Neue Musik / Musikfeature / SoundArt: Die Radio-Woche vom 25.06. bis 01.07.2018
Neue Musik und Musikfeatures in der Kalenderwoche 26. Schwerpunkte: Hans Jürgen von der Wense, Esa-Pekka Salonen, George Rochberg, Marco Stroppa, Bernd Alois Zimmermann | ### | Festival „Infektion!“, „Forum Wallis“, Das rhythmische Büro, Festival Acht Brücken, Romanischer Sommer Köln, Klaviermusik palästinensischer Komponisten und: Am Grabe (mit Schatten) – Ein radiophones Audio-Ritual.
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25.06.2018
21:04 bis 22:00 | kulturradio
MUSIK DER GEGENWART: Das Festival „Infektion!“ an der Staatsoper Berlin 2018
Mit Andreas Göbel. Zum letzten Mal findet in dieser Form an der Staatsoper Unter den Linden Berlin das Festival „Infektion!“ für zeitgenössisches Musiktheater statt, bevor ab der kommenden Spielzeit dort die Neue Musik in anderen Zusammenhängen präsentiert wird. Zu Gast im Studio ist der Staatsopern-Dramaturg Roman Reeger, der über die Schwerpunkte des aktuellen Festivaljahrgangs berichtet und auch schon einen Ausblick in die weitere Zukunft werfen wird.
23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: Spuren: Hans Jürgen von der Wense oder die verlorene Avantgarde
Von Bernd Künzig und Michael Lissek. Wer war Hans Jürgen von der Wense? Er war jedenfalls keine Erfindung literarischer Geister. 1920 schrieb der Kritiker Oskar Bie nach einem Konzert mit Werken des Komponisten: „Doch Hans Jürgen von der Wense stellte Bartók in den Schatten an Extremismus. Er arbeitet nur noch mit der reinen Materie des Rhythmus, des Melos, des Zusammenklangs – nicht mehr mit der rhythmischen, melodischen, harmonischen Form. ‚Ich hatt einen Kameraden‘ ist eine Zerfetzung des Volksliedes in Stößen und Blitzen der Töne, das wir ein farbiges Wutgeheul zu sehen meinen, in dem, wie bei expressionistischen Malern, die Spur eines Gegenstands sich feindlich verliert.“ Nach einigen radikalen Kompositionen wandte sich von der Wense anderem zu: dem Schreiben, dem Übersetzen, der Alchemie, der Astrologie oder dem Wandern. Während des Nationalsozialismus wird er buchstäblich zum Untergetauchten. Es hat lange gedauert, bis das Werk dieses berufenen Fragmentariers wieder entdeckt wurde.
26.06.2018
00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Pfingsten auf Schloss Leuk – Neue, experimentelle und elektronische Musik beim „Forum Wallis“
Von Florian Neuner. Konzerte, Klangspaziergänge und ein Preis für akusmatische Musik prägen das Festival an der deutsch-französischen Sprachgrenze.
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponistinnen
Minas Borboudakis: Klavierkonzert (Minas Borboudakis, Klavier; Bayerische Kammerphilharmonie: Michael Helmrath); Alexander Strauch: „Kampf von Ásmund und Hildebrand“ (Roman Payer, Tenor; Timothy Sharp, Bariton; Ensemble Schwerpunkt; ensemble risonanze erranti: Peter Tilling); Eva Sindichakis: „Kassia – Kassiopeia“ (MGNM Festivalensemble: Peter Hirsch); Jörg Widmann: „Passacaglia“ (Isabelle Faust, Violine; Quirine Viersen, Violoncello; Silke Avenhaus, Klavier); Tobias PM Schneid: Violoncellokonzert Nr. 2 (Maximilian Hornung, Violoncello; Münchener Kammerorchester: John Storgårds)
20:04 bis 22:00 | WDR 3
WDR 3 Konzert: Musikfabrik 65 – Gegendarstellung
Mathias Spahlinger: Aussageverweigerung/Gegendarstellung, 2 Kontra-Kontexte für Doppelquartett | Chiyoko Szlavnics: (a)long lines: we´ll draw our own lines für Flöte, Posaune, Schlagzeug, Violine, Violoncello und 2 Sinusgeneratoren | Joseph Lake: Concerto für präpariertes Klavier und Ensemble, Uraufführung | James Dillon: From Pharmakeia: Circe für 16 Spieler, Uraufführung, Ulrich Löffler, präpariertes Klavier; Ensemble Musikfabrik, Leitung: Peter Rundel. Aufnahme aus dem Kölner Funkhaus
21:00 bis 22:00 | NDR Kultur
neue musik: Finnischer Weltstar Esa-Pekka Salonen wird 60
Von Helmut Peters. Man könnte der Versuchung unterliegen, Vergleiche zu großen dirigierenden Komponisten der Musikgeschichte anzustellen. Wie Gustav Mahler, Hans Pfitzner oder der Zeitgenosse Peter Ruzicka gehört auch der Finne Esa-Pekka Salonen zu dieser Spezies und weiß seine immensen Kenntnisse der Orchesterfarben für eigene Werke zu nutzen. Am 30. Juni 2018 begeht der Weltstar und derzeitige Chefdirigent des Philharmonia Orchestras London seinen 60. Geburtstag. Wir stellen den Komponisten und innovativen Programmgestalter in der „neuen musik“ u.a. mit einer Aufnahme seines Orchesterwerks „Foreign Bodies“ vor.
