Eine gruselige Kleinigkeit – Marsch & Musica Viva
Wer die Anfangsbuchstaben der drei ersten Worte des Titels liest, weiß worum es gleich in aller Kürze gehen wird: um Konrad Boehmer. Und um Werner Egk. Was nicht vergessen werden sollte, wie sich der vor kurzem verstorbene Konrad Boehmer mutig mit Werner Egk selbst vor Gericht stritt, wenn es um das Verhalten des letzteren im 3. Reich ging. Dazu einfach mal auf Wikipedia nachschlagen.
Die meisten dürften nur vom Hörensagen wissen, dass Werner Egk 1941 einen „Marsch der deutschen Jugend“ für einen HJ-Film namens „Jungens“ komponierte, heute noch ein sogenannter Vorbehaltsfilm, wie Leni Riefenstahls Olympiafilm. Zusammengefasst geht es darum, wie toll die HJ doch im abenteuerlichen Aufklären von Verbrechen von „Volksschädlingen“ sei und wie toll es sei, dabei zu sein, um als künftiges Kanonenfutter auf richtige Linie gebracht zu werden. Die Musik wird kaum bekannt sein. Nun fand ich im Netz den folgenden Film, der diese Trompeten übersättigte Musik zum Erklingen bringt. Nichts besonderes, könnte man sagen. Aber doch strahlend genug, um im Kontext dieses Filmes wohl dessen verführerischen propagandistischen Charakter treffend zu unterstreichen, Affirmation des NS-Staates im schlimmeren Sinne:
Wenn man dann einer alten Spiegel-Ausgabe noch eine Stelle entnimmt, dass Egk durch Vorspielen eines Ligeti-Stückes den damaligen BR-Rundfunkrat über Inhalt und Zwecke der musica-viva-Reihe „aufklärte“ und zu Mittelstreichungen zu Lasten dieser Reihe beitrug, fällt nun der letzte Respekt gegenüber Egk. Wann geht die Stadt München als Vorbild voran und benennt den Werner-Egk-Bogen in Konrad-Boehmer- oder gar György-Ligeti-Bogen um?
Komponist*in
Egk mich am Orff…kann man da nur noch sagen!
Ich weiss gar nicht, was ihr habt. Das ist doch mal frische, erbauliche Musik. Egk – das ist echte „Neue Klassik“! Nicht dieser unmenschliche Krach von Ligeti und Co. …[/sarkasmus]
Aus der Reihe, Karriere geht über Menschen. Wer hat, dem wird gegeben.
Ja. AngeEGKt ist der sicher nicht…Bei uns in Stuttgart wird auch vieles unter den
Teppich gekehrt, wenn ich da etwa an Johann Nepomuk David denke.
Werke von ihm mit Programmtiteln wie etwa Einzug zum Kampf-Menetekel für den Feind-Siegeshymne stehen selten im öffentlichen Diskurs… Wäre hier vielleicht auch mal einen kleinen Artikel wert.