Neue Musik / Musikfeature / SoundArt: Die Radio-Woche vom 10.07. bis 16.07.2017
Neue Musik und Musikfeatures in der Kalenderwoche 28. Portraits und Schwerpunkte gibt es zu: Sarah Nemtsov, Michael Floredo, Gerhard Rühm, das Tao und die Wiener Gruppe, Gérard Grisey und Zeitgenossen in Salzburg, Per Nørgård, Alper Marals Musik, Henri Chopin, Experimentelle Musik aus Neu Delhi, Komponisten des ADevantgarde-Festivals München, Herbert Blomstedt als Dirigent zeitgenössischer Musik, das Unisono in der zeitgenössischen Musik, Komponieren mit Henry David Thoreau, Michael Gielen, Walter Benjamin zum 125. Geburtstag, ICAS Radio, Oase Haifa, Höhepunkte vom Ulrichsberger Kaleidophon 2017, Zur Problematik neuer Diesseitigkeit, Frischen Wind im Geigenbau und den Prix Palma Ars Acustica.
- Alle bekannten Stream-, Web- und RSS-Adressen deutscher Sender finden sich bei Stefan Hetzel.
- Download dieser Übersicht als PDF.
- Alle Angaben ohne Gewähr. Änderungen vorbehalten.
10.07.2017
20:04 bis 22:00 | WDR 3
WDR 3 Konzert: Musik der Zeit [8]. Wegweiser
Jean Barraqué: Melos, Ballettmusik für Kammerorchester, Uraufführung / Luciano Berio: kol od (Chemins VI) für Trompete und Kammerorchester / Luciano Berio: Chemins V (su Sequenza XI) für Gitarre und Kammerorchester / Johannes Schöllhorn: este que ves für Kammerorchester, Uraufführung | Martin Griebl, Trompete; Pablo Márquez, Gitarre; WDR Sinfonieorchester Köln, Leitung: Jean-Michaël Lavoie. Aufnahme aus dem Kölner Funkhaus
Nicht nur „Musik der Zeit“ feiert sein Saisonfinale. Auch die letzten Etappen der Werkreihe „Chemins“ von Luciano Berio sind in diesem Programm des WDR Sinfonieorchesters vertreten, das hier außerdem Werke von Johannes Schöllhorn und Jean Barraqué zur Uraufführung bringt. Rückgriffe auf Älteres, Reflexionen auf das eigene Schaffen und die Neuorganisation früherer Ideen kennzeichnen dieses Programm. Jean Barraqué bezieht sich in „Melos“ auf ältere Tänze. So entstand eine Ballettmusik, die ein Zwischenstadium auf dem Weg zu seinem individuellen Stil markiert. Johannes Schöllhorn greift in „este que ves“ auf sein Quintett „rota“ zurück und verlagert dabei „das Gewicht auf das Exzentrische“: „Ein musikalischer Wirbelsturm, der sich am Ende in nichts auflöst“. Auch in „Chemins V und VI“, in denen Luciano Berio zwei Solostücke aus seiner „Sequenza“-Reihe um ein Kammerorchester ergänzt, treten musikalische Prozesse an die Oberfläche, die in den Vorlagen allenfalls angedeutet waren und hier voll zur Entfaltung kommen.
21:04 bis 22:00 | rbb-kulturradio
Musik der Gegenwart. Die Komponistin Sarah Nemtsov
Mit Andreas Göbel. Musik ist für sie der Versuch, eine komplexe Gegenwart abzubilden in einem Spannungsverhältnis zwischen Realität und Utopie. In ihren Werken bezieht sich Sarah Nemtsov auf Anregungen aus Bildender Kunst, Literatur und Philosophie. Was sie über eines ihrer Musiktheaterwerke gesagt hat, gilt auch für einen großen Teil ihres übrigen Schaffens: „Den Paradoxien und Ambivalenzen unserer Gesellschaft(en) einen klanglichen Echoraum geben, Seltsamkeiten offenlegen, Abgründe, aber auch Hoffnungen.“ Die Komponistin ist zu Gast im Studio.
23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusiK. A place of Innovation? Experimentelle Musik aus Neu Delhi
Von Theresa Beyer: Für Musik jenseits von traditionellen Ragas und Bollywood ist Neu Delhi ein hartes Pflaster: Es gibt keine Kulturförderung, wenig Auftrittsmöglichkeiten und überhaupt runzeln bei experimentellen Klängen viele Inderinnen und Inder die Stirn. Trotzdem bildet sich eine junge Szene heraus, die sich zu Listening Room Sessions trifft und ihre Musik über SoundCloud und Facebook mit der Welt teilt. Ihre Experimente liegen irgendwo zwischen popkulturellem Underground und elektronischer Soundkunst, sind inspiriert vom Lärm und Chaos der Stadt und bürsten Samples aus Bollywoodfilmen gegen den Strich. Eine Reportage.
