Die Radiowoche vom 13.12.21–19.12.2021

Im Radio. Foto: Hufner
Im Radio. Foto: Hufner

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 50. Wir haben diese wieder etwas aufgetrennt. Die Jazz-Übersicht liegt bei JazzZeitung.de. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr.

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mo – 13.12.2021


19:30:00 | Ö1
Mario Rom & Interzone live im Wiener RadioKulturhaus

Die CD „Eternal Fiction“, mit dessen Veröffentlichung Mario Roms fabelhaftes Trio Interzone im Jänner 2021 sein zehnjähriges Gründungsjubiläum feierte, darf getrost zu den besten Jazzalben des ablaufenden Jahres gezählt werden. Was der steirische Trompeter hier mit seinen langjährigen Mitstreitern, Kontrabassist Lukas Kranzelbinder und Schlagzeuger Herbert Pirker, vollführt, ist nichts weniger als ein musikalischer Husarenritt, der in Bann schlägt: Elektrisierende, halsbrecherisch virtuose Trompeten-Krimis sind dazu hören, mitunter auf 76 Sekunden atemloser Spannung verknappt. Dann wieder hinreißende Lieder ohne Worte, in denen Mario Rom als nicht minder großartiger Melodiker, ja, als Sänger auf der Trompete glänzt.

Mit dunklen, mysteriösen Soundscapes und bildhaften, plastischen akustischen Comic-Strips voll Witz und Esprit vermag das kompakte, besteingespielte Trio ebenfalls zu verblüffen. Im Zuge der heutigen Übertragung aus dem Großen Sendesaal des Wiener RadioKulturhauses intonieren Mario Rom, Lukas Kranzelbinder und Herbert Pirker die Musik von „Eternal Fiction“ live!

20:05 bis 21:00 | Bayern 2
Hörspiel: „Siren_web_client.exe“ von Christine Nagel

Mit Paulina Bittner, Ilse Ritter, Dietrich Eichmann, Paul Hentze, Lauren Newton, Lena Stolze, Manuel Bittorf, Birgit Beßler, Ingo Siegert und Joscha Bach. Komposition: Peter Ehwald. Gesang: Laura Newton. Regie: Christine Nagel. NDR/DLF 2021. Wiederholung vom Sonntag, 15.05 Uhr

Eine Radio-Moderatorin nutzt ein individuelles Sprachsynthese-Tool, um ihre persönliche KI-Stimme zu entwickeln. Als sie das Spiel ins Laufen bringt, meint sie Freiheit zu gewinnen. SIREN, Maries künstliche Stimme, verbindet sich mit allen möglichen lebenden und toten Geistern im Netz, unter anderem mit Hannah Arendt, deren Äußerungen und Ideen verfügbar geblieben sind. SIREN stellt ihr Fragen, die unsere Gegenwart betreffen. Siren_web_client.exe thematisiert, was die Digitalisierung mit der menschlichen Stimme machen kann − und das, was (möglicherweise) nicht gelingt. Neuronale Netzwerke ermöglichen, dass sich KI-Stimmen selbst generieren. Sie reichern sich an mit Wissen und Strukturen des im Internet verfügbaren Materials. Doch wer ist der Urheber? Wer übernimmt die Verantwortung für die Lügen, die durch sie in der Welt sind und Marie zugeschrieben werden? Und: Was ist das Menschliche an der Stimme? Die Programmierung der KI-Stimme erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Institut für Informations- und Kommunikationstechnik, Universität Magdeburg, Prof. Ingo Siegert, und mit Joscha Bach, Kognitionswissenschaftler und KI-Forscher in San Francisco.

Christine Nagel, geb. 1969, Filmemacherin, Hörspiel-Regisseurin, Hörspiel- und Feature-Autorin. Hörspiele u. a. Nach dem Verschwinden. Ein fiktiver Dialog mit Ilse Aichinger (rbb/ORF 2014), Bessler (hr, 2017), BLATNYS Kopf oder Gott der Linguist lehrt uns atmen (rbb/DLF 2018).

20:05 bis 22:00 | SWR 2
SWR2 Abendkonzert: Württembergische Philharmonie Reutlingen –

Leitung: Fawzi Haimor –  John Adams: Short Ride in a Fast Machine Fanfare für Orchester und 2 Synthesizer | Aaron Copland: Appalachian spring, Ballettsuite für 13 Instrumente, Fassung für Orchester „Ballet for Martha“ | Leonard Bernstein: Make our own garden grow, Fassung für Orchester, Candide (Musical). (Konzert vom 18. September 2017 in Reutlingen)

Leitung: John Axelrod – Antonín Dvořák: Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“ (Produktion 23. Januar 2007)

SWR2 Podcast: Hear my Voice! Musikerinnen weltweit Folge 12: Für ein starkes Afrika – Fatoumata Diawara aus Mali. Von Marlene Küster. Fawzi Haimor war 2017 aus Chicago und San Francisco als Chefdrigient zur Württembergischen Philharmonie nach Reutlingen gekommen. „Es war mir in den letzten drei Jahren immer die größte Freude, mit der Württembergischen Philharmonie zu arbeiten“, sagte Haimor. Die Coronapandemie zwang ihn zum Rücktritt. Er hatte mit seinen Kontakten zur Musikszene im Nahen Osten und in den USA, mit aufregenden Kompositionsaufträgen und ungewohnten Programmen die Konzerte des Orchesters einige Jahre wunderbar bereichert. Grund genug, noch einmal zurückzublicken.

Die Musikjournalistin Marlene Küster begleitet seit Jahren Musikerinnen aus der ganzen Welt, die sich in ihrer Heimat für die Belange und Rechte von Frauen einsetzen. Musik ist ihr Mittel im politischen Kampf für Feminismus und eine gerechtere Welt. Ihren Geschichten widmet sie den Podcast „Hear My Voice! Musikerinnen weltweit“. Die Sängerin und Songschreiberin Fatoumata Diawara aus Mali hat ein großes Vorbild: die 14 Jahre ältere Oumou Sangaré. Diawara kämpft als engagierte Feministin für ein neues weibliches Selbstbewusstsein in Westafrika. Als aufmerksame Chronistin beobachtet sie neueste politische Entwicklungen und kommentiert kritisch das Zeitgeschehen.

21:30 Uhr | Deutschlandfunk kultur
Einstand: Wo Klavier-Stars geboren werden – Der Internationale Chopin-Wettbewerb in Warschau 2021

Von Claus Fischer. Martha Argerich und Maurizio Pollini haben in Warschau erste Preise gewonnen, Mitsuko Uchida und Vladimir Ashkenazy „nur“ zweite Preise – schon daraus wird ersichtlich, dass der Internationale Chopin-Wettbewerb eine Talentschmiede von Weltrang ist. Die ersten Preisträger sind fast ausnahmslos Stars der Klavierszene geworden. Das künstlerische Niveau seit Gründung 1927 wurde vor allem dadurch gewahrt, dass die Kriterien für die Zulassung äußerst hoch sind. Der alle fünf Jahre ausgerichtete Wettbewerb gehört zur polnischen Kulturidentität, da er den bedeutendsten Komponisten der Nation, Frédéryk Chopin, auf perfekte Weise würdigt. Claus Fischer hat Impressionen vom Finale 2021 eingefangen.

23:00 bis 00:00 | rbbKultur
Musik der Gegenwart: International Rostrum of Composers 2021, Teil 1

Organisiert vom International Music Council und mit finanzieller Unterstützung der teilnehmenden Rundfunkanstalten findet in jedem Jahr das Internationale Rostrum of Composers statt. Ziel ist der Austausch von zeitgenössischer Musik. Ein Überblick über die Gewinnerwerke und über neueste Trends in der zeitgenössischen Musik. Teil 2 morgen.

23:03 – 24:00 | Ö1
Quatuor Diotima spielt Furrer bei Wien modern (3/4) –Das Streichquartett Nr. 3

Mit drei Uraufführungen, zwei österreichischen Erstaufführungen, sämtlichen Streichquartetten und zwei Abenden als Dirigent widmete das vierwöchige Festival Wien modern einem der bedeutendsten lebenden Komponisten, Beat Furrer in seiner diesjährigen Ausgabe einen Schwerpunkt. Die vier Streichquartette, darunter auch die Uraufführung des zuletzt komponierten, werden nun jeweils in einer „Zeit-Ton“-Sendung in chronologischer Reihenfolge präsentiert, dramaturgisch eingebettet in Werke anderer Komponist/innen, die Furrers Zyklus ergänzen – darunter die Uraufführung eines Streichquartetts von Olga Neuwirth, für das der Maler Georg Baselitz seinen Text „Nicht nee nee nee nicht no“ selbst eingesprochen hat.

Als Interpret dieser herausfordernden Stücke war das Pariser Quatuor Diotima im Wiener Konzerthaus und im Musikverein zu Gast und setzte damit seine Reihe an Gesamtaufführungen – zuletzt Schönbergs Quartette vor fünf Jahren – fort. Das Ensemble, 1996 von Absolventen des Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris gegründet, zählt zu den weltweit gefragtesten Formationen zeitgenössischer Musik und hat mit vielen Komponistinnen und Komponisten unserer Zeit zusammengearbeitet.

Die Entstehungszeit der Streichquartette Beat Furrers erstreckt sich von 1984 bis heute. Anhand dieser exemplarischen Stücke lässt sich seine kompositorische Entwicklung in der konzentrierten Dichte des Quartetts kursorisch ableiten: Im ersten Streichquartett setzt Furrer streckenweise die freie Mobileform ein, die die MusikerInnen zu Mitgestalter/innen im Ablauf und der Reihenfolge von bestimmten Passagen macht, eine Technik, die Furrers prägender Lehrer Roman Haubenstock-Ramati entwickelt hat. Im zweiten kommt dem Geräusch eine immer größer werdende Bedeutung zu. Im dritten, dem längsten mit knapp 50 Minuten, lässt er sich auf die Struktur der Klänge ein und lässt daraus die Komposition erwachsen. Und schließlich die knapp zwanzigminütige Uraufführung, in der Furrer nach neuen Formen der melodischen Gestaltung sucht.

Allen vier Streichquartetten ist gemeinsam, so Andreas Karl im Wien Modern-Katalog, „dass sie teils radikaler als in anderen Stücken, formale Prinzipien erproben und formulieren, die Furrer über mehrere Jahre hinweg beschäftigten. Gerade wegen der klanglichen Homogenität und Vertrautheit der Streichquartettformation und ihrer Klänge gelingt es Furrer dort, diese Prinzipien in ausgesprochener Klarheit zu formulieren.“

Beat Furrer, 1954 in der Schweiz geboren, lebt und wirkt seit seinem Studium in Österreich. Er ist Mitbegründer des Klangforum Wien, das er viele Jahre geleitet hat, und ist seit 1991 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Graz. Gemeinsam mit Ernst Kovacic gründete er in Graz die internationale Ensemble- und Komponistenakademie für zeitgenössische Musik impuls. Mehrfach ausgezeichnet, erhielt Beat Furrer 2014 den Großen Österreichischen Staatspreis für Musik und zuletzt 2018 den Ernst von Siemens Musikpreis. Gestaltung: Marie-Therese Rudolph

23:30 bis 00:00 | NDR Kultur
Jazz – Round Midnight: Ken Norris

Round Midnight ist der Platz für Hintergrundgeschichten, ausführliche Portraits und Talks mit jungen Talenten und Jazz-Legenden. In der Sendung erzählen Autorinnen und Autoren die Geschichten bekannter Jazz-Titel, gehen der Beziehung von Jazz und klassischer Musik nach und nehmen mit auf spannende Reisen in die Grenzgebiete von Jazz, Tango, Salsa oder Flamenco, in Jazz-Epochen wie Swing, Bebop und Fusion oder in die Geschichte berühmter Labels wie Blue Note und in die Aktualität kultureller und politischer Themen wie Black Lives Matter.


di – 14.12.2021


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Von Wurst bis Hölle – Die Komponistin und Performerin Georgia Koumará

Von Martina Seeber. Seit ihrer Ankunft in Köln 2014 ist die junge Griechin ein Motor der Kölner Musikszene. Als Komponistin, Performerin und Mitgründerin eines Kollektivs versorgt sie nicht nur die Domstadt mit neuen Impulsen.

Denken und Machen liegen nicht immer so nah beieinander wie in der Welt der 1991 in Griechenland geborenen Komponistin Georgia Koumará. Schon während des Studiums in Thessaloniki war sie Mitglied des Improvisationsensembles 6daExit, in Köln gründet sie mit Interpreten und anderen gleichgesinnten Komponisten das Kollektiv3:6Köln. Sie selbst spielt Theremin und Klavier, beschäftigt sich mit Instrumenten, die keinen Strom brauchen, ebenso wie mit elektronischen Mitteln. Sie arbeitet mit Sprache, mit Licht und Raum, Gesten und Bewegungen, komponiert für Synthesizer, Orgel, Streichquartett oder E-Gitarren. Und wenn sie, wie im Corona-Winter 2021, Podcasts produziert, geht es um eines ihrer wichtigsten Themen, die Verbindung zwischen Körper und dem Geist, der in der Sprache seinen Ausdruck findet.

00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten

Johann Sebastian Bach: Suite d-Moll, BWV 1008 (Georg Glasl, Zither); Anonymus „Es wird scho glei dumpa“; Mark Warschawski: „Der Vinter“; Ilya Shneyveys: „Hirten-Doyna“; Anonymus: „Kommet, ihr Hirten“ (Andrea Pancur und Ensemble); Rudi Spring: „Ich will singen und spielen, so lange ich da bin“, op. 85 (Corinna Pregla, Sopran; Albert Osterhammer, Klarinette; Ingolf Turban, Violine; Jessica Kuhn, Violoncello; Rudi Spring, Klavier; Maria Reiter, Akkordeon); Bernhard Lang: „Dreigesang“, Teil 2 (Ruth Geiersberger, Martina Koppelstetter, Gesang; Georg Glasl, Zither); Konstantía Gourzí: „Lullabies for three flowers“, op. 82 (Niklas Liepe, Violine; NDR Radiophilharmonie: Jamie Phillips); Monika Drasch: „Ein Wiegenlied“ (Monika Drasch, Gesang, Violine; Dudelsack; Georg Glasl, Zither); Carl Orff/Gunild Keetman: „Am Weihnachtabend“ (Tölzer Knabenchor; Salzburger Hirtenbuben; Kammerchor der Staatlichen Hochschule für Musik München; Kölner Kinderchor; Ein Instrumentalensemble: Carl Orff)

19:05 bis 20:00 | Deutschlandfunk Kultur
19:30-20:00 Zeitfragen. Feature: Gelsenkirchen – Aufstieg. Abstieg. Aufbruch?

