Die 10 schönsten Komponisten klassischer Musik (Folge 1)
PLATZ 10
Norbert „Die Burg“ Burgmüller (1810-1836)
Der gebürtige Düsseldorfer Nobbi Burgmüller war der Vorreiter in Sachen Ponyhof Erfinder einer seltsamen, sich aber als Marketing-Strategie überraschend erfolgreich entpuppenden Mode: dem sehr [sick!] frühen Komponisten-Tod. Er (26 Jahre, Epilepsie) begründete damit eine Tradition, auf die sich später Hans Rott (1858-1884, starb mit 25 Jahren an Tuberkulose) und Rudi Stephan (1887-1915, mit 28 Jahren an Erster Weltkrieg) unmittelbar – und „gleichsam zitathaft“ (Haha Eggebrecht) – beziehen sollten. „Früh vollendet“. „Vollendet veredelte Spitzenqualität“ (Dallmayr Prodomo). Wenn heute ein Werk der drei Genannten auf dem Programm steht, kann man voller Begeisterung gemeinsam trauern und genüßlich mutmaßen, was die früh Gegangenen („Der Tag kommt, Norbert Burgmüller geht.“) noch alles hätten komponieren können. Burgmüller jedenfalls zog es – als guter Düsseldorfer – vor, sich mit seinen Homies zu häufig, zu regelmäßig mit Alkopops auf traditioneller Altbier-Basis zuzudröhnen. Das tat seiner Leber und seiner epileptischen Veranlagung nicht gut. Zwischendurch komponierte Burgmüller 1834 ein haushohes Klavierkonzert, das sein Kollege Mendelssohn am Klavier im Seitenflügel uraufführte. Schon allein aufgrund der wenigen Werke, die Burgmüller vollenden konnte, lässt sich ein großes Talent mit sehr eigenständigen Straßenbahnen Zügen erkennen. Irgendwann war derselbige dann aber abgefahren – zu viel Alk halt. Exodus und Schluss. Schade, denn die Gesichtszüge Burgmüllers verraten eine hohe Sensibilität, seine schalkhaften wie kindlichen Augen fixieren den Betrachter auf berührende Weise, während die Augenbrauenpartie in ihrer klaren, klassischen Zeichnung fast streng darüber wacht. Die unauffällige, jedoch gleichsam nicht uncharakteristische Nase geht über in eine Mundpartie, in der die Unterlippe proportional dominiert, während die Frisur diesen jungenhaften Blickfang fürderhin extremst stylish umrahmt. Platz 10 für unseren Nobbi, dessen Werke wir wiederentdecken sollten!
PLATZ 9
Maurice „Sky du Mont“ Ravel (1875-1937)
Zu Maurice Ravel braucht man dagegen kaum etwas zu sagen. Jeder kennt den „Bolero“, das beste schlechteste Stück der Welt. Nach Anfängen mit der kleinen Trommel als – nach eigenen Angaben zu unbegabter – Pianist und erfolglos Wettbewerbsauszeichnungen hinterherlaufender Komponist sah es für Maurice schon fast nach Dschungel-Camp aus. Da besann sich unser Lieblingsdandy – und komponierte fortan nur noch den geilsten Scheiß der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Kino schoss er in der Rolle des Santa Maria im Erfolgsstreifen „Der Schuh des Manitu“ noch einmal im großem Stile den Vogel ab, bevor er 1937 an Morbus Pick verendete.
PLATZ 8
George „Jimi Blue“ Gershwin (1898-1937)
Ja, richtig, er, der im selben Jahr wie Ravel starb (1937), er war es! Er komponierte mit seiner „Rhapsody in Blue“ die Musik zur Krombacher-Werbung – das Bier Werk, das ihn über Nacht bekannt machte. Jede Nachtigall sang die herrlich beswingten Melodien der blauen Rhapsodie fortan untentwegt – und wurde damit, als Nachtigall, über Nacht zum Star. Der Transport des schweren Steinway-D-Flügels in die New Yorker Aeolian Hall – dort fand am 24. Februar 1924 die Uraufführung statt – wurde ein Ereignis von historischer Tragweite. Anschließend gaben sich Türknauf-Hersteller weltweit zu Gershwins Musik die Klinke in die Hand. Bei der Premiere seines ebenfalls wie eine Watsch’n einschlagenden Klavierkonzertes F-Dur ein Jahr später war folglich die Crème de la Crème der New Yorker Kosmetik-Lobby zugegen. Wieder war Gershwin selber der Solist – und brillierte mit einem diamantenbesetzten Diadem. Gershwin: Ein Mann, der wusste, wie man sich ganz alleine anzieht! Leider starb dieser schöne Mensch – keine vierzig Jahre alt – an einem Gehirntumor. So sad.
