Musik zum Streicheln

Die Amis, die Amis….
Natürlich wissen wir, dass es Kultur generell in den USA relativ schwer hat, was nicht überrascht bei dem verschwindend geringen Budget des „National Endowment for the Arts“ im Vergleich zur Größe des Landes (der Bad Blog berichtete). Daher überrascht es nicht, wenn die Finanzkrise auch weitere Auswirkungen z.B. auf die Orchesterszene dort hat.

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Jüngstes und sehr dramatisches Beispiel ist der Konkurs des Philadelphia Orchestra, das unter Stokowski zu einem der bedeutendsten Orchester weltweit aufstieg, in einer Liga mit den Berlinern, den Wienern, den Londonern. Aber auch andere Orchester in den USA machen gerade entweder dicht oder sind kurz vorm Bankrott. Der Gouverneur von Kansas hat sämtliche Kulturausgaben dieses Bundesstaates gestrichen, und immer mehr rechtskonservative Politiker wie Sarah Palin bedienen sich einer „each for him or herself“ – Rhetorik, die den Staat von jeglicher Verantwortung für die Bildung seiner Bürger freispricht. Das sind die selben, die auch „Homeschooling“ propagieren und glauben, dass der Teufel Dinosaurierknochen vergraben hat, um uns glauben zu machen, dass es die mal gegeben hätte (wenn doch jeder weiß, dass es die Welt erst seit wenigen Tausend Jahren gibt).

Das ist schlimm, und mancher kann daran verzweifeln. Aber in Europa ist es genauso: der holländische Staat streicht sämtliche Rundfunkorchester, einen Großteil seiner zeitgenössischen Ensembles und stellt die Unterstützung von Bibliotheken ein, der englische Staat streicht radikal die Budgets seiner Bildungsinsitutionen, Luxemburg will den Musikunterricht abschaffen. Und Italien….nun, reden wir nicht über Italien. Vor kurzem berichtete ich über das auch kulturpolitisch agierende hervorragende Ensemble Sentieri Selvaggi – die freuten sich einen Tag über die Wahl eines Anti-Berlusconi-Bürgermeisters in Mailand, am nächsten Tag rächen sich die noch amtierenden Berlusconischergen damit, indem sie dem Ensemble sämtliche Unterstützung entziehen. Budget=0. Wer aufmuckt, wird gekürzt.

Wenn sich Widerstand regt, dann klingt er so wie in diesem sehr seltsamen Artikel.

Lest ihn mal durch – In dem Artikel gibt es einige Sachen, die auf den ersten Blick sympathisch scheinen, aber auch viele seltsame Behauptungen. So gibt es angeblich weltweit nur 500 professionelle Orchester, wovon die Hälfte in den USA wirken, der Rest im Rest der Welt. Kann das stimmen? Allein in Deutschland gibt es 133 professionelle Orchester (und eine riesige Anzahl von Hobbyorchestern) – in ganz Europa, Asien, Russland, Australasien, Südamerika soll es also nur noch 117 weitere Orchester geben? Das kann nicht sein (weiß jemand genaue Zahlen?). Auch die Definition eines „professionellen Orchesters“ ist schwierig – die meisten, eigentlich fast alle amerikanischen Orchester sind durch Sponsoren oder Fördervereine finanziert, sind also privatisiert. Ein ganz anderer Ansatz als zum Beispiel das typische städtische oder staatliche Orchester in Deutschland, deren Grundbudget anders gesichert ist (noch).

Der Artikel – eindeutig von einem Kulturliebhaber geschrieben – ergibt sich in gewisser Weise dem Schicksal und argumentiert, dass die vielen Orchester ja auch sicherlich noch Altlast einer Orchester-Hausse sind, die jetzt notgedrungen reduziert werden muss. Aber eben auch nicht ganz, denn letztlich – und das ist die irgendwie auch entsetzliche Volte, die der Artikel gegen Ende schlägt – ist es ja für uns gestresste Menschen total supie, in einem schönen Orchesterkonzert mal so richtig schön zu entspannen, so ohne Handy und iphone und nerviges Geklingel und so.

Musik zum Streicheln Ist das, wo die abendländische Musikkultur nach hunderten von Jahren landet? Von Walther von der Vogelweide bis Hildegard von Bingen bis Ockeghem bis Monteverdi bis Bach bis Mozart bis Beethoven bis Mahler bis Schönberg bis Stravinsky bis Stockhausen bis….all dies nur, damit wir am Schluss etwas haben, dass uns so richtig groovy relaxen lässt, wo wir mal ein bisschen entspannen können?

Das ist aber das schreckliche Fazit des Artikels. Und wenn man die ästhetische Konsequenz hiervon bis zu Ende denkt, dann sieht es um andere, seltsame, unbequeme, wilde, schräge, verrückte, aufregende Musik in Zukunft schlecht aus. Es darf dann nur noch Entspannungsmusik geben. Musik zum Streicheln.

Und wer so richtig das Gruseln lernen will, der lese die Kommentare. Diese sind nicht etwas von fanatischen Kulturfeinden aus dem amerikanischen Hinterland geschrieben, auch wenn sie so klingen. Nein, von ganz normalen Engländern. Von Europäern. Denn bei „Standpoint“ handelt es sich um ein waschechtes freies englisches Kulturmagazin von gewissem Rang.

Und das ist noch gruseliger.

Moritz Eggert

(Mit Dank an Andreas Kirchner für den Tipp)

41 Antworten

  1. querstand sagt:

    Bizarr die Ideen des US-Artikels! Die Wahrheit bzgl. Niederlande ist, dass sämtliche Rundfunkensembles wie die meisten Regionalenorchester Ergebnisse grosser Fusionen sind und jetzt endgültig verschwinden sollen. Manches Orchester überlebt zudem seit Jahren v.a. als Dienstleister für Chöre, temporäre Opernauffürhrungen. So ist die Pflege einer eigenen Tradition kaum noch möglich. DIE HAUSSE ist in den Niederlanden längst vorbei, genauso in unserem eigenen Paradies, wobei natürlich Profilschärfungen durchaus häufig denkbar wären, vielleicht sich wirklich auch Fragen nach Überangeboten ohne stärkere Profile zurecht stellen lassen, auch aus der Warte der Neuen Musik, der die meisten Ensembles doch oft nur recht spärlich zu Ehren gereichen…

    Gruß,
    A. Strauch

  2. Erik Janson sagt:

    @ Moritz,

    ein sehr guter und mutiger Blogbeitrag. Tja, dem ist nicht viel hinzu zu fügen. Ich sagte hier auch u.a. schon paar mal, dass leider Europa und die Welt im Begriff sind, sich dem angloamerikanischen Pragmatismus- und Ökonomisierungs-Wahn und der Sichtweise „Musik-bald-nur-noch-zum-Entspannen fürs „Funktionieren“ immer mehr kritiklos (oder resignierend) an zu schließen.

    Immer weitere Milliardengräber für Spielcasinos, Hedgefonds etc. für deren immer wieder neue Ideen, auf was man als nächstes spekulieren kann (Reis, Mehl,Nahrungsmittel, auf Kosten der Ärmsten).
    Und angesichts solcher Auswirkungen können uns die Finanz-Neoliberalisten sogar noch zynisch zu rufen: Ihr jammert auf „hohem Niveau“, ihr Künstler, „schafft erst mal (ökonomische) Werte“ oder „weist den Ökonomischen Wert Eures Schaffens“ zahlenmäßig (in Form von Rating-fähigen Zahlen) nach…

    Die neoliberalen Perversionen der Lobbyisten und Politik nehmen kein Ende. Unzählige „Rettungspackete“ für eine Branche von Spekulanten, die keine Werte schafft (nicht mal wirtschaftliche – kulturelle erst recht nicht) sondern die nur für Gesellschaft und Kultur nutzlose irrationale BLasen produziert und allen schadet (außer der Minderheit der Profiteure).

    Denjenigen, die dafür sind, dass es so weiter läuft, kann es nur recht sein, wenn den Menschen immer mehr Möglichkeiten genommen werden, zur Besinnung zu kommen, SELBST nach zu denken. Die Musik, die Kunst sind dabei u.a. ein wichtiger Punkt. Wenn man diese so weit degradiert hat, dass die Luft zum Überleben weg bleibt, dann hat man das Ziel wohl erreicht. Utopies lost. Man kann die UNumkehrbarkeit des Wahnsinns dann einer schweigenden Herde verkünden.

    UND: was TUN? Es ist kein Geheimnis mehr, dass es – langsam aber sicher – hier in Europa nun auch mit der Kultur Erdrutsch-artig bergab gehen wird. Dass bald nahezu ALLES auch hier privatisiert sein wird, dass uns die Finanzlobby/ -Finanzwelt via Medien (dank bester Kontakte) immer weiter einreden wird, sie sei „unentbehrlich“ und wenn man sie nicht immer wieder mit Staatsgeldern und Steuermitteln füttert und auf sie allein hört, würde „alles zusammen brechen…“. Wer da genaueres wissen möchte, der kann hier z.B. mal nachlesen oder nachhören:

    Kultur/Soziales/Bildung hingegen, da kann man ja streichen wie man lustig ist, weil man damit angeblich
    so effektiv einsparen könne (was nicht stimmt). Aber so reden es den Leuten Medien und Politik immer wieder neu ein. Und da die meisten Menschen dies nicht durchschauen oder sich nicht näher mit Volkswirtschaftsfragen etc. auseinandersetzen können, glauben sie dies fatalerweise.

    Was soll man zu alledem noch sagen? Zu diesem ganzen Irrsinn, Ideologismus und Wider-Vernunft? Zu dieser ganzen Anti-Aufklärung? Gejammert/Bestandsaufnahmen gemacht ist eigentlich allmählich genug, finde ich. In unzähligen Blogs, Foren, Talkshows etc. genießen wir unsere eigene Krise. Aber: Was TUN, wie REAGIEREN? Innere Emigration und dabei das Kulturgut wenigstens im stillen Kämmerlein bewahren? Resignation oder Schweigen? Oder sogar ein Weiter-So und (hauptsache der Kelch geht an mir als Einzelnem Ohnmächtigen vorüber…)?
    Oder beherzter, öffentlicher Widerstand, Petitionen, friedlicher, kreativer Protest, Zusammenschluss?

  3. Erik Janson sagt:

    Sorry, hier als Nachtrag meines Beitrages (Ende drittletzter Absatz) der lesenswerte Link dazu:

  4. Bekehrter sagt:

    Regt sich da Widerstand? Ich habe nicht den Eindruck, wenn ich mir diesen Text anschaue. Nicht einmal ansatzweise. Dafür aber den Eindruck, es hier mit einem wirklich klischeemäßigen Klassikliebhaber zu tun zu haben. Jener Sorte Leute, die über klassische Musik definieren, wie ach so offen, aufgeschlossen und kulturvoll sie doch sind, sich in Wirklichkeit aber ganz einfach angenehm berieseln lassen wollen.

    Ach, und wurde über die Rundfunkorchester in Holland wirklich diskutiert? Wenn ich das richtig sehe, ist die umstandslose Auflösung der Radio Kamer Filharmonie und die Privatisierung des Metropole Orkest völlig geräuschlos durchgewunken worden.

  5. Max Nyffeler sagt:

    Danke, Moritz, für den Hinweis auf diesen hochinteressanten Artikel! Darin zeigt sich eine wirklich globale Sicht auf das Problem „Sinfonieorchester im 21. Jahrhundert“. Dieses Online-Magazin kannte ich nicht, das werde ich künftig öfters konsultieren.
    Zum Autor Norman Lebrecht, um eventuelle Missverständnisse auszuräumen: Das ist übrigens nicht einfach ein „Musikliebhaber“, sondern ein international renommierter Autor und einer der besten Kenner des Klassikgeschäfts; sein Dirigentenbuch „Der Mythos vom Maestro“ (1991) war ein Knüller. Die Zahlen (auch über Honorare) und Fakten, die er da liefert, sind einmalig. Man kann Lebrecht höchstens vorwerfen, dass er die soziologisch-ökonomische Sicht auf die Probleme nicht mit mehr „kulturellen Bekenntnissen“ anreichert. Dass sein Online-Artikel hier von Leuten wie Norma Procter kommentiert wird, zeigt aber das hohe Niverau der Diskussion.

    Nun zu den Kommentaren von Dir und den anderen: Ich denke, es wäre ratsam, das Problem nicht zu dramatisieren und mit sachfremden Reizwörtern wie Palin, Berlusconi etc. zu belasten. Tatsache ist doch, dass angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage überall über die Finanzierungsmöglichkeiten der Sinfonieorchester nachgedacht werden muss. Als nachteilig für die kulturelle Argumentation erweist es sich dabei, dass diese teure, organisatorisch aufwändige und zugleich enorm verletzbare bürgerliche Institution aus dem 19. Jh. sich einer Gesellschaft gegenüber sieht, die sich von dieser Vergangenheit längst gelöst hat und auch immer weniger in der Lage ist, geschichtlich zu denken. Zugespitzt gesagt: Eine traditionsreiche kulturelle Institution wie das SO wird von der heute tonangebenden Generation verraten. (Das sieht man doch auch in unserer neuen Musik – Komponisten wie Lachenmann, Zender, Huber etc., die dieses Geschichtsbewusstsein noch haben, gelten heute für viele nur noch als Fossilien – das Kurzzeitgedächtnis triumphiert, und für das Langzeitgedächtnis hat man Google.)