Wie eine Stadt den Weg aus der Krise sucht. Von Marius Elfering. Sie gilt als die ärmste Stadt Deutschlands: Gelsenkirchen. Eine Stadt, die durch den Bergbau, durch Kohle, Eisen und Stahl groß geworden und dann tief gestürzt ist. Armut, Arbeitslosigkeit, die großen politischen Probleme stehen hier auf der Tagesordnung. Und gleichzeitig leidet das öffentliche Bild der Stadt unter den immer gleichen Klischees, mit denen sie konfrontiert wird. Darunter, dass es Städte in Deutschland gibt, die, wie Gelsenkirchen, im öffentlichen Bewusstsein quasi abgeschrieben worden sind. Die man oft nur noch mit Krisen und kaum noch mit Chancen verbindet. Ohne zu sehen, wie viele Menschen vor Ort sich darum bemühen, dass sich die Lebenssituation der Einwohner verbessert.

Ist ein sozioökonomischer Wiederaufstieg Gelsenkirchens noch möglich oder eine Utopie? Wie entstehen Klischees, welche Städten und Regionen nachhängen? Und wie wirkt sich das alles auf das Potenzial der Regionen und Menschen aus? In drei Teilen begleitet das „Zeitfragen“-Feature über ein knappes Jahr hinweg die Menschen in der Stadt. Menschen, die darum kämpfen, dass sich etwas bessert – für sie ganz persönlich oder die Stadt als solche. Menschen, die träumen, die erfolgreich sind oder auch scheitern und am Ende auch Teil der Antwort auf die Frage sind: Kann eine krisengeschüttelte Stadt wie Gelsenkirchen es jemals wieder nach oben schaffen?

19:15 bis 20:00 | Deutschlandfunk
Das Feature: Den Unternehmern treu ergeben – Das paternalistische Arbeitsrecht des Hans Carl Nipperdey

Von Peter Kessen. Regie: Thomas Wolfertz. Produktion: Deutschlandfunk 2021

Hans Carl Nipperdey, führender Arbeitsrechtler in der NS-Zeit, von 1954 bis 1963 Präsident des Bundesarbeitsgerichts, hat das restriktive deutsche Arbeitsrecht bis heute geprägt: Politische Streiks sind verboten, Beschäftigte zur Treue verpflichtet und Whistleblower nahezu ungeschützt.

In der Weimarer Republik noch nationalliberal, verfasste Nipperdey unterm Hakenkreuz zusammen mit Alfred Hueck das „Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit“. Es beseitigte die Reste des Weimarer Arbeitsrechts, verankerte das „Führerprinzip“ in den Betrieben und bestimmte Arbeitnehmer als „Gefolgsleute“.

In der Bundesrepublik reüssierte Nipperdey zuerst als SPD-Mitglied, wechselte dann ins Arbeitgeberlager. Seine aus der NS-Zeit transformierten ideologischen Grundsätze von Unternehmen als Betriebsgemeinschaften und von der Fürsorge- und Treuepflicht von Unternehmern und Beschäftigen sind bis heute maßgeblich. Sie führten u.a. auch dazu, dass Deutschland die Whistleblower-Richtlinie der EU bis 2021 nicht umgesetzt hat.

20:00 bis 21:00 | NDR Kultur
Feature: Marlene Dietrich, ihre Schwester und die Licht-Spiele von Bergen-Belsen

Von Peter Schanz. NDR 2017. In ihrem berühmten Filmgespräch mit Maximilian Schell von 1984 hat Marlene Dietrich behauptet, sie sei ein Einzelkind gewesen. Das blieb lange Zeit der Kenntnisstand der Biographen. Tatsächlich hatte Marlene Dietrich eine Schwester, zwei Jahre älter, namens Elisabeth. Als Marlene Dietrich mit den amerikanischen Befreiern einige Wochen vor Kriegsende 1945 nach Deutschland kam, erfuhr sie vom Aufenthaltsort ihrer Schwester in Bergen-Belsen. Doch Elisabeth war dort kein KZ-Opfer. Marlenes Erleichterung währte nur kurz: die Schwester hatte sich als Kino-Betreiberin auf der Täter-Seite positioniert.

20:03 bis 22:00 | Deutschlandfunk Kultur
Konzert: Hörprobe – Konzertreihe mit deutschen Musikhochschulen

Live aus dem großen Saal der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig

Felix Mendelssohn Bartholdy: 1. Satz aus dem Streichquartett f-Moll op. 1 – Albero-Quartett | Charles-Valentin Alkan: „Le festin d’Esope“ 25 Variationen über ein originales Thema für Klavier op. 39 Nr. 12 – Yeram Park, Klavier | Ruggero Leoncavallo: „Ill Pagliacci“ daraus: Arie des Tonio „Si puo?“; Frederik Essunger, Bariton, Sung-Ah Park, Klavier | Wolfgang Amadeus Mozart: „Don Giovanni“ daraus: Arie des Don Ottavio „Il mio tesoro“ – Younggi Do, Tenor, Sung-Ah Park, Klavier | Louis Vierne: Symphonie für Orgel h-Moll Nr. 6 op. 59 daraus: Finale – Mona Rozdestvenskyte, Orgel | Aporia: Robert Nakayama, Jazzklavier | Edgar Varèse: Octandre für acht Instrumente (1923) – Ensemble der Hochschule. Leitung: Lin Liao | Cristofaro Caresana: „La Tarnatella“ a 5 voci e strumenti – Ursula Göller – Sopran; Yumi Tatsumiya – Sopran; Anna Schuch – Mezzosopran; Pedro Matos – Tenor; Valentin Schneider – Bass; Elisabeth Hirsch – Violine; Cornelius Möhring – Violine; Emma Renaud – Blockflöte; Johanna Oehler – Blockflöte; Thomas Kolarczyk – Violone; Anne-Kathrin Tietke – Theorbe; Elias Tulchynsky – Cembalo; Christiane Kämper – Orgel. Moderation: Petra Rieß

21:00 bis 22:00 | NDR Kultur
neue musik: Donaueschinger Musiktage 2021

Von Margarete Zander. Der 100. Geburtstag war ein Fest – auch für die Donaueschinger! „2021 sollte ein besonderes Jahr sein“, erklärte Festivalleiter Björn Gottstein, aber „die Komponisten sollten nicht die Bürde des Jubiläums spüren“, sondern „das tun, was sie am besten können, nämlich in die Zukunft schauen, Visionen entwickeln und ihre eigene Klangsprache finden.“ Wir geben Einblicke in die Highlights.

21:05 Uhr, SWR2
Aktuelle Auseinandersetzungen mit dem Klavierkonzert

Von Dirk Wieschollek. Im Formenarsenal des bürgerlichen Konzertsaals verkörpert das Klavierkonzert die spektakulärste Plattform virtuoser Selbstdarstellungen. Mit bemerkenswerter Intensität haben in jüngster Zeit zahlreiche Komponist*innen auf den exaltierten Charakter der Gattung Bezug genommen. In aktuellen Beiträgen von Malte Giesen, Christian Winther Christensen, Franck Bedrossian und Simon Steen-Andersen wird das Klavier und seine ihm eingeschriebene Ausdrucksmechanik komplex sublimiert oder explosiv überspitzt: zur „hyperrealen“ Tasten-Immersion, zum perkussiven Skelett, zum geräuschträchtigen Terrain Don Quijotes oder zum höchst produktiven Trümmerhaufen.

20:10 Uhr | Deutschlandfunk
Hörspiel: Phantome – Von Hermann Kretzschmar

Unter Verwendung von Texten aus Racines „Phädra“ und Marcel Prousts „Sodom und Gomorrha“. Aus dem Französischen von Bernd-Jürgen Fischer. Regie: der Autor. Mit Markus Meyer, Isabelle Demey und dem Ensemble Modern. Komposition: der Autor. Technische Realisation: Christian Eickhoff. Produktion: SWR 2021. Länge: 45’55

Hörspiel über Marcel Proust: 2021 wäre Marcel Proust 150 Jahre alt geworden. Dieses Hörstück versucht, die sensible nd präzise Vielfalt von Prousts Werk über eine Wort/Musik-Komposition einzufangen, die vom Ensemble Modern eingespielt wurde

Die Idee einer idealen Übersetzung von Text in Musik und Musik in Text ist eine so alte wie immer wieder neue künstlerische Herausforderung. Das Stück „Phantome” des Komponisten Hermann Kretzschmar reflektiert musikalisch die Schilderungen und Struktur von Prousts „Sodom und Gomorrha” und gestaltet sie kompositorisch neu. Die Musik entstand ursprünglich für die SWR/Deutschlandfunk-Hörspielfassung des Romans, sie wird aber über gut 25 Tableaus hinweg in neue Zusammenhänge gesetzt, wodurch die Komposition ihre Selbstständigkeit wie Unabhängigkeit behauptet. Ihre Re-Semantisierung leistet ein Racine-Text über die Illusionen der Jugend.

Hermann Kretzschmar, geboren 1958, studierte zunächst Schulmusik und Germanistik sowie im Anschluss Klavier bei Bernhard Ebert in Hannover. 1985 wurde er Mitglied des Ensemble Modern und arbeitet dort seitdem als Solist und Kammermusiker. 1994 gründete er gemeinsam mit Catherine Milliken und Dietmar Wiesner das Label HCD-Productions. Seit 2001 hat Hermann Kretzschmar viele Hörstücke und Hörspielkompositionen realisiert.

21:05 bis 22:00 | Deutschlandfunk
Jazz Live: Mit Innigkeit und Leidenschaft – Martin Fondse, Eric Vloeimans & das Matangi String Quartet

Aufnahme vom 3.9.2021 bei der Cologne Jazzweek, Stadtgarten Köln. Am Mikrofon: Karsten Mützelfeldt. „Testimoni Interiori/Exteriori“ betitelte der niederländische Pianist Martin Fondse eine großangelegte Suite, die er für den Trompeter Eric Vloeimans und das Matangi String Quartet komponierte. Bei der Cologne Jazzweek 2021 präsentierte er das farben- und stimmungsreiche Werk live, wobei er selbst auch Vibrandoneon spielte, ein Vorläuferinstrument zur im 19. Jahrhundert erfundenen Melodica. Vloeimans und Fondse arbeiten seit den frühen 90er-Jahren immer wieder zusammen, sowohl im Jazz-Kontext als auch für kammermusikalische und orchestrale Aufnahmen. „Testimoni“ stellt Vloeimans’ außergewöhnlich biegsames und klangbewusstes Spiel solistisch in den Vordergrund. Das Matangi String Quartet besteht seit 1999, hat neben der Arbeit an klassischem Repertoire auch zahlreiche Crossover-Projekte realisiert und wurde dafür mehrfach preisgekrönt.

22:03 bis 23:00 | Deutschlandfunk Kultur
Feature: Voice Versa − Zwei Sprachen, eine Story (15/24)

Heute mit den Autorinnen: Laura Anh Thu Dang sowie Hiba Obaid und Lorin Celebi. Weitere Autorinnen der Sendung: Jurate Braginaite, Jasmina Al Qaisi, Mithu Sanyal und Jacinta Nandi, Rana Rezaei und Sara Zarreh Hoshyari Khah sowie Tania Palamkote. Regie: die Autorinnen. Gastgeber: Dominik Djialeu. Produktion: Deutschlandfunk Kultur / Goethe-Institut 2021. Länge: 56’30. (Ursendung). Teil 16 am 18.01.2022 22.03 Uhr

22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: „Unabhängigkeitsübungen“ – Porträt des Komponisten András Hamary

Eine Sendung von Sibylle Kayser

22:05 Uhr | Deutschlandfunk
Musikszene: Das geheime Leben der Klänge (4/4) – Was die Tonart h-Moll uns verrät

Mit Sophie Pacini und Christoph Schmitz. Im vorerst letzten Teil unserer vierteiligen Reihe über die Klangeigenschaften von Tonarten untersucht diese Ausgabe der „Musikszene” h-Moll. Es gibt gute Gründe daran zu zweifeln, dass Tonarten überhaupt gewissermaßen von Natur aus bestimmte Atmosphären oder gar Bedeutungen in sich tragen. Dennoch haben Komponisten durch die Jahrhunderte auf bestimmte Tonarten zurückgegriffen, um ein bestimmtes Stimmungsbild zu erzeugen. So wird auch h-Moll eine eigene Aura zugesprochen, was möglicherweise auch an Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe liegt oder seiner 2. Suite für Flöte und Orchester: h-Moll die Ernste. Auch bekannte Arien in Bachs Matthäus-Passion sind in Moll plus zwei Kreuze notiert, und auch Franz Schuberts „unvollendete“ Sinfonie und Antonìn Dvořáks Cellokonzert stehen in dieser Tonart. Im Gespräch und am Flügel im Deutschlandfunk Kammermusiksaal in Köln durchforstet die Münchner Pianistin Sophie Pacini die Musikgeschichte und zeigt am Klavier und mit vielen CD-Einspielungen, wie „die Ernste“ gewirkt hat.

23:00 bis 00:00 | rbbKultur
Musik der Gegenwart: International Rostrum of Composers, Teil 2

Organisiert vom International Music Council und mit finanzieller Unterstützung der teilnehmenden Rundfunkanstalten findet in jedem Jahr das Internationale Rostrum of Composers statt. Ziel ist der Austausch von zeitgenössischer Musik. Ein Überblick über die Gewinnerwerke und über neueste Trends in der zeitgenössischen Musik. Teil 3 am 20. Dezember.

