn überhaupt.Mit konstruktiver,seriöser Kritik hat so etwas nun wirklich nicht zu tun!!!

  36. @ steffi & matthias: Zugegeben bin ich hier der „Neue-Musik-Hardliner“. Gebasht habe ich als Blog-Co-Autor oder hier nur als Kommentierer bisher nur die Filmmusiker. Im Gegenteil freut mich die Teilnahme von Steffi. Denn einerseits differenzierst Du, Steffi, in Deiner Art zwar deftig, aber doch auch genau schildernd, wie es Dir mit dem Hören und von Dir zugeordneten Qualität des Gehörten geht . Jeder hört assoziierend anders, mehr fachlich oder eben direkt aus dem Gefühl heraus, was der Fachliche aber genauso macht. Sofern wir keine gravierenden Hörschäden haben, hören wir Alle! Und eigentlich ist es Wurst, was wir hören, solange es uns persönlich nervt oder reizt und wir genau dies für uns aussagen können.

    Sogesehen gibt es eigentlich keine wirklichen Grenzen, gerade wenn Kunstformen sich gegenseitig über das Ungewohnte der jeweils anderen „helfen“ können wie eben Film der Musik und Musik dem Film. Also finde ich eher Deine Argumente, lieber Matthias, schwierig, angestrengt – nicht anstrengend. Ich stelle mir gerade jemanden vor, wobei ich nicht weiß, ob Du v.a. Filmmusik-affin bist, wie ich es von mir als E-Musik-Hardliner und dennoch regelmäßiger Kinogänger behaupte, oder Du Filmkomponist in Teil- oder Vollzeit bist. Amüsant erscheint mir, wie oft „muss“ und „soll“ in Deinen Postings zum Thema „Blockbuster“ und „Musikverwendung“ vorkommt. Vorausgesetzt Du bist Filmkomponist, dann scheint das Komponieren für einen Blockbuster eine riesige Last im Gegensatz zu einem verschrobenen Kunstfilm zu sein. Wobei ich nach einigem bewussteren Rekapitulieren mancher Filmmusiken da eher eine Offenheit für Ungewohntes beim Publikum selbst der breitesten Unterhaltungskultur sehe als bei Studios, Produzenten und in deren Folge auch wohl manchen Regisseuren. Die letzten 3 berufen sich da sogar ggf. auf Thumbs-Up-Studien, was besonders gut ankommen könnte, also wären Deine „Soll“ und „Müssen“ wissenschaftlich untermauert. Wobei sich das Gegenteil wohl genauso akademisch füttern ließe – es kommt ja immer auf die gemeinsame Intention der Auftraggeber an.

    Mit meiner Temp-Track-Offensive bzgl. Odysse und wohl auch Shutter Island sollte nur dargelegt werden, wie groß der Abstand zwischen von Regisseuren dann so vorgezogenen experimentelleren Originalmusiken und der Vernachlässigung der eigentlichen Filmkomponisten ist und natürlich, wie wenig weit entfernt damals und ganz weit entfernt heute das größere Kino von einfacheren Hauptströmungen der Kunstmusik ist, ja, wie das Ende der Geschichte von Dir und Co. propagiert wird, wenn es um eine Weiterentwicklung der Filmmusik vom jetzigen Zeitpunkt ausgeht. Also nach unserer Zeit die Sintflut, Zimmer und Williams in alle Ewigkeit?

    Zimmer wird ja v.a. deshalb geliebt, weil sich seine Musik weniger individuell offenbart als die von z.B. John Horner, der selbst in seinem Titanic-Score an unerwarteten Momenten glasklar Spieltechniken einsetzt, die an Lachenmann denken lassen oder sogar atonale Klangballungen in spannungsgeladenen Momenten einsetzte. Und somit Avantgardistisches im Vorbeigehen in einem der erfolgreichsten Blockbuster aller Zeiten einsetzte, der selbst noch härtere Hardliner meiner Sparte wie mich selbst zum Jubeln brachte – wegen den Avantgardismen eher in der Neben-Nebensache.

    Zimmer schreibt also wohl oft Musik, die im prä-Motivischen verharrt bzw. das Motivische gerade noch am Nicht-Auktorialen vorbeischrammt, positiv betrachtet sich in jedem Moment somit dem Film angepasst in alle Richtungen drehen lässt. Dieses vor-individuelle verkörpert nun in Teilen auch gerade die von mir benannte spektrale Musik eines Haas oder Murail. Hier mal zwei Beispiele, wie sich deren Technik ggf. mal einsetzen lässt – und das bei Viertel- bis Sechsteltönen. Also einer noch viel stärkeren Kontrollmöglichkeit des Klangs, des Sounds, als es momentan wenn überhaupt nur die Instrumentation zulässt, welche wiederum sträflicherweise in ihrer letztgültigen Genauigkeit zu oft von den Filmkomponisten Anderen überlassen werden muss.