    Außerdem, und das scheint mir eine entscheidende Tatsache zu sein, ist heute weltweit eine klare Tendenz weg vom „abendländischen Denken“ zu beobachten; die Multikulti-Romantizismen der Grünen in Dtl. und anderswo sind nur eine lokale folkoristische Fußnote in diesem Prozess. Dafür greifen die Gesellschaften der Zukunft unsere Traditionen auf (und verändern sie dabei natürlich). Lebrecht schreibt: „China is creating six new orchestras a year and the Seoul Philharmonic in South Korea has become the first non-European, non-US orchestra to win a major label record contract, with Deutsche Grammophon. Classical sales in Korea are the highest in the world, amounting to 18 per cent of the total record market, against less than 2 per cent in the US.“ Dem entspricht, was Costa Pilavacchi, verantwortlich für den Klassiksektor bei der Universal Music Group, sagt (UMG ist der führende Medienmulti mit einem Weltmarktanteil von 25 Prozent, zu ihm gehört unter anderem die Deutsche Grammophon und der Musikverlag Ricordi): „In Asia, however, classical music means youth. To the Chinese parents, classical music is something their kids have to learn in order to became middle class adults later. That’s why you have tens and tens of millions of kinds learning the violin and the piano in particular in China.“ (Statement bei der MIDEM 2011 in Cannes)

    Die Kultur vollzieht nur nach, was wirtschaftlich passiert: Das Geschehen verlagert sich ganz klar in den Fernen Osten. Brüssel-Europa leistet diesem Prozess zur Zeit Vorschub, denn es ist mit seiner Pleitewirtschaft gerade im Begriff, sich selbst zu kastrieren. Symptomatisch ist auch die Olympia-Entscheidung gegen München. Europa ist für die Zukunft nur noch begrenzt von Interesse, vor allem als Destination für chinesische Touristen und arabische Scheichs.

    Vor diesem Hintergrund ist es nichts als folgerichtig, wenn eine ur-europäische Errungenschaft wie das Sinfonieorchester (mit dem ur-europäischen tonalen System, dem ur-europäischen Stammrepertoire, dem ur-europäischen Sozialverhalten etc.) an Überzeugungskraft verliert. Wenn es bis heute als weltweiter Hochkulturstandard mit Exportchancen gilt (CD-Markt, Tourneen der Berliner Philharmoniker nach Fernost, weltweite TV-Übertragung des Wiener Neujahrskonzerts, etc.), dann nur deswegen, weil dahinter nicht nur eine kulturelle, sondern auch eine wirtschaftliche Weltmacht steht – bzw. heute zutreffender: gestanden hat – und weil es seine Ableger in den ehemals potenten USA gefunden hat (heute ebenfalls eine Weltmacht auf dem absteigenden Ast). Warum werden hochkulturelle Erscheinungen aus Asien bei uns nicht ebenso massenhaft konsumiert? Warum füllen bei uns japanisches Kabuki-Theater, chinesische Pipa-Konzerte oder indische Raga-Musik nicht die großen Säle? (Das wird sich im Falle des chinesischen Musik an dem Tag ändern, an dem Siemens und Krupp von chinesischem Kapital kontrolliert werden – sie sind dann die Sponsoren für das „Konzert vom Gelben Fluss“, mit Beethoven als Zugabe.)
    Heute hat bekanntlich nicht nur Brüssel-Europa, sondern auch die USA mit Wirtschaftsproblemen zu kämpfen. Da ist es doch klar, dass eine Luxus-Institution wie das Sinfonieorchester auf den Prüfstand kommt. Das kann man aus kultureller Sicht bedauern, und wenn es existenziell wird, muss man auch dagegen kämpfen. Aus ökonomischer Sicht – und die ist letztlich entscheidend, da helfen keine Beschwörungs- und Verdammungsrufe – ist es aber nur logisch.
    Die Frage ist nun, ob es noch gelingt, beide Sichtweisen für eine nächste kurze Etappe zu einem wie auch immer prekären Ausgleich zu bringen. Das geistige Umfeld in unseren eigenen Gesellschaften ist dem leider nicht förderlich. Hartz IV und Gesundheitswesen gehen vor, und in einer Stadt wie Berlin mit ihren vielen Orchestern und drei Opernhäusern werden bereits heute Spekulationen laut, wie nach den Wahlen im Herbst diese Hochkulturtempel einer verbesserten „sozialen Relevanz“ oder ähnlich zugeführt werden könnten. (Beethoven für Neukölln? Mehr Enjott Schneider im Programm der Philharmoniker? Zahnärzte-Kongress mit Musikprogramm im Konzerthaus?)
    Alteuropäischer kultureller Hochmut, Festhalten an den 200jährigen Konzertformen und vehemente Forderungen, nun einfach neue Musik aufzuführen (die leider die Kassen nicht füllt), lösen das Problem nicht. Auch nicht linke Kraftmeiereien oder das Schimpfen über Politiker, die die Subventionen in Frage stellen – sie stehen doch selbst nur unter dem Druck der Verhältnisse. Wahrscheinlich muss man versuchen, den Niedergang so gut wie möglich mit öffentlichem Gegendruck aufzuhalten und gleichzeitig nach neuen Inhalten und Vermittlungsformen zu suchen, mit denen der absehbare weitere Niedergang aufgefangen werden kann.
    Eine wichtige Frage könnte lauten: Wie kann das Sinfonieorchester für diejenigen attraktiv gemacht – oder erhalten – werden, die über die Geldflüsse entscheiden? Vom Staat kann man nicht mehr erwarten als er heute schon gibt, und in einem Land wie Dtl. ist das schon sehr viel. Also muss man das Geld anderswo holen, was natürlich Konsequenzen für die Ästhetik hat. In den USA mit ihrem Privatfinanzierungssystem ist man da viel weiter als in Europa (ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt). Gespielt wird dann eben eine neue Musik, die den heutigen Computermenschen nicht überfordert: John Adams (noch einer der besseren), John Corigliano (einer der erfolgreichen), Mambos (mit Gustavo Dudamel) usw., das alles in Ergänzung zu klassischen Programmen. Ein Fall wie Michael Tilson Thomas vom San Francisco SO, der es schaffte, Sponsoren für exponierte Programme von Ives bis Cage zu finden, dürfte stets die Ausnahme bleiben.
    Wenn sich die Orchestersituation verschärft, wird sich kompromisslos neue Musik, wie sie heute noch aus den Schulen von Spahlinger, Ferneyhough oder Lachenmann kommt, vermutlich mehr auf Ensemble- und Kammermusikaufführungen beschränken müssen. (Das ist ja heute schon meist der Fall.) Was nicht heißt, dass ungewöhnliche neue Stücke keine Chance mehr haben sollten. Bei den Geldgebern für die großen Orchester, von Deutscher Bank über Credit Suisse bis zu Siemens und BMW wird es immer wieder aufgeschlossene Entscheidungsträger geben, die auch das Nichtangepasste mögen; bei den Orchesterdramaturgen sowieso. Und die ARD bleibt bei aller berechtigten Skepsis auf zumindest mittlere Sicht – so lange dort die jetzigen kompetenten Leute noch am Ruder sind – interessiert an prestigeträchtigen „Leuchttürmen“ (oder Alibis?) wie Donaueschingen, Musica viva München, Witten, etc. Also Moritz und Kollegen, nutzt Eure Chancen und bläst nicht ins Panikhorn!
    Nach meiner Meinung sind Kassandrarufe vorschnell. Das Philadelphia Orchestra wird nicht vom Erdball verschwinden, so wenig wie General Motors vor 2 Jahren nach der Milliardenpleite verschwunden ist. Im Gegenteil, GM ist heute wieder gewaltig auf dem Vormarsch – eine Insolvenz kann Gesundungsprozesse auslösen und neue Finanzquellen erschließen. (Die EU-Doofmänner haben das mit Griechenland leider nicht gecheckt und päppeln den Patienten in seiner Agonie lieber mit -zig Milliarden weiter.)
    Auch die Orchesterwelt wird nicht untergehen, aber sie wird sich verändern. Und wer will etwas gegen Veränderung haben? Wir sind doch keine konservativen Lahmärsche und Jammerer, oder? Noch immer hat Wotan (bei Wagner) recht, der dem Alberich als Überlebenslosung mit auf den Weg gibt: „Was anders ist, das lerne nun auch.“ (Leider ohne Erfolg, denn Alberich kapiert’s nicht und geht unter.)
    Also, wir haben die Wahl.

  6. Max Nyffeler sagt:

    Ein Nachtrag zum vorigen Beitrag: In der FAZ steht gerade ein Bericht über die 4% Kürzung im Kulturbereich in Holland:
    http://www.faz.net/artikel/C30351/sparen-auf-niederlaendisch-hochkultur-nur-ein-linkes-hobby-30458556.html
    Es klingt ernüchternd, aber offensichtlich ist die Mehrheit der holländischen Stimmbürger damit einverstanden. In der Schweiz wäre es zweifellos ähnlich. In den USA war es ohnehin stets egal. Eine Eigenschaft puritanischer Gesellschaftsformationen?
    Noch ernüchternder als der Artikel selbst sind übrigens die Leserkommentare dazu.
    Was bedeutet das für die Kulturmenschen? Die Stimmbürger beschimpfen? Die Demokratie als populistische Veranstaltung abschaffen? Oder die eigenen kulturellen Konzepte überdenken?
    Auf irgendeine Weise muss auf die Situation reagiert werden. Was nicht geht: Das Reklamieren von einmal erworbenen Gewohnheitsrechten; das kommt der puren Unbeweglichkeit gleich und löst keine Probleme.
    Jedenfalls: The times they are a-changin‘, wie schon ein gewisser Robert Zimmermann einst gesungen hat. Eigentlich wollten wir das doch alle, oder?

  7. Benjamin Schweitzer sagt:

    @Bekehrter: „Ach, und wurde über die Rundfunkorchester in Holland wirklich diskutiert? Wenn ich das richtig sehe, ist die umstandslose Auflösung der Radio Kamer Filharmonie und die Privatisierung des Metropole Orkest völlig geräuschlos durchgewunken worden.“

    Das ist uninformiert dahingeschrieben, mit Verlaub. Ich war zufällig im vergangenen November in Amsterdam und habe an einer ziemlich großen Demonstration unter dem Motto „Die Niederlande schreien nach Kultur“ teilgenommen, und das war mit Sicherheit nicht die einzige Aktion dieser Art. Warum es den verbündeten Kultur-Aktivisten nicht gelungen ist, diese miesen Entscheidungen aufzuhalten, darüber kann ich leider auch nur spekulieren, aber „geräuschlos“ ging das sicher nicht über die Bühne.

    @Max Nyffeler: „(…)und vehemente Forderungen, nun einfach neue Musik aufzuführen (die leider die Kassen nicht füllt), lösen das Problem nicht.“

    …aber „Keine neue Musik ist auch keine Lösung.“

    Ein Orchesterkonzert ist praktisch immer defizitär – spätestens dann, wenn man die Aufwendungen für Gebäudeunterhalt, Verwaltung, Pensionskosten etc. anteilig zu den unmittelbaren Auftrittshonoraren hinzurechnet. Der Unterschied, den ein dreiviertelvolles zu einem halbvollen Haus macht, dürfte im Vergleich zu diesem Defizit in einem subventionierten System nicht groß ins Gewicht fallen.

    Es wäre mir allerdings auch neu, wenn das Philadelphia Orchestra seine finanzielle Basis durch hartgesottene, schlecht besuchte Avantgarde-Konzertreihen eingebüßt hätte. Die Situation in den USA, wie sie Lebrecht beschreibt, zeigt eher, daß Appeasement-Programme die Orchester auch nicht retten, wenn die Kosten die Einnahmen aus jenen weitaus wichtigeren Quellen, die über den unmittelbaren Kartenverkauf hinausgehen (Sponsoring in den USA, Subventionen in Europa), nicht mehr decken oder diese Geldhähne zugedreht werden.

  8. Max Nyffeler sagt:

    „Keine neue Musik ist auch keine Lösung“: Sehr einverstanden. Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht mir nicht darum, die neue Musik draußen zu halten. Sie haben recht, wenn Sie schreiben, der Unterschied zwischen einem halb vollen und einem dreiviertel vollen Saal sei angesichts der Festkosten zu vernachlässigen.

    Das Problem liegt wohl vielmehr in dem, was man mit dem Stichwort „gesellschaftliche Akzeptanz“ bezeichnen könnte. Wenn unter den kulturtragenden Schichten – sofern es sie überhaupt noch gibt – und bei den Politikern, die sie wählen, keine Notwendigkeit erkannt wird, ein Sinfonieorchester am Leben zu erhalten, dann nützen alle Aufrufe und Petitionen der unmittelbar Involvierten nichts. Diese erreichen höchstens mit etwas öffentlichem Wirbel, dass der Kranke noch etwas länger mit Subventions-Medizin versorgt wird – das ist dann eine Art Stillhalteprämie, mit der sich die Politik die aufsässigen Kulturleute bis zur nächsten Wahl vom Hals zu halten versucht. Das verpufft aber schnell wieder, wie jede Medizin. Der Wille muss aus der Mitte der Gesellschaft kommen und nicht nur von dem einen Prozent der Macher selbst.

    Die Bemühungen um „Vermittlung“ (ein dummes Wort, aber es gibt offenbar kein besseres) durch Animationsprogramme in Schulen etc. sind ein Weg, diese Akzeptanz wieder zu verbessern. Die läppische 68er-Ideologie, mit der das musikalische Bewusstsein der Schüler jahrzehntelang lang auf Beatles-Standard hinuntergemendelt wurde (Klassik galt damals ja als spießbürgerlich, unsexy und nicht kapitalismuskritisch genug), trägt nun ihre fauligen Früchte, und die müssen erst weggeräumt werden (mitsamt den politischen Entscheidungsträgern der mittleren Generation, die auf diese Weise erzogen worden sind und nun über einen entsprechend mickrigen musikalischer Horizont verfügen).

    Das Folgende klingt jetzt vielleicht etwas spekulativ, aber ich glaube, die neuen Bemühungen um die „Vermittlung“ von klassischer Musik werden sich, abgesehen von einzelnen medienträchtigen Actions, vermutlich erst auf längere Frist auswirken. Bis dahin kann noch viel schief gehen, vor allem, wenn die sozialen Gruppen, die aktiv an Klassik interessiert sind, gesellschaftlich nicht stark genug sind. In China scheint es Millionen von Familien zu geben, für die europäische Klassik als Statussymbol ein Zukunftsversprechen darstellt, siehe mein Zitat des UMG-Manns Pilavacchi. Bei uns hingegen befinden sich unsere eigenen Kulturtraditionen in einem Zustand zwischen Museumskunst und lächerlicher Verpoppung. Keine schönen Aussichten, passt aber zum Euro.