23:03 | Ö1
Zeit-Ton Porträt. Zum 50. Geburtstag von Michael Floredo
Gestaltung: Stefan Höfel. 2016 wurde Michael Floredo mit dem Kompositionspreis des Landes Vorarlberg ausgezeichnet. Heuer feiert der Vorarlberger Komponist – übrigens genauso wie Ö1 – seinen 50. Geburtstag. Grund genug, ihm und seinen Werken einen ganzen Konzertabend in der Reihe „Neue Musik im Gespräch“ zu widmen. Das Ensemble.plus interpretiert Floredos Werke und der Komponist selbst teilt seine Gedanken dazu mit dem Publikum. Eine Aufnahme vom 2. Juni 2017.
11.07.2017
00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik. „meditation über die letzten dinge“ (Wdh. v. 02.10.2012). Gerhard Rühm, das Tao und die Wiener Gruppe
Von Richard Schroetter. Es ist das Credo der künstlerischen Arbeit von Gerhard Rühm, nicht mehr Mittel einzusetzen, als man braucht. Der Dichterkomponist Gerhard Rühm ist ein Meister der Reduktion. Es ist das Credo seiner künstlerischen Arbeit, nicht mehr Mittel einzusetzen, als man braucht. In seinen Texten, Bildern und seiner Musik geht es darum, Klischees aufzuspüren, Topoi zu hinterfragen und immer wieder einengende Konventionen zu durchbrechen. An den Grenzbereichen zur Bildenden Kunst und zur Musik lotet er die Tiefen menschlicher Kommunikation aus. Die Grundlage dafür bildet eine detaillierte Analyse der Mittel und Möglichkeiten der jeweiligen Kunstform – gewissermaßen ihrer Parameter. Rühm befreite die Sprache von ihren gebrauchsbedingten Konventionen, um sie als ästhetisches Material voll verfügbar zu machen und als solches auf den Bewusstseinsstrand der Neuen Musik und Bildenden Kunst zu bringen. Letztlich ist das zentrale Thema seiner Arbeiten, Sprache zu Musik-, zu Bildsprache zu verflüssigen.
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Komponisten des ADevantgarde-Festivals München
Johannes X. Schachtner: „Symphonischer Essay“ (Ensemble Zeitsprung: Markus Elsner); Stefan Schulzki: „Everything“ (Beatrice Ottmann, Gesang; Stefan Schulzki, Klangeffekte); Bernhard Weidner: „Flug“ (Michael Schäfer, Klavier); Markus Lehmann-Horn: „Die Sterne des Himmels fielen herab auf die Erde …“ (Péter Kováts, Orgel); Alexander Strauch: „So what? – putin & tchaikovsky“ (Johannes Gutfleisch, Violoncello; Andreas Skouras, Klavier); Philipp C. Mayer: „tin can phone“ (ensemble oktopus für musik der moderne: Knut Hanßen); Katharina Müller/Wilfried Hiller: Zwei Klavierstücke (Katharina Müller, Klavier); Markus Muench: „data.strings“ (Münchener Kammerorchester: Christoph Altstaedt); Moritz Eggert: „Zug um Zug“ (Nürnberger Akkordeonorchester); Stefan Hippe: „Hump and Circumstances“ (MGNM Festivalensemble: Peter Hirsch)
22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte. Studio für Musik
Sarah Maria Sun, Sopran; Jan Philip Schulze, Klavier. Nikolaus Brass: „Dialoghi d’amore V“; Wolfgang Rihm: „Ophelia Sings“; Nikolaus Brass: „Void“
23:03 | Ö1
Zeit-Ton. Herbert Blomstedt als Dirigent zeitgenössischer Musik.
Gestaltung: Peter Kislinger. Der schwedische Dirigent Herbert Blomstedt vollendet heute sein 90. Lebensjahr. Als Chefdirigent internationaler Orchester hat er „eine ungeheure Menge“ zeitgenössischer Musik dirigiert und uraufgeführt. Wenn er Zeitgenössisches vor der Pause dirigierte, „dann blieb das Publikum oft im Foyer. Na und? Die Musik war wichtig für die Musiker, den Komponisten, den Dirigenten und Gott!“ Blomstedt wird mit Haydn, Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Brahms, Sibelius und vor allem Bruckner und Nielsen assoziiert. Schon als Student am Konservatorium Göteborg habe er „sofort eingesehen“, dass Komponisten „die besonders Begabten“, auch „fruchtbarsten Kontakte“ waren und von ihnen „am meisten zu lernen“ war. Ingvar Lidholm, Karl-Birger Blomdahl und Sven-Erik Bäck waren „große Vorbilder“ für den Jubilar.