23:03 – 24:00 | Ö1
Quatuor Diotima spielt Furrer bei Wien modern (4/4) –Das Streichquartett Nr. 4

Mit drei Uraufführungen, zwei österreichischen Erstaufführungen, sämtlichen Streichquartetten und zwei Abenden als Dirigent widmete das vierwöchige Festival Wien modern einem der bedeutendsten lebenden Komponisten, Beat Furrer in seiner diesjährigen Ausgabe einen Schwerpunkt. Die vier Streichquartette, darunter auch die Uraufführung des zuletzt komponierten, werden nun jeweils in einer „Zeit-Ton“-Sendung in chronologischer Reihenfolge präsentiert, dramaturgisch eingebettet in Werke anderer Komponist/innen, die Furrers Zyklus ergänzen – darunter die Uraufführung eines Streichquartetts von Olga Neuwirth, für das der Maler Georg Baselitz seinen Text „Nicht nee nee nee nicht no“ selbst eingesprochen hat.

Als Interpret dieser herausfordernden Stücke war das Pariser Quatuor Diotima im Wiener Konzerthaus und im Musikverein zu Gast und setzte damit seine Reihe an Gesamtaufführungen – zuletzt Schönbergs Quartette vor fünf Jahren – fort. Das Ensemble, 1996 von Absolventen des Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris gegründet, zählt zu den weltweit gefragtesten Formationen zeitgenössischer Musik und hat mit vielen Komponistinnen und Komponisten unserer Zeit zusammengearbeitet.

Die Entstehungszeit der Streichquartette Beat Furrers erstreckt sich von 1984 bis heute. Anhand dieser exemplarischen Stücke lässt sich seine kompositorische Entwicklung in der konzentrierten Dichte des Quartetts kursorisch ableiten: Im ersten Streichquartett setzt Furrer streckenweise die freie Mobileform ein, die die MusikerInnen zu Mitgestalter/innen im Ablauf und der Reihenfolge von bestimmten Passagen macht, eine Technik, die Furrers prägender Lehrer Roman Haubenstock-Ramati entwickelt hat. Im zweiten kommt dem Geräusch eine immer größer werdende Bedeutung zu. Im dritten, dem längsten mit knapp 50 Minuten, lässt er sich auf die Struktur der Klänge ein und lässt daraus die Komposition erwachsen. Und schließlich die knapp zwanzigminütige Uraufführung, in der Furrer nach neuen Formen der melodischen Gestaltung sucht.

Allen vier Streichquartetten ist gemeinsam, so Andreas Karl im Wien Modern-Katalog, „dass sie teils radikaler als in anderen Stücken, formale Prinzipien erproben und formulieren, die Furrer über mehrere Jahre hinweg beschäftigten. Gerade wegen der klanglichen Homogenität und Vertrautheit der Streichquartettformation und ihrer Klänge gelingt es Furrer dort, diese Prinzipien in ausgesprochener Klarheit zu formulieren.“

Beat Furrer, 1954 in der Schweiz geboren, lebt und wirkt seit seinem Studium in Österreich. Er ist Mitbegründer des Klangforum Wien, das er viele Jahre geleitet hat, und ist seit 1991 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Graz. Gemeinsam mit Ernst Kovacic gründete er in Graz die internationale Ensemble- und Komponistenakademie für zeitgenössische Musik impuls. Mehrfach ausgezeichnet, erhielt Beat Furrer 2014 den Großen Österreichischen Staatspreis für Musik und zuletzt 2018 den Ernst von Siemens Musikpreis. Gestaltung: Marie-Therese Rudolph

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Jazztime: News & Roots – Zum 90.Geburtstag von Phineas Newborn (14.12.1931 – 26.5.1989)

Henning Sieverts erinnert an den weitgehend vergessenen Meisterpianisten, der vor allem in den 50er und 60er Jahren zeitlos gute Aufnahmen gemacht hat, u.a. mit Calvin Newborn, Paul Chambers und Roy Haynes.


mi – 15.12.2021


00:05 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Chormusik: Ding! Dong! Merrily on high – Weihnachten mit den King’s Singers

Moderation: Haino Rindler. Die King’s Singers sind eines der berühmtesten Vokalensembles überhaupt. Und eines der ältesten. Mitte der 1960er-Jahre gründeten Chor-Studenten des

King’s College der Universität Cambridge die Gruppe unter dem Namen „Schola Cantorum Pro Musica Profana in Cantabridgiensis“ – ein etwas zu sperriger Name für die internationale Karriere, die in den 1970er-Jahren Fahrt aufnahm. Heute sind die King’s Singers die Hälfte des Jahres auf Tour und kommen im Dezember auch für einige Konzerte nach Deutschland. Im Programm haben sie traditionelle Weihnachts-Carols aus England aber auch moderne Folk-Arrangements. Im Deutschlandfunk Kultur sprechen sie darüber, was ihren besonderen Klang ausmacht, welche Schätze sich nach 50 Jahren Tätigkeit in ihrer Bibliothek angesammelt haben und natürlich, wie das Fest bei den King’s Singers gefeiert wird.

00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten

Siegfried Fink: „Percussion Movie“ (Eckhard Kopetzki, Markus Hauke, Achim von Bassen, Matthias Schmitt, Perkussion); Hans-Günther Allers: Quintett, op. 92 (Ensemble Kontraste); Uwe Strübing: „The Love Songs of Ennod Toile“, op. 35 (Ensemble Dirrekt: Hans Dirr); Stefan Hippe: Streichquartett Nr. 2 (Minguet Quartett); Bernhard Weidner: Drei Nocturnes (Martin Oberhofer, Klavier)

09:05 bis 10:00 | Bayern 2
Die Erfindung des Nordens: Kulturgeschichte einer Himmelsrichtung

Rauhnächte: Die wilde Jagd der Götter, Geister und Dämonen. | Das Kalenderblatt. 15.12.1816. Bodybuilder verschifft Kolossalstatue von Ramses II. Von Prisca Straub.

Die Erfindung des Nordens – Kulturgeschichte einer Himmelsrichtung: Autorin: Christiane Neukirch / Regie: Frank Halbach

Wo ist Norden? Links vom Osten? Oben? Im Jenseits? Wo wir ihn finden, hängt ganz von unserem Standpunkt ab. Ehe die Welt von der Politik seit dem 19. Jahrhundert immer mehr in Ost und West eingeteilt wurde, galten Nord und Süd als maßgebliche Gegenpole. In der Antike war der Norden für die Menschen im Mittelmeerraum zuallererst ein Ort der Ungewissheit. Dorthin, jenseits der Grenzen der ihnen bekannten Welt, verorteten sie alles, was sie nicht genau kannten: Götter, Teufel, Fabelwesen und Fantasiewelten. Und so war der Norden schon immer mehr als eine geografische Himmelsrichtung. Er war und ist noch heute vielmehr eine Idee, eine Vorstellung, die über die Jahrhunderte geschaffen wurde. Oft wurde sie ganz bewusst gesteuert – als Schreckensvision und Sehnsuchtsort, als fruchtbarer Boden für Wissenschaft und Aufklärung, aber auch als Standort rassistischer Ideologie, mit der Philosophen und Politiker sich selbst als „nordische Menschen“ über andere stellten.

Wie vielseitig und bewegt sich die „Erfindung des Nordens“ entwickelt hat, wird in diesem radioWissen-Feature eingeordnet, man könnte in diesem Fall fast sagen: eingenordet.

Rauhnächte – die wilde Jagd der Götter, Geister und Dämonen: Autor: Johannes Marchl / Regie: Martin Trauner

Es sind 12 besondere Nächte, die Rauhnächte. In dieser Zeit um Weihnachten und Neujahr, wo das Alte noch da ist, aber auch das Neue ist schon zu spüren, die längsten Nächte und kürzesten Tage, die Zeit zwischen den Jahren. Die Menschen messen ihnen seit Jahrhunderten eine ganz eigene Bedeutung zu. Vielleicht auch deshalb, weil ihnen wie sonst nie im Jahr bewusst wird, wie nah Ende und Anfang, Nacht und Licht, Geburt und Tod beieinanderliegen. Es sind aber auch die Nächte und Tage, wo man den dunklen Mächten hilflos wie sonst nie im Jahr ausgesetzt ist. Wilde Dämonen und furchtbare Geister, gar die Wilde Jagd rauscht durch diese Nächte. Entsprechend muss man Mensch und Vieh, Hab und Gut vor den Einflüssen der Finsternis beschützen. Zum Beispiel durch räuchern und fasten, beten und böllern. Viele der Mythen und wundersamen Legenden haben sich bis heute gehalten, leicht zu finden in unseren Ritualen – man muss sich nur die Knallerei an Silvester anschauen, der höllische Lärm soll Geister und Dämonen vertreiben. All die Druden und Hexen, die Luz, Frau Percht, Waldschrate und Holzweiberl, den Teufel nicht zu vergessen – auch den Gevatter Tod. Und natürlich den Göttervater höchstpersönlich, Wotan mit der Wilden Jagd. BR 2019

19:00 bis 19:30 | rbbKultur
Feature: Stefan Heym zum 20. Todestag – Der ewige Dissident

Oder: die vier Leben des Stefan Heym. Von Matthias Eckoldt. Als ältestem Mitglied stand es Stefan Heym im November 1994 zu, den 13. Deutschen Bundestag mit einer Rede zu eröffnen. Er hatte als Parteiloser ein Direktmandat auf der offenen Liste der PDS errungen. Geschlossen verweigerte ihm die CDU/CSU Bundestagsfraktion den Schlussapplaus.

Dieses Ereignis steht exemplarisch für Stefan Heyms Biografie. Egal ob in der Weimarer Republik, im Hitlerfaschismus oder später in den USA, im Nachkriegsdeutschland, in der DDR und schließlich im wiedervereinigten Deutschland: Sein Leben lang gehörte er zu den Kritikern des Establishments.

Das Feature lässt Weggefährt:innen sowie Literatur und Geschichtswissenschaftler:innen zu Wort kommen und macht Schlitzohrigkeit, Naivität und Eitelkeit kenntlich, die es Heym ermöglicht haben, aus fast allen Konflikten gestärkt hervorzugehen. Regie: Wolfgang Rindfleisch. Produktion: rbb 2013

19:05 bis 20:00 | Deutschlandfunk Kultur
19:30-20:00 Zeitfragen. Feature: Der Bruch

Ein israelischer Veteran und sein Sohn auf den Spuren des Krieges von 1967. Von Ofer Waldman

21:05 bis 22:00 | SWR 2
SWR2 NOWJazz: Guat! Neues aus der jungen Wiener Jazzszene

Von Nina Polaschegg. Von groovenden Jazzrhythmen über handfeste Beats bis hin zu feinziseliert abstrakten Klangexperimenten: Heute spüren wir einigen aktuellen Strömungen in Wien nach und stellen Musiker*innen der jüngeren Generation vor. Bassistinnen wie Judith Ferstl und Beate Wiesinger, Astrid Wiesinger oder Jakob Gnigler am Saxofon oder die Schlagzeugerin Judith Schwarz nebst Kollegen Lukas König. Sie alle haben den Jazz als gemeinsamen Nenner, bewegen sich musikalisch aber auf ganz unterschiedlichen Pfaden.

21:30 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Alte Musik: Innovation für Oper und Tastenmusik – Alessandro und Domenico Scarlatti

Von Yvonne Petitpierre. Als 1725 Alessandro Scarlatti in Neapel stirbt, würdigt ihn der kunstsinnige Kardinal Pietro Ottoboni auf dem Grabstein mit der Inschrift „Größter Erneuerer der Musik“. 1660 geboren, gilt er als fruchtbarster Opernkomponist seiner Zeit und Vater der „neapolitanischen Oper“. Ihm ist die Einführung der Da-capo-Arie und das, von Streichern begleitete Accompagnato-Rezitativ zu verdanken. Seinen 1685 geborenen Sohn Domenico bezeichnet er als „Adler, dem die Schwingen gewachsen sind und der nicht müßig im Nest verbleiben darf“. Zu Lebzeiten wird dieser als einer der besten italienischen Cembalisten gefeiert. Sein Ruhm als Komponist wurzelt vor allem in einem sehr umfangreichen Schaffen einsätziger Sonaten, die er nach eigenen Aussagen „nicht aus Ehrgeiz, nur aus Gehorsam“ komponiert hat.

22:00 bis 23:00 | MDR Kultur
Der ewige Dissident: Die vier Leben des Stefan Heym / von Matthias Eckoldt

Vier Leben hatte der Schriftsteller Stefan Heym. Als jüdischer Rebell flog er wegen aufmüpfiger Gedichte vom Gymnasium. Trotzdem kommt er an ein Stipendium, das ihm sein zweites Leben in den USA ermöglicht. Sein erster Roman wird sogleich ein Bestseller. Nach dem Zweiten Weltkrieg geht er als glühender Sozialist in die DDR. Doch dieses dritte Leben währt nicht lange. Rasch wird deutlich, dass Heyms Sozialismus ein völlig anderer ist als der von Ulbricht und Co. Doch Heym tut den Funktionären nicht den Gefallen das Land zu verlassen. Er bleibt in der DDR und wird zu einer privilegierten Unperson. Am Ende hat er den längeren Atem. Mit Hundertausenden feiert er die Entmachtung der SED bei der großen Demonstration am Alexanderplatz am 4. November 1989. Eine Unperson bleibt er auch im neuen Deutschland, als er erfolgreich für die Nachfolgepartei der SED kandidiert und als Alterspräsident den 13. Deutschen Bundestag mit einer Rede eröffnet.

Das Feature entwickelt die Jahrhundertbiografie Stefan Heyms, lässt ihn selbst zu Wort kommen, befragt Weggefährten, Literatur- sowie Geschichtswissenschaftler und macht eine intelligente Schlitzohrigkeit kenntlich, die es Heym ermöglicht hat, aus fast allen Konflikten gestärkt hervorzugehen. (54 Min.). Regie: Wolfgang Rindfleisch. Produktion: RBB 2013

22:05 Uhr | Deutschlandfunk
Spielweisen: Heimspiel – Die Deutschlandradio-Orchester und -Chöre

Sofia Gubaidulina: „Sonnengesang“. Leonard Elschenbroich, Violoncello; Michael Weilacher, Schlagzeug; Daniel Eichenholz, Schlagzeug; RIAS Kammerchor; Leitung: Justin Doyle. Aufnahme vom 26.11.2021 im Motorenwerk Berlin. Am Mikrofon: Julia Kaiser

Die russische Komponistin Sofia Gubaidulina ist sich entgegen vieler Widerstände immer treu geblieben. Anlässlich ihres 90. Geburtstags in diesem Jahr stellte der RIAS Kammerchor ihr 1998 uraufgeführtes Vokalwerk „Sonnengesang“ ins Zentrum seines jüngsten Konzerts. Gubaidulina verwandelt darin Franz von Assisis berühmtes Gebet in einen sphärischen Lobgesang auf Schöpfung, Leben und Tod und verortet ihn in ihrer einzigartigen Musiksprache zwischen Bewusstsein und Unbewusstsein. Wahre Kunst, so formuliert es die Komponistin, sei für sie immer religiös und ein Austausch mit Gott. Auf besondere Weise entsteht dieser Dialog aber nicht nur auf der Bühne, sondern bezieht auch das Publikum mit ein. Umfangreiches Schlagwerk und das solistische Violoncello als „kosmischer Erzähler“ weiten das Gesprächspodium gewissermaßen ins Unendliche.