  9. Benjamin Schweitzer sagt:

    Lieber Herr Nyffeler,

    mit 68er-Bashing kommt man da aber auch nicht viel weiter. Ich habe von 1979-1992 Musikunterricht an deutschen Schulen erhalten und müßte nach Ihren Vorstellungen in dieser Zeit ja von bärtigen 68er-Lehrern in zerknitterten Cordanzügen entsprechend „heruntergemendelt“ worden sein. Ich bin da allerdings keinem einzigen Beatles-Song begegnet (leider auch keiner avancierten Musik), dafür aber abendländischem Erbe rauf und runter, von der Haydn-Sinfonie bis zum Josquin-Kontrapunkt.

    Ich würde Ihnen dahingehend zustimmen, daß es nur noch wenig Politiker mit Kunstverstand gibt, auch wenn ich nicht sicher bin, ob das jemals anders war, und daß man erstaunlicherweise oft gerade bei denen, die ansonsten fortschrittliche oder zumindest soziale Positionen vertreten, besonders wenig davon findet.
    Trotzdem, um das Kind beim Namen zu nennen: die Bildungs- und Kulturpolitik war in der BRD auch in den 70er und 80er Jahren Ländersache, und große Teile des Landes fest in CDU/FDP-Hand, also jeglicher 68er-Bestrebungen unverdächtig. (In der DDR hat es ja ohnehin kein ’68 gegeben, das Land war bildungspolitisch so konservativ, wie viele es heute gerne wieder hätten: über die Folgen werden wir uns noch lange freuen können.)

    Ohnehin war und ist der Einfluß der Schule auf die musikalische oder allgemein kulturelle Sozialisation in Deutschland gering, die drei ausschlaggebenden Faktoren sind in erster Linie das Elternhaus, sodann das Elternhaus und schließlich nicht zuletzt auch das Elternhaus.—

    Nun aber den chinesischen/koreanischen Klassik-Boom (wenn es ihn denn so gibt) gar als beispielhaft darzustellen, das erscheint mir naiv. Wie Sie selbst schreiben, geht es da wohl doch mehr um Statussymbole, nicht um Inhalte.

  10. Max Nyffeler sagt:

    Lieber Herr Schweitzer, ich muss Ihnen in einigen Punkten widersprechen. Da haben Sie aber Glück gehabt in der Schule, der Josquin-Kontrapunkt wird Ihnen eines Tages noch nützlich sein. Ich kenne auch andere Beispiele. Was die CDU- resp. SPD-regierten Länder der 70er und 80er Jahre angeht, so möchte ich jetzt nicht in einen Statistikwettstreit treten. Es gab da immerhin Bremen, Berlin, Hamburg, NRW, Hessen, lauter SPD-regierte Stadtlandschaften mit hohem Bevölkerungsanteil… Und wenn die Familie für das Musikverständnis wichtiger ist als die Schule, spricht das leider nicht für den heutigen Zustand der Familie.

    China möchte ich nun auch nicht als neueste Erfüllung der Hoffnungslosung „Ex oriente lux“ bezeichnen, aber die Zahlen lassen sich nicht wegzaubern. Sie bezweifeln sie zwar und werden damit sicher die Unterstützung derjenigen bekommen, die alles, was von „den Konzernen“ kommt, grundsätzlich als unwahr betrachten. Doch woher käme denn sonst die Invasion chinesischer und koreanischer Studierender in Europa? Sie haben sich offenbar unsere Denkmuster schon so weit angeeignet, dass sie mühelos mit uns Schritt halten können. Jetzt können wir natürlich in gut alteuropäischer Manier sagen: „Die verstehen das doch gar nicht und machen es nur nach“, und dabei auf den Wunderboy Lang Lang verweisen, der eine prima Show macht und angeblich die „Inhalte“ nicht versteht. Das ist die gute alte romantische Metaphysik, die zwischen wertvoller Innerlichkeit und schnöder Äußerlichkeit unterscheidet, bzw. zwischen wertvoller „Kultur“ (=deutsch, =Inhalt) und wertloser „Zivilisation“ (=angelsächsisch, =“äußerlich“). Aber so einfach ist es eben nicht mehr, und das altbayerische „Mir san mir“ – ins E-musikalische übersetzt: „Nur wir verstehen unsere eigenen Inhalte“ – klappt im heutigen globalen Wettbewerb auch in der Hochkultur nicht mehr.

    Kultureller Ehrgeiz ist nicht nur ein Oberflächenphänomen, sondern wesentlicher Antrieb für einen gesellschaftlichen Aufstieg bzw. überhaupt erst Eintritt; hinter den „äußerlichen“ Statussymbolen verbirgt sich mehr. Wie war das schon wieder mit der Judenemanzipation? War nicht auch für die Familie Mendelssohn die perfekte Beherrschung der christlich geprägten Kulturtradition ein wesentliches Moment, sich einen Platz in der Gesellschaft zu erobern? Wenn dieser Ehrgeiz einmal verschwunden ist und einem gemächlichen Beharren auf den „kulturellen Errungenschaften“, genannt Tradition (bzw. „Mir san mir“) Platz gemacht hat, erschlafft eine Kultur und mit ihr die ganze Gesellschaft. Das nennt sich dann eben im heutigen Vokabular „stressfrei“.
    Ein anderes, aktuelles Beispiel für kulturellen Ehrgeiz, der auf das Erreichen eines gesellschaftlichen Status zielt, sind die Fußballer aus zugewanderten Familien. In Deutschland scheint das noch immer ein Problem zu sein, aber z.B. die Schweizer „Nationalmannschaft“ besteht zu einem guten Teil aus Albanern, Serben, Italienern etc. der 2. Generation. Die „eingeborenen“ Schweizer sind zu bequem geworden für das Kampfspiel Fußball – sie lieben es „stressfrei“. Und in Deutschland: Warum sind hier die Özils, Sahins etc. oft viel motivierter und erfolgreicher als deutsche Kicker? Es geht ihnen eben nicht nur ums Geld – und auch nicht um Besitzstandwahrung, denn sie haben noch keinen, den sie wahren können – sondern um das Erreichen eines gesellschaftlichen Status. Wie einst die Einwanderer in die USA wollen sie „etwas werden“. Ein guter Fußballer zu sein ist für sie ein Statussymbol, wie für die chinesischen Kinder das Klavierspielen, und das ist gut so. Darauf hinzuweisen ist nicht naiv, sondern realistisch.

  11. querstand sagt:

    Sehr geehrte Herren, denke ich an Jugend musiziert, die schimpfenden Eltern, die weinenden Kinder, die dann zu Höchstleistungen auflaufen, verbissen sich durchkämpfen – Alles ein Bild höchsten persönlichen, im grossen und ganzen kulturellen Ehrgeizes. Das ist ein gewisses Schichtenphänomen, betrifft natürlich verhältnismässig wenig Bundesbürger. So verhält es sich aber auch mit den besten der Besten des Sportnachwuchses, des Wissenschaftsnachwuches, etc. Das sind nicht viele hierzulande, aber ohne kulturellen Ehrgeiz?

    Jetzt wird China, Südkorea gerne als Fallbeispiel einer neuen Elite des guten alten europäischen Bildungsbürgertums gepriesen. Die reinen Zahlen der dortigen Massen, an unserer Kultur interessiert, scheint als reine Zahl, im Übertreffen europäischer und amerikanischer Verhältnisse die Kinnlade herunterfallen lassen. Noch gigantischer ist dort aber die Anzahl der Leute, die nichts, kein Jota, von unserer Hochkultur wissen.

    Ich weiss, dass der gesamte asiatische Musikmarkt uns generell hierzulande fasziniert, eben gerade diese SM-artig erzogenen Kinder, von Eltern und Lehrern gepeinigt, zum Erfolg gesteinigt? Ich warte auf den Tag, wo eine neue gepeinigte Generation dort aufsteht und alle copy-Stradivaris ihren Eltern und uns als Ursprung dieser Pein, den guten alten Kolonialisten wieder um die Ohren hauen wird.

    So ist doch der Blick in Staaten wie Venezuela und sein Sistema viel erbaulicher, als all die vierjährigen CHopin-Trakteure aus Asien. Garantiert herrscht auch dort Druck, Wettbewerb, Psychoterror seitens ehrgeiziger Lehrer. Irgendwie hat sich mir da aber trotzdem ein fröhlicheres Bild eingebrannt, als dieser Asien-Fanatismus von dort selbst und von hier aus gesehen…

    Und was hilft uns das Ganze? Nicht viel! Wir müssen unsere Musik immer wieder und immer noch hier in Deutschland, Westeuropa hegen und pflegen. Letztlich hätte man die Frage des Wegrationalisierens ürbigens schon Ende der 70er durchführen können. Nur geschah es da noch verschleierter oder eben gar nicht, da noch Generationen am Werk waren, denen Klassik nach dem Krieg durchaus was bedeutete. Allerdings dürfte diese Zeit auch nur kurz gewesen sein, da ja tatsächlich unmittelbar am Kriegsende alle Theater und Orchester geschlossen waren, Auftritte in all den engen Ausweichquartieren selten bzw. aufgrund des Platzmangels immer voll waren. Schon ab 1950 dürfte sich der absolute Essenzcharakter der Klassik in Ruinen verflüchtigt haben. So war damals wohl auch schon ein Konzertstuhl fett subventioniert. Man sah aber wohl noch nicht Alles im Rahmen einer reinen Effizienz, sondern liess gewähren. Das hat sich doch eigentlich erst heute, seit Mitte der 80er durchgesetzt. Und irgendwie kommt mir diese Effizienzbrille weder links noch 68er-haft vor. Sie entstammt genau dem konservativen-liberalen Lager, das nach der Wiedervereinigung anfing zu sparen und zu rationalisieren, das jetzt auch wieder für die grösseren Weichenstellungen, Verstellungen zuständig ist, genau das Lager, aus dem all die aussterbenden Bildungsbürger zu stammen scheinen, die ehrgeizigen, verbissenen neureichen Eltern.

    Mag sein, dass ich da was missverstehe. Aber ein neuer Konservatismus wird das Überleben der Hochkultur nicht unbedingt absichern. Es sollte weniger Ehrgeiz sondern mal wieder mehr Freude transportiert werden, so richtig schön falsch intonierte Neue Musik – allemal eine grössere Freude als Kürzungen oder dieser fanatische Asienblick, der tatsächlich nur outsourct, Kapazitäten verlagert, als sie hier zu behalten und nach Wegen neuen Hegens und Pflegens zu suchen. Es gibt ja inzwischen genug mittelständische Unternehmen, die in Teilen wieder ihre Produktion nach Europa zurückholen – genau dieser Mittelstand, der einer der Garanten unser Kultur sein dürfte, wobei ich da nun wohl ein konservativ-liberales Klischee besinge, da aber auch an den linken Arbeitnehmer in solch einer Firma denke, die sich und den Mitarbeitern auch mal Theaterbesuche, einen Betriebschor, ein Streichquartett zum Festakt gönnt, im welchen die Kinder der Chefs wie aufgestiegenen Angestellten spielen… Daran sollte man verstärkt arbeiten, als wie Sie sagten, Herr Nyffeler „ex oriente lux“ zu denken.

    Gruss,
    Alexander Strauch

  12. Max Nyffeler sagt:

    Lieber Alexander Strauch, das fände ich ja auch alles prima, was Sie sich da wünschen, wenn es denn stattfände. Ich hoffe gerne mit. Aber wir sind uns wohl einig: Nur mit Freude kommt man auch nicht weiter, höchstens bis zum evangelischen Kirchentag. Jeder große Künstler musste durch Wände von Widerständen hindurch, um am Schluss den „normalen“ Menschen Freude zu bereiten, auch ein Lachenmann, obwohl der nicht immer nur Freude bereitet. Auch der kleine Mozart wurde von seinem ehrgeizigen Vater zu Höchstleistungen getrieben, und hätte er nur entspannt, aber falsch musiziert, hätte das damals niemanden interessiert und heute auch nicht. Beethoven wurde geprügelt.

    Meiner Meinung nach hat Leistung überhaupt nichts mit Verbissenheit oder Fanatismus zu tun, auch nicht bei den Asiaten, genau so wie die Liebe zu einem GLas Wein nicht zur Alkoholvergiftung verpflichtet. Auswüchse gibt es immer, und zwar nach beiden Seiten – im Leistungsstreben und in der Faulheit.

    Ich weiß, dass heute Stressfreiheit angesagt ist, und ich bin da etwas aus der Zeit.
    Aber man wird ja sehen, und jeder tut eben, was er kann. Was ja nicht verboten ist.

  13. Erik Janson sagt:

    Lieber Max Nyffeler,
    ich lese aus dem langen Kommentar oben eine Mischung aus im Kern wehmütiger Resignation und Zynismus heraus und – wie oft – eine Mischung aus Endzeitstimmung und Bedauern einerseits, aber dann andererseits wieder einem „Logisch“-das-„muss alles so kommen…Falls ich mich nicht täusche. Die Argumentationen sind dabei nicht frei von Widersprüchen, wie z.B.: einerseits sei es logisch und ökonomisch richtig, dass in Europa die Orchester auf den Prüfstand kämen. Dann andererseits wird Asien implizit als Vorbild gepriesen, weil dort mehr Orchester gegründet als kaputt gespart werden. Weil man dort unsere Kulturgüter mehr schätzt, welche das liberal-konservative Lager (das diese Musik selbst liebt(e) und liebt nun mit Effizienzdenken auf den Prüfstand setzt[Strauch s.o.].

    Obwohl eines klar ist: auch dann wenn man Elemente des Sozialstaates bewahrt (was natürlich teuer ist aber sich lohnt sich – Spekulantentum und Finanzkapitalismus sind teurer und nutzen langfristik KEINEM), dann bräuchten dafür weder in Europa noch in Amerika die Kultur, bräuchten nicht die Orchester, die sowieso schon herunter gefahrenen Subventionen nicht noch mehr herunter gestrichen zu werden. Sondern diese Dinge könnten /müssen vernünftig und mit Sicht auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit wieder mehr gefördert werden.