    Noch eines, vor den Beispielen, die alles andere als wirklich abschliessend sein dürften und nur in Facetten taugen, sage ich mal vorsichtshalber. Neue Musik ist heute eben nicht nur Seriell, Aleatorisch, Dodekaphon, Geräuschlich. Sie ist jetzt vielmehr eine noch krassere Kontrolle des Harmonischen als es bisher je passierte, HARMONIK!! In ihrem Einsatz erinnert das immer noch ein wenig hier und da an Cluster, aber dann plötzlich ein Dur oder Moll wie man es im Film noch niemals hörte. Und man wundert sich wie vom klassische betrachtet Undefinierbaren sich die Musik zur Klarheit in jenem Beispielen weitet. Da lassen sich filmisch psychische Strukturen nachzeichnen, wovon man bisher nicht zu träumen wagte. Und das solltest Du zumindest mal erwägen, bester Matthias!

    Hier die Beispiele:

    Friedrich Georg HAAS, limited approximations für 6 mikrotonale Klaviere und Orchester sowie

    Tristan MURAIL, Le Partage des Eaux für Orchester, jenes „Wellenstück“

    Grüße,
    Alexander Strauch

  37. Ingmar sagt:

    Sorry wegen des Schreibfehlers..es sollte natürlich „der des Niveaus“ heißen.

  38. Klick-Track und Sequenzer: machen nicht die Musik unbedingt starrer. In der Kunstmusik der Jetztzeit in Kombination mit freierem machen sie Musik oftmals freier denn man glaubt. Und spannend ist die Live-Elektronik der Neuen Musik, die auf den Musiker reagiert, von Nono bis Bhagwati gibt es da tolle Ansätze. Der Film und seine Musik erinnert manchmal an den Pop: da redet man sich noch immer die Köpfe über Zappa und Hendrixs heiss, derweil Moll und Dur, Leitmotiv oder nur Sound, dumm gesagt, immer noch eine Kontroverse im Film zu sein scheinen, wo sich die Welt und das Hören wie die Bereitschaft selbst des Publikums dafür weit, weit, weiterentwickelt haben. Die Auto-Projektion von Zuseher und Zuhörer des Films gehört auch mal auto-hinterfragt…

  39. Matthias A. Preisinger sagt:

    @ Alexander,

    mir ist insbesondere Tristan Murail durchaus vertraut. Es ist auch wünschenswert, in Filmmusik Elemente der Neuen Musik, Sonoristik etc. einzubringen (mein Lienblingsbeispiel ist hierbei immer noch Goldsmiths „Chinatown“-Score, nicht so sehr James Horners „Titanic“, da habe ich eig. rückblickend v.a. penetrante Synthiechöre im Ohr).

    Und ja, ich arbeite hauptberuflich als Filmkomponist (auch Konzertmusik, aber nicht wirklich Neue Musik, also die mit dem großen N) und habe tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass es schwieriger ist, für einen knallhart kalkulierten, fest gefügten kommerziellen Film passende Musik zu machen als für einen relativ freien, aber evtl. künstlerisch anspruchsvolleren. Das betrifft nicht so sehr die kompositorische und musikalische Seite, sondern v.a. die Kommukation mit Produzent/Regisseur, deren Gewohnheit an zumeist bereits angelegt Temps (die i.d.R. äußerst heterogen und szenenbezogen sind, was man im Score wiederum auch noch auszugleichen hat), und letztlich die Musikproduktion („Sound“ ist im kommerziellen Film den Regisseuren ja leider fast wichtiger als die Kompositionen – ärgerlich, aber es ist häufig so!).

    Dann Thema Sounddesign: Gerade im kommerziellen Film extrem dominant. Nicht nur Foleys/Atmos/o-Töne (die gerade in Deutschland sowieso extrem laut gepegelt werden) sondern auch künstliche Sounds eines „Sounddesigners“, die nochmal zu Musik und Geräuschen dazugemischt wird. Diese Dinge muss man leider berücksichtigen wenn man als Filmkomponist erfolgreich arbeiten möchte, und dann verlegt man sich eben schnell auf flächige, klare und musikalisch einfache Dinge. Man möchte schließlich nicht mit zuvielen Clustern dem Sounddesigner in die Quere kommen, mit zuviel Bewegung den Dialog stören. Umso besser kann ich dadurch verhindern, dass meine Musik im Mix allzsehr heruntergeregelt wird. Ich finde das auch häufig irritierend und problematisch, aber soll ich mich deswegen aufregen oder versuchen, trotzdem das beste draus zu machen? Diese Hierarchien sahen in den 60ern/70ern (und besonders in den USA) natürlich noch völlig anders aus!

    Das klingt alles sehr beschwert und anstregend, Und in der Tat ist Komponieren für einen kommerziellen Film musikalisch oft nicht die ganz große Erfüllung, dramaturgisch gesehen jedoch durchaus, da man sehr kozentriertert „auf den Punkt“ arbeiten muss. Das ist eine ideelle Frage: sieht man sich als Filmkomponist eher als „Schöpfer“ oder als „Handwerker“? Das variiert je nach Film. Natürlich freut man sich dann auch wieder auf Filme, die diese Restriktionen nicht haben. Allerdings ist es auch befriedigend, den starren und engen Rahmen eines kommerziellen Films gut bedient zu haben.

    Mir geht es hier nicht darum, funktionale Kommerz-Filmmusik zu nobilitieren, im Gegenteil. Ich wünsche mir auch häufig mehr Mut, mehr Risiko, mehr Individualität und versuche das auch umzusetzen wo ich kann und wo es mir sinnvoll erscheint. Letztenendes entscheidet aber im Mainstream meist nicht der Komponist, wo es langgeht. Das sind zumindest meine praktischen Erfahrungen. Das größte Problem für Regisseure (Mainstream-bezogen….) ist heute sowieso, wenn die Musik „over the top“ ist, also eigentlich „zu gut“ oder „zu anspruchsvoll“ für den Film.