12.07.2017
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten
Klaus Treuheit: „stunning by degrees“ (Gunter Pretzel, Viola; Klaus Treuheit, Klavier); Toni Völker: Drei Sätze (Christian Menth, Blockflöte; Dorothea Völker, Cembalo); Karola Obermüller: „Kalpa * Pralaya“ (Dipak Sharma, Bansari; Sunil Banerjee, Sitar; Subrata Manna, Mridangam; Arcis-Ensemble: Ulrich Nicolai); Volker Blumenthaler: „Approximation“ (Asian Art Ensemble); Armin Fuchs: Trio (Walter Keller, Flöte; Armin Fuchs, Klavier; Johannes Beer, Schlagzeug)
20 – 21 Uhr | SRF2Kultur
Musik unserer Zeit. Wenn zwei in eins gehn… Das Unisono in der zeitgenössischen Musik
Viel zu undifferenziert und zu wenig kontrapunktisch muss es den Avantgardisten einst vorgekommen sein: das Unisono, wenn also mehrere Stimmen die gleiche Melodie spielen, aber irgendwann entdeckte die Neue Musik darin doch ungeahnte Möglichkeiten.
21 – 22 Uhr | SRF2Kultur
Neue Musik im Konzert
Antoine Fachard: Gnômon für 8 Instrumente (2016, UA) / Gérard Zinsstag: Seul l’écho / Allain Gaussin: L’harmonie des sphères / Gérard Zinsstag: Bing | Ensemble proton. Konzert vom 5.12.2016, Dampfzentrale Bern
21:04 bis 22:00 | rbb-kulturradio
Musik der Gegenwart. Gérard Grisey und Zeitgenossen in Salzburg
Mit Margarete Zander
21:25 bis 22:00 | NDR Kultur
neue musik; Sommerfestival Konzerttipps
Von Margarete Zander. Neue Musik ist heutzutage bei vielen Festivals das I-Tüpfelchen im Programm, das Plus, das ein besonderes Licht auf die Tradition wirft und den Soundtrack unserer Zeit nicht selten um subtile unerhörte utopische Klänge bereichert. Plötzlich entdecken wir hörend neue Landschaften, alte Bücher, bekannte Bilder. Und geben unserer Fantasie neue Nahrung. Wir geben Ihnen ein paar Insider-Tipps für ganz besondere Begegnungen.
22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte. Spaziergänge und Schizophrenie in Skandinavien – Zum 85. Geburtstag des dänischen Komponisten Per Nørgård
Als Kind zeichnete Per Nørgård Comics, die er dann vertonte. Weniger gern setzte er sich ans Klavier, um das zu üben, was der Klavierlehrer ihm aufgetragen hatte. Schon mit 15 wollte er Komponist werden, später studierte er u.a. bei Nadia Boulanger, lernte Pierre Boulez und David Tudor kennen. Während seines Studiums an der Musikhochschule in Kopenhagen war er der „Glissando-Guy“, weil er in seinem ersten Violinkonzert minutenlang Töne nach oben und nach unten rutschen ließ. Das Publikum fiel vor Lachen fast vom Stuhl. Das alles ist lange her und längst vergessen. Heute zählt Per Nørgård zu den größten Komponisten seiner Zeit. Letztes Jahr wurde er mit dem Ernst von Siemens Musikpreis geehrt, dem „Nobelpreis für Musik“. Wir gratulieren dem skandinavischen Künstler zum 85. Geburtstag und klären die Frage, welche Rolle Spaziergänge und Schizophrenie in seinem Leben spielen. Eine Sendung von Kristin Amme.
23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik – LIVE. Hainsystem – Florian Zwißler spielt elektronische Musik auf analogen Synthesizern
Das Gestalten, Eingreifen und Verändern in Echtzeit. Die Möglichkeit einer organischen Formung des Klangs: darin liegt für Florian Zwißler, 1976 in Stuttgart geboren, das Potenzial der Arbeit mit analogen Synthesizern. In der SWR2 JetztMusik ist Zwißler live mit einem eigens für die Sendung konzipierten Programm zu hören.