22:30 bis 23:00 | hr2-kultur
Jazzfacts: What’s going on? – Features, Interviews und was die Szene (um-)treibt

Am Mikrofon: Wolf Kampmann. Die Gitarristin und Anthony-Braxton-Schülerin Halverson und die renommierte Schweizer Pianistin Courvisier – zwei große Namen der zeitgenössischen Jazz Avantgarde! Beide sind fest in der New Yorker Improvisations-Szene etabliert. Im Aufeinandertreffen der zwei bemerkenswerten Musikerinnen entsteht „Musik, die sowohl in ihrer Geläufigkeit als auch in ihrem unaufhörlichen Einfallsreichtum erstaunlich ist.“ Jetzt ist die zweite gemeinsame CD von Sylvie Courvoisier und Mary Halvorson erschienen „Searching for the Disappeared Hour“.

23:03 – 24:00 | Ö1
Rückblick, Vorschau und aktuelle Veröffentlichungen – Zeit-Ton Magazin

Jeden Mittwoch präsentieren wir Ihnen ausgesuchte Veranstaltungstipps für die kommenden sieben Tage und die spannendsten Neuveröffentlichungen. Gestaltung: Heinrich Deisl

23:30 bis 00:00 | NDR Kultur
Jazz – Round Midnight: Stan Kenton (110. Geburtstag)

Round Midnight ist der Platz für Hintergrundgeschichten, ausführliche Portraits und Talks mit jungen Talenten und Jazz-Legenden. In der Sendung erzählen Autorinnen und Autoren die Geschichten bekannter Jazz-Titel, gehen der Beziehung von Jazz und klassischer Musik nach und nehmen mit auf spannende Reisen in die Grenzgebiete von Jazz, Tango, Salsa oder Flamenco, in Jazz-Epochen wie Swing, Bebop und Fusion oder in die Geschichte berühmter Labels wie Blue Note und in die Aktualität kultureller und politischer Themen wie Black Lives Matter.


do – 16.12.2021


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Internationale Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt

Centralstation. Aufzeichnung vom 08.08.2021. Louise Bourgeois: „Insomnia Drawing“ (2021) für Klavier, Schlagzeug und Streichquartett | Ryoko Akama: „I see everything as a failure“ (2019) für Klavier, Schlagzeug und Streichquartett | Erika Bell: „Saint-Girons“ (2018) für Klavier, Schlagzeug, Streichquartett und Zuspiel | Darya Zvezdina: „Bird’s neck is a secret crystal valley turned towards the releasing ray“ (2021) für Violoncello und Perkussion (Uraufführung) | Jurga Šarapova: „Songs of Meat“ (2021) für Klavier/Keyboard, Perkussion, Streichquartett und Zuspiel (Uraufführung). Ensemble Apartment House

00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten

Walter Zimmermann: „Voces abondonadas“ (Nicolas Hodges, Klavier); Hans-Herbert Winkel: Concertino (Nataliya Smolina, Viola; Artvento Quintet & friends); August Peter Waldenmaier: Drei Orchesterstücke, op. 24 (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: August Peter Waldenmaier); Elke Tober-Vogt: „La nuit et la lumière“ (Lela Mtchedlidze, Violine; Nino Jvania, Klavier); Stefan Schulzki: Klaviertrio (Stefan Schulzki, Klavier; Jane Berger, Violine; Felix Seiffert, Violoncello); Meinrad Schmitt: „Canto mesto“ (Münchner Klarinettentrio)

19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
KlassikPlus: Brennendes Blütenblau – Die Komponistin Dora PejaÄeviÄ

Sie schrieb für Veilchen, Schneeglöckchen, Lilien und Vergissmeinnicht. Ihre Bekannten waren Karl Kraus, Rainer Maria Rilke und Arnold Schönberg. Und sie las Schopenhauer, Kierkegaard, Oscar Wilde und Thomas Mann: die kroatische Komponistin Dora PejaÄeviÄ. Ihr Stil schillert in feinsinnigen fin-de-siècle Farben, ähnlich wie die Werke Rachmaninows, mit dem sie auch die Vorliebe für das Klavier verbindet. Doch weit über das aristokratische Freizeitvergnügen hinaus ließ sich die begabte Grafentochter professionell ausbilden, studierte in Dresden und München. Und schaffte schließlich den Sprung aus der Salonkultur. Die Dresdner Philharmoniker spielten ihre erste Sinfonie, im In- und Ausland wurden ihre Werke aufgeführt. Während des Ersten Weltkrieges nahm sie aktiv am Zagreber Musikleben teil und fand ihren Platz in der neuen kroatischen Komponistengeneration. Zwei Jahre nach ihrer Rückkehr nach München, noch eine Oper skizzierend, starb Dora PejaÄeviÄ viel zu früh, im Alter von 38 Jahren. BR-KLASSIK stellt ausgewählte Werke der vielversprechenden Komponistin vor und zeichnet das Leben der Künstlerin nach. Eine Sendung von Julia Schölzel

19:05 bis 20:00 | Deutschlandfunk Kultur
19:30-20:00 Zeitfragen. Feature: Goldstandard oder Goldesel?

Leitlinien in der Medizin. Von Hellmuth Nordwig. Ärztinnen und Ärzte sollen sich bei ihrer Behandlung an Leitlinien orientieren. Diese sind aber nicht immer unabhängig. Manchmal fließen Firmeninteressen ein.

Wenn eine Ärztin einen Patienten behandelt, ist sie prinzipiell frei in ihrer therapeutischen Entscheidung. Damit ihr später kein Behandlungsfehler vorgeworfen wird, orientiert sie sich jedoch häufig an Leitlinien. Sie sollen eine optimale Diagnose und Behandlung sicherstellen. Es gibt sie für alle Bereiche der Medizin. Oft geht es darin um Fragen, bei denen viel Geld im Spiel ist: etwa die, welcher Cholesterinwert noch als normal gilt und ab wann ein Patient teure Medikamente braucht. Um das wissenschaftlich abgesichert zu beurteilen, geben medizinische Fachgesellschaften die Leitlinien heraus. Allerdings sind die Autorinnen und Autoren nicht immer frei von Verbindungen zu den Pharmafirmen, deren Produkte sie empfehlen. Sie erhalten von ihnen etwa Honorare für Vorträge. Leitlinien sind deshalb mitunter nicht so unabhängig, wie Ärzte und Patientinnen das erwarten.

20:00 bis 21:30 | hr2-kultur
Graffiti in der Neuen Musik (2): Werke von George Aperghis, Daniel Hensel, Johannes Kalitzke und Wolfgang Liebhart

Für die einen sind sie Vandalismus, für die anderen Kunst: Graffitis. Die bild- und zeichenhaften Interventionen im öffentlichen Raum haben auch Spuren in der zeitgenössischen Musik hinterlassen. Werktitel und Werkkommentare… Wir brauchen sie. Die Komponist*innen hingegen vielleicht nicht einmal. Aber ohne Namen lässt sich vieles kaum ansprechen. Über Graffiti in der Musik ließe sich kaum reden, gäbe es nicht Autor*innen, die ihre Stücke so betitelt hätten. Die Motivation, eine Komposition als Graffiti auszuweisen, dürfte für jede und jeden eine andere gewesen sein. Wahrscheinlich, weil er oder sie die anonym auf Wände, Züge oder andere Stellen im öffentlichen Raum gesprühten, mit fetten Markern geschriebenen Wörter, Tags, Symbole oder Sprüche interessant, verstörend oder aussagekräftig fand und sie ideell, mithin strukturell in die musikalische Konzeption hat einfließen lassen.

20:03 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Konzert: Konzert zum 100. Todestag von Camille Saint-Saëns

Live aus dem Auditorium des „Maison de la Radio“, Paris. Camille Saint-Saëns: Messe de Requiem op. 54 / Sinfonie c-Moll op. 78 („Orgelsinfonie“)

20:04 bis 21:30 | SR2 KulturRadio
Mouvement: EviMus 2021 – Im Weltenklang der Gegenwart

Eröffnungskonzert der 8. Tage für elektroakustische und visuelle Musik. Die Cronopien, Kollektiv für interkulturelle Neue Musik. Olivia Artner: Americana (Uraufführung) | Stefan Scheib: „drips“ für Ensemble und Sampler (Uraufführung) | Kioomars Musayyebi: „Weg zum Mondschein“ für Ensemble und Elektronik (Uraufführung) | Daniel Osorio: „Yadnal“ für 5 Musiker und Elektronik (Uraufführung). Aufnahme vom 5. November aus dem KuBa Kulturzentrum am Eurobahnhof

21:05 bis 22:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: #zusammenspielen – Mut! – Telemann heute und Musik von Márton Illés

Klaus Steffes-Holländer (Klavier). Ǻsa Ǻckerberg (Violoncello). Georg Philipp Telemann / Klaus Steffes-Holländer: Fantasie Nr. 7 G-Dur aus 3 Dutzend Klavierfantasien für Klavier, Teil 1 | Meike Senker: Fata 1 für Klavier mit Zuspielung (2019): Georg Philipp Telemann / Klaus Steffes-Holländer: Fantasie Nr. 9 A-Dur aus 3 Dutzend Klavierfantasien für Klavier, Teil 1 | Marisol Jimenez: Geheim für Klavier (2019) – Georg Philipp Telemann / Klaus Steffes-Holländer: Fantasie Nr. 7 G-Dur und Fantasie Nr. 9 A-Dur aus 3 Dutzend Klavierfantasien für Klavier, Teil 1 | Márton Illés: Psychogramm IV „Durcáskodós“ für Violoncello solo (Version 2021)

Mit einem aktuellen Blick auf die Musik von Georg Philipp Telemann hat der Freiburger Pianist Klaus Steffes-Holländer einige von dessen Fantasien arrangiert und auf einem modernen Flügel eingespielt. Konfrontiert werden diese Stücke mit neuen Werken, die sich auf Telemann beziehen. Die Cellistin Ǻsa Ǻckerberg spielt eine neue, erweiterte Version von Márton Illés’ „Psychogramm“. Alle Werke wurden im Rahmen von #zusammenspielen – Mut! erstmals aufgenommen.

21:05 bis 22:00 | Deutschlandfunk
JazzFacts: Liebe, Beats und Freiheit – Die Klang- und Groovewelten des Schlagzeugers Thomas Sauerborn

Von Anja Buchmann. Lange kannte man den Schlagzeuger Thomas Sauerborn vor allem als Sideman bzw. Co-Leader experimentierfreudiger Bands zwischen Jazz, Rock und Impro, darunter die Trios Pollon und Mengamo. 2021 hat er endlich sein Debüt unter eigenem Namen veröffentlicht: Mit dem Quintett KIYWI bündelt er seine vielseitigen musikalischen Interessen und Fähigkeiten, von frei bis elektronisch. Klare, hymnische, leicht melancholische Melodien wechseln hier mit flirrendem Powerplay, akustischer Jazz mit aufregenden Synthesizertexturen. Mit dabei: Pianist Lucas Leidinger, mit dem zusammen Sauerborn auch in Kopenhagen studiert hatte, wo beide das international besetzte Quartett Mount Meander gründeten. Als fester, so virtuos wie filigran spielender Schlagzeuger gehört Sauerborn zum Kölner Subway Jazz Orchestra. Zu seinen jüngsten Projekten zählt die instrumentale Popband Das Ende der Liebe.

21:30 bis 22:30 | hr2-kultur
Neue Musik | Mein Lehrer: Mauricio Kagel

Eine Sendung von Daniel Weissberg. Am 24. Dezember 2021 würde Mauricio Kagel, einer der großen Neuerer der Musik, neunzig Jahre alt. Mit seinem Unterricht in der Klasse für „Neues Musiktheater“ an der Kölner Musikhochschule (1974-1996) hat er zahlreiche Komponistinnen und Komponisten geprägt. Der Basler Musikerfinder Daniel Weissberg (* 1954) hat bei ihm studiert und als sein zeitweiliger Assistent vertiefte Einblicke in Kagels Denken und die Reflexion des eigenen Schaffens gewonnen. In seiner eigenen Entwicklung sieht Weissberg eine Nähe zu Kagel auch in Bereichen, die äußerlich kaum etwas mit ihm zu tun haben.

22:03 bis 23:00 | Deutschlandfunk Kultur
Freispiel: Die Revanche der Schlangenfrau – Ein Klangcomic frei nach Unica Zürn

Von Natascha Gangl, Maja Osojnik und Matija Schellander. Regie: die Autor:innen. Mit: den Autor:innen sowie Isabel Baloun, Raumschiff Engelmayr, Kristin Gruber, Lisa Kortschak, Klemens Lendl, Manu Mayr, Rania Moslam, Doris Müller, David Müller, Stephan Richter, Bernd Satzinger, Christian Schlechter, Christoph Stadler und Patrick Wurzwallner. Komposition: RdeÄa Raketa (Maja Osojnik und Matija Schellander). Mastering: Martin Leitner. Produktion: Autor:innenproduktion im Auftrag des ORF Kunstradio 2020. Länge: 52’47

Bis 1970 schuf Unica Zürn einen einzigartigen künstlerischen Kosmos. Ein Hörstück als akustischer Trip durch Zürns Text- und Bildwelten und klangkünstlerische „Femmage“ an eine Ikone des Surrealismus.