    Ach ja: Wissen die Leute eigentlich, was ein Sequencer wirklich ist? Wenn ich mir das hier so durchlese, anscheinend nicht. Sequencer bedeutet nicht automatisch „künstlich“, sondern ist in erster Linie ein Programm zur Aufzeichnung und Bearbeitung von Musik.

  40. Matthias A. Preisinger sagt:

    und, liebster Alexander, Deinen Schlussatz interpretiere ich in dieser Form als extrem bevormundend, so als müse ich mich erstmal erklären und mein Wissen über Neue Musik offenbaren, so als ob Filmkomponisten oder Menschen, die auch Kommerz als „gut gearbeitet“ akzeptieren können, musikalisch per se ungebildet wären. Ich habe u.a. Haas‘ „in vain“ dieses Jahr gesehen (nur weil Du den Namen erwähntest) und verfolge auch sonst mit großem Interesse Neue Musik, Avantgarde (auch oder gerade weil wenn ich stilistisch anders gelagert bin), kann daraus allerdings für meine praktische Arbeit nur teilweise Anstöße ziehen.

  41. Oooops, aus den Kommentaren zu einer Tirade wird ein Forum höfischer Empfindsamkeit a la CPE Bach ;-) Bester Matthias, sorry, wenn das bevormundend klang. Ich machte mir allerdings aufgrund Deiner ersten Kommentare ein wenig Sorgen bzw. Gedanken um die Freiheit des Komponisten bzw. Künstlers im Filmbiz. Die kommerzielle Einengung ist wohl ein Zwang wie ein ehernes Darmstadt-Tabu der 50er Jahre. Beides problematisch, aber zugegeben, auch immer wieder fruchtbar – eben ein Charakterfrage des Komponisten. Zeitdruck spielt ja in allen Nischen eine Rolle. Nun weiß ich ein wenig mehr über Dich und kann das besser zuordnen. Nach 4 Jahren Badblog ist hier eine nicht freigelegte Identität immer wieder Standard. Wie Du an den fragenden und z.T. von Dir aggressiv empfundenen Reaktionen auf den Auftritt Steffis ablesen kannst, hat man hier, nicht nur ich, zu Genüge oft zweifelhafte Momente erlebt, ob man nun mit Ernst, Satire oder Realsatire konfrontiert wird. Die Netiquette des Badblog versteht sich eher niederschwellig als ausschliessend, was aber letzteres auch nicht immer ungeschehen sein lässt. Die jetzige Auseinandersetzung gehört auf alle Fälle so oder so hier zu den höflicheren. Dies als Randnotiz.

    Ich will eines klar stellen: ich selbst sehe in der „Neuen Musik“ auch nicht das Vademecum für eine andere Filmmusik. Ich spreche von ihr als Ideengeberin, so wie nicht ich mir meine Sparte vorstelle, sondern Filmkomponisten sie so sehen und benennen, die ich in den letzten 3 Jahren z.B. immer wieder beim Komponistenverband traf. So frage ich mich nun anlässlich dieser H. Zimmer- und generellen Filmmusikauseinandersetzung, was partiell aus meinem Metier überhaupt in Frage käme, interessant sein könnte. Wenden wir es mal ins Positive: wenn Sie „in vain“ live erlebten, deutet dies ja an, dass G. F. Haas durchaus das Zeug hat, im Sinne eines allgemeineren Geschmacks zumindest interessant oder gar inspirierend zu sein. Eigentlich kann dies fast jede irgendwie ernst gemeinte Musik sein, selbst die algorithmische. Natürlich kann es auch sein, dass Du Haas für ungeeignet halten könntest. Ich finde eben die harmonischen, sub-morphologischen Zustände dieser und ähnlicher harmonisch gebauter Musik vielleicht besonders für den jetzigen Film geeignet, da sie eben nicht so personalisiert wirkt wie eine Romantikallusion. Das ist ja selbst bei Zimmer das interessante: das doch irgendwie Unpathetische wie im Rain Man – denke ich an Inception, müsste ich den letzten Halbsatz gleich wieder revidieren. Rain Man und Hass gehören nun eher nicht zusammen. Für den Klang und die bevorzugte Nicht-Dominanz des Musikmaterials passt Hass dann in diesem Bereich schon. Aber jetzt lasse ich das mal ruhen.

    Danke übrigens für die hier erfolgte Wahrnehmung des eigenen Metiers aus erster Hand! Das fehlte hier bisher. Nun sollte man sich aber meinerseits hüten, daraus noch mehr Krisenhaftigkeit abzuleiten. Ein wenig erinnert mich das Problem bzw. das Arbeiten für die Filmmusik an den zeitgenössischen Tanz: Choreographen machen auch eher einen Umweg um zu klare Musik und bevorzugen eher Musikdesign. Manchmal könnte man aber auch boshaft kolportieren, kennen diese nur die Soft-Klassik ihrer CD-Sammlung oder die eines Freundes. Und so bleibt man eben an gewissen Klischees oder oberflächlichen Kenntnissen hängen, die dann selbst Britten zu einem Seriellen werden lassen können. Und meine letzte Sorge: sehen sich Produzenten und Regisseure eigentlich ihre eigenen Filme ernsthaft an? Oder gilt nur der Rausch des Machens als das Eigentliche, der dann in letzter Konsequenz eine kalkuliert geglaubten, eigentlich nicht kalkulierbare Verkäuflichkeit folgt und man sich so jeglicher eigenen Rest-Kunstidee selbst opfert?

