DSO und RSB sollen fusionieren. Das Ende der Neuen Musik in der Berliner Orchesterlandschaft

Laut einem Bericht der Welt sollen das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (DSO) im Jahre 2011 fusionieren und als Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin weiter spielen.

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Während die Musikwelt Berlins in ihren inneren Strukturen noch immer in Ost und West zerfällt, soll also ausgerechnet auf diese Weise ein dreistes, dem reinen Einsparungswahn geschuldetes Exempel statuiert werden, das die beiden einstmaligen Ost- bzw. Westberliner Rundfunkorchester zwangsvereinigt.

Das bedeutet für die Neue Musik in der Orchesterlandschaft Berlins? Richtig, nichts Gutes. Seit bekannt wurde, daß der Noch-Chefdirigent des DSO Ingo Metzmacher nach der laufenden Saison das Orchester verlässt, war schon klar: Berlin verliert mit Metzmacher den profilschärfsten Dirigenten der Bundeshauptstadt; denjenigen, der die mit Abstand besten, klügsten und spannendsten Programme entwarf. Und: das DSO befindet sich seitdem, auch, weil man nicht sofort mit einem klangvollen Nachfolgernamen glänzen konnte, im luftleeren Raum und ist angreifbar geworden – auch politisch.

Immer wieder setzte sich Metzmacher seit 2007 – wie schon bei den vorherigen Stationen seiner Laufbahn – für die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, also auch für die neueste Neue Musik ein. Zwar bewies Metzmacher damit nicht immer ein glückliches Händchen (man denke an die Uraufführung von Helmut Oehrings seichter Hörspiel-Naivität „Goya II“ à la Orff im Oktober 2008), doch jeder Hörer, der nicht mit dem Anspruch, jedes Mal dieselbe Brahmssinfonie zu hören in die Philharmonie kam, lernte: Metzmacher muß man vertrauen, ihn machen lassen – dann wird daraus etwas von höchstem Niveau.

Zeitgleich entwickelte sich das RSB unter seinem Chefdirigenten Marek Janowski zu dem vielleicht besten Orchester Berlins, was Klangqualität und orchestrale Homogenität anbelangt.

Ab 2011 soll Janowski der Chefdirigent dieses „neuen“ Rundfunk-Sinfonieorchesters werden. Nur ist Janowski, dessen Repertoire zwar interessante Seiten kennt, aber meist spätestens bei Béla Bartók haltmacht, nicht gerade bekannt für seinen Einsatz in Sachen Neue Musik.

Für die Neue Musik in Berlin bedeutet das – bezogen auf erklingende Orchesterwerke: Glanert, Jost, Currier und „bestenfalls“ noch Pintscher im Repertoire von Staatskapelle, Philharmonikern, RSB (wenn überhaupt) und Co.

Läppischkeit und schlecht und Reinheit.

Die Prognose: Neue Musik + Orchester + Berlin = „Keine Ergebnisse gefunden.“

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.

2 Antworten

  1. Erik Janson sagt:

    @ Arno, @ all,

    Tja, was kann man da anders darauf reagieren als Komponist,
    denn nichts verstehend den Kopf schütteln und schon
    beinahe zu resignieren?

  2. querstand sagt:

    1.) Otto Steul ist NICHT der Sohn von Martin Walser!! Dafür aber ein Edi-Benutzer: KEIN Edding, nein, ein Verwender der unsäglichen Vergleiche von irgendetwas mit dem Fußball. Zwar bin ich kein Bayern-Fan, dennoch ein Sympathisant. Ich wünsche oft ein 0:10 für die gegnerische Mannschaft, freue mich aber über jedes 1:0 für die Bayern!! Und eine Edi-Benutzer? Das ist ein verbaler Warmduscher, ein oraler Turnbeutelvergesser, ein metaphernarmer Rolltreppenraucher. Das isr Edmund Stoiber natürlich niemals gewesen (war er Raucher?!?). Edi war aber und ist es wohl noch ein Fußballvergleichsherbeibemüher!!!

    Was soll der Vergleich der Championsleague des Fußballs mit einem Ranking der besten Orchester? Hätten DSO und RSB ein Golden Goal gegeneinander erzielen sollen, um zu überleben? Oder hätte nur die Truppe mit den schönsten Trikots oder das Orchester mit den besten Bauchmuskeln überleben sollen? Müssen Oboisten jetzt immer nach langen krebskopfroten Ewigkeitstönen ein Puma oder Adidas Schweißband benutzen? Müssen Tuttigeigerinnen für Herrn Steul zu Chearleaderinnen umschulen?

    Interessant wäre auch zu sehen, wie das Symphonieorchester des BR gegen das neue DSO-RSB gespielt hätten. Am Ende hätte es dann aber auch nur Sieger und Verlierer gegeben. Und ein zwangsfusioniertes Orchester wäre der ideale Verlierer gewesen. Und ob man den Wiederaufstieg von einem D-Orchester der 4. Liga zu einem Orchesterklub der 1. Liga miterlebt hätte? Fans machen das ja mit, das Abo-Publikum hätte dann aber nach der Abwrackprämie gerufen! Und schwupps nach der Fusion wäre eine Dezimierung des neuen Klankörpers drin gewesen.

    Das einzige Vergleichbare von Orchestern und Fußballklubs wäre der Transfermarkt für Stürmer und Dirigenten, nur die Un-Summen unterscheiden sich…

    2.) Der Hr. Steul soll doch einfach sein Auto abwracken, ganz ohne Prämie! Und diesem Vorbild könnten ja alle Rundfunk-Intendanten folgen. Sollen sie doch radeln und während der Arbeitszeit mit ihrem Gestrampel die Dynamos ihrer Räder zum Ersatz der Aggregate der Sendeanlagen machen. Ganz zu schweigen von den einegsparten CO2-Emissionen. Emission=die Sendung, Dynamo=Dynamo XX statt FC XX! Da wären endlich mal Metaphern fällig.
    Ach, und die Vorbildfunktion… man munkelte ja anno dazumal, als das Rundfunkorchester des BR outgesourct werden sollte, daß dies die Ausgaben für die Ledersessel und Wandvertäfelung des neuen Vorstandssitzungssaales kompensiert hätte… Höchstwahrscheinlich steckt in diesen neuen Ledergarnituren soviel GHB-ähnliches Material (Lederreinigungsmittel als K.O.-Tropfen), daß die höheren Etagen der Sendeanstalten immer wieder vergessen wie real und wichtig ihre Klankörper sind, so ganz un-virtuell anstelle all der Onlineformate, etc…