2020 jährte sich der Todestag von Unica Zürn (1916−1970) zum 50. Mal. Widerständen und Tragödien trotzend schuf sie ein höchst komplexes und konsequentes Oeuvre. Natascha Gangl, Maja Osojnik und Matija Schellander machen es in einem Klangkunstwerk mit einer fiktiven Biografie erfahrbar. Die Reduktion der Künstlerin auf ihre Biografie, ihr Musen-Dasein und das Stigma der psychischen Erkrankung, werden hier ad absurdum geführt und aufgelöst, die Künstlerin verwandelt sich stattdessen zur Superheldin des Klangcomics: der Schlangenfrau. Das Entstehen und Vergehen von Zürns Anagrammen wird zum akustischen Erlebnis, Worte werden zu Buchstaben, Buchstaben zu Rhythmus, Märchenhaftes wird essayistisch in Klangwelten zwischen Madrigal und Techno.

 Natascha Gangl, geboren 1986 in Bad Radkersburg (Österreich), schreibt Theatertexte, Prosa, Essays. Sie studierte Philosophie an der Uni Wien, Szenisches Schreiben am FORUM TEXT von uniT Graz und assistierte Christoph Schlingensief. Sie erarbeitet und performt in unterschiedlichen Kollektiven theatrale Installationen, Hörstücke oder Live-Klangcomics. Ihre Arbeit wurde u.a. mit dem Heimrad-Bäcker-Förderpreis und dem Preis des Heidelberger Stückemarkts ausgezeichnet.

Maja Osojnik, geboren 1976 in Kranj (heute Slowenien), lebt und arbeitet als Sängerin, Komponistin, Flötistin und Klangkünstlerin in Wien. Sie komponiert Musik für Tanz, Theater, Film, Hörspiele, Toninstallationen, Ensembles sowie Orchester und gibt Workshops für improvisierte Musik. Sie erhielt u.a. das Österreichische Staatsstipendium für Komposition, das SKE-Jahresstipendium für Komposition und den Pasticcio-Preis (Ö1/ORF).

Matija Schellander, geboren 1981 in Ludmannsdorf-BilÄovs (Österreich), ist Komponist, Kontrabassist und elektronischer Musiker für Musikensembles, Theaterstücke, zeitgenössische Tanzperformances und Filmmusik. Er studierte Kontrabass am Konservatorium Wien und absolvierte die Klasse Computermusik und Neue Medien (ELAK) an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Er arbeitete an mehreren Theatern, darunter das Theater Neumarkt Zürich, das Theater Basel und das Schauspielhaus Wien.

Das Hörspiel „WENDY PFERD TOD MEXIKO“ von Natascha Gangl, Maja Osojnik und Matija Schellander erhielt 2018 den 1. Preis des Berliner Hörspielfestivals. Maja Osojnik und Matija Schellander bilden das Elektroakustik-Duo RdeÄa Raketa.

22:05 Uhr | Deutschlandfunk
Historische Aufnahmen: Instinktmusiker mit Tempo-Gen – Der Cembalist und Dirigent Trevor Pinnock (*1946)

Am Mikrofon: Rainer Baumgärtner. Eine Sache, die Trevor Pinnock besonders stört, ist, als „Alte-Musik-Spezialist“ angesehen zu werden. Er sei immer nur ein Musiker gewesen, betont der in Canterbury Geborene, der als Knabensopran begann und schon früh als Kirchenorganist aushalf. Mit 15 Jahren hatte er das Cembalo für sich entdeckt, das die Basis seiner Karriere bilden sollte. Im Jahr 1972 gründete er mit The English Concert sein eigenes Ensemble mit historischem Instrumentarium, zusammen nahmen sie eine enorme Menge an Barockwerken auf. Pinnock stützte sich dabei weniger auf angelerntes Wissen, als auf seine musikalischen Instinkte. Mit seinem Stil, den er selbst als „eilend” und zugleich manchmal „überkorrekt” bezeichnet, traf er aber offensichtlich den Nerv des Publikums. Heutzutage tritt er als Solist und Gastdirigent von barocken wie modernen Orchestern auf.

23:03 – 24:00 | Ö1
Hommage an Anestis Logothetis – Wien Modern 2021

Am 27. Oktober jährt sich der Geburtstag von Anestis Logothetis (1921-1994) zum 100. Mal. Der österreichische Komponist griechischer Herkunft entwickelte Ende der 1950er Jahre eine eigene grafische Notation, mit der er bis zuletzt komponierte. Er schrieb elektroakustische und computergestützte Kompositionen ebenso wie multimediale Bühnenwerke und Musikhörspiele. 1963 begleitete ein Band mit seiner Musik die erste öffentliche Performance des Aktionskünstlers Hermann Nitsch.

Im Rahmen von Wien Modern waren am 20. November im Wiener Echoraum unter anderem Uraufführungen aus dem Frühwerk von Logothetis zu erleben. Mit dabei waren Christos Marantos und Pneuma gemeinsam mit Manu Mayr. Der Konzertabend war eine Reflexion über mehrere Generationen: Die Enkel von Anestis Logothetis, Leonie und Serafin Spitzer, nahmen in zwei Installationen Bezug auf ihren Großvater, – unter anderem mit einem Video, in dem die Dirigentin Marin Alsop auf die klanggewaltige Musik von Schtum trifft.

Und die Aufführung war auch Teil der Reihe „Generationenwechsel“ des Wiener echoraum. Nach einer längeren Phase des Übergangs werden ab Anfang kommenden Jahres nun Sara Zlanabitnig und Alisa Beck dessen administrative und künstlerische Leitung übernehmen. Von ihren Plänen haben sie bereits im Zeit-Ton extended am vergangenen Sonntag berichtet, in dem echoraum-Mitbegründer Werner Korn auch Anekdoten aus der reichen Geschichte dieses für die diversen Szenen der neuen und experimentellen Musik so wichtigen Veranstaltungsortes erzählt hat. Gestaltung: Philipp Weismann

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Jazztime: All that Jazz – Musikalische Traumbilder: Das Tarkovsky Quartet beim Festival „grenzenlos“ in Murnau

Mit Jean-Marc Larché (Sopransaxofon), Anja Lechner (Violoncello), Jean-Louis Matinier (Akkordeon), und François Couturier (Klavier)

Aufnahme vom 23. Oktober 2021 im Kultur- und Tagungszentrum Murnau. Moderation und Auswahl: Roland Spiegel


fr – 17.12.2021


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Klangkunst: Portraits de Voix

Von Alessandro Bosetti. Mit: Neue Vocalsolisten. Produktion: GMEM, CNMM Marseille. In Koproduktion von Deutschlandfunk Kultur, Neue Vocalsolisten/Musik der Jahrhunderte, Le nouveau théâtre de Montreuil − Centre dramatique national, La Soufflerie. Länge: 50’ (Ursendung)

Stimmen sind auch nur Menschen. Sie führen ein Eigenleben jenseits der Personen, zu denen sie gehören. Dieses Eigenleben zeichnet der Radiomacher Alessandro Bosetti nach: Er porträtiert vier Stimmen und lotet die Beziehungen zwischen ihnen aus.

„Ich möchte Deine Stimme portraitieren. / Also malst Du ein Bild von mir? / Nein. Du und Deine Stimme, das ist nicht dasselbe.“

Der Klangkünstler und Komponist Alessandro Bosetti zeichnet eine Reihe von Stimmportraits aufgrund von Recherchen und Gesprächen während eines Sommers in Italien. Er hat vier Stimmen aus drei Generationen gesammelt und von ihrer biografischen Identität befreit. Solche Stimmen haben keinen Körper. Jede ist Mutter, Vater, Tochter, Sohn, Bruder und Schwester für die anderen. Ihr Gruppenbild entsteht in einem akustischen Universum zwischen Spätrenaissance-Madrigal, mikrotonaler Textur und Familientratsch. Der Portraitmaler führt selbst durch das vokale Labyrinth, zieht Verbindungslinien und löscht sie wieder aus.

Alessandro Bosetti, 1973 in Mailand geboren, lebt als Radioautor, Komponist und Klangkünstler in Marseille. Für Deutschlandradio Kultur entstanden zahlreiche Stücke: 2007 „Gesualdo Translations“, 2009 „arcoparlante“‚ 2011 „Spinoza und der Fisch“, 2012 „Wörterberge“, 2013 „Der Lügendetektor“, „Minigolf“ (2014−2016). Zuletzt: „Regula Measures“ (2017−2018).

00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten

Markus Schmitt: Tre sonate galanti (Moritz Eggert, Klavier); Moritz Eggert: „Number Nine VII: Masse“ (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Peter Rundel); Rupert Riederer: Streichquartett Nr. 8 (Sonnleitner-Quartett); Klaus Obermayer: „Trossinger Suite 1980“ (Siegfried Palm, Othello Liesmann, Violoncello); Hans Mielenz: Streichquartett, op. 76 (Mynter-Quartett); Mark Lothar: Acht Haiku, op. 85 (Mitsuko Shirai, Sopran; Ein Ensemble)

14:05:00 | Ö1
LP-Präsentation: Monty Alexander 1984 im Café Wortner, Wien

Es war ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliches Ereignis, das sich am Abend des 9. Juni 1984 im Wiener Traditionscafé Wortner begab. Wenige Tage nach seinem 40. Geburtstag machte dort der jamaikanische Jazzpianistenstar Monty Alexander einem kleinen, auserlesenen Publikum seine Aufwartung -mit einem für ihn raren Solokonzert. Alexander war blendend disponiert, er begeisterte mit der Interpretation von Jazzstandards von Duke Ellington und Nat Adderley, mit von seiner karibischen Heimat inspirierten Eigenkompositionen sowie geistlichen Hymnen und Liedern wie „Amazing Grace“.

Die Aufnahme des grandiosen Konzerts schlummerte 37 Jahre lang im ORF Archiv und wird nun im Rahmen der Reihe „Ö1 Jazz Treasures“ als Doppel-LP veröffentlicht. Aus Anlass der LP-Präsentation kehrt Ö1 an den Ort des Geschehens zurück und sendet heute live aus dem Café Wortner: Eine In Concert-Spezialausgabe mit Andreas Felber, die die Hintergründe von Monty Alexanders ungewöhnlichem Soloauftritt beleuchtet, Menschen zu Wort kommen lässt, die am 9. Juni 1984 dabei waren, und mit Live-Musik zum Thema Monty Alexander aufwartet, u. a. von den Pianisten Michael Publig und Simon Raab.

15:05 bis 16:00 | SWR 2
SWR2 Feature: Die Sache mit der Solidarität – Wie Gewerkschaften um Einfluss kämpfen

Von Caspar Dohmen. Es geht nicht mehr nur um Streik und höhere Löhne: Gewerkschaften schicken Spezialisten in Unternehmen, die eigentlich Gewerkschaften strikt ablehnen. Sie kooperieren mit Aktivisten der Klimabewegung, mit dezentralen linken Gewerkschaftsgruppen und beziehen Nichtgewerkschafter in ihre Tarifarbeit ein. Alles früher undenkbar – trotzdem verlieren sie weiter Mitglieder und damit an Macht und Einfluss. Und nun drohen Digitalisierung und ökologische Transformation in rasanter Geschwindigkeit Arbeitsplätze in großem Umfang zu vernichten. Wie sieht die Zukunft der Gewerkschaften aus?

19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: „Heut ist das Meer himmelblau und morgen schwarz wie Tinte“ – Der Komponist Camille Saint-Saëns

Mit einer kleinen Melodie, einem kleinen Gelegenheitswerk für ein Faschingskonzert ist Camille Saint-Saëns unsterblich geworden: „Der Schwan“, auf dessen Erscheinen im „Karneval der Tiere“ ein jeder ungeduldig wartet. Daneben wird das umfangreiche Oeuvre von Saint-Saëns oft unter den Tisch gekehrt. Zu Beginn war alles nur Sonnenschein: Er begann als pianistisches Wunderkind, seine 1. Symphonie, die er mit 18 Jahren aufführte sorgte für Aufsehen. Schon in jungen Jahren wurde er Titularorganist der renommierten Pariser Madeleine Kirche, seine Orgelimprovisationen waren Kult, seine Soireen auch und er komponierte und konzertierte in einer Tour, Symphonien, Opern, Klavier-  und Kirchenmusik. Doch die Zustimmung für den Romantiker wandelte sich im Laufe der Jahre, denn Saint-Saëns blieb irgendwie immer der Gleiche. Geboren wurde er 1835, als Beethoven gerade acht Jahre tot war, und man könnte sagen, er hatte das Pech sehr alt zu werden. Gestorben ist er vor hundert Jahren, und erlebte somit noch die Zeit, in der sich die revolutionären Neuentwicklungen in der Musik im rasenden Tempo ablösten: Impressionismus, Expressionismus, Atonalität. An all den Neuerungen war er durchaus interessiert, aber das half ihm nichts wie er selbst erkannte: „Je mehr man sich darum bemüht modern zu sein, desto schneller altert man“. Eine Sendung von Ele Martens

19:30 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Zeitfragen: Literatur – Magischer Raum mit E-Piano und Kühlschrank – Poesiefilme

Von Astrid Mayerle. Filme, die von Gedichten inspiriert sind, sind inzwischen so attraktiv, dass sich Festivals diesem Genre widmen.

Die ersten Poesiefilme dauerten oft zehn bis zwölf Minuten, was der Länge der frühen Filmrollen entspricht. So auch „Manhatta” von 1920/21, das erste filmische Großstadtporträt und eine Liebeserklärung an New York, seine Wolkenkratzer und das moderne Leben überhaupt. Die Montage aus bewegten Filmstills ist überblendet mit Zeilen des US-amerikanischen Dichters Walt Whitman.

Filme, von Gedichten inspiriert, sind ein interessanter Hybrid. Gerade in den letzten Jahrzehnten wurden sie für viele Lyrikerinnen, Lyriker und angehende Filmmachende so attraktiv, dass sich mittlerweile bald zwei Dutzend internationale Festivals – von Oslo über Berlin und Kiew bis Neu-Delhi und Montreal – allein diesem Genre widmen.