  42. Matthias A. Preisinger sagt:

    Das ist in der Tat ein Problem. Viel Filme werden nur für den Moment produziert, ohne Hintergedanken, ein Produkt mit längerfristigem Bestand hervorzubringen. Dass sich da die Filmmusik z.T. anpasst ist absehbar.

    Inwiefern F.G. Haas‘ Musik (um jetzt bei dem Beispiel zu bleiben) für Einsatz im Film in Frage käme wurde iegentlich schon beantwortet: Im Sinne eines Templates jederzeit! Inwiefern eine tatsächliche Originalmusik in diesem Stil bei einen Regisseur eine Chance hätte – da bin ich mir unsicher. Das hinge stark von Faktur, Anspruch, Gattung, Stoff und nicht zuletzt persönlicher Präferenz und musikalischer Bildung des Regisseurs ab. Ich lehne mich jetzt aus dem Fenster, aber: für die breite Masse eher Iron Man 3-ungeeignet ;-)

    Thema Freiheit des Künstlers im Filmbiz: Wer sich damit ernsthaft befasst, weiß, dass das zumeist Wunschdenken und eine romantisierte Vorstellung ist. als Filmkomponist ist man im stark kommerzialisierten Gefüge eben Handwerker und nicht so sehr Künstler. Wer diese Erwartung hat wird schnell enttäuscht werden und ist dann wohl fehl am Platz. Natürlich gibt es auch andere, freiere Filme in denen man sich musikalisch mehr ausleben und verwirklichen kann. Aber wenn man generell nicht bereit ist, als Individualist und hinsichtlich seines Selbstanspruchs Kompromisse einzugehen, wird man es schwer haben. nichtzuletzt sind deswegen nicht unbedingt die besten Filmkomponisten die erfolgreichsten, sondern die, die am besten mit den (z.T. abstrusen) Forderungen der Regisseure umgehen können. Unjd das sehe ich in diesem Beruf, neben kompositorischer und stilistischer Vielseitigkeit, als eine wesentliche Qualifikation an.

    Um zum Ausgang zurückzukommen, und sardonischer Vorschlag bevor ich mich hier ausklinke: Der „HZ-Stil“ ist so universell, dass es kein Problem darstellt, ihn – wenn gefordert, und das kommt wie gesagt oft vor – etwas cleverer, anspruchsvoller und mehrdimensionaler zu gestalten, ohne dass die Massentauglichkeit leidet. Diese Modifikation von Zimmer selbst einzufordern ginge vielleicht etwas zu weit, aber gute jüngere Komponisten handhaben das eigentlich immer so.

  43. Ob Zimmers Musik jedem geschmacklich immer gefällt, mag dahin gestellt sein. Mir gefallen viele seiner Soundtracks überhaupt nicht, andere sind meines Erachtens sehr gut (“Inception”, “Frost vs. Nixon”). Auch ich habe übrigens Musik und Komposition an staatlichen Hochschulen studiert, aber wahrscheinlich bin ich in den Augen von Moritz jetzt auch so ein gehirngewaschener Zombie.

    Einen polemischen Aufsatz dieser Art kann man über jeden und alles schreiben. So etwas könnte ich jetzt auf der Stelle auch über Moritz Eggert verfassen. Ich weiß zwar nicht, ob ich als F- und U- Komponist einen E-Komponisten duzen darf, aber ich sage mal: Moritz, mach lieber mal wieder so ein geiles Hörspiel wie “Auf der Suche nach dem KlaNNg”, anstatt Zeit auf solche sinnlosen Wutanfälle zu verschwenden.

    Ich hoffe wirklich, das Hans von dieser “Tirade” Wind bekommt und eine Armada amerikanischer Top-Anwälte auf den selbst ernannten “Bad Boy” hetzt, der hier irgendwie scheinbar wegen seines (überlegenen, absoluten?) Musikgeschmacks einen Krieg anzetteln will. Wir alle mussten in unseren Leben schon oft Musik hören, die uns nicht gefiel. Für den einen ist das Bach, für den nächsten Scooter, und für Moritz offensichtlich Hans. Und deswegen ist Hans jetzt für Moritz der Satan. Mein Tipp an Moritz, wenn er Hansis Musik nicht mag: Einfach mal die Schnauze halten und das nächste Mal eben nicht in einen Hollywood-Streifen gehen. Ist doch wirklich nicht so schwer. Kritik kann man üben, okay. Aber Hass predigen, das ist wirklich erbärmlich. Teenager-Niveau. Make love, make music, but don´t spread hate!

