Endlich Hoffnung für eine angemessene zeitgenössische professionelle Chorausbildung

Heute melde ich mich nur kurz in Fortsetzung meines Whitacre-Blogs. Spindeldürr schneite diese Tage im KIZ der NMZ sinngemäß folgende sommerflockige Meldung herein: Das SWR-Vokalensemble und die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst gründen gemeinsam die SWR-Chorakademie. Sie soll Studierende des Gesangs, des Dirigierens und der Komposition zweisemestrig an zeitgenössische Chormusik heranführen. Im Gegensatz zu all den Madrigalchören vieler deutscher Musikhochschulen wird man sich höchstwahrscheinlich nicht auf das Repertoire zwischen den romantischen Endzeitwerken der Neuen Wiener Schule, Strawinksy, Eben, Poulenc und Lauridsen beschränken. So sehr diese Musik natürlich auch ihre Anforderungen stellt an Gehörbildung, Tongestaltung und Intonation bewegt sie sich in einem Zirkel, den strenggenommen Gesualdo da Venosa bereits mehr oder minder absteckte. Das SWR-Vokalensemble seinerseits zählt solche Musik ebenfalls zu ihrem Bestand, kennt als professioneller Chor mit entsprechender Selbstverständlichkeit aber ohne viel Aufhebens gemäß eigener Homepageannonce beispielsweise „Wolfgang Rihm, Karlheinz Stockhausen, Helmut Lachenmann, Isang Yun, Mauricio Kagel, Milko Kelemen oder Hans Zender, genauso zahlreich aber auch Werke von Komponisten der jungen Generation wie Toshio Hosokawa, Hanspeter Kyburz oder Manuel Hidalgo (Anm. d. Autors: Na ja, wenn Ü 50 „jung“ sein soll…).“ Davon wagen andere halbprofessionelle, professionelle und hochschulische Ensembles bis heute nicht zu träumen und ruhen sich auf dem kompositorischen Stand der Berliner Vorkriegstradition aus, was natürlich keinenfalls die Verdienste Hindemiths, Peppings oder Distlers schmälern soll. Nun setzt endlich das SWR-Vokalensemble und die Stuttgarter Musikhochschule ein entsprechendes Zeichen! Wann folgen auf genau dieser Ebene und kein Jota simpler endlichKöln, Frankfurt (wo man ja bereits mit dem Ensemble Modern kooperiert!), Leipzig, München, Dresden, Hannover, Hamburg und Berlin, nur um die grösseren Städte hier aufzuführen? Das soll natürlich die bisherige Chorausbildung nicht verdrängen, ja, ist sie doch eben auch sehr verdienstvoll. Die harte zeitgenössische Musik muss allerdings genauso intensiv gepflegt werden wie die gemässigte Moderne und nicht mit erzieherischen Möglichkeitsverdikten beiseite geschoben werden. Wie gesagt, versteckt Euch nicht hinter einer Gesangsausbildung für Schüler und unbeleckte Laien, sondern greift nach all den ungehobenen Schätzen der Neuen Musik, bevor man sich leichtfertig in virtuelle Chorprojekte hinein begeistert und schwierigeres wie Stockhausen (übrigens ein fantastischer Chorklangkomponist!) und Co. fortentschuldigt. In diesem Sinne „Friede auf Erden“!

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Komponist*in

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Eine Antwort

  1. 3. März 2013

    […] Studienzeit verwendet werden muss.“ Und wie ich im Badblog bereits festellte, verspricht die Chorakademie der Stuttgarter Musikhochschule neue Impulse für eine zeitgemäße Chorleiterausbildung. Oben bereits verlinkt, hier […]