20:00 bis 22:00 | rbbKultur
Jazz Berlin: Konzerte vom Jazzfest 2021 aus dem Pierre Boulez Saal

20:00 bis 22:30 | hr2-kultur
LIVE – Auftakt: Petr Popelka und das hr-Sinfonieorchester – Solist: Der Geiger Josef ŠpaÄek

Paris – Prag – New York: Das Programm des Debüt-Konzerts von Petr Popelka und Josef ŠpaÄek ist ebenso weitspannend wie vielschichtig und mitreißend. Josef ŠpaÄek, Violine. Petr Popelka, Dirigent. Martinů: 1. Violinkonzert | Dvořák: 9. Sinfonie e-Moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“ (Übertragung aus dem hr-Sendesaal)

Eine neue Welt erschließt Petr Popelka gerade für sich. Fast zehn Jahre lang war der Tscheche stellvertretender Solo-Kontrabassist der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Doch dann tauschte er 2019 den Bassbogen gegen den Taktstock, wurde Chefdirigent des Norwegischen Rundfunkorchesters und wird im kommenden Jahr das Radio-Symphonieorchester Prag übernehmen – und damit das Orchester, in dem er als 19-Jähriger selbst Kontrabass gespielt hatte.

Prag, Heimatstadt von Petr Popelka, ist die Dvořák-Stadt, hier wurden fast alle seiner Sinfonien uraufgeführt. Nicht aber die Neunte: Sie ist in und für die „Neue Welt“ entstanden und soll nach Angaben des Komponisten mit Themen arbeiten, die „Eigenheiten der Indianischen Musik verkörpern“ – wobei sich Dvořák da dem Wilden Westen ähnlich frei und fantasievoll näherte wie Karl May in seinen Romanen. Auch der Geiger Josef ŠpaÄek hat eine Orchester-Vergangenheit, war er doch der jüngste Konzertmeister der Tschechischen Philharmonie, deren Gründungskonzert 1896 Antonín Dvořák dirigiert hatte – und in der auch das einstige Wunderkind Bohuslav Martinů einige Jahre als Geiger beschäftigt war. Sein erstes Violinkonzert komponierte Martinů aber im Paris der 1930er, im neoklassizistischen Stil, wie er durch Igor Strawinsky dort in Mode war. Schnittig klingt das, mal brillant, mal turbulent – und doch immer auch, jedenfalls unter den Händen von Josef ŠpaÄek und Petr Popelka, ein klein wenig böhmisch.

20.04 | WDR 3
Engelsmusik

Zwei Stars zu Gast beim WDR Sinfonieorchester: Frank Peter Zimmermann und Marek Janowski führen das Violinkonzert von Alban Berg und die 4. Sinfonie von Anton Bruckner auf.

„Es ist ein Kunstwerk, ein Requiem, ein Kosmos, der unter die Haut geht“, sagt der Geiger Frank Peter Zimmermann über das Violinkonzert von Alban Berg. Gemeinsam mit Marek Janowski und dem WDR Sinfonieorchester taucht er in die musikalischen Tiefen dieses Konzerts ein, das Berg „dem Andenken eines Engels“ gewidmet hat. Er komponierte es, als er vom Tod der Tochter von Alma Mahler und Walter Gropius erfuhr: Manon Gropius war mit nur achtzehn Jahren an Kinderlähmung gestorben. Die Uraufführung konnte Alban Berg dann selbst nicht mehr hören: Sie wurde zu seinem eigenen Requiem. Nach dieser ergreifenden Abschiedsmusik präsentiert der Bruckner-Experte Marek Janowski die monumentale musikalische Architektur von Bruckners vierter Sinfonie: der „Romantischen“.

Alban Berg: Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“ | Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 4 Es-Dur „Romantische“. Frank Peter Zimmermann, Violine; WDR Sinfonieorchester, Leitung: Marek Janowski. Übertragung aus der Kölner Philharmonie

20:05 bis 21:00 | Deutschlandfunk
Das Feature: Neues Lieben – Liebesgeschichten im Zeitalter von Tinder

Von Wiebke Keuneke. Regie: Matthias Kapohl. Produktion: Deutschlandfunk 2021. Seit bald neun Jahren gibt es Tinder, die Online-App für Liebe, Sex und Zärtlichkeit. Haben Dating-Apps das Liebesleben der Deutschen verändert oder spiegeln Apps wie Tinder eigentlich nur den gesellschaftlichen Wandel, der ohnehin längst stattgefunden hat?

Auch die Corona-Pandemie hat Einfluss auf das Liebesleben der Deutschen – und somit auf die Dating-Plattformen. „Corona-Buddies“ ist der Begriff, der sich etabliert hat für das eine, letzte Date, das man dort noch gefunden hat kurz vor dem Lockdown, und dem man unter normalen Bedingungen vielleicht nicht ganz so lange die Treue gehalten hätte.

Die Hörerinnen und Hörer tauchen ein in die Datinggeschichten unterschiedlichster Menschen, seien sie hetero, homo, bi, non-binär, dick oder dünn, mit Behinderung oder mit Migrationshintergrund. Wie ernsthaft, humorvoll, oberflächlich, bestärkend oder zerstörend ist das Geschäft mit dem Onlinedating wirklich? Ohne sich auf eine klare Antwort festzulegen, erzählt das Feature viele lustige, ein paar traurige, auf jeden Fall aber reichlich unterhaltsame Geschichten von der Liebe in Zeiten des Internets.

22:03 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Musikfeuilleton: „Er hat ein mächtiges Werk hinterlassen…“ – Der Musikwissenschaftler und Essayist Carl Dahlhaus

Von Richard Schroetter. (Wdh. v. 09.03.2014). Tausende Seiten an Aufsätzen, Vorlesungen und Rundfunk-Manuskripten hat der Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus hinterlassen. Er zählt zu den wenigen Musikforschern des 20. Jahrhunderts, die Weltgeltung erlangt haben und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Zehn Bände seiner Gesammelten Schriften sind vor einigen Jahren im Laaber-Verlag als Erstausgabe erschienen. Sein Institut für Musikwissenschaft an der Technischen Universität Berlin zog viele Jahre lang auch junge Komponisten an, die den Austausch mit ihm suchten.

22:05 bis 22:50 | Deutschlandfunk
Milestones – Jazzklassiker: Schmelztiegel der Kulturen – Ein Streifzug durchs Plattenwerk von Kip Hanrahan.

Am Mikrofon: Karl Lippegaus. Als beispielhafte Fusion von Musikkulturen wurden Kip Hanrahans erste Alben bezeichnet. Anfang der 80er-Jahre entstanden sie mit einem Pool von Musikern aus der New Yorker Loft- und Downtownszene, aus Salsa, Jazz und Rock. Zentraler Akteur: der Ex-Cream-Bassist und Sänger Jack Bruce. Kip Hanrahan ging ähnlich einem Autorenfilmer wie Godard vor, mit dem er auch gearbeitet hat: Mit Kreuzblenden und harten Schnitten montierte er spontan sein Material, wobei das Magnetband gleichsam sein Notenpapier war. Als jüdisches Kind war er Anfang der 50er-Jahre in der Bronx aufgewachsen. Aus seinen Erfahrungen und Erinnerungen an Klänge erblühte sein Werk: Rhythmen aus Kuba und Haiti, Rock-Riffs, Jazz-Bläsersätze, Bossa Nova und Tango Nuevo. Darüber legte er wie innere Monologe seine Exkurse über sexuelle Konflikte, gesprochen von ihm oder seiner Frau Nancy. Auf allen seinen beim eigenen Label American Clavé veröffentlichten Alben brodelt dieser Schmelztiegel der Kulturen. Hanrahans Platte „Desire Develops An Edge“ von 1983 gilt als wegweisendes Meisterwerk.

23:03 – 24:00 | Ö1
Musikalische Extremsituationen: Das Black Page Orchestra. – „Extrema“ mit dem Black Page Orchestra

Das auf Gegenwartsmusik spezialisierte Wiener Black Page Orchestra präsentierte Mitte Oktober im Wiener Musikverein das Programm „Extrema“ mit Stücken von Peter Ablinger, Sarah Nemtsov und einer Kollaboration mit dem Noise-Musiker Dror Feiler. Im Zeit-Ton ist der Mitschnitt dieses Konzertes zu hören.

Für das 2014 vom Pianisten, Komponisten und Medienkünstler Matthias Kranebitter gegründete Black Page Orchestra sind aktuelle (Elektronik-)Technologien und Grenzüberschreitungen zwischen Konzertsaal, Klangkunst und Club-Kultur wesentlich. So war Kranebitter auch Mitbegründer von Unsafe + Sounds, einem Wiener Festival für experimentelle Medienproduktionen und zum Repertoire des Orchesters gehören Werke etwa von Eva Reiter oder Jorge Sanchez-Chiong. Benannt hat sich das Orchester nach dem gleichnamigen Stück von Frank Zappa, das deswegen so heißt, weil das Blatt so voll ist mit Noten. Beim ORF musikprotokoll im steirischen herbst 2021 spielte es Uraufführungen von Stücken von Maja BosniÄ und Dror Feiler (zu hören im Zeit-Ton am 2. November).

Mit Feiler fand im Musikverein ein weiteres Konzert statt. Der israelisch-schwedische Saxofonist, Elektronikmusiker und Aktivist sorgte dafür, dass bei dem Stück „Not from here not from now“ im Gläsernen Saal hochenergetische und Noise-lastige Musik zu hören war.

Unter der Leitung von Juan Martín Miceli spielte das 12-köpfige Orchester „Jetzt/Black Out“ von Peter Ablinger, „skotom.orchesterstück“ der deutschen Komponistin Sarah Nemtsov sowie Teil 1 und 2 des Zappa-Stücks „Black Page“. Und mit „nihilistic study no. 7“ war auch eine Komposition Matthias Kranebitters vertreten. Ein Programm aus Orchester-Arbeit und elektronischen Zuspielungen, ebenso fordernd wie unterhaltsam und eindrucksvoll; ein idealtypischer Konzertabend des Black Page Orchestra. Der Zeit-Ton präsentiert die Aufnahme dieses Konzerts. Gestaltung: Heinrich Deisl

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Jazztime: Jazz auf Reisen – Von Neufundland nach Franken

Das Trio des Pianisten Florian Hoefner beim Festival „Jazz an der Aisch“ im fränkischen Höchstadt. Mit Andrew Downing (Kontrabass), Florian Hoefner (Klavier) und Nick Fraser (Schlagzeug). Aufnahme vom 8. Oktober 2021 in der Fortuna Kulturfabrik. Moderation und Auswahl: Roland Spiegel


sa – 18.12.2021


09:05 bis 09:30 | SR2 KulturRadio
FeatureZeit: Gulagkind – wie Kolja Rayß und seine Mutter Straflager und Verbannung überlebten

von Dorothea Brummerloh

10:05 bis 11:00 | Deutschlandfunk
Klassik-Pop-et cetera: Am Mikrofon: Der Organist und Komponist Guy Bovet

Lässig tanzen auf dem Pedal – das geht nur dank Guy Bovet. Der Kosmopolit hat bei Marie-Claire Alain in Paris gelernt, spanische Orgelmusik in Salamanca unterrichtet und raffinierte Tangos für sein Instrument geschrieben. 1942 wurde Guy Bovet in Thun in der Schweiz geboren. Er studierte in Genf bei Pierre Segond, erhielt aber auch wichtige musikalische Impulse bei Frank Martin, Marie Dufour und André Luy. Über 50 CDs hat der Organist bereits veröffentlicht, mehr als 250 Werke komponiert und an Musikhochschulen von Moskau bis Oregon gelehrt. Fast 25 Jahre lang prägte er als Professor die Orgelklasse in Basel, und nach wie vor setzt sich der heute 79-Jährige für den Erhalt historischer Orgeln ein und spielt Konzerte rund um den Globus. Wenn er mal nicht unterwegs ist, bewohnt Guy Bovet einen alten Turm am Neuenburgersee, wo er gern die Angel baumeln lässt und frisch gefangenen Fisch verköstigt.

14:00 bis 15:00 | rbbKultur
Feature: Stefan Heym zum 20. Todestag. Der ewige Dissident Oder: die vier Leben des Stefan Heym

Von Matthias Eckoldt. Als ältestem Mitglied stand es Stefan Heym im November 1994 zu, den 13. Deutschen Bundestag mit einer Rede zu eröffnen. Er hatte als Parteiloser ein Direktmandat auf der offenen Liste der PDS errungen. Geschlossen verweigerte ihm die CDU/CSU Bundestagsfraktion den Schlussapplaus.

Dieses Ereignis steht exemplarisch für Stefan Heyms Biografie. Egal, ob in der Weimarer Republik, im Hitlerfaschismus oder später in den USA, im Nachkriegsdeutschland, in der DDR und schließlich im wiedervereinigten Deutschland: Sein Leben lang gehörte er zu den Kritikern des Establishments.

Das Feature lässt Weggefährt:innen sowie Literatur- und Geschichtswissenschaftler:innen zu Wort kommen und macht Schlitzohrigkeit, Naivität und Eitelkeit kenntlich, die es Heym ermöglicht haben, aus fast allen Konflikten gestärkt hervorzugehen. Regie: Wolfgang Rindfleisch. Produktion: rbb 2013

14:05 bis 15:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: „Heut ist das Meer himmelblau und morgen schwarz wie Tinte“ – Der Komponist Camille Saint-Saëns

Mit einer kleinen Melodie, einem kleinen Gelegenheitswerk für ein Faschingskonzert ist Camille Saint-Saëns unsterblich geworden: „Der Schwan“, auf dessen Erscheinen im „Karneval der Tiere“ ein jeder ungeduldig wartet. Daneben wird das umfangreiche Oeuvre von Saint-Saëns oft unter den Tisch gekehrt. Zu Beginn war alles nur Sonnenschein: Er begann als pianistisches Wunderkind, seine 1. Symphonie, die er mit 18 Jahren aufführte sorgte für Aufsehen. Schon in jungen Jahren wurde er Titularorganist der renommierten Pariser Madeleine Kirche, seine Orgelimprovisationen waren Kult, seine Soireen auch und er komponierte und konzertierte in einer Tour, Symphonien, Opern, Klavier-  und Kirchenmusik. Doch die Zustimmung für den Romantiker wandelte sich im Laufe der Jahre, denn Saint-Saëns blieb irgendwie immer der Gleiche. Geboren wurde er 1835, als Beethoven gerade acht Jahre tot war, und man könnte sagen, er hatte das Pech sehr alt zu werden. Gestorben ist er vor hundert Jahren, und erlebte somit noch die Zeit, in der sich die revolutionären Neuentwicklungen in der Musik im rasenden Tempo ablösten: Impressionismus, Expressionismus, Atonalität. An all den Neuerungen war er durchaus interessiert, aber das half ihm nichts wie er selbst erkannte: „Je mehr man sich darum bemüht modern zu sein, desto schneller altert man“. Eine Sendung von Ele Martens

18:00 bis 19:00 | Bremen Zwei
Feature.