    Wenn – zum Beispiel – nur die reicheren Bevölkerungsschicht und der wohlhabende Mittelstand Deutschland- und Europaweit nur alle einen Bruchteil MEHR von ihren Vermögen der Kultur, der Allgemeinheit zur Verfügung stellen würden, dann wäre schon viel gewonnen. Oder auch wenn endlich hochspekulative und irrationale Spekulation verboten oder derart mit Steuern belegt würde, dass es sich für die Akteure nicht mehr (oder sehr wenig) auszahlt… Wie wäre es mal mit dem Versuch einer Art „Kultursteuer“? (Anstatt das bisherige Modell des freiwilligen Mäzenatentums z.B: von wenigen „Auserwählten“ – seien es Komponisten, Musiker, renommierte Orchester, Festivals oder sonst wer). Man bräuchte nicht direkt von vorne herein zu rufen (z.B): „Das funktioniere alles sowieso nicht, weil dann die Anreize weg seien oder weil der Mensch von Natur aus egoistisch, auf Geldanhäufen gepolt sei oder weil das die „Freiheit“ des Individuums angeblich „beschneide“ oder weil es in eine Art neuen „Kommunismus“ führe, der mit unserer westlichen Anschauung ja nicht zu vereinbaren sei..- oder wie auch immer. Denke nicht, das das so wäre, denn dass wir im Kern eine gute Seele und Sinn für Kultur haben, das unterscheidet uns vom Tier. Ja Tiere sind vielfach (nicht nur die berühmten Bienen) sozialer als wir Menschen, hat man den Eindruck.

    Aber über derartige Dinge, wie neue,anders verwendete Steuern oder Subventionsmöglichkeiten JENSEITS vollkommener Privatisierung (wie es als alternativloses Allheilmittel made in USA immer wieder präsentiert wird) wird erst gar nicht nachgedacht. Dies, weil leider sich Politik wie Bevölkerung mit dem schrittweisen Kaputtsparen unserer eigenen abendländischen Kultur (die auf einmal wieder gut ist (bzw. richtig sie zu fördern), wenn die aufstrebende Wirtschaftsmacht China – denen wir Innerlichkeit und Ernst (richtig!) nicht „metaphysisch“ absprechen können – diese sich aneignen.]

    Und: Sie schreiben dann einerseits wieder davon, dass Vermittlung klassischer Musik sich langfristig auszahle, und dass wir daran fest halten sollten (richtig!). UNd Sie schreiben andererseits zu Recht davon, dass Bildung und Aneignung klassischer Musik etc. für viele, die es noch nicht kannten und/oder die aus anderen Kulturkreisen/Schichten kamen, was mit „Status“ zu tun hat und dass man es nicht um des Geldes oder Geldverdienens wegen macht [richtig!: Aber auch nich nur als „Status“ m.E. sondern weil Klassische Musik einen Wert an sich hat, nicht messbar . Und. @ Strauch: Status ja bitte – von mir aus, aber ohne Kinder-Tränen und ohne Rohrstock, wenn das Kind einen falschen Ton spielt…!].

    Aber bitte schön: WIE soll das vernünftig gehen, Musikförderung, Kulturerhalt, Bildung wenn das was Deutschland in Bezug auf sein BIP für Bildung und Kultur investiert, nur noch allenfalls Mittelmaß in der Welt ist? Wenn qualifizierte Lehrer hier auf der Straße stehen und lieber immer mehr UNgelernte z.B. in Schulen als Nachmittagsverwahrer der Kinder einstellen. Wenn PISA-Studien und angeblicher „Qualitätssicherungs“-Tests, die um ihrer selbst willen entwickelt werden für/von der Beraterfirmen-Lobby aber nicht für die MEnschen, die Kinder! Wie soll dann eine Wende möglich sein. Im Gegenteil: der Karren fährt so immer mehr in den Dreck.

    Also, was ich sagen will: Dieses dauernde uns (Europäer) selbst herunter reden: Wir machen alles falsch, wir sind selbst Schuld, es sei ökonomisch richtig dass usnere kulturellen und sozialstaatlichen Errungenschaften nun auf den „Prüfstand“ kommen (für WEN nur? Damit Banken und Spekulanten etc. den allerletzen Rest fürs Kasino bekommen?)[Aber Nebenbei entdecken andere Kontinente und fördern das, was uns selbst auch lieb und teuer sein müsste]. Das alles kann ich allmählich nicht mehr hören, weil es doch – zusammengefasst – eine Art „zweckpessimistischer“ Unfug ist. Oder? Die Mauer, die Widerstände, durch die wir „jungen“ (oder mid aged „Wilden“) durch müssen?

    Ich bin sicher: ein Beethoven hätte mit protestiert – auf seine Art. Ob verbissen oder nicht verbissen. Ob polternd, humoristisch, nur mit Taten oder sonst wie.
    Jeder geht seinen Weg. Und ich bin zuversichtlich: Es wird sich zum Besseren wenden. Vernunft und Menschlichkeit und Sinn für Kultur werden sich am Ende nicht unterkriegen lassen. Aber dazu müssen Naivität und das Anti-Aufklärerische, was immer mehr Platz greift, zu erst ab geschaltet werden und aus allen Gehirnen verschwinden.

    @ Alexander: Ein Hoch auf Deinen Beitrag und vor allem Deinen letzten Absatz!

    Buon Giorno,
    Erik

  14. wechselstrom sagt:

    @ Max Nyffeler,

    Warum werden hochkulturelle Erscheinungen aus Asien bei uns nicht ebenso massenhaft konsumiert? Warum füllen bei uns japanisches Kabuki-Theater, chinesische Pipa-Konzerte oder indische Raga-Musik nicht die großen Säle? (Das wird sich im Falle des chinesischen Musik an dem Tag ändern, an dem Siemens und Krupp von chinesischem Kapital kontrolliert werden – sie sind dann die Sponsoren für das “Konzert vom Gelben Fluss”, mit Beethoven als Zugabe.)

    Asiatisches Denken und europäisches scheint sich in einer Weise zu unterscheiden, dass man den (paradoxen) Eindruck gewinnt, die Asiaten verstehen uns mehr als wir sie.

    Der Erfolg der Klassik in Japan, China usw. ist nicht in der Tätigkeit von westlichen Autofirmen begründet; diese nutzen aber die Beliebtheit der europäischen Musiktradition um ihre Geschäfte voranzutreiben.

    Chinesische Musik und Japanisches Kabuki-Theater mag in Europa einmal ebenso beliebt werden – man kann das nicht gänzlich ausschließen, wenngleich auch derzeit keine Anzeichen dafür ersichtlich sind – Die Ursache für solch eine Hausse ist dann sicher nicht der milliardenschwere Einsatz chinesischen Kapitals.
    So wird das mit Sicherheit nicht funktionieren.

    Beethovens Musik war in China bereits zu einer Zeit beliebt, als sie von Maos Kulturrevolution verboten wurde (und vielleicht wurde sie dadurch noch beliebter).
    Zu erinnern ist auch daran, dass das CD-Format durch den Einspruch des japanischen (sic!) Sony-Chefs auf 74 Minuten hochgeschraubt wurde.
    Bei der, vom niederländischen (sic!) Philips-Konzert angepeilten 60-Minuten-Spieldauer, so sein Argument, würde viel europäische (sic!) klassische Musikliteratur nicht darauf passen.


    Zum Schluß eine provokante These:
    In Europa und Amerika gibt es keine Wirtschaftskrise,
    es gibt hier nur eine Kulturkrise.
    Es gibt auch keine Bankenkrise, es gibt eine Politikkrise, denn z.Zt. sind es die Banken, die Politik vor sich her treiben: der „europäische Rettungsschirm“ ist nichts anderes als ein Banken-Rettungsprogramm, man kann auch sagen Kapitalverzinsungs-Versprechen mit Risikofaktor NULL.
    Kurz nach dem letzten Knall 2009 hat Ackermann wieder 20% Kapitalverzinsung versprochen, und das zu einer Zeit, als die die Banken sich selbst Geld für 1-2% Zinsen bei den Zentralbanken ausborgen konnten.
    Eine hohe Kapitalverzinsung ist sicher kein probates Mittel, Arbeitsfreude anzukurbeln, sie ist das Ruhekissen für faule Ärsche, die dann auch noch über Hartz-IV-Empfänger schimpfen.
    Amerika und Europa werden sich sowieso gegenseitig zerfleischen – ich frage mich, warum amerikanische Ratingagenturen mehr Macht haben, als europäische Regierungen, obwohl die Agenturen bei der Bewertung amerikanischer (sic!) Firmen und Banken so katastrophal geirrt haben – China und der Asiatische Raum brauchen für diesen Vorgang der westlichen Zerfleischung und Selbstzerfleischung kein eigenes Kapital investieren, sie müssen nur zuschauen und warten.

    Es grüßt Sie aus dem Labor

    – wechselstrom –

  15. eggy sagt:

    @wechselstrom:
    ziemlich d’accord….

    Beethovens Musik war in China bereits zu einer Zeit beliebt, als sie von Maos Kulturrevolution verboten wurde (und vielleicht wurde sie dadurch noch beliebter).

    stimmt, dieser Aspekt wird immer unterschätzt…

    In Europa und Amerika gibt es keine Wirtschaftskrise,
    es gibt hier nur eine Kulturkrise.

    Die Wirtschaftskrise wird vorgeschoben, um die Kulturkrise zu verbergen.

    China und der Asiatische Raum brauchen für diesen Vorgang der westlichen Zerfleischung und Selbstzerfleischung kein eigenes Kapital investieren, sie müssen nur zuschauen und warten.

    Allerdings sollte man auch nicht erwarten, dass dort alles glatt läuft. China erweist sich im Inneren immer mehr als gespalten, und in Asien gibt es alle möglichen „Problemzonen“, siehe Malaysia, wo Demonstranten, die einfach nur friedlich dafür demonstrieren, dass das monolithische Parteiensystem reformiert wird und mehr Demokratie zulässt, grundlos mit Tränengas attackiert werden.

  16. MAx Nyffeler sagt:

    Hallo Wechselstrom, ich bin beinahe einverstanden mit Ihrer „provokanten These“. Mit Ausnahme des Hinweises auf das „böse Amerika“ mit Agenturen etc. – das gerade unter deutschen Friedensfürsten so beliebte Amerika-Bashing, um von den eigenen Taten abzulenken, mag ich nicht so. Und meinen Sie nicht auch, dass die Kulturkrise, die ja tatsächlich vorhanden ist, schön parallel mit dem wirtschaftlichen Abstieg geht? 2 Weltkriege etc. haben ja ganz schön an der Substanz gezehrt, in jeder Hinsicht.

    Was Kabuki etc. angeht, bewegen wir uns natürlich auf spekulativem Boden. Ich hatte das eigentlich nur angefügt, um anzudeuten, dass wirtschaftlich-technologische (und in deren Gefolge: politische) Überlegenheit immer ein Treibsatz für kulturelle Expansion war. (1592 Spanier gegen Azteken, 1992 Wessis gegen Ossis…;-) Vielleicht ist ja Burckhardts Sichtweise in „Die Kultur der Renaissance in Italien“ noch immer eine brauchbare Perspektive, um solche Prozesse zu deuten. (Ich bin nicht sicher, aber so viel ich weiß, ist das die erste Geschichtsschreibung, die den Kulturbegriff auch auf Wirtschaft und Politik ausdehnt – sehr materialistisch, beinahe marxistisch…) Diese Sicht fehlt hier in diesem Blog ein bisschen, finde ich. Man hängt zu sehr in den Wolken der Ideen (auch der sog. „fortschrittlichen“) – sowas hat einer vor 160 Jahren mal als „Deutsche Ideologie“ bezeichnet.

    Übrigens, was die schöne Story mit der CD-Spiellänge angeht, soll da auch Karajan eine Rolle als Einflüsterer gespielt haben, die Neunte von Beethoven soll sein Maß gewesen sein. Karajan soll ja auch sozusagen in den Armen des Sony-chefs gestorben sein. Se non è vero, è ben trovato.

    Gruß, MN

  17. Erik Janson sagt:

    @ Wechselstrom, @ all,

    diese Meinungen teile ich. Es ist momentan ein Spielchen der Spekulanten, Ratingagenturen, der gesamten Finanzbranche im Gange (aber mit sehr ernsten Folgen für uns alle). Das Spiel beinhaltet die SPIEL-Stufen (Level 1): Wie weit können wir gehen, die Regierungen und Massenmedien vor uns her zu treiben und zu manipulieren? Und (Level 2): Wann haben wir den Widerstand der Leute endgültig gebrochen(indem immer Säue über neue Runter-geratete Staaten durchs Dorf getrieben werden und dann – langsam aber sicher – Gleichgültigkeit und Resignation bei allen eintritt (zumindest bei allen, die bei unserer maroden Demokratie längst ausgeschlossen sind)?

    Zugleich werden Lobbyisten der Ratingagenturen munter ins ZDF etc. pepe (wie heute wieder zu sehen) eingeladen um beschwichtigend zu verkünden, sie täten ja nur „Gutes“, man dürfe nicht den „Boten der schlechten Nachrichten“ steinigen sondern den Verursacher. Das täten ja angeblich nur alle nun, um vom eigenen „Versagen“ des Schuldenmachens“ ab zu lenken. Und mal ganz Nebenbei: Diese Branche LEBTE ja und lebt selbst am besten vom Schulden-machen und von der Armut von Milliarden Menschen und besitzt dann noch die Dreistigkeit, dasjenige, dank dessen sie selbst die Ausbeutung anderer betreiben und dank dessen sie Profite machen, bei anderen (souveränen Staaten) als eine Art „Kapitalverbrechen“ zu bezeichnen.

    Und wie dramatisch, dieser Vergleich mit der Antike! (und das wo nun das Alte Griechenland bald K.O.-geknockt ist!): jaja, wir leben im Zeitalter der spätrömischen Dekadenz… Und wie schön, dass diese „Unheils-Boten“ Europas auch so „neutral“ und über allem Stehend sind…

    Dieses Spielchen ist keineswegs nur „virtuell“ oder ein Sturm, der schon „von selbst vorüber geht“ und den mal als Künstler/Kulturschaffender einfach ignorieren kann.

    Nachdem ja die Finanzkrise angeblich „überwunden“ ist, bzw. dies zumindest Mantra-artig von den Massenmedien allen weiß gemacht wird(selig wer´s glaubt)reichen die vielen bereits bezahlten „Rettungspackete“ den Spekulanten und Banken nicht mehr. Bzw. man handelt nach dem Motto: „Warum sollte das schon alles sein, wenn wir noch mehr haben könnten..:“? Da kommt halt die Nummer mit den Schurken- äääh – pardon – den SCHULDEN-Staaten genau richtig. Die nächsten Tricks haben sie bestimmt schon in der Schublade. Dessen kann man 100% sicher sein.

