Editorial für die Mitglieder des DKV

Der folgende Text ist das Editorial für die Printausgabe com:Position des DKV (Deutscher Komponist:innenverband)
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Sehr ereignisreiche Monate liegen hinter uns, sowie eine GEMA-Sitzung, die so schnell niemand vergessen wird. Unseren Verband hat es auf eine Zerreißprobe gestellt, deren Ausgang auch jetzt – während ich diese Zeilen schreibe – vollkommen ungewiss ist.
Fakt ist: Der GEMA und dem Aufsichtsrat ist es nicht gelungen, eine von allen – auch der Sparte E – begrüßte Reform zu einer konsensfähigen Mehrheit zu bringen. Man könnte hier jetzt ewig darüber diskutieren, was in der Kommunikation schief lief (dass es hier nicht nur um unsere Mitglieder ging, zeigt sich in der Ablehnung durch die Kurie der Verleger, die noch deutlicher ausfiel als bei den Komponierenden). Aber das bringt jetzt nichts – wir müssen alle in die Zukunft schauen und versuchen, hier eine Übereinstimmung zu erreichen.
Eine besondere Stärke des DKV ist seine spartenübergreifende Zusammensetzung. Ich finde es sehr wichtig, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Im besten Sinne kann der DKV genau das Forum sein, in dem eine solche Reform offen und produktiv diskutiert werden kann. Wir besitzen auch die Fachkompetenz, Details einer solchen Reform auszuarbeiten. Ich würde mir dies für die nahe Zukunft dezidiert wünschen, denn es zeigte sich klar und deutlich, dass dieses Thema eine erweiterte Expertise braucht, die über den Aufsichtsrat hinausgeht. Wenn hier gemeinsam alle Sparten zu einer Einigung kommen, kann eine solche Reform auch durch den DKV vermittelt werden. Ich fände es persönlich deprimierend, wenn die GEMA noch einmal den „harten“ Weg wählt, und hoffe sehr, dass man den großen öffentlichen Aufschrei (der in der Härte der Reformentscheidungen begründet lag, weil grundlegende Strukturen des öffentlichen Musiklebens bedroht waren) 2026 vermeiden kann.
Hierzu wäre es meiner Ansicht nach nötig, den DKV wieder unabhängiger von der GEMA zu machen und die Anhäufung von Ämtern zu begrenzen. Gerade die Mehrfachbesetzung Aufsichtsrat GEMA/Vorstand DKV/Vorstand Fachgruppe hat sich hier als äußerst problematisch erwiesen. Dies ist keineswegs ein Vorwurf oder ein Misstrauen gegenüber den betreffenden Kolleginnen und Kollegen, denen ich nicht die nötige Kompetenz absprechen möchte. Aber es liegt in der Natur von solchen Konstellationen, dass es hierbei zu schweren Interessenskonflikten kommen muss, vor allem, wenn man den DKV als eine Art verlängerten Arm der GEMA betrachtet.
Dies halte ich aber für gefährlich, und zwar für alle Sparten. Es darf nicht sein, dass der DKV jede Satzungsänderung von oben einfach nur abnickt, es muss eine Diskussion darüber geben dürfen, andere Meinungen hierzu müssen ausgehalten werden können, auch innerhalb der Fachgruppen. Hier müsste man in die Kommunikation, nicht in die Zensur. Wir sind ein Interessenverband, und da müssen auch die Interessen derjenigen berücksichtigt werden, die sich für andere Satzungsanträge als die der GEMA selbst einsetzen.
Die folgenden Monate werden entscheiden, wie es weitergeht, und ich hoffe, dass der DKV hier einen wichtigen Beitrag leisten kann. Lasst uns mal alle Emotionen wieder auf Null setzen, lasst uns Nachtarocken und persönliche Angriffe vermeiden. Ein freier DKV ist ein starker DKV, mit Respekt vor allen Kolleginnen und Kollegen, auch denen, die eine andere Meinung haben. Dies ist nicht die Zeit von Rachegelüsten und Beleidigtsein, sondern von Kooperation.
Dies wünscht sich
Euer Präsi
Moritz Eggert
Komponist