„Herrn Nickels Schuhe“ sucht nach dem Glück im Alter, nach der Kraft, die nachlassenden Kräfte zu ertragen. Vor Beginn der Corona-Pandemie ist der Autor für eine Woche in ein Bremer Alten- und Pflegeeinrichtung gezogen, und hat die Bewohnerinnen und Bewohner dort begleitet. Das Feature von Jens Schellhass wurde mit dem Deutschen Radiopreis 2021 ausgezeichnet.

18:05 bis 19:00 | Deutschlandfunk Kultur
Feature. Reihe: Wirklichkeit im Radio – Voice of America. Manifestation I. Hörtext VII

Von Ferdinand Kriwet. Regie: der Autor. Produktion: WDR/SWF 1970. Gekürzte Fassung von Ferdinand Kriwet (Dresden 2006). Länge: 18’54

Anschließend Auszug aus: Welt hören − Europa hören – Von Hansjörg Schmitthenner. Produktion: HR 1988. Länge: 23’00

Wirklichkeit wird gemacht, und ihr eifrigster Produzent ist das Fernsehen. Mit dieser These im Kopf reiste Ferdinand Kriwet 1970 in die USA und montierte die Stimme Amerikas aus unzähligen TV-Schnipseln von der Morning Show bis zum Abendgebet.

Im Pressetext der Ursendung 1970 erklärt der Autor:  „‚Voice of America’ ist der Titel eines Projekts, dessen Ende von Anfang an offen ist. Unter ihm mögen sich zukünftige Ergebnisse offener Hörtext-Formen versammeln, deren Materialien amerikanische Stimmen, speziell solche der Massenmedien sind und der durch sie vermittelten. Amerika ist nicht Bonanza-Land. Amerika ist nicht Marlboro-Country. Amerika ist vielmehr selbst eine einzige Television der unbegrenzten Möglichkeiten. Gemäß der Programm-Permanenz soll ‚Voice of America’ der Anfang einer endlosen Komposition sein, die, bestehend aus kleinsten Zellen, zu jedem Zeitpunkt vorerst noch von mir nach bestimmten Maßgaben erweitert, reduziert, verändert werden kann und soll. Ausgangsmaterial der ersten zwei Manifestationen dieses ‚work in progress’ sind neben wenigen Außenaufnahmen Tonband-Mitschnitte von Fernseh- und Radiosendungen, die ich im Juli/August in New York machte.

Dem Programm-Muster des USA-TV habe ich diese Aufnahmen in der Reihenfolge ihrer annähernden Häufigkeit aufgeteilt in: 1. Commercials: Werbe-Spots bis zu 30 und 60 Sekunden Dauer; 2. Sports: Baseball − Football − Baseball − Football – Baseball; 3. Comics: Akustika von Supermännern, Mannweibern, Affenmenschen, Raumrobotern und anderen Monsters; 4. Shows: Show-An- und Absagen, Filmankündigungen etc.; 5. Station identification: Stationsansagen während der Unterbrechung des Programms zwecks Einblendung von Werbespots; 6. News: Nachrichten, Reportagen; 7. Politics: Statements amerikanischer, auch in Deutschland namentlich bekannter Politiker; 8. Prayers: Gebete, die einen jeden gottgegebenen Tag der amerikanischen Telemission einsegnen; 9. Money: Börsenberichte und Aufnahmen aus dem American Stock Exchange; 10. Außen: Times Square, Pennsylvania Station, Coney Island, Central Park.

Mit diesem Material montiere, schneide, klebe, mische ich einzelne Hörkomplexe, die Eindrücke vermitteln sollen von Eindrücken, die mir in Amerika vornehmlich durch die Massenmedien TV und Radio beschert wurden. Kompositorisch liegt dem Projekt die Idee mobiler, in sich offener, bedingt verknüpfbarer, nicht aber willkürlich zusammenzukleisternder Einzelzellen zugrunde. Die kleinste Einheit wäre etwa ein einzelner, vielleicht gar noch verkürzter Laut, der beispielsweise Signalcharakter haben könnte, die größte Einheit wäre eine fertige Mischung von ca. 5 Minuten. Auf ihre immerwährende Akkumulation angelegt, können diese einmal fixierten Formen (oder Hörtexte) von Einheiten, Materialien, Mischungen anderer Personen, Autoren, Hörer, Regisseure, Tontechniker etc. zu neuen, jeweils mit zeitlich jüngsten Dokumenten aktualisierten Modellen oder − wie ich sie nennen will – Manifestationen ergänzt bzw. erneuert werden.“

Ferdinand Kriwet, geboren 1942 in Düsseldorf, gestorben 2018 in Bremen, Schriftsteller und MixedMedia-Künstler. In den 1960er Jahren wurde er mit seinen innovativen Radioarbeiten, den „Seh- und Hörtexten“, bekannt. 1975 Karl-Sczuka-Preis für „Radioball“ (WDR 1975), 1983 Premios Ondas für „Radio“ (Studio akustische Kunst, WDR/Radio France/Sveriges Riksradio 1983). Zuletzt „Rotoradio“ (Deutschlandradio Kultur/WDR 2012, Hörspiel des Monats Juli 2012).

19:00 bis 20:00 | hr2-kultur
Live Jazz: Greenwoman-Relaunch | Schaffhauser Jazzfestival, Schweiz, Mai 2021

Am Mikrofon: Jürgen Schwab: Greenwoman-Relaunch – Mysterious Music. | Malcolm Braff, keyb | Lukas König, dr, b-synth | Claire Huguenin, voc, keyb, b | Schaffhauser Jazzfestival, Kammgarn, Schweiz, Mai 2021

09:30 bis 10:00 | Deutschlandfunk
Essay und Diskurs: Essay anderswo – Handzeichen

Von Patricia Görg. Was hat Hand und Fuß, seit Menschen in Höhlen Unterschlupf suchten, Kunstwerke an den Wänden hinterließen und mit den Negativabdrücken ihrer gespreizten Finger signierten? Der Mensch hat wohl schon immer gerne Selfies gemacht, so zumindest könnte man die Handabdrücke in urzeitlichen Höhlen interpretieren.

Handzeichen und Fußspuren sind das Signum der Menschentiere, doch im Nebenraum arbeitet schon ein Pflegeroboter, der stabil auf den Beinen steht, während er seine Ellenbogen unter den Patienten schiebt, um ihn umzubetten. Archäologen und Anthropologen schlingern von Hypothese zu Hypothese, während in der digitalen Gegenwart versehentlich auch eingescannte Hände auftauchen. Über das Rätsel der steinzeitlichen „Selfies” weiß man bislang nur: 75 Prozent von ihnen stammen wahrscheinlich von Frauen.

Patricia Görg, geboren 1960, lebt in Berlin und ist als Schriftstellerin und Autorin für Radio tätig. Letzte Buchveröffentlichungen „Handbuch der Erfolglosen” (2012) und „Glas. Eine Kunst” (2013) sowie das Hörspiel „Die Gesänge der Raumfahrer. Ein Fernlehrgang” (Deutschlandfunk Kultur 2019).

20:05 Uhr | Deutschlandfunk
Hörspiel: Mandeville. Vaudeville

Von Jan Wagner. Komposition: Sven-Ingo Koch. Regie: Leonhard Koppelmann. Mit Wolf Dietrich Sprenger, Aljoscha Stadelmann, Sonja Beißwenger, Rosa Enskat, Anna-Sophie Friedmann, Moritz Führmann, Kilian Land und dem Ensemble Ascolta: Markus Schwind (Trompete), Hubert Steiner (E-Gitarre), Adam Weisman (Schlagzeug). Ton und Technik: Daniel Dietmann und Hanna Steger. Produktion: Deutschlandfunk/SWR 2020. Länge: 69’14

Hörspiel von Jan Wagner: Von Insel zu Insel, von Land zu Land: Den mittelalterlichen Ritter John Mandeville hat es wohl tatsächlich gegeben. Der Bericht seiner Reisen lag einst in der Kajüte von Christopher Kolumbus und war weiter verbreitet als jener von Marco Polo

Wir folgen dem wagemutigen Maulhelden Mandeville sowie dessen Kompagnon, dem so treuen wie zögerlichen Schreiber, durch dick und dünn, und das heißt: auf Gebirge ohne Wind und durch Wände aus Dunkel, hin zu einsilbigen Einfüßlern, Schlangenessern und Heiligen, zu Magnetfelsen und Vogelbestattungen, bis Orte und Zeiten einander durchdringen – stets begleitet von drei allwissenden Windschwestern, bei denen nicht sicher ist, ob es sich um einen Chor von Hexen, Göttinnen oder schnatternden Conférencières handelt. Ein Spiel mit Klängen und Gesängen, eine Reise, an deren Ende die Sprache steht, der man Glauben schenken kann, aber nicht muss, und die doch alle Sinne in Aufruhr versetzt.

Jan Wagner, 1971 in Hamburg geboren, lebt in Berlin. Er wurde 2015 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet, 2017 mit dem Georg-Büchner-Preis. „Mandeville. Vaudeville“ ist sein zweites Hörspiel. „Gold. Revue“ (Deutschlandfunk/SWR 2017) wurde von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste im Juli 2017 als „Hörspiel des Monats“ ausgezeichnet.

21:30 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Die besondere Aufnahme: Hans Winterberg

Rhythmophonie für Orchester / Sinfonia dramatica – Sinfonie Nr. 1 / Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1. Jonathan Powell, Klavier. Rundfunk-Sinfonieorchester Beriln. Leitung: Johannes Kalitzke. Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2021 im Haus des Rundfunks Berlin

22:05 bis 22:50 | Deutschlandfunk
Atelier neuer Musik: „Trunken mit Gott“ – Der griechische Komponist Petros Leivadas

Von Egbert Hiller. Die antike Mythologie ist für ihn eine Quelle der Inspiration, konkrete Inhalte bleiben jedoch im Abstrakten verborgen. Petros Leivadas öffnet sich allerdings auch der Welt – gesellschaftliche Fragen lassen ihn keineswegs kalt. Geboren wurde der noch junge Komponist 1990 in Thessaloniki. Nach der Ausbildung am dortigen Konservatorium absolvierte er ein Masterstudium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Im Spannungsfeld zwischen seiner griechischen Heimat und seinem Schaffensort Deutschland lebt und arbeitet Leivadas, und seine Werke sind geprägt von großer Experimentierlust und sprühender Klangsinnlichkeit.

23:00 | hr2-kultur
The Artist’s Corner

Das Hörstück „Le Grand Saint Antoine“ schlägt eine Brücke zwischen einem epidemischen Geschehen von vor 300 Jahren, wie es sich im Mittelmehrraum zugetragen hat und unserer Corona-Pandemie heute. Der Blick auf das historisches Ereignis ermöglicht gerade durch den Abstand der Jahrhunderte einen Vogelschaublick auf uns heute und konfrontiert uns mit frappierenden Analogien, zeigt aber auch wie ohnmächtig man ohne die Erkenntnisse heutiger Wissenschaft damals der Pest ausgeliefert war.

23:00 bis 00:00 | rbbKultur
Late Night Jazz: Unerhört! Mischen is Possible

Zu hören ist Jazz in ungewöhnlichen und unerhörten Kombinationen – z. B. Count Basie mit Chuck Berry, Astrud Gilberto mit James Last, wie Udo Jürgens Bossa Nova schreibt und Mary Roos sie singt, Iggy Pop swingt, Brasil in türkischem Schwedisch klingt, Peggy Lee schnurrt und La Lupe deren „Fever“ zur Explosion bringt. Eine Stunde für Jazz GenusshörerInnen zum Chillen, Grillen oder Zeit sinnvoll Füllen.

23.03 | WDR 3
Open Sounds: Blaues Rauschen 2021 #3 – Performances beim Festival „Blaues Rauschen“

Liz Allbee überschreitet die Grenzen der reinen Physik der Ventiltechnik ihrer Trompete mit Hilfe elektronischer und digitaler selbstkonstruierter Erweiterungen. Wei Kang Beh erzeugt durch Verschiebung eines graphisch animierten Objekts einen intermedialen Energiefluss von Bild und Klang.

Valve Strategies führt das Wort ‘Digital’ zurück zu seinen Wurzeln: das Fingersystem der Trompete, neu konzipiert als Controller für Kanalzuweisung & Verräumlichung. Die Klanglandschaft bewegt sich bei Liz Allbees Performance zwischen elektroakustischer Experimentalmusik und Songstruktur. Kleine Instrumente und Erweiterungen werden aus einfachen und wiederverwendbaren Materialien hergestellt (aus recycelten Kunststoffverpackungen geschnittene Rohrblätter, aus den Teilen alter Akkordeons zusammengesetzte Mundstücke und Blasebalgschläuchen) und dann mit neueren Technologien (Tablet, Controller) zu einem hybriden Schrottlabor verbunden.

4² von Wei Kang Beh ist ein audiovisuelles und grafisches Partiturprojekt, das die Konzepte von internen/externen Energie- und Datentransformationsflüssen erforscht, vom physischen Raum zum geistigen Raum und vom geistigen Raum zurück zum physischen Raum. Die Komposition bezieht sich auf die von Albrecht Dürer vorgeschlagenen magischen quadratischen Gleichungsmuster. Im Rahmen der Begrenzung agiert und reagieren eine Reihe von Sinuslandschaften zwischen Gewissheit (Ordnung) und Ungewissheit (Chaos), transzendiert in eine multivirtuelle Performance. Glissandi repräsentieren in der Komposition die pulsierende Frequenz des Energieaustausches in unserer körperlichen und der virtuellen Realität.

valve strategies Von Liz Allbee | 4² Von Wei Kang Beh. Aufnahme vom 30. September aus dem Mex-Keller, Dortmund

23:03:00 | Ö1
Enja-Records-Geschäftsführer Werner Aldinger im Studio

Mal Waldron, Freddie Hubbard, Aki Takase, Cecil Taylor, Dollar Brand, Rabih Abou-Khalil, Elvin Jones, Abbey Lincoln, Maria Schneider: Das sind nur einige Namen von Musiker/innen, die im Laufe der vergangenen 50 Jahre Musik beim Münchener Label Enja Records veröffentlicht haben. Enja wurde 1971 von Matthias Winckelmann und Horst Weber gegründet und gilt bis heute, zusammen mit dem Sublabel Enja/Yellowbird von Werner Aldinger, als eine der führenden europäischen Plattformen für Jazz-Veröffentlichungen.