    Was das alles mit unserer Kultur und Bildung zu tun hat?
    Ja, manch einer mag sich das hier fragen. Antwort: Eine ganze Menge bzw. ALLES, was man sich vorstellen kann.
    Nicht nur, dass die MITTEL für unser Schaffen uns als Folge der radikalen „Sparkurse“ zu Gunsten der Banken und Finanzwelt gestrichen werden. Zentral ist auch, dass die Menschen, wenn das so weiter geht, gar keinen Kopf mehr überhaupt für Kultur haben werden und sich nur noch sich fragen werden: wie überlebe ich das nächste Jahr?

    Heißt: um zum TOP zurück zu kommen: „Musik zum Streicheln“ machen all diejenige [aktiv oder passiv], die angesichts dieser Entwicklungen noch denken, sie könnten ihr Schaffen losgelöst von Gesellschaftsentwicklungen und politischem Denken und/oder Engagement bzw. jenseits einem Sich-(Selbst)-Aufklären Agieren verstehen. Also quasi nach dem MOtto: Komponieren zum Seele-Streicheln und zur Selbstberuhigung. Womit ich keineswegs sagen möchte, man solle nun vordergründig politische oder agitatorische Musik z.B. für Linkspartei und Co. komponieren.
    Letztere hat sich ohnehin – wie umgekehrt die FDP mit ihrem Radikal-Liberalismus – auch selbst mit ihrem „Demokratischen Sozialismus“-Gefasel demontiert bzw. ist gerade auch dabei. Ja, kann man denn in Deutschland und Europa nicht mal GESUNDE, vernünftige Mittelwege gehen?

    Buon Giorno,
    Erik

  18. Erik Janson sagt:

    @ Max Nyffeler,

    Vielleicht ist ja Burckhardts Sichtweise in “Die Kultur der Renaissance in Italien” noch immer eine brauchbare Perspektive, um solche Prozesse zu deuten. (Ich bin nicht sicher, aber so viel ich weiß, ist das die erste Geschichtsschreibung, die den Kulturbegriff auch auf Wirtschaft und Politik ausdehnt – sehr materialistisch, beinahe marxistisch…) Diese Sicht fehlt hier in diesem Blog ein bisschen, finde ich. Man hängt zu sehr in den Wolken der Ideen (auch der sog. “fortschrittlichen”) – sowas hat einer vor 160 Jahren mal als “Deutsche Ideologie” bezeichnet.

    Bravo, da bin ich ganz dabei bei der Sichtweise! Ich hab es hier vielleicht (oben in m. Comment) mal wieder vielleicht etwas rheinisch-„marzialisch“ ausgedrückt mit dem (Selbst-)verständnis der Kunst, weil ich momentan halt ziemlich echauffiert bin über die Entwicklungen. Ein Cool-Down und die weitere sachliche Beschäftigung mit der Materie ist bei mir aber sicher nicht ausgeschlossen …
    Ohnmacht und Wut sind keine guten Ratgeber, aber letzteres ist andererseits überlebenswichtig ;-)

    Allen ein Have a nice day.

  19. MAx Nyffeler sagt:

    @ Erik Janson: Nur keine Aufregung! Seit es den Kapitalismus gibt, gibt es Krisen, auch in der Musik, und noch jede haben wir überstanden, z.B. auch die Krise der Tulpenspekulation in Holland von 1637. Der Kunst hat es nicht nachhaltig geschadet, wenn auch vermutlich ein paar Aufträge für Rembrandt und Vermeer den Bach runter gingen. siehe:
    http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Moneychangerrembrandt.jpg&filetimestamp=20060709142507
    Die Orchester (un die geht es ja ier eigentlich) werden auch den Griechenland-Crash und seine Folgen überleben, nur werden ein paar überflüssige Programme vielleicht wegfallen.

    PS: Kennen Sie das Ponzi Scheme? Das ist wie Griechenland, nur etwas simpler. Alles schon mal dagewesen! Sie können die Beschreibung hier herunterladen:
    http://www.wuala.com/mn80796/Download/

    Fröhliche Grüße, MN

  20. querstand sagt:

    Liebe Leut‘! Die erste Magen-Darm-Reaktion auf die Verknüpfung Wirtschaftskrise=Kulturkrise verlangt mir Widerspruch ab. Die Hirn-Nasen-Reaktion sagt dann bestätigend „ja“ zu den hier geäusserten Meinungen. Mein Herz windet sich aber…

    Wie man zu Zeiten des Kalten Krieges gerne „Kommunistengefahr“ witterte, ruft man heute der Augenscheinlichkeit der Zeitläufe folgend „Kapitalistengefahr“! Offenbar ist da was dran, so vermittelt es die mechanische Sichtweise auf die Dinge. Schnell zählt man Fakten auf, wieso die Grosskapitalisten mit Schuld am Einsparen von Kultureinrichtungen sind. Das ist meist einleuchtend. Letztlich geht es aber immer um indirekte Wege. Bisher hörte man zwar von abgesprungenen Sponsoren, z.B. Festivals betreffend oder jenen Amerikaner mit spanischen Namen, welcher die Met und etliche Festspiele sponserte und nun sang- und klanglos schamhaft verschwiegen wird. Aber wo steckt da eine direkte Kulturkrise? Ich sehe da nur Wirtschafts- und Moralprobleme.

    Gut, schöne Moral könnte man als Basisvertrauen einer Kultur bezeichnen, denn ohne das Einhalten von Spielregeln, einem gewissen gentlemen agreement, geht jede Sorte von Gesellschaft schnell in die Binsen, funktioniert der Kulturbau über einem solch morschen Fundament nur mit grosser Improvisation.

    Wie Herr Nyffeler nun zurecht anmerkt, blüht Kultur über jede Krise hinweg, auch wenn sich ihre Bedingungen grösser oder kleiner ändern würden. Überraschend fand ich Erik Jansons Feststellung, dass sinngemäß mit einer Verschärfung der finanziellen Probleme keiner mehr Platz, Zeit und Hirn für Kultur hat, da er im nackte Überleben sein Dasein fristen muss. Das ist um so mehr bemerkenswert, da dies in einer Blüte von Wohlstand erfolgt, wie man ihn nie zuvor kannte, selbst ärmere Schichten sich hierzulande medial sedieren können, sogar kleine Reisen denkbar sind. Schwierig kann ich mir dies in jener Zustandsbeschreibung v.a. für bisher schon kulturhungrige, bescheidenere Existenzen, wie z.T. uns Komponisten vorstellen. Unsereins empfindet die Konzentration auf Brot- und Futterängste als sehr unbefriedigend, zumal wir darüber eher reflektieren, als kulturell Anspruchslosere.

    So sehr nun die alten europäischen und neu aufgepfropften fernöstlichen Bildungsbürger in ihren geldschwangeren Berufen immer noch unter uns sein mögen, ist es viel gefährlicher, wie viele kulturell Anspruchslose es in den „besseren“ Kreisen gibt, mehr denn je: darin könnte man für mich noch am entschiedensten eine neue bzw. altbekannte – man denke an die Schilderung von Neureichen bereits im alten Rom – , nun immer stärker wuchernde Kulturkrise entdecken, so eine Art „Neue Wurstigkeit“!

    Wenn nun mal wieder alles neue Fett von diesen und auch uns getropft sein sollte, infolge einer heftigen Wirtschaftskrise oder der Verschärfung der 2008/09/10er-Krise, besteht dann doch nicht wieder eine Chance für entschlackte Kultur, so wie nach den Kriegen des 20. Jahrhunderts? Eine gewisse materielle Armut verstärkt immer die Lust auf Kultur, bezahlt man die Musiker gerne mit Naturalien oder Lebensmittelgutscheinen! Nur herrscht genau in solch einer paradiesischen Armut dennoch der grausame Grau- und Schwarzmarkt, als Derivat der Märkte und Börsen, die damals zusammenbrachen und wieder zusammenbrechen könnten. Haifischbecken übelster Mittelneiderei gibt es also in allen Stufen von Kultur! So ist es wieder eine Frage der Moral…

    Ich, als latent Grüner, manchmal auch Grün- oder Blauauge, sehe eine richtige Ideologiekrise neuer Art auf uns zukommen, wenn wir sehen werden, wie man gedanklich zwar auf dem rechten Weg gewesen sein mag, den Rest der Welt aber deutsche Atomausstiege kaum kümmern werden, auch bei noch heftigeren Atomkatastrophen. Wir werden garantiert einiges für uns erreichen können an ökologischen Verbesserungen, ruhen uns da z.T. schon gefährlich aus. Auch wird manche Weltregion uns doch dabei folgen. Wie gewaltig allerdings dann die Erschütterungen aussehen in Umstellung auf „bessere“ Energien, das sieht man an der Soja-Katastrophe: nicht-fossile Brennstoffe vernichten die Urwälder exorbitanter denn je! Da mag man sich umweltfreundlich fühlen mit Bio-Öl im Tank. Ist aber ein grösserer Waldvernichter als der braunkohleheizende Nachbar mit den Gartenmöbeln aus indonesischen Wäldern. Das ist für mich die jetzige Technik- und Kulturkrise…

    Aber wo ist sie nun in der Musik, abgesehen von all den sichtbaren Publikums- und Für-etwas-Brennen-Problemen? Wo steckt sie in uns? Ich schätze, in Ängsten, in Existenzängsten, wie Erik sie ausdrückt. Wie geht man aber jenseits von Strukturen den eigenen, künstlerischen, mutigen Schritt nach vorne und schürt mal wieder so richtig das innere Feuer? Angesichts all der Konkurrenz, der nur kleinen Stücklein, die man als Auftrag mal erhält, der sehr bescheidenen Resonanz könnte man allen Bedenkenträger dauernd Recht geben, dass es eben angesichts des Kleinkleins auf allen Ebenen zurecht Einsparungen gibt… All diesen Fakten zum Trotz, bleibt dennoch das Funkenfliegenmachen, gerade über die Grenzen hinaus, die dann einem doch wieder in all den Kanonisierungen und War-schon-da-Tiraden gesetzt werden. Und gerade, weil man sein Dasein so erklecklich fristet, gilt es zu fliegen! Man ist ja schon leichter, als all die Erfolgskarnickel! Für uns geht es auch ohne Magierzylinder!! Also, auf und davon – so kurzsichtig und realitätsfern das sein mag. Ich denke da immer ein Bild aus Lenz‘ Pandämonium: Goethe im Heissluftballon, seine Kritiker an einem Seil unter der Gondel mitfschwebend, flughindernd: er, Goethe, schüttelt sie ab wie Fliegen am Schwanz eines Rindviehs…

    Gruss,
    Alexander Strauch

  21. wechselstrom sagt:

    @Max Nyffeler,

    … dass die Kulturkrise, die ja tatsächlich vorhanden ist, schön parallel mit dem wirtschaftlichen Abstieg geht?

    In der Tat, wobei wobei es mir innerlich widerstrebt, an einen direkten Zusammenhang im Sinne von Ursache/Wirkung zu glauben.
    Natürlich: vieles wird weniger gut bezahlt, manches gar nicht mehr angeschafft. Manches, was Kosten verursacht wird abgedreht. (Persönlich bin ich nicht der Ansicht, dass wir wirtschaftlich derart auf den Hund gekommen sind, dass Orchester geschlossen und Musikunterricht abgedreht werden muss).
    Kultur erschöpft sich in Europa in einer Geiz-ist-geil-Haltung und diese durchzieht alle Einkommensschichten.

    @eggy: klar läuft in Asien nichts wirklich glatt in Bereichen Menschenrechten, Mitbestimmung, Umweltschutz etc.
    Es ist aber gar nicht so lange her, da wurden bei den Häuserbesetzungsdemos (80er Jahre) Gummigeschosse in Menschenmengen verfeuert (in Zürich z.B.) und bei der Startbahn-West-Demo (Flughafen Frankfurt) ging es zu wie auf kleineren Kriegsschauplätzen. Menschen von der Straße wegzuspritzen war damals ein gerne angewandtes Mittel.

    Grüße aus dem Labor

    – wechselstrom –

  22. Erik Janson sagt:

    @ Max Nyffeler,

    danke für den Link. Werde mir den Artikel durchlesen.
    Was Ponzi-Games sind wusste ich schon, lese gerade
    Heiner Flassbeck. Es geht ja nicht so sehr drum, ob alles an UNgeheuerlichkeiten schon mal da war oder nicht.

    Man kann aus der Geschichte m.E. nicht ableitem, dass, nur weil bestimmte Dinge schon mal da waren, immer alles gut ausgeht oder dass Fehler in der Geschichte sich ewig wiederholen können, ohne dass dies unwiederbringliche Verluste (auch womöglich unserer Kultur) zur Folge hätte. Wie gerne ich auch manchmal mir rheinisch sage: „Et hätt noch immer joot jejange.“ (ein altes Karnevalsmotto)

    @ Alexander and Max Nyffeler: „Kapitalistengefahr“? Nee, I like Capitalism (würde ihn niemals gegen Kommunismus eintauschen) – aber human und in Maßen und bitte nicht mehr ein alles sich selbst überlassendes System! Eher: „Spekulanten“- und „Blasengefahr“ würde ich sagen, da darf man mir ruhig nachsagen, dass ich darüber mich echaufiere. Die neuen Dimensionen in unserem auch so geheiligten System sind ja seit den 90er-Jahren verstärkt a) die Ausmaße der Spekulation, deren große und immer unabsehbarere Schäden und Spätfolgen und b)Dass durch Spekulationen, Ponzi-Games, Scheinpapiere sowie Wetten und das große Raten auf Staatsbankrotte etc. KEINERLEI Realwerte sondern nur Schaden für die Allgemeinheit, alle Volkswirtschaften geschaffen werde: Irrationalismen, SParzwänge etc., das Rasenmäher-Prinzip, vor dem dann auch wir kleine Grashälmchen und die Orchester nicht mehr sicher sind. Weder Werte für Kultur/Orhcester etc. noch für Soziales bzw. für die ärmsten der Armen werden so geschaffen, sondern alles blutet dadurch immer mehr aus. Dessen muss man sich bewusst werden.

