Wenzgranderungen schizwen Sprusik und Mache

Wo verlaufen die Grenzen zwischen Sprache und Musik? Gab es da jemals so etwas wie eine „Mauer“? Wenn ja: Kann man diese Mauer abreißen? Und wenn ja: Wann (9. November 20**?)? Braucht man für die Grenzüberschreitung einen Pass? Oder ein Tagesvisum? Und wenn ja: Wie lange muss man darauf warten? Ist mir diese Grenz-Sprach-Musik-Debatte vielleicht zuwider, weil ständig von den „Grenzen zwischen Musik und Sprache“ gefaselt wird, nur, weil es gut klingt? Kann mir jemand ernsthaft sagen, wo diese verdammte, unnötige, allgemeinplätzige und tödlich langweilige Kack-Grenze zwischen Musik und Sprache verläuft? Oder gibt es diese Grenze nicht mehr, sondern nur noch eine Sprach-Musik-Grenz-Gedenkstätte mit Audioguide? Wobei bei (…) „Audioguide“ dann ja wieder die Grenze von Musik und Sprache irgendwie „gesprengt“ werden könnte, nicht?

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„Musik jenseits der Grenzen der Sprache“
(Symposium & Aufsatzsammlung, Freiburg 2004)

Es gibt offenbar Musik jenseits der Grenzen der Sprache. Gibt es dann auch Sprachen jenseits der Musik der Grenze? Oder Musikgrenzen versprachlicht im Jenseits? Gibt es Grenzjenseits der Sprachen von Musik?

„Grenzwanderungen zwischen Sprache und Musik“
(Konzertante Sprechoper, Wien 2011)

Offenbar kann man zwischen Sprache und Musik wandern! Merkwürdig, wo doch Musik so dermaßen „jenseits“ der Grenzen der Sprache liegt… Gut, muss man halt hinwandern. Die Frage ist nur: Gibt es auch andere Wanderungen? Kann man zwischen Sprachwanderungen mit Musik sich schön ausgrenzen? Sind denn jenseits der Grenzsprachen mögliche Musikwanderungen gut ausgeschildgrenzt?

„Musiktherapie – über die Grenzen der Sprache hinaus“
(Radiosendung, ORF 2002)

Okay, offenbar sind wir jenseits und zwischen den Grenzwegen der Sprachmusiküberschreitung bereits sprenggewandert. Und jetzt, liebe Freunde der Musiktherapie, heißt es: Wir hausieren über die Grachten der Spusi miteinander musikalisch! Mit Therapie, Grenze und Jenseits! Mit Hilfe der Grenzüberschreitungstherapie musizieren wir zwischen und jenseits der Spack-Musik-Zwischenwege! Hossa.

„Grenzen der Sprache – Möglichkeiten der Sprache: Untersuchungen zur Textsorte Musikkritik“
(Buch, Frankfurt/Main 2002)

Offenbach kann zwischen den Musikspätzle die Sextorten untersuchen! Therapeutisch sprengen wir möglicherweise Musikkritiken zu Sprachgrenzsorten. Natürlich jenseits-dazwischen. Ist klar. Und: Möglichkeitsgrenzen bewandern sich sprachartig zu musiküberschreitenden Textkritiken.

„Wo Musik und Sprache Grenzen überschreiten“
(Rezension, Aachen 2009)

Ja, wo denn? Damn!!!

„An den Grenzen der Sprache. Zu Gadamers Hermeneutik der Musik“
(Symposiums-Vortrag, Kiel 2011)

„Offenbach, 20.11.2011. Lieber Hans-Georg. Vielen Dank für deine Sprachgrenze. Das wäre doch nicht Musik gewesen! Schließlich hat das Jenseits der Musiktherapie die Grenzwanderungen übersprengt. Entlang der Grenzmuse, über die Hermeneutik hinaus musiziere ich grenzseitig der Sprachwanderung von Gadamer, Grenze und Grachten hinweg! Vielen Dank, mit herzlichen Grenzen, dein Sprano“

„Musik erzählt von den Grenzen der Sprache“
(Rezension, St. Gallen 2008)

Ofenrohr: Lasset mich erzählen von den Schwänzen der Trasse. Wo die Grenztherapie sprachähnlich sich in Hermetik verjenseitst und wir alle von Musikgrenzen aus entlang randwandern, wo die Erzählüberschreitung vor Musikschranzen sich versprengt und wir alle einst ins Jenseits der Entlangkritiken von Textorten und Möglichkeitswanderungen untersuchen!