    Das meine ich jetzt ganz ernst: An Hans Zimmers Stelle würde ich den Jungen jetzt verklagen. Es stehen Sachen in dem Aufsatz, die kann man in dieser Form einfach nicht schreiben. Unterste Schublade. Ich habe Moritz Eggert bisher durchaus geschätzt, aber hiermit hat er sich wirklich komplett disqualifiziert. Sitzt der nicht sogar in irgendwelchen GEMA-Gremien und Jurys? So was geht einfach nicht. Ich meine so etwas wie (Zitat):

    Ich möchte, dass man Dich [Hans Zimmer]in einen Raum einsperrt, in dem auf Endlosschleife die Musik von MAN OF SHIT, äh STEEL läuft, immer wieder aufs Neue, von vorne, JEDER EINZELNE NICHTSWÜRDIGE TON. […] Irgendwann läuft Dir dann das Blut aus den Ohren, und Du schreist ICH KANN NICHT MEHR und Du kniest nieder vor den Büsten all der Heroen und Könner, die wirklich noch Filmmusik schreiben konnten, die eine Oboe von einem Dildo unterscheiden konnten, all die Korngolds, Roszas, Schnittkes und was weiß ich, ALL DIE RICHTIGEN KOMPONISTEN EBEN, DU WEISST SCHON, NOTEN LESEN KÖNNEND, MIT TALENT, ANDERS ALS DU!

    Wirklich traurig, erleben zu müssen, wie jemand hasst und scheinbar noch Stolz darauf ist. Wenn Du unbedingt hassen willst, und Tiraden schreiben musst, richte sie doch auf Mörder, Verbrecher, was weiß ich. Aber doch nicht auf einen Komponisten, der einfach nur seine (oft sehr gute) Arbeit macht.

  44. bambulu sagt:

    :D selten so einen Scheiß gelesen :D Sag es Ihm mal ins Gesicht ;) Wenn man das so ließt könnte man glatt denken du bist neidisch auf ihn :)
    Hans ist und bleibt einfach eine Legende!Klar sind nicht alle Soundtracks von Ihm gut, aber von wem sind sie es schon? John Williams z.B, klar ein guter Komponist, aber bei ihm z.B bekomme ich nie Gänsehaut was ich bei Hans schon habe! Und das er 1% beteiligt an einem Soundtrack ist, ist mehr als lächerlich :D Klar hat er Ghostwriter, aber wer hat das nicht?! ;) Beste Beispiel für sein können, der Lone Ranger Soundtrack, Gänsehaut pur! Und wenn man Hans kennt ;) hört man welche Stücke zu 100% von Ihm kommen ;)

  45. bambulu sagt:

    EDIT: Vorallem „Ich hasse Hans Zimmer“…wie alt bist du? 12? :D Kritik kein Problem, aber deine Ausdrücke sind unter aller sau!

  46. Goljadkin sagt:

    Schön, wenn das richtige Leben mal wieder ins falsche einbricht, mit all seinen orthographischen Schwächen, emotionalen Aufgebauschtheiten und all den anderen Geschmacklosigkeiten. Ich dachte schon, der Bad Blog sei tot, aber so eine selbstapplizierte Frischblutinjektion wirkt ja manchmal Wunder.

    Demnächst mal bitte Beiträge zu den Themen „Ich hasse historische Aufführungspraxis“, „Ich hasse Werbejingles“, „Ich hasse Opern“, „Ich hasse Musik in jeder Form“ und eventuell – um mal über den eigenen Tellerrand hinwegzuhassen – „Ich hasse deutsche Gegenwartsliteratur“.

    Goljadkin

  47. Matthias A. Preisinger sagt:

    Hahahahaha, „Ich hasse historische Aufführungspraxis. Eine Tirade von Moritz Eggert und Nikolaus Harnoncourt.“

  48. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie einfach man mit literarischen Techniken wie Übertreibung und Provokation genau die Reaktionen hervorruft, die die Verbreitung eines solchen Artikels gewährleisten.
    Natürlich habe ich überhaupt nichts gegen Hans Zimmer, aber durchaus etwas gegen heutige Filmmusik. Hätte ich höflich geschrieben „Leute, tut mir leid, mir gefällt die Filmmusik von heute nicht so besonders“ hätte es keinerlei Diskussion gegeben und der Artikel wäre weitestgehend ignoriert worden. Natürlich muss ich einen bekannten Namen nehmen, natürlich muss ich übertreiben um zu provozieren, aber es hätte auch wirklich irgendein anderer Name sein können. Wenn man den Artikel wirklich genau liest, wird das eigentlich auch klar.

    Dass es aber Gesprächsbedarf über den Stand der heutigen Filmmusik gibt ist offensichtlich – viele Verteidigungen der Musik von Zimmer (was natürlich vollkommen legitim ist) bestätigen genau das Problem, das ich mit heutiger Filmmusik habe. Wenn also eine Diskussion ausgelöst wird, freut mich das.

    Aber jetzt muss ich ganz schnell mit meiner Aggressionstherapie beginnen, das geht ja wirklich nicht so weiter mit mir. Als nächstes quäle ich noch irgendwelche armen Hunde mit repetierten Mollakkorden….

  49. Steffi sagt:

    @Goljadkin
    Betrachten Sie es doch einfach als interkulturellen Dialog. Wenn schon nicht Sympathie die Folge ist, erweitern alle Beteiligten so zumindest mit großer Wahrscheinlichkeit ihre sozialanthropologischen Kenntnisse ;).