27.06.2018
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponistinnen
Ludger Hofmann-Engl: „Zweite symphonische Arbeit“ (Polnisches Radio und TV Sinfonie Orchester von Krakau: Szymon Kawalla); Elke Tober-Vogt: „Der Sonnenhymnus von Amarna“ (Marie Tremblay-Schmalhofer, Sopran; Rudi Spring, Klavier); Matthias Schmitt: Drei Skizzen (Katarzyna Mýcka, Franz Bach, Marimba); Christoph Weinhart: Sonate (Ulrich Michel, Horn; Christoph Weinhart, Klavier); Uwe Strübing: „The Love Songs of Ennod Toile“, op. 35 (Ensemble Dirrekt: Hans Dirr); Hermann Seidl: „Blätter im Wind“ (Barbara Seeliger, Violoncello; Hermann Seidl, Klavier); Eberhard Klemmstein: Klavierquartett (Katia Bouscarrut, Klavier; Alexander Klemmstein, Violine; Anton Bonev, Viola; Philip Hagemann, Violoncello)
20:04 bis 21:00 | hr2-kultur
Kaisers Klänge: Klicken, ticken, tippen – Das rhythmische Büro
Die Tastaturen klackern, die Computer piepen, der Drucker rattert und die Kaffeemaschine rauscht. Irgendwo klappert sogar noch eine alte Schreibmaschine.
Das moderne Großraumbüro ist ein Ort ständiger Geräuschentfaltung, die sich unversehens in rhythmisch-musikalische Klänge verwandelt. Dazu singt der Chor der Tippfräulein und tanzt das Ballett der Paketboten.
21:00 bis 22:30 | hr2-kultur
Hörspiel: Cantos | Von Ezra Pound
Die CANTOS von Ezra Pound sind monumental – überbordende sprachgewaltige Poesie! Gesänge zu Homers Odyssee, Dantes Göttlicher Komödie und zu heutiger Kapitalismuskritik…wie soll das in eins passen?
Die Cantos entstanden in einem über fünfzig Jahre währenden „work-in-progress“ und zählen zu den wichtigsten und einflussreichsten Zeugnissen moderner Dichtung. Sie vergegenwärtigen nicht nur Menschheitsgeschichte in ihren Höhen und Tiefen, sondern sind ein figurenreicher, poetischer und lebendiger Diskurs von hoher sprachlicher und bildhafter Intensität.
Pound begann die Cantos 1915 in unmittelbarer Reaktion auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. In Schüben veröffentlichte er bis in die 1960er Jahre neun Blöcke mit über 110 Cantos. Aus diesem Konvolut hat Christian Bertram knapp dreißig Cantos ausgewählt, die die elementaren Themen und Motive des Gesamtwerks vergegenwärtigen.