„An den Grenzen der Sprache. Eine Studie zur Musikalität am Beispiel der Lyrik des russischen Dichters Afanasij Fet“
(Buch, Berlin 2009)

Hilfe! Wo ist die Linie, auf der wir wandern? Die Grenze, auf der wir musizieren? Wo ist die Musiktherapie, die uns vom Jenseits begrenztwandert? Wer hilft uns die Grenzsprengung auszumusizieren, wo doch ein einfaches „Spreng!!!“ nicht mehr auszulinieren vermag?

Bonustracks:

„Die Idee eines Gedenkkonzertes hat mich sofort begeistert. Musik verbindet über alle Grenzen der Sprache und Kultur hinaus. Sie ist daher die richtige Antwort auf menschenverachtende Terroranschläge!“
(Bürgermeister Ulrich Roland zum 10. Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September, Gladbeck 2011)

„[…] Und das Tolle dabei ist, dass Musik keine Länder- und Sprachgrenzen kennt. Musik ist die Sprache, die überall ganz schnell verstanden wird, die uns überall erreichen und bewegen kann.“
(Predigt, Willingen 2004)

Linien
Ist nicht jede Linie, die nicht perfekt gerade ist, sondern mit leichtem Schwung sich krümmt, jede Kurve also ein Sinnbild für das Weiche und Geschmeidige, das wir in keiner anderen Erscheinungsform so sehr verehren und ersehnen wie im Körper der Geliebten, die wonnig auf zerknülltem Laken sich räkelt und ihre zarte nackte Haut den Kosungen des Sonnenlichts darbietet? So ist denn jede einzelne Biegung, jeder wogende Strich, jede Kontur nur ein Sinnbild für das Große und Wichtige, für Werden und Zeugen, für Gezeugtwerden und Empfangen! Jeder Wellenzug zeugt und empfängt die Schönheit, jeder Wolkensaum versinnbildlicht sublimste Ästhetik und Erotik! Nur die klassische Linie als solche: die Gerade – sie entbehrt jeden Zaubers, bei ihr passiert in gewisser Hinsicht überhaupt nichts, sie ist schlichtweg gerade und langweilig, geradezu abstoßend linear und ekelhaft ungekrümmt, eine bekackte scheißgerade Linie eben.

Theobald Fuchs (Titanic, Mai 2007)

Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.

4 Antworten

  1. Guntram Erbe sagt:

    Nicht jeder versteht Musik
    Nicht jeder versteht gleich Musik
    Nicht jeder versteht Musik gleich

    Selbstversuch:
    Was sagt diese Musik demjenigen, der hier in Deutschland solche Musik erstmals hört?

    Guntram Erbe

  2. wechselstrom sagt:

    “Grenzwanderungen zwischen Sprache und Musik”
    (Konzertante Sprechoper, Wien 2011)

    Offenbar kann man zwischen Sprache und Musik wandern!

    War gestern ein super Abend in der brechend vollen galerie wechselstrom. Offenbar kann man zwischen Sprache und Musik wandern! – das haben Andrea Martina Graf und Brigitte Meyer eindrucksvoll bewiesen – Sprachimprovisation in höchster Perfektion (das geht wirklich) – selbst Jandl, Kagel und der alte Hindemith hätten gegrinst.

    – wechselstrom –

  3. Erik Janson sagt:

    Glückwunsch Christoph: an die beiden Ladys und an Deine Galerie!

    Und dass hier Arno mit seinem Thread den Auftakt, mithin die „Vorgruppe“ zu dem macht, was in der Galerie läuft,
    das erlebt man auch nicht alle Tage.

    Weiter so :-)