    Was ich mich aber frage ist, ob die Einschränkung kreativer Möglichkeiten (mal angenommen, die Diagnose ist korrekt) im Kino einer Erweiterung des Spielraums im Bereich von TV-Produktionen entgegen steht. Zumindest inhaltlich scheint sich dort akuell Innovation häufiger mit Massengeschmack zu verbinden. Aber das nur als Gedanke am Rande..

  50. Janosch Korell sagt:

    Hi Steffi,

    Innovation sehe ich im amerikanischen Fernsehen. Der Grund dafür ist aber, dass die Sender das PayTV Modell haben und dadurch auch die Finanzmittel für sehr gute Formate wie z.B. Breaking Bad verfügbar sind.

    Fürs deutsche Fernsehen sehe ich schwarz.

  51. Steffi sagt:

    Hallo Janosch,

    für das deutsche Fernsehen stimme ich zu, allerdings würde ich die Entwicklung nicht auf die USA und deren Modell einschränken. In den letzten Jahren gab es auch viel Gutes aus dem Hause BBC (z.B. Black Mirror oder aktuell The Returned) oder Dänemark (Forbrydelsen/The Killing, Borgen). Forbrydelsen ist unter Anderem auch wegen seiner atmosphärischen, unaufdringlichen Musik stets gelobt worden. Meine spontane Assoziation war aber zugegebenermaßen die epische Filmmusik von Bear McReary zu BattleStar Galactica und der leise Soundtrack (bzw. z dessen Abwesenheit, weil Stille hier tatsächlich als Stilmittel Verwendung fand) von In Treatment -beides auf PayTV-Sendern. Natürlich ist die Situation in den USA eine andere; genauso wie man nur schwer einen Til Schweiger-Film mit amerikanischen Comicverfilmungen vergleichen kann.

  52. Janosch Korell sagt:

    Kenn ich vieles nicht, da muss ich mich mal erkundigen. Aber dann werd ich wieder süchtig nach den Serien und komm zu nix ;)

    Nun Til Schweiger ist einfach unvergleichlich und ununterbietbar…

  53. Dave sagt:

    Man of Steel ist in C-dur

  54. Danny Elfman sagt:

    Guten Tag Moritz Eggert,

    erstmals – danke. Ich habe noch nie so sehr in meinem – ich habe recht- gefühl gelacht. hahaha

    Du hast Recht Hans Zimmer ist so ziemlich Scheiße. Und wenn mein Brother beim Essen sagt also mit vollem „joa was soll ich sagen die Musik von Hans Zimmer in Man of Steel war BOMBASTISCH“ und röchelt weiter beim Essen. Da würde ich ihm am liebsten auf die Fresse schlagen.

    Ich hasse the dark knight, inception, man of steel und der ganze andere schrott. Ich kann mich nicht mal mit seinen früheren Stücken anfreunden weil ich weiß wo das alles endet.

    Am Anfang fand ich Prinz von Ägypten gut aber jetzt da ich weiß wer und was dahintersteckt dröhnt meine Birne wieder.

    Also

    ich bin mit MOzart aufgewachsen.
    Ich bin ein großer Fan von Kubrick Sound, großer Fan von
    John Williams,
    Danny Elfman!,
    Strawinsky, –
    ich mag deutsche Anime Intros jegliche Cartoon Intros – und meine LIeblingsband ist
    Massive Attack. (sehr komische Beziehung denn manchmal finde ich diese richtig scheiße und manchmal denke ich die sind die genialsten Musiker der Welt)

    Du bist ein Musiker und ich kann dich nachempfinden besonders wenn ich einen 15 tiefstimmigen Brother habe der diesen bombastischen kack zum Himmel lobt.

    Schreib noch einen Artikel über Arsch Arsch Nolan.

  55. DJones sagt:

    Hier kann man sehen, wo Zimmer arbeiten muss. Das unter diesen Umständen nix vernünftiges entstehen kann, versteht sich von selbst:

    http://sobadsogood.com/2013/07/09/enter-the-majestic-recording-studio-of-composer-hans-zimmer/

  56. Oliver Stiesinger sagt:

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich finde es schon bedenklich, wie sich renommierte Komponistenpersönlichkeiten derart beleidigend und verletzend über Musik äußern, die gar nicht ihrem Genre entspricht. Selbstverständlich wissen wir alle das Filmmusik eine, wie Helmut Lachenmann so schön sagt „andere Baustelle“ ist. Dies ist gut und auch richtig. Niemand würde die „Zwei Gefühle“ oder Stockhausens „Gruppen“ mit der „Star Wars Fanfare“ vergleichen, warum auch? Das eine ist Neue Musik, Kunst – das andere Filmmusik, Gebrauchsmusik bzw. Unterhaltung. Nur die Art und Weise wie sich Herr Eggert über die Filmmusik äußert ist unter aller Kanone.

    Herzlichst,

    Ihr

    Oliver Stiesinger

  57. Janosch Korell sagt:

    Lieber Oliver,

    der Herr Eggert äußert sich nicht über die Filmmusik im Allgemeinen, sondern er äußert sich über das was aus ihr geworden ist. HZ dient hierbei als Personifizierung dessen, was man heute an der Filmmusik kritisch betrachten kann und sollte.

    Dass Filmmusik keine Kunst(Musik) ist und E-Musik nur Kunstmusik ist lehne ich strickt ab und ist eine reine, deutsche Betrachtungsweise.