Durchgehendes erzählerisches Prinzip des Hörspiels ist die Verwandlung. In seinem Epos nimmt Pound raffinierte dramaturgische Rückbindungen vor, versetzt Gegenwärtiges in die Vergangenheit und umgekehrt. Bögen werden gespannt von den modernen Großkriegen zu Homers Odyssee, von der Finanzindustrie zu den „Höllenzecken“ in Dantes Inferno. Dokumentarisches fließt ein, aber auch Noten und viel Musikalisches. Auf der Suche nach Lösungen aus Chaos und Krieg wird Tradiertes aus der Antike, Afrika und China neu belebt, Kulturkreise werden in Verbindung gesetzt (z. B. Konfuzius und das alte Griechenland), um „eine Brücke zu schlagen über Welten“ (Pound). Geglückte Momente der Geschichte, Beispiele eines guten und gerechten Regierens werden aufgerufen, Wege zur Natur aufgezeigt, um die Zerstörung von Lebensräumen aufzuhalten. Negativer Schlüsselbegriff ist in diesem Zusammenhang „Usura“, die krankhafte Habgier und die Geldschöpfung aus dem Nichts entgegen der Natur. Pounds utopisches Ziel ist es, nicht ein himmlisches, sondern ein „irdisches Paradiso“ zu schaffen. Dieses ganz pragmatisch verstandene Paradiso-Projekt zieht sich wie ein roter Faden durch das Hörstück. Stets geht es darum, neue Denk- und Handlungsräume zu erschließen. Dabei variieren die Erzählsituationen und Haltungen zwischen Bericht, provokatorischer Rede, szenischen Dialogen, Rezitation, Lecture, Aufrufung, Feier, Manifest, Gesang und Klang.
Aus den Cantos sprechen viele Stimmen und Erzähler. Zeitgenossen, historische und mythologische Gestalten treten auf und mit ihnen eine Vielzahl von Sprachen. Über „Personae“ zu reden und in historischen Masken zu erscheinen, war eine gängige Praxis von Pound.
Es war Marshall McLuhan, der spätere Pop-Star der Medientheorie, der mit Pound korrespondierte und die Cantos mit dem Medium der modernen Radiokultur verglich. Und in der Tat sind die Cantos als „mixtum compositum“ und mit ihrem Netz von kalkulierten Koordinaten ein Medium par excellence, eine keineswegs willkürliche Komposition, die sich gerade für das Hörspiel eignet.
Das Stück versucht nicht Pounds Widersprüche und Abirrungen zu leugnen oder sie einzuebnen. Es lebt gerade aus dem provozierenden Neben- und Gegeneinander und der Energie überschießender Poundscher Form- und Sprachgestaltung. Gegensätzliche Tendenzen sind ineinander verschränkt, reiben sich aneinander und offenbaren doch letztlich einen Sinnzusammenhalt von großer ethischer Klarheit.
Mit Michael Rotschopf, Jürgen Holtz, Friedhelm Ptok, Imogen Kogge, Patrick Güldenberg u. v. a. Aus dem Amerikanischen von Eva Hesse, Manfred Pfister & Rainer G. Schmidt
Hörspielfassung & Regie: Christian Bertram. Komposition: Gebrüder Teichmann. hr/DLF Kultur 2018
Ezra Weston Loomis Pound, geboren 1885 in Hailey (Idaho). Studienaufenthalt in Spanien. Von 1909-1920 in London, 1920-1924 in Paris. 1924-1945 in Rapallo. Hielt im Zweiten Weltkrieg über Radio Rom antiamerikanische Propagandareden. Wurde 1945 von den Amerikanern inhaftiert und in ein Lager bei Pisa gebracht, wo er drei Wochen in einem Metallkäfig in Einzelhaft verbrachte. Entstehung der Pisaner Cantos. Erhielt vom Preisgericht der American Library of Congress den Bollingen-Preis, die höchste amerikanische literarische Auszeichnung. Entging dadurch einem Hochv […]
21:04 bis 22:00 | kulturradio
MUSIK DER GEGENWART: Esa-Pekka Salonen zum 60. Geburtstag
Mit Andreas Göbel. Der finnische Dirigent Esa-Pekka Salonen gehört zu den Doppelbegabungen des Musiklebens. Während er in erster Linie als Dirigent, auch mit zeitgenössischem Repertoire, bekannt geworden ist, hat er auch Komposition studiert, u. a. bei Franco Donatoni und Niccolò Castiglioni. Als Komponist hat er seinen eigenen Weg gefunden, als er für sich erkannte: „Irgendwann war ich an einem Punkt angekommen, da wollte ich nur noch fort von Sibelius.“ Am 30. Juni wird Esa-Pekka Salonen 60 Jahre alt.
