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Weihnachtszeit: Zeit der Knabenchöre. Zeit der Besinnung. Zeit für’s Weihnachtsoratorium. Zeit für Knaben. Zeit für katholische Pädophilie. Zeit für Schwartau Extra.
Sylvesterzeit: Zeit für Böller. Zeit für Dinner für Eine. Zeit für Beethoven 9. Zeit für alle-anfassen-zum-Mitsingen. Zeit für: Alle Menschen werden prüder.
In jedem Fall (das ist ja mal klar): Es ist CHORZEIT! Fette Scheisse. Chorsingen ist total yeah. Im Chorsingen ist ganz großer Porno. Ich will Chöre hör’n, scha-la-la-la-laaa!!!
Das sagt Supterintendantin Odda-Gebine Holze-Stäblein („Glocken bedeuten für mich…“) dazu: „Doch wie, liebe Brüder und Schwestern, wie können wir dieser Knallerei entgehen, wenn wir lieber Böllern wollen? Wie können wir die innere Einkehr suchen, wenn die Kneipen nicht geöffnet haben? Wie können wir eine Lanze für die Speerindustrie brechen? Wie können wir Vorreiter in Sachen Pferdesport sein? Wie können wir unserem Partner, unserer Partnerin offener begegnen, wenn er/sie total „zu“ nach Hause kommt? Wie können wir unseren Kindern vermitteln, dass man für’s Flate-Rate-Saufen kein Internet braucht? Warum ist bei Teppich-Geschäften seit 21 Jahren Räumungsverkauf? Und wann gilt endlich mal „20 Prozent auf alles! Außer Tiernahrung.“ für Tierfuttermittel-Shops?“
Nachdem dieses Jahr ein ehemaliger Thomaner (Mathias: Komm zurück!) aus diesem Blog ausgeschieden ist, möchte ich im stillen Gedenken („SCHA-LA-LA-LA-LAAAAA!!!!!“) mit euch nicht auf das Jahr zurückschauen. Das ist nämlich total dämlich. Denn weiterhin gilt: Verallgemeinerungen ganz allgemein gesprochen: gehen gar nicht! Halloooo? Nein! Und ich so: Hä?
Also: Stichwort: Thomaner. Stichwort: Knabenchor.
Knabenchor. Pubertät. Langes Rumstehen. Aufregung. Schlechte Saal-Luft. Sprich: Keine gute „Kombi“.
Deshalb für euch, liebe Leserinnen und Leser: ein kleiner „Jahresrückblick“ (nö).
Eine weitere Youtube-Analyse nur ganz für euch alleine (exklusiv, speziell, individüll).
Der Mercedes unter den Boys-Choir-Fail-Zombie-Horror-Clips
Ein Orchester konnte man sich offenbar nicht mehr leisten. Trotzdem filmt ein stolzer Papa mit seiner Videokamera. Eine neapolitanische Sextakkord-Wendung (oder wie das heißt; Strauch kann das ja mal wieder so richtig „schön“ durch-analysieren!) – und dann kommt’s: Ein Junge, bei dem die o. a. Kombination voll zugeschlagen hat. Wie auf einem Laufband mäandert er durch die Reihen seiner Gesangskollegen. Gelblich-grün im Gesicht. Und besonders herrlich: Die Super-Zeitlupe am Ende des Videos, bei dem die Musik zur Zombie-Splatter-Movie-Tonspur wird. MUÄÄÄÄHHH!!!