    @Deinem:

    Aber wo steckt da eine direkte Kulturkrise? Ich sehe da nur Wirtschafts- und Moralprobleme.

    Das reicht ja schon, finde ich. Die Kunst hängt ja zusehends am Tropf der Wirtschaft. ZUmindest, wenn es nach dem Wunsch der Politik geht, immer mehr zu privatisieren und immer mehr Subventionen für uns zu streichen (als Folge der u.a. durch wirtschaftliche Fehlentwicklungen und Hyper-Spekulationen immer mehr fehlender Mittel), dann wird diese Abhängigkeit noch schlimmer. Und dann sollte uns GERADE das alles was an gehen. Ja. es sei denn wir WOLLTEN keine freie, unabhängige Kunst/Musik mehr und auch keine friedliche Gesellschaft.

    Und zu Recht weist Du, Alexander, ja auf die Tendenz zu immer weniger kulturell Anspruchsvollen in den reichen Kreisen unserer Gesellschaft hin. Das ist eben auch ein Problem. Mal angenommen, die Spekulandenherden würden das erspekulierte Geld bei Gewinnen auch wieder in Soziales oder sogar in NEUE MUSIK-Konzerte re-investieren. Dann wäre Finanzkapitalismus sogar nützlich.
    Aber gerade das tun sie nicht (vielleicht gibt es ein paar Ausnahmen, aber die sind zu gering und bestätigen nur die Regel). Sie behalten ja alles (die Renditen, alles an den schon nicht geschaffenen Allgemeinwerten) für sich selbst, für Yachten, rauschende Feste, für Dekadenz pur. Stattdessen werden ja nur die berühmten Milliardenverluste sozialisiert, Gewinne aber immer weiter privatisiert und gehortet oder in Luxusgütern verkonsumiert, von denen nur die Eigentümer dieser Dinge etwas haben. Wie soll da auf Dauer noch eine friedliche Gesellschaft und freie Kultur bestehen bleiben? Und wie soll man – wenn das ewig so weiter geht – dann denken: „Es ging noch immer gut/ es wird schon irgendwie weiter gehen“…?

    Last but not least, Alexander:

    Angesichts all der Konkurrenz, der nur kleinen Stücklein, die man als Auftrag mal erhält, der sehr bescheidenen Resonanz könnte man allen Bedenkenträger dauernd Recht geben, dass es eben angesichts des Kleinkleins auf allen Ebenen zurecht Einsparungen gibt… All diesen Fakten zum Trotz, bleibt dennoch das Funkenfliegenmachen, gerade über die Grenzen hinaus, die dann einem doch wieder in all den Kanonisierungen und War-schon-da-Tiraden gesetzt werden. Und gerade, weil man sein Dasein so erklecklich fristet, gilt es zu fliegen!

    Nun, mit einem gerade frisch erhaltenen – zumindest nicht schlechten – Projektstipendium sagen sich solche Worte sicherlich nicht schwer… Wenn man sich obenauf, gefördert fühlt, ja dann ist es leicht dieses „Lasst-UNS-doch-alle-fliegen“-Gefühl (trotz der allgemeinen Malaise) zu haben und auch in die Welt hinaus zu rufen. Ich freu mich für Dich sehr. Vielleicht ist das trotzdem nicht verkehrt; und ich will damit natürlich nicht eine Janson-Strauchsche-„Neiddebatte“ hier anzetteln, die hier sicher auch keinen interessieren würde. ;-)

    Beste Grüße, Erik

  23. Max Nyffeler sagt:

    Lieber Erik Janson, Sie sehen das alles viel zu schwarz. Die Kunst war doch immer von der Wirtschaft abhängig! Ich befasse mich gerade ein wenig mit Händel. Als die von ihm geleitete Royal Academy of Music (ein Opernunternehmen als Aktiengesellschaft!) nicht mehr gut lief, wurde sie von den Aktionären, kunstbegeisterten Adligen, einfach geschlossen. Sie machten es wie heute die Holländer. Das ging dann nochmals so mit zwei Nachfolgeunternehmen. Und Händels Opern sind trotzdem großartig gewesen und sind es auch heute noch. So ging es doch immer mit den Künsten und Künstlern, sie wurden ausgehalten vom Adel und der Kirche, und es ist immer noch mehr oder weniger juut jejange. Wenn sie gut waren wie Händel etc., blieb für uns was übrig, und wenn nicht, hatten sie Glück und konnten wenigstens brav ihr Leben fristen. Und später war es dann eben vorwiegend der Markt, der die Kapazitäten schuf, auch wenn die bürgerliche oder sozialistische Politik den Adel teilweise ersetzte mit ihren Subventionen. Die Basis des Betriebs sind Abo-Systeme, freier Verkauf, etc. Und nicht zu vergessen: „Spekulation“! Zum Beispiel in Form der Investition in sogenannte „Zukunftshoffnungen“, genau wie an der Börse. Man nennt es nur anders, statt „Investition“ heißt es „Förderung“. Was machen unsere Konzertveranstalter (und staatlichen oder privaten Preisgremien) anderes als Spekulation, wenn sie Uraufführungsaufträge mit völlig ungesichertem Ausgang verteilen, Aufträge an die noch nicht einschätzbare „Junge Generation“ bzw. „Next Generation“ geben oder junge, „vielversprechende“ Interpreten auftreten lassen? Sie spekulieren auf deren künftigen Erfolg und darauf, dass sich die Investitionen nicht als Pleite entpuppen und dass ein klein wenig vom großen Licht, das das „entdeckte“ Genie dereinst umgibt, dann auch auf sie als deren „Entdecker“ abstrahlen wird. Jeder Mensch ist bekanntlich eitel und will „vom Volk geliebt“ werden, nicht nur der Politiker und der Künstler, sondern auf der veranstaltende Rundfunkredaktuer, der Preisrichter und der Journalist.

    Ich bin zwar auch gegen Auswüchse des Raubtierkapitalismus, sehe aber nicht ein, dass man solche allzu menschlichen Eigenschaften wie Erfolgs- und Wettbewerbsstreben, den Willen zum Geldverdienen, das SPEKULIEREN auf das Kommende (bzw. das „Neue“ in musikalischer Terminologie oder das „Messianische“ in religiöser), die Eitelkeit und den Neid und all die sonstigen „unmoralischen“ Dinge – alles sog. „anthropologische Konstanten“ – quasi offiziell bekämpfen soll (womöglich mit einer Moralpolizei wie im Gottesstaat Iran, mit dem Terror der Roten Brigaden wie in China 1966-76, oder mit der Gestapo wie bei Hitler). Soll dem idealen Denken per Gesetz zum durchbruch verholfen werden wie bei Platon, per Montagsdemo am Bahnhof wie bei den angeblich vernünftigen Mittelstandsrevoluzzern, per Guillotine wie bei den Jakobinern, oder per Bloßstellung à la Guttenberg am Internet-Pranger?

    Öffentliche oder offiziell betriebene Menschheitserziehung ist ein äußerst dubioses Geschäft, und diejenigen, die sie betreiben und ihre persönlich geglaubten Normen der Allgemeinheit aufdrängen wollen, werden ja von genau jenen Bedürfnissen (Erfolgsstreben, Eitelkeit, Geliebtwerdenwollen…) getrieben, die siei bei den Nichtgläubigen bekämpfen. Und/oder sie sind im privaten Bereich Versager wie Rousseau. Da bedanke ich mich sehr, solche manichäischen Weltverbesserer sind mir zu gefährlich und können mir gestohlen bleiben. auch wenn es angeblich zum höheren Nutzen der Künste und gegen die bösen amerikanischen Kapitalisten (früher hieß es einfach „die Juden“) geht. Die wiederum öfters mal die Künste unterstützen.

    Und so drehen wir uns im Kreis, wenn wir in alter zivilisationsskeptischer Manier „Geld“ gegen „Kultur“ in Stellung bringen. Geld ist doch seit Jahrhunderten ein Teil unserer hoch entwickelten Kultur bzw. Zivilisation. Wer das nicht sieht, wirkt auf mich ein wenig wie ein Münchhausen, der meint, er könne sich an den eigenen Haaren aus den Niederungen der Realität in die schöne Welt der Ideen emporziehen. Ah, jetzt bin ich wohl am Ende meiner Geld-Kultur-Postings angelangt, die Komponisten komponieren immer noch und die Sinfonieorchester spielen immer noch… Und ich hoffe immer noch auf einen neuen Händel oder Bach.

  24. Erik Janson sagt:

    @ Max Nyffeler,

    Es ist mir kein sachlicher oder netter Re-Kommentar zu diesem Beitrag möglich, denn diese Ebene ist mir dazu zu oberflächlich. Sie werfen zu viele Dinge in einen Topf, bezeichnen bagatellisierend die eine Seite als quasi „menschlich allzu menschlich…“ oder tun die derzeitigen (neuen) Auswüchse des Spekulierens und deren Folgen für Gesamtwirtschaft und Gesellschaft einfach mal „legierissimo“ als „anthropologische Konstante“ etc. ab. Die andere Seite der Kritiker sind dagegen (molto grave) die Moralapostel, werden aber von da aus schnell zu Antisemiten, Faschisten, Diktatoren oder was weiß ich noch alles. Die Kritiker seien – implizit – faschistoid, weltverbesserlich. Oder es wird behauptet, sie kritisierten angeblich nur das, was sie selbst gerne wollten (Reichtum o.ä.) bei anderen. Um klar zu stellen: ich will nicht „reich“ werden, nur glücklich bleiben und nur morgen gerne in einer ETWAS gerechteren Welt leben. Das ist alles.

    Und dann finden sich Gutenberg-„Schummelei“-Aufklärer plötzlich auf einer Stufe mit Jakobinern [zur Erinnerung: zu Gutenberg trat selbst zurück und verzichtete auf den Titel. Chazimarkakis, der letzte – vorerst – bat selbst um die Überprüfung seiner Diss. und bekam sie halt nun offiziell von der Uni aberkannt]. Da z.B. von Hetzjagden oder Jakobinertum zu sprechen ist ein Witz. Ein Schlag ins Gesicht gegenüber allen, die auf ehrliche Weise und korrekten wissenschaftl. Standards entsprechend ihre Doktortitel erworben haben.

    So kommen wir nicht weiter. Wenn Sie mir sagen, ich sähe alles „zu schwarz“, dann sage ich Ihnen: Sie sehen mir öfters vieles zu gelb-weiß-blau. So argumentieren Menschen, die die Realität nicht sehen wollen, die den Radikal-Neoliberalismus (wo hört denn Freiheit des Einzelnen auf – nirgends, an keinem Punkt?) auf Biegen und Brechen verteidigen wollen und dabei die kritische Meinung des anderen nicht gelten lassen wollen. Denn in Wirklichkeit – obwohl sie gelassen und tolerant tun – umstimmen, missionieren, die beschwichtigen wollen und die einen Diskurs mit Sachargumenten oder auf Augenhöhe verweigern.

    Selbst – GERADE – ein Händel oder Bach würden sich angesichts dessen im Grabe herum drehen. Sie könnten es mit diesem Statement glatt mal bei Anne Will versuchen. Dort würden Sie für dieses Posting wahrscheinlich beklatscht, bzw. würden das ach so „unterhaltsame“ Raunen der einen und Klatschen/Lachen der anderen hervor rufen.

    Buona notte,
    Erik Janson

  25. querstand sagt:

    Liebe Leut II!

    Die heutigen Institutionsprobleme der Orchester mit den Finanz-Pleiten der Händelopern zu vergleichen – das erscheint mir ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Natürlich geht es immer irgendwie weiter, konnte ein Händel auch danach „fliegen“, ein Bach erst recht in seinem Kanorenstress, wie ich es oben von uns Komponisten gerade in persönlich schwierigen Lagen vorschlug, was mir gerade etwas leichter fallen mag, Lieber Erik, aber natürlich jetzt erst wiederum richtige Schwierigkeiten des Durchführens mit sich bringen wird, die Suche nach den idealen Produktionspartnern…

    Der Unterschied zwischen dem Händelschen Opernunternehmen zu heutigen Orchestern ist, dass wohl nur Aufführungen von Händelopern und vielleicht auch von anderen italienischen Produkten geplant waren, mitunter zwar Wiederaufnahmen von Erfolgen anderer Saisonen, es sich aber nur auf den damals gerade herrschenden Mainstream der englischen High Society und des Schreibrausches Händels bezog. Nach seinen mehrfachen Pleiten, als die Stimmung nach sittsameren verlangte, belieferte Händel den neuen Geschmack mit Oratorien. Bestimmt hätte er auch eine eigene Kunst der Fuge in mehreren Jahreszyklen auf dem Markt gebracht, hätte sich Bach plötzlich vollkommen utopischerweise in er Gunst der Londoner befunden.

    Als Komponist ist es garantiert auch heute nicht falsch, ähnlich schnell und schlau auf aktuelle Strömungen zu reagieren. Das machen Alle, gerade die soften Neue-Musik-Schreiber heute in England, wie Ades, Turnage oder jetzt auch noch Nico Muhly. Das tun auch unsere eigenen Erfolgefeiernden Kollegen hierzulande, sei es etwas softer wie die Engländer oder so hart wie nur möglich für Arditti-Call-for-Works… Heute mag man mehr Zeit in solche Personalstilanpassungen aufwenden müssen als im 18. Jahrhundert. Dennoch geht dies schneller, als ein Orchester zu gründen.

    So kann man nur den goldenen Riecher Händels mit der Streichhand der heutigen Orchesterkürzer vergleichen… Doch Halt! Aus kurzfristigen Untergängen stieg die Person Händel wieder wie ein Phönix aus der Asche auf. Die Personalität eines Orchester steht nach dessen real erfolgter Einstampfung zwei Jahre später kaum noch auf. Da bräuchte es schon einen grösseren Leidensdruck, nehmen wir an mal Krieg und Vertreibung, wie aus dem Deutschen Philharmonischen Orchester Prag die aus einem Grossteil der Musiker die Bamberger Symphoniker entstanden, was sich ggf. auch noch anderweitig abspielte, aber doch die Ausnahme bleibt. Ich schlug ja bereits irgendwi vor, an der deutschen Grenze nach Benelux Orchester- und Musikunterrichtsfluchtburgen zu errichten. Ein wenig unpassend, im Vergleich zu den Verstrickungen, die die Prager Bamberger machten, aber vielleicht eine doch denkbare Chance, was für ein finanzieller Klacks für uns, wo wir doch wöchentlich neue Euros zu dessen Rettung versprechen. Wo in Bamberg musikalisch nichts war, könnte doch plötzlich in Emmerich etwas entstehen.