23:03 | Ö1
Zeit-Ton Magazin. Rückblick, Vorschau und aktuelle Veröffentlichungen
Gestaltung: Rainer Elstner
13.07.2017
00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik. Transzendentalismus und neue Einfachheit – Komponieren mit Henry David Thoreau
Von Carolin Naujocks. In der „Musik der Natur“ sah Thoreau spirituelle und befreiende Kräfte. Seine Philosophie strahlt auf die Musikästhetik aus.
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten
Theo Brand: „Marienlegende“ (Alois Maria Giani, Sprecher; Chor des Bayerischen Rundfunks); Philippine Schick: Sonate, op. 43 (Franz Amann, Violoncello; Ingeborg Schneider, Klavier); Walter Faith: „Revanche“ (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Walter Faith); Dorothea Hofmann: „Magnificat“ (Alice Oskera-Burghardt, Mezzosopran; Münchner Rundfunkorchester: Sian Edwards); Karl Amadeus Hartmann: Kleine Suite Nr. 1 (Wolfgang Döberlein, Klavier)
20:04 bis 22:30 | SR2 KulturRadio
Mouvement. Im Auftrag der Moderne – Michael Gielen zum 90. Geburtstag (am 20. Juli)
21:30 bis 22:30 | hr2-kultur
Neue Musik: Andere Musik – Alper Marals Musik
Ein Porträt von Stefan Fricke. Der Besuch der deutschen Schule in Istanbul legte den Grundstein für die Klangkünste des 1969 in der Bosporus-Metropole geborenen Alper Maral. Er entdeckte Thomas Manns Musik- und Musikerroman „Doktor Faustus“ für sich, zudem Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“. Und schon während der Lektüre und dem Musikkassetten-Hören wurde ihm klar: Ich will Komponist, ich muss Musiker werden. Ein erster und eigentlich nie endender Schritt dahin: das intensive wie systematische Selbststudium naher wie ferner Musikkulturen. Und parallel dazu: eine eigene, eine andere Musik. hr2-Musikredakteur Stefan Fricke hat den Komponisten, Musikologen und Multi-Instrumentalisten in Istanbul besucht.
22:03 bis 23:00 | SWR 2
SWR2 Hörspiel-Studio. Eingedenken.de – Walter Benjamin zum 125. Geburtstag
Hörspiel-Projekt für Audio, Video und Web in 20 Teilen unter Verwendung von Walter Benjamins Text „Geschichtsphilosophische Thesen“.
Von Christoph Korn. Teil 1 – 7. Musik und Realisation: Christoph Korn. (Produktion: Südwestrundfunk 2014 in Kooperation mit der Stiftung Kunstfonds). Einführung: Manfred Hess. Am 15. Juli 1892 wurde der Schriftsteller, Essayist und Philosoph Walter Benjamin in Berlin geboren. Benjamin musste nach der Machtergreifung Hitlers als Jude und Intellektueller emigrieren. Viele Emigranten nutzten den über die Ausläufer der Pyrenäen sich erstreckenden Fluchtweg vom französischen Dorf Banyuls-sur-Mer zum spanischen Grenzort Portbou. Die letzte Etappe von Benjamins Flucht führte ihn über diese Route. In Portbou verweigerten ihm die spanischen Behörden die Weiterreise. Walter Benjamin nahm sich in der Nacht vom 26. auf den 27. September 1940 das Leben. Christoph Korn ist den Fluchtweg über die Pyrenäen 2014 noch einmal gegangen. Im Gepäck: ein Audioaufnahmegerät, eine Videokamera und Walter Benjamins letzten Text, der erstmalig 1942 von Adorno und Horkheimer veröffentlicht wurde. Auf der Wanderung realisierte Korn Field Recordings. Während des gut zwölfstündigen Fußwegs sprach er die 20 Texte aus dem Fragment gebliebenen Werk ein. 20 Videos korrespondieren zusätzlich mit jedem Hörbild und jedem Text. Die Videos sind perspektivisch „nach hinten gerichtet“. Diese Blickrichtung auf den schon beschrittenen Weg verweist auf Benjamins These IX und seine Interpretation von Paul Klees Gemälde „Angelus Novus“. Die insgesamt 10 Sinustöne in den Videos entsprechen in ihrer Tonhöhe den ersten 10 Tönen des Kirchenlieds „Herr, ich glaube fest an Dich“. Wir senden Teil 1 – 7. Die Web-Installation steht online unter der Adresse: „eingedenken.de“