23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: SWR JetztMusik in Donaueschingen – Das mystische Klavier (1/2)
Martin Klett (Klavier): Hans Jürgen von der Wense: Musik für Klavier I-V (1915) | Christian Schulteisz liest aus seinem Romanmanuskript „Wense“ | Hans Jürgen von der Wense: Musik für Klavier Nr. 13 (für Walter Spies) | Claude Debussy: Préludes Premier Livre – Voiles (… II); Les sons et les parfums tournent dans l’air du soir (… IV); La cathédrale engloutie (… X); Minstrels (… XII). (Konzert vom 3. Mai im Strawinsky Saal, Donauhallen, Donaueschingen).
Das bürgerliche Musikmöbel des Klaviers wird in der Musik des 20. Jahrhunderts gründlich entstaubt. Sowohl durch die Hand von Komponisten, als auch durch die der Pianisten. Auch der junge Pianist Martin Klett erkundet das Klavier neu, um ihm klangmagische Welten zu entlocken. Mit Hans Jürgen von der Wense stellt Martin Klett einen Shooting Star der frühen „Donaueschinger Kammermusikaufführungen zur Förderung zeitgenössischer Tonkunst“ vor. Nach einigen wenigen Radikalwerken verstummte von der Wense in den 1920er-Jahren kompositorisch, um sich fortan nur noch dem Schreiben, Wandern und ausgestorbenen Sprachen zu widmen. (Teil 2, Mittwoch, 4. Juli, 23.03 Uhr)
28.06.2018
00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Festival Acht Brücken
Bernd Alois Zimmermann: Sonate für Violine solo | Bernd Alois Zimmermann: „Metamorphose“ für kleines Orchester (Musik zu einem Film von Miggel Wolgensinger) | Bernd Alois Zimmermann: Suite aus „Das Gelb und das Grün“ für kleines Orchester (Musik zu einem Puppentheater von Fred Schneckenburger) | Hannah Weirich, Viola. Ensemble Musikfabrik. Leitung: Peter Rundel
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponistinnen
Peter Jona Korn: „Idyllwild“, Ouvertüre (Münchner Rundfunkorchester: Werner Andreas Albert); Mark Lothar: „Goldoni-Musik“, op. 89 (Herbert Segl, Flöte; Rupert Kreipl, Klarinette; Michael Weigel, Fagott; Münchner Rundfunkorchester: Siegfried Köhler); Joseph Suder: „Vom Frühling zur Ernte“, Rhododendron und Mein liebes Kind (Kieth Engen, Bass; Helga Sengeleitner, Klavier); Bernd Scholz: „Japanisches Konzert“ (Siegfried Behrend, Gitarre; Münchner Rundfunkorchester: Curt Cremer); Anton Würz: Sextett h-Moll, op. 80 (Ulrike Stickroth, Flöte; Daniela Langanki, Oboe; Andreas Zenke, Fagott; Martin Klepper, Violine; Esa Kamu, Viola; Oliver Göske, Violoncello); Jan Koetsier: Barock-Suite in C, op. 10 (Münchner Rundfunkorchester: Jan Koetsier)
20:04 bis 22:30 | SR2 KulturRadio
Mouvement
Hans Zender: Schumann-Phantasie für großes Orchester. SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg. Leitung: Sylvain Cambreling | Peter Ruzicka: „Abbrüche“, 9 Phasen für Orchester. Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken. Leitung: Hans Zender | Peter Ruzicka: „Erinnerung“, Spuren für Klarinette, Orchester und Tonband. Sharon Kam, Klarinette. NDR Sinfonieorchester Hamburg. Leitung: Peter Ruzicka | Esa-Pekka Salonen: „Mania“, Konzert für Violoncello und Kammerensemble. Anssi Karttunen, Violoncello. London Sinfonietta. Leitung: Esa-Pekka Salonen | Witold Lutoslawski: 3. Sinfonie. Los Angeles Philharmonic Orchestra. Leitung: Esa-Pekka Salonen
20:04 bis 22:00 | WDR 3
WDR 3 Konzert: Romanischer Sommer Köln (1) – Kosmisches Saitenspiel und uralte Gesänge aus der Wiege unserer Kultur
Lisa Streich: (Engel, …) noch tastend für Streichquartett, Deutsche Erstaufführung | Jay Schwartz: Music for String Quartet, Deutsche Erstaufführung | Traditional Christliche, assyrische, aramäische und arabische Gesänge. Asasello Quartett; Nouruz Ensemble. Aufnahmen aus Sankt Georg und Groß Sankt Martin
21:30 bis 22:30 | hr2-kultur
Werkzeuge der Neuen Musik – Alte Instrumente
Von Adele Jakumeit. Schon die Alten wussten, Musik ist erst Musik, wenn sie klingt. Das ist in der zeitgenössischen Musik nicht anders als in der davor komponierten.