Trappsigal, ick hör dir nackt…
Äh: „Nachtigall, ick hör‘ dir trapsen“. Hier ist besonders leicht zu wissen, wer denn gleich umfallen wird. In innerer Einkehr (siehe oben) blickt ein junger Mann mit dunklem Haar in seine Noten. Und verharrt dort. Und verharrt. Und dann kippt er um. Und ich sach ma so: Ich habe es kommen gesehen! Aber es ist besser so. Der Chor ist so dermaßen schlecht (fast so schlecht wie der Chor, den ich 2006 mal am Klavier begleiten musste, als man Rossinis eigentlich ganz possierliche kleine Messe massakrierte; Namen werden nicht genannt) – man gönnt es diesen jungen Menschen von Herzen, dass sie unterbrochen werden. (Für alle Knobler, Fleißigen und Streber: „Contrappunto bestiale alla mente“ von Adriano Banchieri. Zitat Papa: „Haben wir dich also nicht umsonst studieren lassen!“)
Musik & Ästhetik 2012 (von Claus-Steffen „kürzeste-Email-aller-Zeiten-mit-Grüßen-an-meine-Leipziger-Freunde“ Mahnkopf): „Gustav Mahler, Theodor W. Adorno und das Prinzip der, äh, Gebrochenheit“
Vorsicht, Mama, nicht anschauen. Hier wird gebrochen. Und ich sach noch ma so: Man hätte es sich fast denken können, dass so etwas passiert. Aber nö, Kamera voll druff gehalten. Ganz toll! Und ich so: Nein!!! Na egal, ich habe meine Pflicht erfüllt: Ein Chor-Video, auf dem etwas in Richtung „Hier wird einem schlecht“ passiert. Enjoy! ENJOY!!!
Erik „bei-Kompositions-Wettbewerben-sollte-man-bis-zum-80.-Lebensjahr-teilnehmen-dürfen“ Janson: Missa in memoriam wechselstronem (in B-Dur!!! Hammer!!)
Hier wird’s dann endgültig etwas ekelhaft. Wer fliegende Kotzmasse nicht mag: „Hallo, NEIN! Nicht anklicken!“ Aber trotzdem eine kleine Analyse (bevor Strauchi dann wieder mit so verkopftem a-Moll-mit-irgendner-Dissonanz-Quatsch kommt): Besonders hervorhebenswert erscheint mir der Paradigmenwechsel, dem der Kotzende bezüglich seiner gesellschaftlichen Stellung innerhalb des Ensembles, welches gleichsam als seine Peergroup verstehbar wird, ausgesetzt sich sieht. Tritt dieser (Anm.: der Kotzende) zuvor noch nicht als Individuum a fortiori (höchstens als eines, welches mit schon kotzgefüllten Backen sich aufzuplustern beginnt) in Erscheinung, so findet er sich nach dem Schwall (aber Vorsicht: „Nach dem Schwall ist vor dem Schwall!“) in einer herausgehobenen sozialen Position wieder, die er, wenn schon nicht erträumt, so doch vielleicht schon immer heimlich erhofft hätte sich. Ups, daaaaa ist das „sich“ aber vielleicht ein bisschen seeeeehr spät gekommen, nech?!?
Ihr seid alle doof, vor allem – wenn der Autor hier das mal bemerken darf – ihr, die ihr in Donaueschingen über den Bad Blog lästert, aber mir dann eure neuesten CDs in mein VIP-Büro schickt, um mal anzufragen, ob ich nicht eure nächste Oper produzieren kann – und ich so: Hä? ICH WEISS ALLES! ;-) in -A-Dur
Dezent, ja überaus menschlich, wie hier weggeschwenkt wird. Das kleine süße Mädchen darf in aller Stille kotzen. So ist’s fein. So wollen wir das sehen. Dafür zahlen wir gerne Gebühren! Zu diesem Clip (man beachte diejenigen, die den Kotzvorgang bemerken und vergleiche sie mit denen, die nichts mitbekommen) fiel mir – und ich mache hier einfach mal Schluss mit 2011 – ein Gedicht von Berthold Brecht („Denn die einen sind im Dunkeln“ ) ein, das ich wie folgt erinnere:
Denn die einen sind am Schunkeln
und die andern haben Gicht,
und die einen ha’m Furunkeln
und die and’ren aber nicht.
(Bertolt Bricht)
Alles Gute für 2012!
Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.
Arme Kids. Andererseits: Rampensau erfährt eine weniger metaphorische Deutung, werden wir etymologisch auf eine frühere Stufe zurückgeführt. Und ja, Møller, wo bisch‘, wo bleibscht?
Beim Mercedes, dem Vivaldi-Gloria gibt’s keine schöne Sixt-Ajoutée-Analyse. Da sixt nix, sozusagen. Der Fallende, der gelb-weiss-bleiche Knabe, sieht gar nichts. Deshalb fällt er ja. Immer diese Mollsubdominanten mit ihren Sext-Eintrübungen! Kein Wunder dass man dabei zu Boden muss. Vollkommen aussichtslos.