23:03 | Ö1
Zeit-Ton: ICAS Radio. Statt Mittagsschläfchen Les Siestes Électroniques (Teil 1)
Gestaltung: Susanna Niedermayr und Oliver Baurhenn, gemeinsam mit Les Siestes Électroniques. Einmal im Jahr laden unsere ICAS Kolleg/innen von Les Siestes Électroniques in Toulouse zu ihrem Open-Air-Festival bei freiem Eintritt. In entspannter frühsommerlicher Atmosphäre wird nachmittags zum Entdecken neuer elektronischer und abenteuerlicher Musik eingeladen. Und am Abend und in der Nacht spannen die Veranstalter/innen der Siestes Électroniques ihr Netzwerk auf; übernehmen die vielen lokalen Partner-Organisationen. Je mehr Auswahl wir haben, umso kleiner wird unsere Lust Neues kennenzulernen, schreiben die Veranstalter/innen in ihrem Vorwort zur Festivalausgabe 2017. Wir verlassen uns auf Algorithmen, die uns Musik nach unserem Geschmack vorschlagen. So müssen wir unsere Komfortzone nie verlassen; so werden unsere Hörgewohnheiten niemals auf die Probe gestellt. Das Andersartige zu erleben sei vielleicht die extremste Erfahrung unserer Zeit, in der es doch so wichtig wäre sich eben gerade mit dem Andersartigen auseinanderzusetzen. In dem Versuch hier einen Beitrag zu leisten sind unsere ICAS Kolleg/innen mit dem Festival-Konzept ihrer Siestes Électroniques in den vergangenen Jahren bis nach Vietnam und in den Kongo gereist. In Paris kooperieren sie mit dem Musée du quai Branly für außereuropäische Kunst, um dessen reiches Audioarchiv für ausgesuchte Musiker/innen zu öffnen, die die fernen Klänge schließlich in ihre Musik einweben, um sie so einem größeren Publikum zugänglich zu machen… Les Siestes Électroniques sind auch eines jener 16 ICAS Festivals, die, genauso wie das ORF Musikprotokoll im steirischen herbst, Ende 2015 die Shape Plattform für neue spannende Projekte aus dem Bereich der Musik und audiovisuellen Kunst gegründet haben. Und so hat am Rande der heurigen Festival-Ausgabe Ende Juni, Anfang Juli auch eines der beiden diesjährigen Shape Treffen in Toulouse stattgefunden.
14.07.2017
00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Klangkunst. documenta 14: Every Time A Ear di Soun – What Touches Us Most. Von Mwangi Hutter
Produktion: documenta/Deutschlandfunk Kultur 2017. Länge: 44’00. (Ursendung). Das Künstlerpaar Mwangi Hutter reflektiert die Dialektik von Differenz und Einheit. Das Klangkunstwerk ‚What Touches Us Most‘ vereint viele von Mwangi Hutter in den vergangenen zwei Jahrzehnten geschaffene Stimmcharaktere, Klanglandschaften und akustischen Motive. Ihre frühen Töne und Figuren sprechen von Wildheit und Abgeschiedenheit, mithin von Erfahrungen, die aus der dualistischen Spaltung in Ich und Anderer hervorgehen. Ein Geplapper von Stimmen ertönt, die eine lustige Debatte führen wollen. Neuere Motive vermitteln eine Atmosphäre von Sehnsucht und Verzückung. Indem die Komposition sich von der Vergangenheit in die Zukunft bewegt, macht sie Räume der Erinnerung und des Ausdrucks hörbar. Sie lädt ein zum Wandern durch diese unbestimmten Örtlichkeiten und erweckt ein Bewusstsein für die Möglichkeit, über die Differenz hinweg zu einem Ausdruck von Einheit zu gelangen. Das Künstlerpaar Ingrid Mwangi, geboren 1975 in Nairobi und Robert Hutter, geboren 1975 in Ludwigshafen, ließ seine Namen und Biographien zu einer Kunstfigur verschmelzen: Mwangi Hutter.. Das künstlerische Schaffen von Mwangi Hutter umfasst Video-, Klang-, Fotografie-, Installation-, Skulptur-, Malerei- und Performance-Arbeiten, die sowohl den Wandel sozialer Wirklichkeiten als auch Ästhetiken von Selbsterkenntnis und Wechselbeziehung reflektieren. Mwangi Hutter leben und arbeiten in Berlin und Nairobi.