PLATZ 7
Antonio „Wie Waldi“ Vivaldi (1678-1741)
Zeitsprung! Wir schreiben das Jahr 1678: „sechszehnhundertachtundsiebzig“. Im Eiscafé Venezia drüben an der Ecke wird Antonio Vivaldi geboren. Nach Anfängen bei örtlichen Fußballclubs wechselt er im Alter von 16 Jahren für eine für damalige Verhältnisse geringe Ablöse von 67.000 Dukaten zum AC Milan, mit dem er 1697 das Champions-League-Finale gewinnt (5:4 i. E. gegen Galatasaray Konstantinopel). Nach mehrfachen Verletzungen am Syndesmosesband komponiert Vivaldi den Schlager „Kann den Syndes Mose sein?“ – und wird folglich zum Sportinvaliden. Aus Langeweile schreibt er über 8000 Violinkonzerte, die alle – außer dieses eine, hier, Dings, mit Sommer und so, aus der Werbung! – gleich klingen. Außerdem wird Vivaldi 1703 zum Priester geweiht, wobei der achso brave Antonio – als aus einer Möbelfabrikantenfamilie stammenden Familie – Frauen alles andere als von der Bettkante zu stoßen sich anschickt. Irgendwann stirbt er und ist tot. Bis dahin sah er gut aus und hat das Leben genossen. Voll das Vorbild, hey. Sch’schwöre voll!
PLATZ 6
Josquin „Jacqueline“ Desprez (ca. 1450-1521)
Er war das erste mit „Genie“ betitelte Genie der gesamten Musikgeschichte: der geniale Josquin Desprez, häufig kurz „Josquin Desprez“ oder auch, etwas ausführlicher, „Josquin“ genannt. Um 1450 im heute nordfranzösischen Saint-Quentin geboren musste er – wie noch Vivaldi (siehe oben) – jeden Sonntag in die Kirche. OMG! So konnte der Chorknabe – wie alle Komponisten seiner Zeit begann er nämlich in seinen Anfängen als Chorknabe – nie Sonntags ausschlafen. Trotzdem wurde er zu einem guten Menschen, der die beste Musik des 15. und 16. Jahrhunderts schrieb. Natürlich kam meistens, geradezu zwangsläufig Kirchenmusik dabei raus, was aber nur hinsichtlich der immergleichen Lyrics (Kyrie und so) ziemlich saugt. Komm, echt jetzt: egal! Als sein – unsagbar hässlicher – Kollege Johannes Ockeghem stirbt, widmet ihm Josquin, wie es damals Mode war, eine Trauerkomposition. Alle wichtigen Komponisten seiner Zeit zählt Josquin in diesem Werk auf; zu allererst sich selbst – und zwar in den höchsten Tönen. Selbstverliebtheit, zu der man an Ostern erst einmal die Eier haben muss!
Sein unsagbar schönes „Miserere“ komponierte Josquin, der für die wichtigsten Höfe seiner Zeit tätig war, in den grassierenden Zeiten der Kohl-Ära Pest-Welle. Wie man so ansteckend großartige Musik unter solchen Umständen schreiben kann, das konnte von Epidemiologen bis heute nicht wissenschaftlich geklärt werden. Nicht auf allen historisch überlieferten Selfies sieht Josquin allzu gesund aus – das hier gezeigte Porträt zeigt ihn jedoch als männlich-rauen Checker – wenn auch der Hipster-Bart gewaltig stört. Darüber sehen wir hinweg, gratulieren zu Platz 6 und singen Bumsfallera!
Zum Titel dieses Beitrages, für alle Schlaumeier: Mit „klassische Musik“ ist natürlich der Ober-, nicht der Epochenbegriff gemeint. Außerdem wurden nur tote Komponisten in langer, mühsamer Arbeit ausgewählt. „Die schönsten nicht mehr lebenden Komponisten ernster Musik“ hätte ungut geklungen. Deshalb.
Morgen oder so gibt es dann die Plätze 5-1!
Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.
Det is allet escht subba cool…voll witzich ey…escht Mann, ealisch!….dinogeil, ey……voll wambo….un voll danke für….wa jez ma escht fällich det!
Aber wo ist der wunderschöne Komponist, der uns die unvergessliche Oper „Ringsum nur Nüsse“ bescherte? Der fehlt hier doch eindeutig….
Ansonsten: großartig!