Richtig spannend – im Video – sind übrigens die unglaublich verdreht stehenden Kinder. Nein, Singen ist nicht immer wohltuend, weder für den Hörer noch den Singenden. Den grössten Spass hat bei solcher Musik immer nur einer: der sich endlich selbstverwirklichende Schulmusiker oder Kantor, sich in Proben in Exegesen über Cis-Moll in D-Dur suhlend! Aaaach! Uuurgh, denkt da der modulationserklärende Schüler.
Oder wie hiess es im Tonsatz? „A Sixt-Ajoutée is immer schee.“ Und wie war das mit der Instrumentation: „Fehlende Klarinetten mit g’stopften Hörnern petten!“ Ob das stimmt – wetten?! Wie gesagt: hier ist nichts schön! Ausser der Bildungsferne.
Mir selbst fiel mal ein Chorsänger um. Seitdem nur noch Chöre mit Inszenierung! Stillstehend, verkrampfend, auf hohen Podesten: das ist so öde wie gleichmässige Strichrichtungen von Streichern, Konservatoriumssosse, auch für Laien. Wie stolz sind doch manche dieser, wenn sie erkennen, dass jemand in die andere Richtung schabt – grosses Tadeln. Auch nicht schön! Schön wäre Musik, die nicht ausgelutscht ist wie 9. Beethoven, Vivaldi-Gloria-7-Jahreszeiten, Paukenschlag, Fluch-der-Karibik, Albinoni-Adagio, Donauwalzer, etcetcetcetc. Das Zeug ist so bekannt, das darf man auf Bildungslücke setzen. Wie wäre es mit unzeitgemässen zur Unzeit? Also ein Nono-Workshop für Schüler mitten im August, in den Schulferien? Und Weihnachten dann die hier schon mal von G. Erbe vorgeschlagenen Eskimolieder! Sonst: die ganze Musiksosse ist so spannend wie U-Bahnfahrpläne und bei Rot stehen bleiben. Ihr Einfaltspinsel…
Alle Sixt-Ajoutées werden hiermit nach Sixtnitgern, Ortsteil von Odelzhausen, Lkr. Dachau verbannt! Man zimmert schon die ersten Mehrfamilienhäuser im neuesten Ortsteil Hörstnitgern! Es hängt ein Banner über dem Ortseingang: Wir lieben Euch. Auf seiner Rückseite: Ihr könnt uns gern haben! Was man Alles nicht so gern sieht, host mi!?
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Falsch, lieber Arno: besser in A-(ARNO)-Dur, in Memoriam Konzerthausdirektor in Spé und Kompositeur schreibe ich meine Kinderchor-Kotzmesse. Das wird ECHT ein Kracher! Welche Tonart Wechselstrom bevorzugt und wann wir Dir unsere erdrückenden 500-Seiten-PArtituren dann schicken, das werden wir sehen bzw. müsste Arno Wechselstrom fragen ;-)
Allen Badbloggern jedenfalls beste Grüße, viel Erfolg, Humor, Ideen – kompositorisch wie blogmäßig – und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2012!!!
Its Party- und Schweige-Time allmählich ;-)
(P.s.: Wer hier morgen zwischen 20 Uhr und 0 Uhr sogar noch bloggt (sogar dann noch wenn überall die BÖLLER knallen, wenn alleine 50x Donaueschingen in 30 min. „verballert“ wird und wenn alle fröhlich sind und alles suuupi ist, wenn die Sektkorken knallen auf unsere rosige kulturelle und Neue Musik-Zukunft in 2012ff. in den tollen ZDF-Jahresrückblicken und Partys mit DJ Özzi etc.), der wird für verrückt erklärt, über den wird auf allen Festivals überall ewig gelästert werden, er wird vom Blog ausgeschlossen und danach erschossen ;-)
@“Wer hier morgen zwischen 20 Uhr und 0 Uhr…„:
Jehova, Jehova!
Und allen einen guten Rutsch.