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten
Stefan Poetzsch: „Rhythmuslaboratorium“ (Stefan Poetzsch Ensemble); Bernhard Weidner: Zwei italienische Fantasien (Marije Grevink, Violine; via-nova-chor München: Florian Helgath); Wolfram Graf: Sindelfinger Konzert Nr. 2, Quasi Cadenza (Martin Seel, Flöte); Heinrich J. Hartl: „Zu beiden Händen“, op. 141 (Kirsten Drope, Sopran; Ursula Eittinger, Alt; Bernhard Schneider, Tenor; Christian Hilz, Bariton; Hans Sachs-Chor; Ensemble Kontraste: Julian Christoph Tölle)
21:05 bis 22:30 | Bayern 2
hör!spiel!art.mix. Andreas Ammer: Die Benjamin Loops
Die Benjamin Loops. Zum 125. Geburtstag von Walter Benjamin. Von Andreas Ammer. Komposition: Roman Bunka. Realisation: Andreas Ammer/Roman Bunka. BR 1992
„Die Revolution ist das Erwachen“, sagt Benjamin und schluckt 1940 an der spanischen Grenze auf der Flucht vor den Deutschen 35 Morphiumtabletten. Der Tod durch Atemdepression tritt 24 Stunden später ein. Die Benjamin Loops, O-Ton-Oper und Manifest zugleich, rekonstruieren unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter Walter Benjamins letztes, prophetisches Delirium. Sie wollen: „Die Kultur der technischen Reproduzierbarkeit reproduzieren“ – das heißt: Die Musik der Benjamin-Leser, der 68er Pop, wiederholt sich ins Unendliche. Es betätigen sich von Adorno bis Bloch alle Mitglieder der Philosophen-Band auf ihren hinterlassenen „Benjamin-Tapes“ als Erinnerungskünstler: Lenin und Chaplin singen im O-Ton aus dem Jenseits herüber und Heiner Müller und Laurie Anderson erzählen melancholisch von der Revolte. Weil aber Benjamin gar nicht wirklich gestorben ist, können wir Lieder davon singen, wie ihn als CIA-Agenten eine schwarze Limousine an der spanischen Grenze abgeholt hat, und wie kompliziert er heute noch im Copy-Shop seine Aufsätze reproduziert. Der Engel der Geschichte schüttelt rückblickend sein Haupt und ruft: „Vergesst Benjamin!“.
Andreas Ammer, geb. 1960, Journalist, Autor, Hörspielmacher. BR-Hörspiele u.a. „Orbis Auditus“ (1990, Hörspiel des Jahres), „Apocalypse Live“ (gemeinsam mit FM Einheit und Ulrike Haage, 1994, Hörspielpreis der Kriegsblinden, Prix Italia), „The King is gone“ (mit Micha und Markus Acher, 2015, ARD Online Online Award).
22:00 bis 22:30 | Deutschlandfunk Kultur
Einstand: Oase Haifa – Jüdische und arabische Musiker an der „School of the Arts“ der Universität Haifa
Von Volker Michael
23:03 | Ö1
Zeit-Ton: Einige Höhepunkte vom Ulrichsberger Kaleidophon 2017: Größe im Kleinen
Gestaltung: Reinhard Kager. In der zweiten Sendung über das Ulrichsberger Kaleidophon 2017 stehen intimere Besetzungen im Mittelpunkt. Wobei die Intimität nicht unbedingt das klangliche Resultat betrifft: Denn das Duo der deutschen Geigerin und Bratschistin Gunda Gottschalk und des belgischen Kontrabassisten Peter Jacquemyn wird man kaum als leise-verhalten bezeichnen können. Die Improvisationen des mit „E pericoloso sporgersi“ betitelten Duos sind nämlich auch stark von Elementen der schamanistischen Tradition der Mongolei geprägt. Und so tauchen immer wieder tranceartige, von kehligen Gesängen begleitete Momente im Spiel der Beiden auf. Von zarteren, intimeren Klängen ist hingegen die Musik eines österreichischen Trios bestimmt: Tanja Feichtmair am Altsaxofon, Elisabeth Harnik am Klavier und Nina Polaschegg am Kontrabass suchen eher feine, auch abstrakte Geräusche integrierende Klänge fortzuspinnen. Und das in genauer dynamischer und klanglicher Abstimmung aufeinander. Manch heftige, energetische Ausbrüche barg aber auch dieses Konzert.
