Nicht bei uns – A** Dirigentenausbildung für A** Weltorchester
Berliner Philharmoniker Dirigentenroulette – genug wurde dazu bereits geschrieben, gemutmasst. Nächste Woche wird Rattles Nachfolge aller Voraussicht nach klarer als heute sein. Eines gibt aber zu Denken: die meisten gehandelten Kandidaten haben ihre Berufsausbildung nicht hauptsächlich im deutschsprachigen Raum erhalten. Auch wenn Dirigenten wie Barenboim oder Jansons einen Teil ihrer Ausbildung in Österreich bei Hans Swarowsky absolvierten, also eher Vorkenntnisse abrundeten, so erhielten sie nicht von Anfang an ihre Ausbildung einer deutschen, österreichischen oder schweizerischen Musikhochschule. Um ein Dirigent eines Orchesters von Weltrang zu sein, sollte man herausragend musikalisch sein, möglichst über einen kollegialen Probenstil verfügen, das Publikum musikalisch überzeugen, als Identifikationsfigur mitnehmen und Vertreter wichtiger Förderer und Partner für sich einnehmen können.
Ein Blick auf die A-Orchester und auf die A-Orchestern ähnlich eingestuften Orchester in der Konzertorchesterliste des Deutschen Musikrats für das gesamte Jahr 2015 (bei Vakanzen mit Berücksichtigung der letzten Amtsinhaber) zeigt deutliche Fakten: von ca. 50 Orchestern sind nur 15 Orchesterchefs komplett an deutschsprachigen Musikhochschulen ausgebildet worden, zwei in Österreich, 13 in Deutschland. Ihre Ausbildung rundeten von der Mehrzahl der im nicht-deutschsprachigen Ausland grundständig Studierenden nur 2 an einer deutschen Musikhochschule und 8 in Österreich ab. Konzentriert man sich nun auf den deutschsprachigen Berliner-Philharmoniker-Kandidaten Christian Thielemann, der seine Dirigentenlaufbahn ohne regelkonformes damaliges Diplomstudium in seinem Hauptberufsfach begann, könnte man vereinfacht behaupten: unser Musikausbildungssystem taugt nicht, um eine/n hochkarätigen Orchesterchef/in hervorzubringen, die insbesondere der angelsächsischen, russischen, italienischen und französischen Konkurrenz standhält. Die kurze Formel wäre: auch wenn es in Deutschland weltweit gesehen die meisten Musikhochschulen und Orchester gibt, bringen Grossbritannien und die USA eher einen GMD für die deutsche Orchesterlandschaft hervor als diese es selbst vermöchte.
An den deutschen Musiktheatern mit A-Orchestern findet man zwar immer in erster Reihe sogar deutsche Namen als erste oder zweite Kapellmeister, was für die musikalisch Solidität der Ausbildung und ihre Begabung darin spricht. Als darüberhinausgehende Identifikationsfiguren werden sie von den anderen nach hinten verwiesen. Auch hier die Tendenz zum nicht originär im deutschsprachigen Musiksystem ausgebildeten Chefdirigenten! Also gilt es die Ausbildung von Anfang zu verändern, vom Musikschulalter an das Selbstbewusstsein der Begabtesten massiv zu stärken fördern. Und weniger Hochschulkarrieren an den Instituten zu Professoren machen als vielmehr erfolgreiche Künstler und unkonventionelle Dirigierpädagogen zu berufen, von Anfang an mit den global besten Agenturen darin und als Motor für die Berufsanfänger zu kooperieren sowie vorsichtig das Ausbildungsziel von hervorragend ausgebildeten Korrepetitoren mehr auf herausragende Künstlerschaft umzulenken! Denn geniale Korrepetitoren, denen man natürlich nicht die Möglichkeit zu musikalischer Leitung nehmen sollte, sind doch etwas anderes als Dirigenten, ein anderes Thema… Hier die Liste zum Text: Link.
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