Zwar hat sie vereinzelt auch Konzepte einer nur denkbaren oder einer bloß sichtbaren Musik hervorgebracht, doch nach wie vor sind die allermeisten Partituren des 20./21. Jahrhunderts emphatisch dem Klang verpflichtet. Dazu bedarf es wie eh und je spezieller Werkzeuge. Neben den Stimmen von Frau, Mann und Kind sind das die klassischen Orchester-Instrumente, zudem viele andere: Wiederentdeckungen aus Renaissance und Barock, etwa Blockflöte und Cembalo, Erfindungen wie das Präparierte Klavier, die Doppeltrichter-Trompete, der Synthesizer oder die Glissando-Flöte, Neuentdeckungen wie die japanische Sho, zahlloses Schlagwerk aus aller Welt und aus dem Alltag sowie endlich in die ernste Kunst integrierte Instrumente aus der eigenen Volksmusik, darunter Akkordeon, Mandoline und Zither. In einer mehrteiligen Sendereihe begeben sich viele hr2-Autorinnen und -Autoren auf Spurensuche, sprechen mit exzellenten Interpreten über ihr Klangwerkzeug, mit Instrumentenbauern über neue Anforderungen, mit Komponisten über das Wie und Warum der erweiterten Spielmöglichkeiten und präsentieren die wichtigsten Werke, teils höchst außergewöhnliche Musikstücke.
22:03 bis 23:00 | SWR 2
SWR2 Hörspiel-Studio: Der Baucan
29.06.2018
00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Klangkunst: Regular Measures – Von Alessandro Bosetti
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2018. Länge: ca. 54’30. (Ursendung). Radiophone Versuchsanordnung: Was wäre, wenn die Welt nur aus Stimmen bestünde?
Durch den komplett dunklen Raum schwirren Stimmen. Woher kommen sie? Von den Besuchern? Der Zermonienmeisterin? Aus den Lautsprechern? Und wer bin ich, jetzt, wo ich nur Stimme bin? Die Versuchsreihe ‚Regular Measures‘ (regelmäßige Maßnahmen) erkundete die Entkörperung der Stimme. Der Klangkünstler Alessandro Bosetti erschafft dafür ein Universum aus flüchtigen Klangkreaturen, die in einem ewigen Kreislauf entstehen und vergehen.
Alessandro Bosetti, 1973 in Mailand geboren, lebt als Radioautor, Komponist und Klangkünstler in Marseille. Für Deutschlandradio Kultur entstanden zahlreiche Stücke: 2007 „Gesualdo Translations“, 2009 „arcoparlante“‚ 2011 „Spinoza und der Fisch“, 2012 „Wörterberge“, 2013 „Der Lügendetektor“, zuletzt: „Minigolf“ (2014- 2016).
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponistinnen
Claus Kühnl: „Duplum. Musik des Lichtes und der Finsternis“ (Mitglieder des Kammerorchesters Schloss Werneck: Claus Kühnl); Rainer Rubbert: „inside-distortion“ (Brigitte Metzenthin, Klavier); Herbert Hechtel: „Chant“ (Arpa-Trio); Vivienne Olive: „The Dream Gardens“ (Annie Gicquel, Klavier); Lorenz Schmidt: „Die Straße nach Areopolis“ (Ivan Tanzil, Gitarre); Helmut Bieler: Musik für fünf (Bläserquintett der Nürnberger Symphoniker); Horst Lohse: „Sisyphos“ (Bamberger Symphoniker: Horst Stein)
21:05 bis 22:30 | Bayern 2
hör!spiel!art.mix: Music from a Frontier Town – Von Michaela Melián
Realisation: Michaela Melián. BR/Public Art Munich 2018. Ursendung. Music from am Frontier Town – Reedukation durch Schallplatten. Veronika Süß im Gespräch mit Michaela Melián (Künstlerin). BR 2018
Ausgangspunkt für „Music from a Frontier Town“ ist die 1430 Schallplatten umfassende Sammlung des Amerikahauses München, die im Archiv des Kulturinstituts am Karolinenplatz liegt. Beim Sichten dieser Sammlung fand sich die ungespielte Aufnahme von Don Gillis‘ Tondichtung „Portrait of a Frontier Town“, deren zweiter Satz „Where the West Begins“ heißt. Gillis, Komponist und Radioproduzent, verwendete für seine Programmmusik die Stile und Genres der 40er Jahre, um die zeitgenössische amerikanische Kultur zu interpretieren.