    Wobei man schon sagen kann, dass Filmmusik heute zum Großteil großer Mist ist.

    Grüße,
    Janosch Korell

  58. Gebrauchsmusik, Kunstgewerbe: das gibt es auch in der Neuen Musik zuhauf. All die kleineren, hübschen Wettbewerbsstückchen, all die für ein Konzertkonzept speziell komponierten Stücklein laufen Gefahr, nicht das zu sein, was ihre E-Wertung versprechen mag. Natürlich ragt doch wieder hier und dort etwas aus der Suppe hervor. Wer komponiert, weiß selbst, wann etwas glückt, scheitert, nur „abgeliefert“ wurde. Gute Musik und Erfolg lassen sich auch im Bereich der E-Musik oder eben auch Kunstmusik genannt nur bedingt beeinflussen.

    So ist es wohl auch bei der Filmmusik. Hier ist das „Abliefern-Können“ ja Grundbedingung, um überhaupt seinen Einstieg ins Metier zu finden. Der Erfolg einer Filmmusik hängt aber letztlich weniger von ihr selbst als dem musikalisierten Film ab. Große Freude, wenn dies Hand in Hand vorkommt, Verkaufserfolg aber auch dann durchaus, wenn der Film als „Gesamtkunstwerk“ einschlägt. Eine hervorragende Musik zu einem erfolglosem Film dürfte allerdings einen steinigen Weg vor sich haben.

    Aber was wollen wir E-Leute wirklich? Natürlich den Erfolg des Filmes. Spass beiseite. Wir wollen einfach mal selbst in einem großen Verkaufserfolg Musik erleben, die uns von den Sitzen reißt, wie die bösen kubrickschen temp tracks. Gerade wenn wir so fleissige Kinobesucher wie Moritz und ich sind. Mich findet man 1,5 Mal im Wochenschnitt im Kino, Moritz dürfte alle Horrorfilme des Planeten kennen.

    Und man glaubt es kaum: der strengste Mahner der Neuen Musik, C.S. Mahnkopf, freute sich diebisch z.B. über „Titanic“, rannte da wohl mehrfach hinein. Und höchstwahrscheinlich tat auch die Musik dieses Filmes ihr Übriges dazu. Für sich genommen ja auch ein Knaller. Jetzt kann man nicht ständig mit Titanics rechnen, was die Studios dennoch mit den Blockbustern versuchen nachzubilden. So habe ich z.B. riesige Probleme mit der Nachfolgemusik zu Avatar. Dennoch lechzt es nach einer Filmmusik, die sich in der Synthese von Film und Musik hervorragend behauptet wie im geschilderten Falle.

    Noch was: eine meiner Meinung nach tolle Filmmusik ist die zu „La possibilité d’un ile“. Der Film wurde z.T. erst auf diese Musik gedreht. Da allerdings der Erfolg ausblieb, kennt niemand diesen Soundtrack.

  59. Janosch Korell sagt:

    Filme in den Musik Teil der Dramaturgie ist sind die Kieslowskifilme mit Preisner als Komponist. Sowas kann man als Gesamtkunstwerk betrachten.

    Joseph Bishara macht sehr tolle Sachen:

    http://www.watertower-music.com/releases_spotlight.php?search=WTM39466_Conjuring

    oder auch die Musik zu Insidious.

  60. Galki sagt:

    Ziemlich inkompetenter Beitrag der sich mehr mit Kotze und falschen Ressentiments beschäftigt als mit Musik. Das Zimmer Talent hat, hat er mehrfach durch unterschiedlichste Kompositionen bewiesen. Das Problem an Zimmer ist nicht das er das macht was er macht, sondern vielmehr das er seit Jahren mehr oder weniger das gleiche macht. Das ist tatsächlich schlecht für die Filmmusik als Ganzes, denn zu viele machen Zimmer nach und das meist nicht gut.
    Der Superman Soundtrack ist gar nicht schlecht, das Grundthema passabel doch dahinter ist schnell wieder Schluss. Das Thema (JA ES HEISST THEMA) baut sich nicht auf, es erweitert sich nicht, es fließt nicht weiter und entwickelt etwas Neues. Das gleiche geschieht in Batman und all den nachgemachten Iron Mans und Avengers. Kurze, eingängige Grundthemen, kein Tiefgang, wenig Substanz. Das ist schade und das schadet tatsächlich der Filmmusik insgesamt.
    Früher in der Zeit als ich mit Kino aufgewachsen bin hatte quasi jede Nebenrolle ein eigenes musikalisches Grundthema, ein ungeheure Vielfalt, ein Reichtum wie sie sonst nur die klassische Musik aufbieten konnte. Heute gibt es ein Artensterben und Zimmer trägt daran ein große Mitschuld weil er der Hals nicht vollkriegt und nicht weil er kein Talent oder nur Mist geschrieben hätte.
    Sie Herr Eggert sollten nicht mit Dingen um sich werfen von denen sie keine Ahnung haben, zum Beispiel der Definition von „faschistoid“ und stattdessen Ihr eigenes, musikalisches Werk kritisch beurteilen, denn das klingt so als hätte man eine Horde Walldorf Schüler auf Speed zum Workout durch einen Konzertsaal gehetzt.