15.07.2017
22:05 bis 22:50 | Deutschlandfunk
Atelier neuer Musik: Zurück in die Gegenwart – Zur Problematik neuer Diesseitigkeit
Von Hanno Ehrler. Jüngere Komponistinnen und Komponisten sind mit dem Neue-Musik-Betrieb unzufrieden. Sie wollen ein größeres Publikum ansprechen. Sie wollen eine zeitgenössische Musik, die auf ihre Lebenswelt reagiert. Mit den Begriffen wie Diesseitigkeit, neuer Konzeptionalismus und neue Disziplin umschreiben sie ihren Wunsch, mit ihrer Musik die Gegenwart zu reflektieren. Solcherlei gab es in der Geschichte der Neuen Musik aber schon einmal. In den 1960er-Jahren ging es darum, politische Musik zu schreiben, die sich mit der aktuellen Situation der Welt beschäftigt. Autor Hanno Ehrler wirft in seiner Sendung die Frage auf, ob der derzeitige Aufbruch der Neuen Musik wirklich so neu ist, wie er sich gibt.
16.07.2017
20:15 | Ö1
Henri Chopin, ein Pionier der akustischen Poesie
Mein Körper ist eine Klangfabrik. Henri Chopin – ein Pionier der akustischen Poesie. Feature von Eva Roither. 2005 sitzt Im Wiener Jazzclub Porgy & Bess ein kleiner, in sich zusammengesunkener alter Mann in der ersten Reihe. Neben seinem Sitzplatz – sein hellroter Rollstuhl. Er raucht, hustet und trinkt Rotwein. Er ist entzückt über die Moderatorin, die auf der Bühne über ihn spricht. „Ahh, soo fonnie, it’s soo fonnie“, sagt der 82-jährige Franzose in seinem „barbarian-english“, für das er sich immer wieder entschuldigt. Es ist einer der letzten Auftritte des 2008 gestorbenen Autors der Konkreten Poesie. Unter lang anhaltendem Applaus und gestützt von zwei Begleitern wird Henri Chopin, auf die Bühne geführt. Dann startet das Tonband: ein rhythmisches Klopfen tönt aus dem Lautsprecher, ein durchdringendes Rauschen, Atmen, Schmatzen und Gurgeln, das den Boden im Saal zum Vibrieren bringt. Henri Chopin steckt sich das Mikrofon in den Mund, schnalzt mit der Zunge, pfeift und ruft: „La vie, la vie. La seule valeur“ – Das Leben, das Leben, das einzige, was zählt … Im Paris der 1950er Jahre hat er als Mitglied der „Poètes Sonores“ die Schriftkultur für beendet erklärt. Henri Chopin ist der erste, der mit den Mitteln des Tonbandgerätes, des Magnetbandes und des Mikrofons sogenannte „Audio-Poeme“ entwickelt und den Körper als tönendes Instrument eingesetzt hat. Rund 80 CDs und Schallplatten zählen zu seinem uvre. Ein Porträt des „konsequentesten Künstlers des vergangenen Jahrhunderts“ (Christian Ide Hintze).
22:00 bis 22:30 | Deutschlandfunk Kultur
Musikfeuilleton. Frischer Wind im Geigenbau – Neugebaute Streichinstrumente auf dem Vormarsch
Von Eva Blaskewitz. Stradivari und seine Zeitgenossen – das waren lange die Götter der Streicherwelt. Aber seit einiger Zeit schicken sich zeitgenössische Geigenbauer an, einen Platz im Olymp zu erobern. Namhafte Solisten wie Christian Tetzlaff spielen auf neugebauten Instrumenten, und auch für viele Orchestermusiker muss es nicht mehr zwangsläufig ein alter Italiener sein. Zum Umdenken tragen sicherlich die in astronomische Höhen gestiegenen Preise bei – der Rekorderlös von fast 16 Millionen Dollar für die Lady Blunt-Stradivari markiert nur das vorläufige Ende einer wahnwitzigen Entwicklung. Aber auch das Niveau des Geigenbaus ist in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. In Blindtests schneiden neue Spitzeninstrumente vielfach besser ab als die viel höher gehandelten Geigen aus dem 18. Jahrhundert.