Anknüpfend an Gillis‘ musikalisches Narrativ, das den Westen, in seinem Fall Texas, beschreibt, soll unter der Appropriation klanglicher Elemente aus dieser vielfältigen Tonträgersammlung der Reeducation Ära eine aktualisierte Klangcollage erstellt werden. Welches zeitgenössische Bild lässt sich mit diesem historischen, zur kulturellen Erziehungsmaßnahme bestimmten Klangmaterial heute herstellen?
Ursprünglich war diese Schallplattensammlung Teil des Reeducation Programms der USA. Nachdem am 30. April 1945 die US-Armee München befreit hatte, wurde in München die weltweit erste amerikanische Bibliothek mit der Zielsetzung der Reeducation eröffnet. Schon bald umfasste das Angebot eine Bibliothek mit 36.000 Bänden, Zeitschriftensaal und Kinderbücherei, eine Schallplatten- und Filmabteilung, Vortrags- und Unterrichtsräume sowie einen Konzertsaal und Ausstellungsflächen. Etwa 80.000 Menschen nutzten monatlich die Angebote des Amerikahauses.
Diese Aktivitäten wurden von der USIA, der United States Information Agency, einer Behörde gegründet als Instrument des Kalten Krieges, finanziert. Die zentrale Aufgabe der Amerikahäuser in Westdeutschland war neben der Repräsentation der USA, die Demokratisierung und Umerziehung der Nachkriegsbevölkerung durch Entnazifizierung und Erziehung. Auch den Massenmedien wurde eine wichtige Rolle bei der Reeducation zugeteilt. So zeigt das heutige Pressewesen, insbesondere der öffentlich-rechtliche Rundfunk, bis heute Strukturen, die ihnen damals gegeben wurden. Mit dem Beginn des Kalten Krieges können allerdings viele der reeducativen Maßnahmen auch als Propagandainstrumente in der programmatischen Überblendung von Demokratie und Wirtschaftspolitik zur Festigung der transatlantischen Beziehungen gegen den Kommunistischen Block interpretiert werden.
Neben „Music from a Frontier Town“ als Hörspiel wird es auch eine Umsetzung als 24 Stunden dauernde performative Installation geben. Im Rahmen des Kunstprojektes „Public Art Munich“ der Stadt München ist die Installation „Music from a Frontier Town“ am 4. und 5. Mai 2018 in der Garage des Amerikahauses am Karolinenplatz zu sehen.
Michaela Melián, geb. 1956, lebt in München und Hamburg. Künstlerin und Musikerin. 1980 Mitbegründerin der Band „F.S.K.“. Hörspiele u.a. „Föhrenwald“ (BR / kunstraum muenchen 2005, Hörspielpreis der Kriegsblinden, Deutscher Hörspielpreis der ARD, ARD Online Award), „Speicher“ (BR 2008, Hörspiel des Jahres), „IN A MIST“ (BR 2014), „Electric Ladyland“ (BR 2016).
30.06.2018
22:05 bis 22:50 | Deutschlandfunk
Atelier neuer Musik: Klaviermusik palästinensischer Komponisten – Eine Erinnerung für das Vergessen
Aufnahmen vom 14.4.2013 aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal. Am Mikrofon: Barbara Eckle. Seit Längerem sammelt der in Tel Aviv geborene Musikproduzent Gideon Boss Klaviermusik aus Palästina stammender Komponisten. Mit der Zeit fügte sich der langsam wachsende Fundus zu einer Geschichte, die sowohl im Nahen Osten wie in Mitteleuropa ihre Wurzeln hat. Sie beginnt in den 1920er Jahren in der Jerusalemer Grabeskirche, wo Augustine Lama Klavier und Orgel nach christlich-westlicher Tradition unterrichtete. Seine Schüler Salvador Arnita und Fernando Dueri zum Beispiel, deren Stil ein ausnahmslos europäischer ist. Lamas heute in Paris ansässiger Sohn Patrick begab sich hingegen auf Spurensuche nach arabischen Texturen. In der dritten Generation führt die Spur nach Nazareth und nach Berlin, wo Wisam Gibran oder Samir Odeh-Tamimi heute leben. Im Zusammenhang mit dem Forum neuer Musik 2013 „News from the Colonies“ hat der New Yorker Pianist Fadi Deep eine Auswahl dieser Arbeiten auf CD eingespielt.