Anlässlich des 50-jährigen Gründungsjubiläums widmet sich diese Ö1 Jazznacht in ihrer gesamten Länge dem Output von Enja Records. Geschäftsführer Werner Aldinger ist zu Gast im Studio und spricht über die Höhen und Tiefen der Label-Geschichte, über die Zusammenarbeit mit einigen der größten Jazzmusiker/innen und vieles mehr. Währenddessen und drum herum: Musik aus dem Enja-Katalog, von Hardbop bis Free Jazz, mit allem, das dazwischen liegt.

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Musik der Welt: Joik aus Finnland – Porträt von drei Sami-Musikerinnen

Ein Baby, ein Rentier, ein See: In der Kultur der Sami – in Norwegen, Finnland, Schweden und Teilen Russlands beheimatet – werden Menschen und Gegenstände gejoikt, das heißt in einem jahrhundertealten Gesangsstil besungen. Die Sängerinnen Ulla Pirrtijärvi, Hilda Länsmän und Ursula Länsmän sind alle in der Tradition der Sami groß geworden und führen sie bis heute als bekannte Joik-Sängerinnen fort. Ganz traditionell und auch ganz neu: überraschend, rockig, experimentell. Die Urkraft des Joik vermittelt sich dabei unmittelbar. Joik ist Seelengesang, Kommunikation, Erinnerungskultur und in seiner historischen Ausprägung schamanische Praxis. Auch wenn christliche Missionare im 17. Jahrhundert mit brutalsten Methoden versucht haben, den Joik zu unterdrücken und zu ersticken, lebt er bis heute fort. Wie sich das anhört, was der Joik mit Rentieren zu tun hat und warum die Sami immer noch auf eine Schamanentrommel aus Dänemark warten, das hat BR-KLASSIK im Gespräch mit den drei Musikerinnen herausgefunden. Eine Sendung von Uta Sailerso – 19.12.2021

00:05 Uhr | Deutschlandfunk
Lange Nacht: Tugend über dem Abgrund.

Eine Lange Nacht über den Wiener Schriftsteller Heimito von Doderer

10:00 bis 11:00 | hr2-kultur
Alte und neue Weihnachtsmusik: 14 Konzerte der Union Europäischer Rundfunkanstalten

Es ist seit vielen Jahren Tradition: Im Advent stimmen wir Sie wieder mit internationaler Musik auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein. Mit 14 Konzerten aus 11 Ländern erwarten Sie die unterschiedlichsten Stilrichtungen: von Alter Musik über Barock, Klassik und Romantik bis zu Jazz und Folklore.

Wie vielfältig die Musik zu Weihnachten klingt, können Sie im Stundentakt hören, dabei reisen wir von Helsinki und Tallinn über Athen und Sofia bis nach Vancouver und machen dabei viermal Station in Deutschland: Konzerte aus Leipzig, Nürnberg, Berlin und Stuttgart sind auch dabei.

Jean Mouton (vor 1459-1522): Nesciens mater virgo virum | Poulenc: Quatre Motets pour le temps de Noël FP 152 | Mendelssohn: Weihnachten op. 79 Nr. 1 | Mendelssohn: „Kyrie“, „Und Friede auf Erden“ und „Heilig ist Gott“ aus der „Deutschen Liturgie“ | Pärt: Sieben Magnificat-Antiphonen | Gruber: Stille Nacht, heilige Nacht. (Aufnahme vom 9. Dezember 2018 aus dem Paulinum)

Überall, wo Weihnachten gefeiert wird, gehört Musik fest ins weihnachtliche Repertoire. Und überall dort hat Weihnachten seinen ganz eigenen Klang. Gleich mehrere Jahrhunderte weihnachtlicher Chormusik lassen sich mit dem MDR Rundfunkchor unter der Leitung von Risto Joost hörend durchschreiten. Renaissancepracht vom französischen Hof, die romantische Chorkunst eines Felix Mendelssohns, aber auch französische Klänge von Francis Poulenc. Sieben O-Antiphone der katholischen Weihnachtsliturgie hüllte der Este Arvo Pärt 1988 in ein reduziertes, aber umso innigeres Klanggewand. Zurückgenommen, aber mit innerem Leuchten machen sie die Vorfreude auf den „König aller Völker“ hörbar.

14:05 bis 15:00 | SWR 2
SWR2 Feature: Luft – Ein Welterschöpfungsrequiem – Trilogie zum Kapitalismus (3/3)

Von Barbara Eisenmann. Komposition: Frieder Butzmann. (Produktion: SWR/DLF/WDR 2021)

Klimakrise, Gesundheitskrise, Migrationskrise, Rohstoffkrise, Schuldenkrise, Demokratiekrise. Die Welt und ihre Bewohner*innen sind angesichts sich multiplizierender Krisen erschöpft. Die Form des Requiems als gemeinsamer Erfahrungsraum der Trauer um Verlorengegangenes, der Wut auf zerstörerische Lebensverhältnisse und der Bekräftigung eines zukünftigen Lebens eignet sich zur Bearbeitung von Krisenerfahrungen. Kann das kollektive Trauern das Utopische eines Gemeinsamen erzeugen?

15.04 | WDR 3
Kulturfeature: Gliese 581c meldet sich

Wenn kosmische Nachbarn antworten. Von Markus Metz und Georg Seeßlen

15:05 Uhr| Deutschlandfunk Kultur
Interpretationen: Romantik „dans le style de Bach“? Das „Oratorio de Noël“ von Camille Saint-Saëns

Gast: Matthias Grünert, Kantor der Dresdner Frauenkirche. Moderation: Claus Fischer. (Wdh. v. 22.12.2019)

15:05 Uhr | Deutschlandfunk
Rock et cetera: Aus der Keimzelle – Die norwegische Band Maldito

Von Tim Schauen. Was ist nur in Trondheim los, dass die dortige Musikszene so viele Bands mit eigenständigem Sound und enormer Qualität hervorbringt? Die norwegische Band Maldito verarbeitet Blues und Rock mit zorniger Energie zu einem groovig-glühenden Konglomerat – einem verflucht guten, denn das spanische Wort „maldito“ bedeutet eben das. Die Musik der vier jungen Musiker ist durch Rhythm’n’-Blues-artige unisono-Passagen beider Gitarren ebenso gekennzeichnet wie durch viel Luft im Arrangement, sodass die Songs so wirken, wie sie beim Komponieren gedacht worden sind. Seit 2017 spielt das Quartett zusammen – für das, was es zu leisten imstande ist, ist ihre Bekanntheit noch viel zu gering!

20:03 Uhr | Deutschlandfunk Kultur
Konzert: Debüt im Deutschlandfunk Kultur

Modest Mussorgskij: Vorspiel zur Oper „Chowanschtschina“ | Felix Mendelssohn Bartholdy: Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64 | Alfred Desenclos: „Incantation, thrène et danse”, Konzert für Trompete  und Orchester | Paul Hindemith: Konzertmusik  für Streichorchester und Blechbläser op. 50 (Bostoner Sinfonie). Diana Adamyan, Violine; Selina Ott, Trompete; Deutsches Symphonie-Orchester Berlin; Leitung: Ruth Reinhardt

20:05 Uhr | Deutschlandfunk
Freistil: Anarchie und feuerspeiende Pferde – Die Poesie der Patti Smith

Von Anna Lila May. Regie: Philippe Brühl. Produktion: Deutschlandfunk 2021. Mal androgyn, mal sehr weiblich und zart, auf jeden Fall unabhängig: Patti Smith. Die Pop-Ikone vereint Literatur mit populärer Musik und verändert sich stetig. Sie fasziniert Generationen von Künstlerinnen und Künstlern – bis heute?

„Ich genieße es so, von Geschichte umgeben zu sein, die mehr einem Traum gleicht und mich inspiriert …”, sagt Patti Smith. Ihr Traum vom Leben ist geprägt von nie endenden Entwicklungen. Anerzogene Religiosität wandelte sich zu Spiritualität, ihre Sicht auf das weibliche Geschlecht änderte sich, ihre Texte wurden musikalischer – ein Leben in Lyrik und Rebellion. Aber begeistert Patti Smith auch Kunstschaffende, die knapp ein halbes Jahrhundert nach ihr geboren sind? Welchen Einfluss hat sie auf jüngere Generationen? Zeitgenössische Bands, Musiker und Künstlerinnen berichten, welche Rolle Patti Smith für ihre Kunst einnimmt und wieso sie generationsübergreifend wirksam bleibt. Am 30. Dezember wird Patti Smith 75 Jahre alt.

20:55:00 | Ö1
Aki Takase: „St. Louis Blues“ (2001)

Wie kann der zeitgenössische Jazz nach all seinen Entwicklungen und Verzweigungen im 20. Jahrhundert noch eine Brücke schlagen zu seinen Ursprüngen und Anfängen in Marschmusik, Ragtime und Blues? Einer der möglichen Wege führt schlicht über die alten Stücke selbst, wie die japanische Pianistin Aki Takase im Zuge ihres Albums „St. Louis Blues“ von 2001 eindrucksvoll beweist. Die seit 1987 in Berlin lebende Musikerin hat im Laufe ihrer Karriere immer wieder historische Angelpunkte des Jazz aufgegriffen und ganz ohne Nostalgie in die Gegenwart geholt, darunter zentrale Werke von Duke Ellington, Fats Waller, Thelonious Monk und Eric Dolphy.

Bei Takases Beschäftigung mit der Musik von W. C. Handy (1873-1958) funktioniert ihr Ansatz besonders gut. Dieser akademisch geschulte afroamerikanische Kapellmeister hatte schließlich selbst für seine berühmten Kompositionen in den 1910er Jahren („Memphis Blues“, „St. Louis Blues, „Yellow Dog Blues“) bewusst Melodien, Muster und Spielweisen aufgegriffen, die er in der Volksmusik der einfachen schwarzen Menschen in Mississippi vorgefunden, erstmals in Noten fixiert und für seine Blasmusikkapelle arrangiert hatte. Damit hatte W.C. Handy -noch vor der Etablierung des Begriffs „Jazz“ -einen der allerersten Meilensteine des Jazz gesetzt.

Aki Takase und ihre vier Mitmusiker (Posaunist Nils Wogram, Bassklarinettist Rudi Mahall, Gitarrist Fred Frith und Schlagzeuger Paul Lovens) zollen W.C. Handy daher in doppelter Weise Tribut, wenn sie nun ihrerseits dessen alte Melodien aufgreifen und -ganz wie Handy selbst -mit Respekt und Liebe sowie dem Können, dem Verständnis und dem Esprit ihrer eigenen Gegenwart neu fassen, um damit erneut eigenständige Kunstwerke zu schaffen.

22:08 – 23:00 | Ö1
Jet Lag All Stars Radio Show: Radio aus den Parklücken der Aufmerksamkeit

Gedankensprünge aus dem Musterbuch des Jetlags. Dort, wo Heiliges und Alltag, Ekstase und To-do-Liste zusammentreffen, präsentieren die Jet Lag All Stars Musik, Gespräche, Reportagen und Essays vom äußersten Rand der Woche. Die Jet Lag All Star Radio Show ist die Bügelfalte des Kunstsonntags. Gestaltung: Robert Czepel, Rainer Elstner, Alexander Ach Schuh, Thomas Tesar, Elke Tschaikner, Christian Scheib und Klaus Wienerroither

23:00 bis 00:00 | rbbKultur
Late Night Jazz: Searching for the Disappeared Hour – Mary Halvorson & Sylvie Courvoisier

Weit über ein Jahrzehnt haben die aus der Schweiz stammende Pianistin Sylvie Courvoisier und die Gitarristin Mary Halvorson unabhängig voneinander die kreative Jazz-Szene von New York geprägt. Auf dem Album „Searching for the Disappeared Hour“ treten sie erstmals gemeinsam im Duo an. Die Platte selbst klingt so organisch und geradezu zwingend, dass man sich fragt, warum es nicht schon viel früher zu dieser Zusammenarbeit gekommen ist. Deshalb ist es auch interessant, die künstlerischen Laufbahnen der beiden Musikerinnen bis zu dem Punkt des neuen Albums zu verfolgen.

23:03 bis 00:00 | WDR 3
WDR 3 Studio Neue Musik: My favorite Choice (47) Georgia Koumará

Seit sie nach Köln gezogen ist, versorgt die junge Griechin die Musikszene als Komponistin, Performerin und Mitgründerin eines Kollektivs mit immer neuen Impulsen. Die 1991 geborene Georgia Koumará ist Mitgründerin des Kollektiv3:6Köln, spielt Theremin und Klavier und beschäftigt sich mit Instrumenten, die keinen Strom brauchen ebenso wie mit elektronischen Mitteln. Für Musik der Zeit hat sie ein Schlagquartett komponiert, das am 21. Dezember 2021 im Funkhaus des WDR zur Uraufführung kommt. Im Studio verrät sie aber vorab, für welche anderen Komponist:innen sie sich begeistert.

Mit Ausschnitten aus folgenden Werken: Pablo Garretón: Acephale für Ensemble und Liveelektronik; Ensemble Musikfabrik, Leitung: Clement Power | Sarah Nemtsov: White Eyes Erased für Keyboard und Schlagzeug; Benjamin Kobler, Klavier; Dirk Rothbrust, Schlagzeug | Ricardo Eizirik: Placeholder für gestreamtes, verstärktes Ensemble mit Untertiteln; ensemble recherche | Genevieve Murphy: Calm in an Agitated World für Pfeifen, Schlagzeug, Blech- und Holzbläser; Brighde Chaimbeul und Genevieve Murphy; Mitglieder des BBC Symphony Orchestra | Andreas Eduardo Frank: intruder integer für Streichquartett und Synthesizer; Sebastian Berweck, Synthesizer; Arditti String Quartet | Mirela IviÄeviÄ: Sweet Dreams für Ensemble; Klangforum Wien, Leitung: Bas Wiegers

 

 

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radiofreak der alten schule. transistor, diode, spule, kondensator. ehemals manipulator:in mehrerer rundfunksendungen.