22:05 | Ö1
Ö1 Kunstsonntag: Zeit-Ton extended. ICAS Radio. Statt Mittagsschläfchen Les Siestes Électroniques (Teil 2)
Gestaltung: Susanna Niedermayr und Oliver Baurhenn, gemeinsam mit les Siestes Électroniques. Einmal im Jahr laden unsere ICAS Kolleg/innen von Les Siestes Électroniques in Toulouse zu ihrem Open Air Festival bei freiem Eintritt. In entspannter frühsommerlicher Atmosphäre wird nachmittags zum Entdecken neuer elektronischer und abenteuerlicher Musik eingeladen. Und am Abend und in der Nacht spannen die Veranstalter/innen der Siestes Électroniques ihr Netzwerk auf; übernehmen die vielen lokalen Partner-Organisationen. Je mehr Auswahl wir haben, umso kleiner wird unsere Lust Neues kennenzulernen, schreiben die Veranstalter/innen in ihrem Vorwort zur Festivalausgabe 2017. Wir verlassen uns auf Algorithmen, die uns Musik nach unserem Geschmack vorschlagen. So müssen wir unsere Komfortzone nie verlassen; so werden unsere Hörgewohnheiten niemals auf die Probe gestellt. Das Andersartige zu erleben sei vielleicht die extremste Erfahrung unserer Zeit, in der es doch so wichtig wäre sich eben gerade mit dem Andersartigen auseinanderzusetzen. In dem Versuch hier einen Beitrag zu leisten sind unsere ICAS Kolleg/innen mit dem Festival-Konzept ihrer Siestes Électroniques in den vergangenen Jahren bis nach Vietnam und in den Kongo gereist. In Paris kooperieren sie mit dem Musée du quai Branly für außereuropäische Kunst, um dessen reiches Audioarchiv für ausgesuchte Musiker/innen zu öffnen, die die fernen Klänge schließlich in ihre Musik einweben, um sie so einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Les Siestes Électroniques sind auch eines jener 16 ICAS Festivals, die, genauso wie das ORF Musikprotokoll im steirischen herbst, Ende 2015 die Shape Plattform für neue spannende Projekte aus dem Bereich der Musik und audiovisuellen Kunst gegründet haben. Und so hat am Rande der heurigen Festival-Ausgabe Ende Juni, Anfang Juli auch eines der beiden diesjährigen Shape Treffen in Toulouse stattgefunden.
23:00 | Ö1
Wettbewerb für Radiokunst der Euroradio Ars Acustica Gruppe der Europäischen Rundfunkunion (EBU)
Prix Palma Ars Acustica – Teil 2. Die „Palma Ars Acustica“ wird heuer zum fünften Mal vergeben. Die Jurysitzung fand Ende Mai im Rahmen des jährlichen EBU Euroradio Ars Acustica Meetings im Wiener Funkhaus statt. Ö1 Radiokunst / Kunstradio war dieses Mal die Gastgeberredaktion. Ausgerichtet wird dieser Wettbewerb für Radiokunst von der Euroradio Ars Acustica Gruppe der Europäischen Rundfunkunion (EBU). Diese besteht seit 1989 aus Redakteur/innen, die in ihren jeweiligen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Sendungen im Kontext der Radiokunst und Ars Acustica produzieren, sowie mit Künstler/innen aus allen Bereichen zusammenarbeiten um im Radio zu experimentieren und die Grenzen des Mediums auszuloten. Das Ö1 Kunstradio zählt zu den Gründungsmitgliedern. Neben bilateralen Kooperationen vernetzten sich die Ars Acustica Redaktionen gemeinsam mit Künstler/innen jährlich bei internationalen Projekten wie den weltweiten „Art‘s Birthday Parties“, die zu Ehren der Kunst gefeiert werden.
23:04 bis 23:30 | hr2-kultur
ARD Radiofestival 2017 Radio Lab. Lars Ruppel: „Friss, Reim, oder stirb! – Was sich heute noch reimt“
Ein Slam-Poet sucht nach dem Reim im Hier und Jetzt. Da entkorkt die Generation ü50 einen Merlot als Begleiter zum Wortgenuss und den Jüngeren platzt die Naht der Wunde, die der Deutschunterricht hinterließ. Gehört der Reim, der einst in der Werbung, vor der Bescherung, in den Poesiealben dieses Landes kultiviert wurde, heute in den Schauschrank der veralteten Kulturtechniken, so wie der Heckenschnitt, das Überprüfen von Kassenzetteln und Moselfahrten? Poetry-Slammer Lars Ruppel verfasst einen Nachruf auf den noch lange nicht gestorbenen Reim. Er gräbt in den Untiefen des Deutschunterrichts, wo die Freude am Reim irgendwo zwischen schlechten Noten und Pubertät verschüttet wurde. Aufgerieben und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt vegetiert der Reim heute auf Häuserwänden, Werbeschildern oder zwischen weißhaarigen Zuhörern in Literaturhäusern. Lars Ruppel hält dagegen und verspricht ein Hochfest auf den Reim, mit Beispielen aus Slam-Poetry, Kleinkunst und Hip Hop.
seit 1997 chefökonom der kritischen masse und netzbabysitter der nmz.