    Aber das wirkliche Problem heute, und da Erik recht, ist die absolute Ressourcenaussaugung, die die Finanzwelt mit der aktuellen Politik vornimmt. Es müssen schon Atommeiler explodieren oder Bomben auf Tripolis geworfen werden, um die Euro- und Finanzkrise aus den Headlines zu verdrängen. Wie toll war doch da das Thema Stuttgart 21, Gutenbergplagiat, etc. Dennoch kehrt die Krise immer wieder zurück in die Schlagzeilen. Politik mag schon in anderen Marktkrisen sich überwiegend mit Finanzen beschäftigt haben. Jetzt aber wird sie gar nicht mehr davon losgelassen. So wird jeder Kultur-Cent zusammengekratzt, um den Euro zu retten, die Haushalte der verschuldeten Länder. Dabei ist Kultur langlebiger als eine Währung. Einmal abgewrackte Kultur ist aber nicht mehr wiederauferstehungsfähig im Gegensatz zu neuen Währungen.

    Es ist schon erstaunlich, wie uns von allen Seiten gesagt wird, dass es zum Euro keine Alternative geben mag. Das kann schon sein. Das zeigt aber, dass sich Europa aktuell eher aus dem Geld denn aus der Kultur heraus definiert. Der Zusammenhalt als Gemeinschaft demokratischer Werte wurde schon zuvor ausgehebelt, auch wenn jetzt durch den Lissabon-Vertrag selbst europaweite Begehren, Referenden, also auch hierzulande möglich wären, davon aber angesichts eines europäischen-gemeinschaftlichen Demokratiebewusstseins, wie es jetzt in Ansätzen möglich wäre, nicht die Rede ist. Es ist auch nicht die Rede von einem europäisch-gemeinschaftlichen Kulturbewusstsein, es gibt nur das europäischen-gemeinschaftliche Geldbewusstsein! Und das geht gerade bachab. So wären jetzt eben gerade kulturelle Institutionen vonnöten, die aber als freiwillige Leistungen deklariert abgetötet werden.

    Warum kann es zu einem anderen Euro eigentlich keine Alternative geben? Wäre es nicht jetzt an der Zeit, ein Ende mit den finanziellen Illusionen vorzunehmen, als dieses immer wieder zu vertagen? Oder endlich eine Bändigung der puren Liberalität der Finanzmärkte vorzunehmen? Das wird den freien Bürgersinn, Herr Nyffeler ja nicht sofort umbringen. Den Bürgersinn eben, der vernünftig politisches wie marktwirtschaftliches Handeln erwartet, der soziales Engagement für die Abhängigen beinhaltet, der auch die Kultur fördert, der Demokratie schafft – ein Bürgersinn, wie er Ihnen als Schweizer und meiner schweizerischen Hälfte wie meiner europäischen eben so gut tut. Das jetzige Agenturenwüten und Politikhinterherhecheln hat aber nichts mit jener langatmigen Vernunft zu tun!!

    Insgeheim hoffe ich sehr auf eine Rettung des Euro, den ich ja zum ersten Mal in Bamberg in den Händen hielt. Aber sind wir wirklich ohne Alternative, wenn sich die eben beschworene Vernunft nicht wiederfinden lässt? Ein wenig erinnert mich das jetzige Getöse, auch in den Feuilletons vertreten, an das Getöse nach 9/11: da schrieb selbst die SZ im Feuilleton Sätze wie – sofern ich mich nicht irre – , dass die amerikanische Freiheitsstatue die Fackel mit dem Schwert zu tauschen habe, um nach Afghanistan berechtigte Rache gegen Bin Laden sowie die spätere Flamme der Demokratie zu schleudern. Oder später die Vergleiche des Irak in der gleichen Presse mit dem demokratisch werdenden Nachkriegsdeutschland. Was bereitet uns nun mehr Kopfzerbrechen als eine sinnvolle amerikanisch-atltantische Exitstrategie: im Sinne der Worte um 2001-02 könnte man jetzt nur Scheitern konstatieren… Wird es mit dem Euro anders sein? Ich hoffe ja, bin aber aufgrund der gerade genannten Erfahrungen sehr skeptisch, stürzt sich doch Amerika gerade mit mehr sehenden Augen in den Staatsbankrott als damals in den Krieg…

    Gruss,
    Ihr und Euer Alexander Strauch

  26. Erik Janson sagt:

    querstand (@ all, @ Max Nyffeler):

    Alexander, Bravo wegen des Zurechtruckens @Händel und auch sonst (@Europa) ein aufrüttelnder Beitrag. Händel war qualitativ zweifellos kein schlechter Komponist. Ich mag seine Musik auch, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen.

    Bei Licht betrachtet aber: Es gab in dieser Zeit viele -heute leider vergessene – gute Komponisten, die ebenso einen guten, eigenen Personalstil, gutes Handwerk und Expressivität miteinander verbanden. Händel blieb darunter unvergessen, feiert heute im neoliberalen Zeitalter offenbr eine Hype-Renaissance. Warum?
    Händel hatte künstlerischen UND (relativ mehr) materiellen/finanziellen Erfolg, weil er zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und es dabei verstand, sich den Herrschenden und deren Geschmack anzupassen. Dies MUSS aber nicht Modell eines jeden Komponisten werden. Denn es muss ja auch erfolglosere, weil unangepasste Komponisten geben, nicht wahr?

    Ich verstehe – offen gestanden – daher Max Nyffelers

    ich hoffe immer noch auf einen neuen Händel oder Bach.

    -Arien hier nicht. Ich frage mich: Ist das pure Provokation, um uns junge (oder in die Jahre gekommene, die sich u.a. für die Jungen mit ins Zeug legen ;-) ) revolutionäre „Hüpfer“ auf den Plan zu rufen oder das BADblog-Blut notorisch „nörgelnder“ Blogger (wie mir ;-) ) noch mehr in Wallung zu bringen? Oder steckt da echter Wunsch und Sehnsucht dahinter…?

    Zum Thema „Krise und (Staats-)Schulden“ noch ein kl. Nachtrag (keine Angst, ich höre auch schnell wieder auf):
    Es ist schon merkwürdig: In den USA fordern die Ratingagenturen (bzw. drohen im entgegengesetzen Fall mit Herabstufung), dass der Staat (richtigerweise) die Schuldenobergrenze nun in Krisenzeiten anheben solle, damit die Wirtschaft (geradde die Binnenkonjunktur) nicht zusammen bricht und der Staat zahlungsfähig/kreditwürdig bleibt.

    Die Republikaner versuchen gerade natürlich – hoffentlich bleibt es erfolglos! – eine Einigung zu verhindern bzw. die Erhöhung der Schuldenobergrenze contra Obama und Demokraten zu verhindern. Sollte dies gelingen, dann wäre ich aber gespannt, ob oder inwiefern die eigenen Ratingagenturen dort ihre „Drohungen“ wahr machen (wie schlimm übrigens, ein Land mit 17.000 Euro mehr Pro-Kopf-Schulden als Deutschland) vielleicht auf zweit oder dritthöchste Kreditwürdigkeitsstufe herab zu stufen.

    Hier in D. und Europa geschieht indes genau das Gegenteil. Bzw. dieselben Ratingagenturen, die den USA zu Recht raten, die staatl. Schuldenobergrenze in einer Krisensituation zu erhöhen, die schreiben Europa und dessen „Schuldenstaaten“ (GR, Irland, ITAL.etc.) vor, auf Biegen und Brechen Schuldenbremsen ein zu führen (auf wessen Kosten ist klar – auf Kosten des Gemeinwesens, der Kultur und der unteren Schichten).

    Es wurde (ab 2011) hier von der Politik die berühmt berüchtigte (aber bzgl. ihrer Auswirkungen noch zu diskutierende) „Schuldenbremse“ beschlossen, die in den nächsten Jahren (wenn kein „Wirtschafts-“ oder Politiker-Einsicht-Wunder passiert!) stufenweise zu immer mehr Kahlschlag und zu wieder massiv steigender Arbeitslosigkeit (oder eben – neoliberal „gelöst“- zu immer mehr prekären Beschäftigungsverhältnissen und Dumpinglohn-Arbeitsplätzen) führen wird. Nun: mich als Komponist wie viele nehme ich bei der Analyse gelassen-unempört aus: denn Komponisten sind per se schon per Dumping bezahlte „Leiharbeiter“ ;-). Ob es immer so sein MUSS überlasse ich der Geschichte/Zuknuft.

    Aber: „Schuldenbremse“: Wieder so ein neoliberal-euphemistisches Wort: heißer Kandidat für „Unwort des Jahres 2012/13“ – ein herrlicher Euphemismus, den sich Finanzlobby gemeinsam mit Politikern da haben einfallen lassen.

    Es wird von der Medienpropaganda (allen voran öffentlich Rechtliche) aber jedem hier eingetrichtert (man muss es nur oft genug zu guten Sendezeiten bringen und genug Politiker und Lobbyisten in die Kameras grinsen lassen) dass die Schuldenbremse unumkehrbar und (über-)lebenswichtig sei und ein Allheilmittel für eine einst rosige Zukunft… Das Gegenteil ist der Fall aber das wird man erst einsehen, wenn es fast zu spät ist, fürchte ich.

    UNd ich bin überzeugt: Wenn wieder die nächste größere Bankenkrise, innerhalb der Dauer-Krise der nächste Crash hier kommt und es darum geht, das Kasino am Leben zu halten, die Realwirtschaftsschaden-Verursacher „schadlos“ zu halten, dann wird diese „Schuldenbremse“ von Deutschland und den führenden EU-Staaten natürlich NICHT angewandt. Dann werden wieder großzügig Neuschulden/Mehrschulden gemacht werden, um die Banken und Manager zu „retten“, um noch mehr „Bad Banks“ zu finanzieren. Denn die „Schuldenbremse“ wird in dem Sinne angewandt werden, um folgendes (weiterhin) zu legitimieren: Staatsabbau, Sozialabbau, Kultursubventionsabbau, Forcierung der Umverteilung von unten nach oben und viele neoliberale Grausamkeiten mehr.

    Gerade befasse ich mich jedenfalls mit alternativer Literatur zur Wirtschaftspolitik bvzw. es überkam mich gestern – und schon davor (darum auch die Heftigkeit hier meines Tones). Gestern traute ich mich (als in meiner zarten Jugend noch naiver CDU- /FDP-Wähler) dann endlich: ich kaufte mir in der Buchhandlung BiBaBUze hier in D-Bilk (zugegeben eine manchen vielleicht hier als „alternativ“ oder „links“ verschriene Buchhandlung – bei der übrigens Rechte schon mehrfach randalierten) folgendes interessante und erhellende Buch, das ich nur jedem hier zur Lektüre mal empfehlen kann:

    Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik: MEMORANDUM 2011. Strategien gegen Schuldenbremse, Exportwahn und Eurochaos, Papy Rossa Verlag, Köln.
    Zu beziehen bei:

    Das Memorandum wird seit ein paar Jahren von 1000 Wirtschaftswissenschaftler(innen) und Gewerkschafter(innen) erarbeitet und durch Unterschriften unterstützt.
    Zur Website der Arbeitsgrupope findet man hier:

    http://www.alternative-wirtschaftspolitik.de

    Nun könnte man vielleicht von anderer Seite einwenden: Igitt, das ist ja alles u.a. von Gewerkschaften oder eher vieleicht „links-alternativ“ stehenden Akademikern unterstützt (aber N.B. auch von vielen Akademikern, Wirtschaftsexperten die – allerdings zugegeben – nicht zu den Mainstream-Beratern oder zu den Medien-präsentesten gehören…). Aber ist es deswegen schlecht oder weniger objektiv? [dies nur mal um evtl. Stammtisch-Repliken hier vor zu beugen]. Und diese Gewerkschaften sind es u.a. auch (verdi), die sich nicht nur gegen die massiven Gehaltskürzungen im Orchesterbereich einsetzen sondern auch gegen deren Schließung/Eindampfung mit opponieren.

    So, nun macht der Janson hier für heute Schluss und komponiert, aber das musste sein.

    Allen einen schönen Tag, es grüßt herzlich, Erik

  27. Erik Janson sagt:

    Nachtrag: Ein – z.B. – großer Amerikaner, der sich um humane und nachhaltige, in Maßen „regulierte“ Wirtschaftspolitik sehr verdient gemacht hat.
    Der – N.B.- als Ökonom, viel von Philosophie, Ethik hielt, der u.a. mit Virginia Wolf befreundet war, viel von Kultur hielt und selbst ein Theater gründete:
    John Maynard Keynes

    Wer sich damit auseinander setzen möchte, hier ein spannender Link/Tipp: http://www.keynes-gesellschaft.de/Hauptkategorien/LebenWerk/AufsaetzeBeitraege.php

  28. Erik Janson sagt:

    Nachtrag: Interessanter Link zu einem großen Amerikaner, der sich sehr für nachhaltige, humane und – in Maßen, wo notwendig – regulierte Wirtschaft einsetzte, der N.B. viel von Ehtik, Philosophie hielt, mit Virginia befreundet war, selbst ein Theater gründete – also ein Ökonom FÜR Kultur (also „Kultur“ verstanden nicht im Sinne von „Geldkultur“, „Lifestyle-„):

    John Maynard Keynes. Wer studieren/dazu lesen möchte siehe z.B.:

  29. querstand sagt:

    Und wie ist nun der Link zu Keynes?