  61. Williz sagt:

    Es gibt bessere Film Composer als Hans Zimmer. John Williams (Ok einige seiner Sounds waren inspiriert von anderen Musikern), Jerry Goldsmith, Danny Elfman, Elmer Bernstein, Bernard Herrmann, James Horner, Alfred Newman, Dimitri Tiomkin. Franz Waxman. Lustigerweise, fast alles jüdische Amerikaner die ich sau genial finde als ich Filme von ihnen sah und erst durch nachforschen das raus gefunden habe :-)

    Hans Zimmer macht Filmmusik von der Stange. Und als ich hörte er macht jetzt auch noch die Musik zu Amazing Spiderman 2 war ich doch sehr enttäuscht :-(((

  62. Jan Kliemann sagt:

    Na ja, ich finde, dass man bei Zimmer immer mit berücksichtigen muss, wie er Musik macht. Tatsächlich spielt die Harmonik nicht die größte Rolle in der Remote-Control-Productions-Szene. Dafür legen diese Komponisten größten Wert auf das Sounddesign. Wer mal versucht hat, mit Zebra2 anständige Klänge zu erzeugen, wird verstehen, was ich meine. Der Schwerpunkt seiner Kompositionen liegt halt einfach woanders. Und wenn man sich beispielsweise die Making-Ofs zur Dark-Knight-Serie ansieht, so versteht man auch, dass hinter diesen Kompositionen bisweilen ziemlich komplexe Denkweisen stehen (siehe das „Joker-Cello-Thema“). Für einen klassischen Komponisten dürfte Zimmer also in der Tat recht schnell langweilig werden, aber für einen Soundtüftler ist seine Musik eine Goldgrube…

  63. Florian Ross sagt:

  64. Stefan Deget sagt:

    Also wer „Time“ und die Batman Hans Zimmer Kompositionen scheiße findet, der hört ganz sicher Jazz…

    Und Jazz finde ich nun mal totale scheiße :)

    Übrigens Man of Steel ist einer meiner Lieblings Sci-Fi Filme :)
    Superman 3.0 wer will den sowas sehen?

    Ich glaube hier ist jemand in den 70er Jahren stecken geblieben?

    Augen auf für neues, sonst ist man ganz schnell von gestern oder einfach nur gaanz alt…

  65. Jack Hunter sagt:

    Sehr geehrter Herr Eggert.
    Komponieren Sie doch erstmal etwas anständiges. Ob Hans Zimmer gut oder schlecht ist, kann jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt sicherlich bessere Komponisten, aber Sie zählen auf keinen Fall dazu.

  66. Peter sagt:

    Das ist der größte Scheiß, den ich jemals gelesen habe. Tut mir Leid, aber ist einfach so, du kleiner Wicht.

  1. 3. Juli 2013

    […] Ich hasse Hans Zim­mer. Eine Tirade | Bad Blog Of Musick — Moritz Eggert hat genug von den Film­mu­si­ken aus der Werk­statt Hans Zim­mers. Und er sagt es sehr deut­lich. Und er hat natür­lich recht. Oder mal nicht mit die­sem schwur­beln­den Ein­heits­sound alles zuzu­schei­ßen, den Du so erfolg­reich pro­du­zierst, Du weisst schon, immer diese repe­tierte Mol­lak­kord, kei­ner­lei nen­nens­werte melo­di­sche Ein­fälle, ein­fach nur Sound, Sound, Sound, bis es einem zu den Ohren und zum Mund und zum Arsch raus­kommt, immer nur die­ser FASCHIS­TO­IDE Ein­heits­sound, zuge­kleis­tert mit der typi­schen Audio­spur eines heu­ti­gen Films, wo alles bis zum Limit kom­pri­miert und geboos­tet ist, damit es im Kino so rich­tig schön kracht und man ver­gisst, dass man ein Hirn hat. […]

  2. 5. Juli 2013

    […] Ich hasse Hans Zimmer. Eine Tirade Herrlicher Rant über den vermeindlich Größten. Mitreden können wir nicht, weil niemand in der Redaktion Man of Steel gesehen hat. Aber einhellig herrscht die Meinung, wer Soundtracks wie “Gladiator” oder “Fluch der Karibik” raushaut hat ein großes Stein im Brett. […]

  3. 13. Juli 2013

    […] Ich hasse Hans Zimmer. Eine Tirade | Bad Blog Of Musick Moritz Eggert war in Man of Steel und fand den Film schlimm, aber die Musik von Hans Zimmer noch viel schlimmer. Und jetzt kotzt er ihm dafür mal so richtig vor die Füße. Auch dafür sind Blogs da, jawohl. (via Vorspeisenplatte) […]

  4. 28. August 2013

    Moritz Eggert: Ich hasse Hans Zimmer…

    Ich möchte, dass man Dich [Hans Zimmer] in einen Raum einsperrt, in dem auf Endlosschleife die Musik von MAN OF SHIT, äh STEEL läuft, immer wieder aufs Neue, von vorne, JEDER EINZELNE NICHTSWÜRDIGE…

  5. 4. Juni 2017

    […] mit dem Thema ohnehin für die Schule auseinandersetzen, aber dann bin ich noch auf diesen Artikel https://blogs.nmz.de/badblog/2013/07/01/ich-hasse-hans-zimmer-eine-tirade/ gestoßen, in dem sich ja doch sehr abwertend gegen Hans Zimmer geäußert wird. Nun, als […]