23:00 bis 00:00 | hr2-kultur
The Artist’s Corner: Stefan Fricke & Alper Maral – Am Grabe (mit Schatten)
Nirgendwo ist es still. Selbst auf Friedhöfen existiert keine Grabesstille. Stefan Fricke & Alper Maral. Am Grabe (mit Schatten). Ein radiophones Audio-Ritual, Staffel 2. hr 2018 | 60 Min. | Ursendung
Auch dort tönt immer irgendetwas. Das Projekt Am Grabe von Alper Maral (*1969) und Stefan Fricke (*1966) – nun in der 2. Staffel – versammelt Soundscapes von den Gräbern verschiedenster KomponistInnen aus unterschiedlichsten Epochen. Die atmosphärischen Vor-Ort-Aufnahmen sind in diesem Audio-Ritual verwoben mit Fragmenten aus dem klingenden Erbe der Verstorbenen. In Staffel 2 führt die Klangortreise durch Ewigkeit und Endlichkeit zu den letzten Ruhestätten von Anton Bruckner, Paul Dessau, Joseph Haydn, Martin Luther, Gustav Mahler, Felix Mendelssohn Bartholdy, Claudio Monteverdi, Wolfgang Amadeus Mozart, Friedrich Nietzsche, Max Reger, Cemal Reşit Rey, Igor Strawinsky, Mathilde zu Ysenburg und Büdingen, Isang Yun sowie Eduard Zuckmayer.
01.07.2018
17:04 bis 18:00 | hr2-kultur
Kaisers Klänge: Der Klang der Boulevards – Musikalisches Sightseeing in Paris
Kaisers Klänge machen heute ein musikalisches Sightseeing in Paris! Unsere Stadtführer sind alt eingesessene Pariser wie Jean Cocteau, Jacques Ibert und Maurice Ravel, die Klingendes über ihre Stadt zusammentragen.
Die Chansonniers von Trenet bis Piaf singen über die Liebe unter den Brücken der Seine. Zusammen mit anderen Touristen namens Gershwin, Weill und Cole Porter schlendern wir über die Boulevards. Und natürlich fahren wir auch einmal den Eiffelturm hinauf!
18:30 bis 20:00 | Deutschlandfunk Kultur
Hörspiel: Cantos | Von Ezra Pound
Die CANTOS von Ezra Pound sind monumental – überbordende sprachgewaltige Poesie! Gesänge zu Homers Odyssee, Dantes Göttlicher Komödie und zu heutiger Kapitalismuskritik…wie soll das in eins passen?
Die Cantos entstanden in einem über fünfzig Jahre währenden „work-in-progress“ und zählen zu den wichtigsten und einflussreichsten Zeugnissen moderner Dichtung. Sie vergegenwärtigen nicht nur Menschheitsgeschichte in ihren Höhen und Tiefen, sondern sind ein figurenreicher, poetischer und lebendiger Diskurs von hoher sprachlicher und bildhafter Intensität.
Pound begann die Cantos 1915 in unmittelbarer Reaktion auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. In Schüben veröffentlichte er bis in die 1960er Jahre neun Blöcke mit über 110 Cantos. Aus diesem Konvolut hat Christian Bertram knapp dreißig Cantos ausgewählt, die die elementaren Themen und Motive des Gesamtwerks vergegenwärtigen.
Durchgehendes erzählerisches Prinzip des Hörspiels ist die Verwandlung. In seinem Epos nimmt Pound raffinierte dramaturgische Rückbindungen vor, versetzt Gegenwärtiges in die Vergangenheit und umgekehrt. Bögen werden gespannt von den modernen Großkriegen zu Homers Odyssee, von der Finanzindustrie zu den „Höllenzecken“ in Dantes Inferno. Dokumentarisches fließt ein, aber auch Noten und viel Musikalisches. Auf der Suche nach Lösungen aus Chaos und Krieg wird Tradiertes aus der Antike, Afrika und China neu belebt, Kulturkreise werden in Verbindung gesetzt (z. B. Konfuzius und das alte Griechenland), um „eine Brücke zu schlagen über Welten“ (Pound). Geglückte Momente der Geschichte, Beispiele eines guten und gerechten Regierens werden aufgerufen, Wege zur Natur aufgezeigt, um die Zerstörung von Lebensräumen aufzuhalten. Negativer Schlüsselbegriff ist in diesem Zusammenhang „Usura“, die krankhafte Habgier und die Geldschöpfung aus dem Nichts entgegen der Natur. Pounds utopisches Ziel ist es, nicht ein himmlisches, sondern ein „irdisches Paradiso“ zu schaffen. Dieses ganz pragmatisch verstandene Paradiso-Projekt zieht sich wie ein roter Faden durch das Hörstück. Stets geht es darum, neue Denk- und Handlungsräume zu erschließen. Dabei variieren die Erzählsituationen und Haltungen zwischen Bericht, provokatorischer Rede, szenischen Dialogen, Rezitation, Lecture, Aufrufung, Feier, Manifest, Gesang und Klang.