  30. Max Nyffeler sagt:

    @Querstand:
    Hier ist ein Überblicksartikel (pdf zum Download):
    http://www.wuala.com/mn80796/Keynes/
    Gruß, MN

  31. Erik Janson sagt:

    @ Hi All,

    Sorry, aber ich hatte den Link zur Keynes-Gesellschaft
    (dort sind wirklich interessante, wenn auch natürlich Fachartikel/Referate zu finden, in die man sich zweifelsohne auch wegen ihrer Begrifflichkeit und Komplexität rein fuchsen muss) hier rein gesetzt, aber es kam „awaiting for moderation“ und dann war der Link weg.
    Bedienfehler meinerseits nicht ausgeschlossen.

    Also noch ein Versuch:

    Keynes-Gesellschaft ist auch direkt unter Google zu finden. Gute Fachliteratur zum ISt-ZUstand und Alternativen auch bzgl. Bildungspolitik etc. findet man auch beim Metropolis-Verlag z.B.

    Leider, DIREKT zum Thema Kulturförderung/Musik ist da nicht viel dabei. Aber man kann ja gewisse Dinge übertragen.

    Ich finde, in Komponier- und/oder Rezensier-Pausen ( ;-) )schadet es nicht, da mal zu stöbern zu lesen, wer mag.

    Schönen Abend, Erik

  32. Erik Janson sagt:

    Nachtrag:
    Sorry, ich hatte im Eifer des Gefechts oben Keynes als „großen Amerikaner“ bezeichnet. Das stimmt natürlich nicht, er war Brite. Aber seine leider in Vergessenheit geratene, vielfach ignorierte Wirtschaftstheorien fanden/finden weltweit, so auch in den USA, Anerkennung.In D. und weiten Teilen Europas tut man sich leider schwer damit…

  33. querstand sagt:

    Meine Herren, danke für die Linklektüren!

  34. Max Nyffeler sagt:

    Noch ein letzter Nachtrag meinerseits zum Orchester-Nebenthema Asien-Europa: eine Nachricht aus der fernen Welt der Wirtschaft. Klaus Regling, Chef des Euro-Rettungsfonds, antwortet auf die Frage, wie er all die Milliarden zusammensammelt, die er Pleitestaaten wie Griechenland hinterher wirft.

    —-

    Frage: Wie finden Sie in einer solch schwierigen Lage eigentlich Geldgeber für Ihre Rettungsprogramme? Die Euro-Staaten geben ja nur Garantien ab, das Geld bekommen Sie von Investoren.

    Wir pflegen natürlich die Kontakte zu den Investoren. Am Anfang haben wir erst einmal viel erklärt. Heute geht es um die großen Fragen: Wie geht es in Griechenland weiter? Welche Antworten findet die Währungsunion auf die Schuldenkrise? Da ist es wichtig, vor Ort mit den Investoren zu sprechen.

    Frage: Sie fliegen durch die Welt und treffen sich mit ihnen?

    Ja, ich bin in Frankfurt, Paris, London. Aber auch in Asien. Denn dort gibt es nun einmal die großen Überschüsse, die investiert werden.

    Frage: Heißt das, vor allem Asiaten finanzieren die Euro-Rettung?

    Die asiatischen Investoren haben bei den drei Anleihen, die wir bisher herausgegeben haben, jeweils um die 40 Prozent gezeichnet. Das ist ein hoher Anteil, der sogar noch gestiegen ist. Die Asiaten bewegen sich auf Augenhöhe mit den Europäern.

    Frage: Muss uns das Sorgen machen, wenn wir in der Euro-Rettung abhängig von Asien sind?

    Nein. Das ist sehr positiv, denn Asiaten sind langfristige Investoren. Sie halten die Anleihen in der Regel bis zur Fälligkeit. Es gibt da eine Zweiteilung im Markt: Angelsächsische Anleger kaufen und verkaufen, die Asiaten kaufen, legen die Papiere ins Depot, fassen sie nie wieder an und kassieren die Zinsen. Ein weiterer Unterschied ist: Die, die kaufen und verkaufen, sind auch die, die immer reden.

    Frage: Mit Journalisten, meinen Sie.

    Ja, das sind die, deren Statements in den Medien auftauchen. Die andere Hälfte des Marktes redet nicht, und deren Sicht taucht deshalb auch nicht in der Presse auf. Das, was wir über die Märkte lesen, repräsentiert nur die eine Hälfte des Marktes und nicht die andere…

    —-

    Das ganze Interview ist hier:
    http://www.faz.net/artikel/C30638/klaus-regling-chef-des-euro-rettungsfonds-bisher-ist-das-retten-ein-gutes-geschaeft-30465884.html

    Die Asiaten spekulieren langfristig, wenn es um Investitionen in das geldhungrige Europa geht. Die Musik bleibt von all dem natürlich unberührt, weil sie in einer anderen, schöneren Welt zu Hause ist (vgl. Schubert, „Du holde Kunst“) – es bleibt alles so, wie es ist…

  35. Erik Janson sagt:

    @ Max Nyffeler:
    Erfreuliche Nachricht, wenn das so 100% stimmt,
    dass die Asiaten auch in die „Rettung“ unseres „kränkelnden“ und von Politiker-Chaostruppen regiertes Europas mit investieren…[obwohl wir schon selbst Strategien in der Krise für Nachhaltigkeit entwickeln müssten, damit sich nicht „Sondergipfel“ an „Sonder-Rettungsgipfel“ alle 2 Monate reiht..]

    Aber es wurde AUCH heute gebracht (in einem TV-Kurz-Beitrag (ARD/ZDF, Moma), dass die Rating-Agenturen – für den Fall einer Lösung mit Privatgläubiger-Beteiligung (also Banken, Versicherungen, auch deutsche – und nicht wieder nur die Staaten selbst, die Steuerzahler.)angeblich mit weiterer Herabstufung und der Erklärung der Staatspleite Griechenlands drohen…

    Also gilt weiterhin: Beeinflussung der Politik, Verrücktmachen durch Rating-Agenturen bzw. die übliche Verunsicherung und „Angstmache“-Strategie durch ein undurchschaubares Massenmedien-Politik-Spekulanten-Lobbyisten-Kartell.

    Wie weit da gegangen wird sieht man ja aktuell in Großbritannien.

    Da lobe ich mir Asien, die Retter unserer Orchester-Kultur. Und die haben uns auch sowieso vor gemacht, wie man mit BISS Fußball spielt, zumindest bei den Frauen. Und diese neoliberale Wirtschaftswelt wird ja ohnehin – offiziell – immer „femininer“ und emanzipierter-gleichbereichtigter, nicht wahr …? ;-)

    Und ein BISSEL Orchester/Kultur dürfen am Ende auch übrig bleiben…

    Schönen Tag.
    Erik

  36. Max Nyffeler sagt:

    Ich finde auch, das FFB-Finale war ein echtes Highlight. Das nächste steht am kommenden Wochenende bevor, wenn das Lügengebäude nun endlich zusammenkracht, das die EU-Politiker seit einem Jahr mühsam aufrecht zu halten versuchen. Bei der ARD werden wir in der ersten Reihe sitzen und dem Spektakel zuschauen können. Die Ökonomie ist eben stärker als das Wunschdenken von Rettungsschirmaufspannern, da braucht es weder Ratingagenturen noch irgendwelche bauernschlauen Schäuble-Ideen, sondern nur ein wenig gesunden Menschenverstand: Pleite ist Pleite, und fertig.

    Aber die Orchester können noch eine Zeitlang weiterspielen, zumindest solange der deutsche Staat vor lauter Transferzahlungen (die nun wohl institutionialisiert werden) noch genügend Geld in der Kasse hat für Kultursubventionen.

    Also mein Tip fürs Wettbüro lautet: Es geht zwar weiter, aber ein bisschen enger wird’s schon. (Irgendwo zwischen deutschen und griechischen Zuständen wird es sich einpegeln.) Und wenn ich schon Rate-Agentur spiele: Bei gleichbleibenden Subventionsgebern wird die Uraufführungsrate um 20 Prozent zurückgehen. Aber wenn die Chinesen in Donaueschingen einsteigen, wird natürlich alles besser…

  37. Erik Janson sagt:

    Yep…
    Die noch beste Lösung oder Versicherung gegen Staatspleiten und dem (zukünftigen) Ausgeliefert-Sein gegenüber auf zukünftige Staatspleiten setzende Spekulanten (aus welchem Hintergrund auch immer sie kommen) wäre eigentlich, dass möglichst viele Leute in ihrem jeweiligen Land, dessen Staatsbürger sie sind (bzw. die dort leben und arbeiten) Staatsanleihen kaufen.

    Und Deutschland steht da im Vergleich zu den anderen Ländern in Europa nicht schlecht da [so zumindest heute erklärt von J. Tenhagen von Finanztest, wieder heute morgen in der „ersten Reihe“). Unser Land, wo – Neue Musik-technisch – ja noch Milch und Honig fließen, können die Ratingagenturen also – noch – nicht so schnell zwingen, unsere schönen und uns auch so teuren Orchester klein oder eines Tages ganz weg zu sparen. (Denn das tun die – inkl. Kommunalpolitiker (siehe Marzahn) – schon teilweise gut genug, und sie bleiben darin völlig „autark“).

    Also: Orchestermusiker, Komponisten. Kauft alle deutsche Staatsanleihen, wer auch immer sich das leisten kann und etwas Erspartes hat; und leiht unserem Staat DIREKT Euer Geld. Dann könnte man – vielleicht – als Gläubiger auch ETWAS mehr pragmatischen „Druck“ (nicht moralischen, denn der ist out und wirkungslos) auf die Verantworlichen für Kultur ausüben. Denn dieses ewige: „Wir machen Kultur, Kultur/Musik rentiert sich langfristig/ kann man nicht in Geld messen etc. …“ etc.

    Das ist alles nur Blabla, das zählt in der heutigen von Geld und Pragmatismen zunehmend dominierten Welt nicht mehr viel.

    Und da die Best-Verdienenden nicht (oder zu wenig) Staatsanleihen kaufen (weil sie ja lieber in riskantere Papiere „investieren“ mit höherer Rendite und den „Kick“ brauchen und sich auch Mega_Risiken noch „leisten“ können)- und weil auch moderate Steuererhöhungen ja nicht in Sicht sind – wäre das eine von wenigen denkbaren Lösungen, um zusätzliches Geld/Reserven zu schaffen um Transferzahlungen an andere Länder, die uns noch blühen sowie die steigende Staatsverschuldung ab zu federn. UNd somit schrumpft auch der (im Verhältnis anderer Subventionen) kleine Prozentteil der Kultursubventionen/Fördermittel weniger, oder vielleicht halten wir ja sogar die SChrumpfung konstant oder bringen sie durch unser „Kapital“ zum Stillstand?

    Schönen Tag,
    Erik

  38. querstand sagt:

    @ erik: ach ja – – – der staat bekommt von mir neben den ihm zustehenden zahlungen eigentlich nur eines: meine manpower, mein schaffen von kulturwerten, meinen einsatz in der erwachsenenbildung, wovon ich ja wieder was abtrete… aber staatspapiere kaufen? ich zahle ja schon gebühren für mein personalpapier alias pass – der dann immer noch staatseigentum bleibt. aber anleihen? nicht meine sache.

    da sich hier wenig menschen vorstellen können, was eu-kuratel für griechenland in teilen auch für uns heissen könnte, wir bösen -3%-Schuldenbrecher: griechenland stoppte alle peripheren bahnprojekte auf dem peloponnes, strich die verbliebenen auslandsverbindungen, kürzt renten, jagt 30% seiner angestellten zum teufel etc…. das würde hierzulande heissen: keine züge mehr z.b. ins sauerland, keine züge in ostdeutschland, keine strassenbauten mehr, entlassung von etlichen angestellten des öffentl. dienstes, also mal schnell 1-2 direkte und indirekte arbeitslose mehr, keine züge nach paris, italien, österreich, benelux, skandinavien, dafür aber dann autobahngebühren, 25% mehrwertsteuer, etc. – das wäre doch mal was….
    trotzdem bleibt’s bei meinen geringen beiträgen, die mich kraft genug kosten…

    gruss,
    alexander s.

  39. Max Nyffeler sagt:

    Wir besitzen doch schon alle, ohne es zu wissen, Anteile von Staatsanleihen!

    Unsere Versicherungen, Pensionskassen etc. haben unser Geld u.a. in solche Sch…-Papiere investiert, weil sie dachten, diese seien sicherer als Aktien: „Die EU hat Zukunft!“ – War leider eine falsche Spekulation. Dementsprechend werden wir demnächst auch zur Kasse gebeten, in Form von Prämienerhöhungen oder eines Kapitalschnitts aus – wie es dann heißt – „finanzmarktbedingten Gründen, die sich unserer Einflussnahme leider entziehen“.

    Konkret: Es sind nicht einfach nur anonyme Spekulanten, die in irgendwelchen Türmen in der Londoner City sitzen und jetzt die Milliarden hin und herschieben. Zu den Dealern gehören genauso die vielen Groß-Investoren, die mit bestem Wissen und Gewissen mit UNSEREM Geld wirtschaften und sich nun Sorgen über die ihnen anvertrauten Milliarden machen müssen. Und ehrlich gesagt: Mir wäre es lieber gewesen, wenn meine Versicherung ihr (bzw. mein) Geld schon vor einem Jahr vollständig aus den möglichen PIGS-Staatsanleihen herausgezogen hätte.

    Die klugen Spekulanten haben es vermutlich so gemacht, ohne Rücksicht auf das arme (lies: durch die EU korrumpierte) Griechenland, und sind nicht auf die Beschwichtigungsappelle und Bürgschaftsfantasien der Viererbande Merkel/Sarkozy/Juncker/Barroso hereingefallen. Die dummen Spekulanten haben auf die leuchtende EU-Zukunft gewettet und Staatspapiere gekauft…

  40. Bekehrter sagt:

    @Benjamin Schweitzer (vom 9. Juli, bzgl. Niederlande): „Geräuschlos durchgewunken“ hat allem Anschein nach das Parlament die Vorlage der Regierung. Ich habe jedenfalls nichts über irgendwelche Diskussionen, Änderungsanträge oder was auch immer gefunden. Vielleicht habe ich auch nicht richtig gesucht, aber jedenfalls fand sich nicht ein Fitzel. Und ich hatte eine ganze Weile gesucht, weil ich dachte, das kann doch nicht sein.

    Aber wie schrieb neulich die FAZ: Hochkultur? Nur ein linkes Hobby