Richard Wagner: Die glückliche Bärenfamilie – Kompletter Klavierauszug inklusive Leitmotiv-Tafel entdeckt!
Viele Musikfreunde wissen nicht, dass Richard Wagner im Jahre 1837 mit der Arbeit an einer Oper begann, die den schönen Namen „Die glückliche Bärenfamilie“ tragen sollte. 2013 wurden die erhaltenen Fragmente des Werkes, das der Meister in Gänze mit „Männerlist größer als Frauenlist oder: Die glückliche Bärenfamilie“ überschrieb, in Nürnberg erstmals aufgeführt – hier ein Bericht dazu in der nmz.
Bei dem gefundenen Fragment handelt es sich um eine Zirkusoper, in der gar keine richtigen Bären, sondern nur Bärenkostüme eine Rolle spielen. Jetzt allerdings wurde bei Rasensprengarbeiten im Garten der Villa Wahnfried in Bayreuth eine verdächtige braune Holzkiste mit über 100 Partiturblättern, Notizen und dem vollständigen handgeschriebenen Klavierauszug entdeckt. Das erhaltene Material stellt Wagners Intentionen hinsichlich dieses bärigen Sujets in ganz anderem Lichte dar; tatsächlich beabsichtigte Wagner, ein abendfüllendes Musikdrama mit echten Bären – die natürlich von Menschen in Bärenkostümen gespielt werden – zu komponieren. Mitnichten erzählt die Handlung Ereignisse im Zirkusmilieu, sondern die berührende Geschichte einer Bärenfamilie im Bayerischen Wald.
Ich konnte mit Hilfe eines Freundes der Familie Wagner einige Teile dieses sensationellen Fundes fotografieren – und habe bereits eine handgeschriebene Leitmotiv-Tafel von Wagner persönlich entziffert und transkribiert.
Auch konnte ich notieren, wie die erste Szenenanweisung Wagners am Ende des Vorspiels zum ersten Akt lautet: Der Vorhang geht auf. Das Innere einer Bärenhöhle; der mit Farnen und Gräsern bedeckte Kuschelplatz der Bärenfamilie bildet die Mitte des Raumes; zur Seite hin tut sich der Weg zum Höhlenausgang auf; von dort fällt ein fahler Lichtschein auf die Szenerie. Honigreste sind im Raum verstreut zu sehen, sowie die mächtigen Tatzenspuren von Papa Bär, die zum Ausgang führen…
Die von Wagner in „Die glückliche Bärenfamilie“ verwendeten Motive verweisen in ihrer Textur, Harmonik und Expressivität gleichsam auf die Leitmotive der späteren Musikdramen. Vor allem die Ähnlichkeiten zu den Motiven aus „Der Ring des Nibelungen“ sind geradezu frappierend. Die Motive der ersten von Wagner handgeschriebenen Bären-Leitmotiv-Tafel veröffentliche ich heute weltweit erstmals – und exklusiv für den Bad Blog of Musick. In den nächsten Wochen und Monaten sollen – sofern die Wagner-Familie damit einverstanden ist – weitere Ausschnitte des Klavierauszuges präsentiert werden. Die Uraufführung des ganzen Werkes ist derzeit für die Bayreuther Festspiele 2019 geplant.
Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.
„(Fuckya Minna!!)“
Sehr schön – das besorgte da gerade Herr Dietrich.