Aus den Cantos sprechen viele Stimmen und Erzähler. Zeitgenossen, historische und mythologische Gestalten treten auf und mit ihnen eine Vielzahl von Sprachen. Über „Personae“ zu reden und in historischen Masken zu erscheinen, war eine gängige Praxis von Pound.
Es war Marshall McLuhan, der spätere Pop-Star der Medientheorie, der mit Pound korrespondierte und die Cantos mit dem Medium der modernen Radiokultur verglich. Und in der Tat sind die Cantos als „mixtum compositum“ und mit ihrem Netz von kalkulierten Koordinaten ein Medium par excellence, eine keineswegs willkürliche Komposition, die sich gerade für das Hörspiel eignet.
Das Stück versucht nicht Pounds Widersprüche und Abirrungen zu leugnen oder sie einzuebnen. Es lebt gerade aus dem provozierenden Neben- und Gegeneinander und der Energie überschießender Poundscher Form- und Sprachgestaltung. Gegensätzliche Tendenzen sind ineinander verschränkt, reiben sich aneinander und offenbaren doch letztlich einen Sinnzusammenhalt von großer ethischer Klarheit.
Mit Michael Rotschopf, Jürgen Holtz, Friedhelm Ptok, Imogen Kogge, Patrick Güldenberg u. v. a. Aus dem Amerikanischen von Eva Hesse, Manfred Pfister & Rainer G. Schmidt
Hörspielfassung & Regie: Christian Bertram. Komposition: Gebrüder Teichmann. hr/DLF Kultur 2018
Ezra Weston Loomis Pound, geboren 1885 in Hailey (Idaho). Studienaufenthalt in Spanien. Von 1909-1920 in London, 1920-1924 in Paris. 1924-1945 in Rapallo. Hielt im Zweiten Weltkrieg über Radio Rom antiamerikanische Propagandareden. Wurde 1945 von den Amerikanern inhaftiert und in ein Lager bei Pisa gebracht, wo er drei Wochen in einem Metallkäfig in Einzelhaft verbrachte. Entstehung der Pisaner Cantos. Erhielt vom Preisgericht der American Library of Congress den Bollingen-Preis, die höchste amerikanische literarische Auszeichnung. Entging dadurch einem Hochv […]
22:00 bis 22:30 | Deutschlandfunk Kultur
Musikfeuilleton: „Eine Welt, in der sich alles auf einmal ereignet“ – Die Musik des US-amerikanischen Komponisten George Rochberg
Von Wolfgang Rathert. George Rochberg ist einer der US-amerikanischen Komponisten, die es schwer hatten und immer noch haben. Sein umfangreiches Schaffen, darunter sechs Sinfonien, ist kaum bekannt geworden. So wartet beispielsweise sein monumentales Klavierquintett von 1975, ein fantastisch-düsteres Spiel mit Stilmasken, noch immer auf seine deutsche Erstaufführung. Rochberg hat Schönbergs Zwölftontechnik intensiv studiert und dazu auch umfangreiche theoretische Schriften hinterlassen. Ein Porträt des Komponisten anlässlich seines 100. Geburtstags am 5. Juli.
23:04 bis 00:00 | WDR 3
WDR 3 Studio Neue Musik: Zeichen im Raum [2]
Marco Stroppa: Un segno nello spazio pour quatuor à cordes; Ensemble KNM Berlin | Marco Stroppa: I will not kiss your fucking flag für Posaune und Kammer-Elektronik; Benny Sluchin; IRCAM | Marco Stroppa: La Vita Immobile, micro automi musicali für Streichquartett; Arditti String Quartet
seit 1997 chefökonom der kritischen masse und netzbabysitter der nmz.