Silje in Weimar und das norwegische Ensemble neoN

Lotte in Weimar, das kennt man. Silje Aker Johnsen, die Sopranistin aus Oslo, sollte bald mehr als ein Geheimtipp in der europäischen Neue-Musik-Welt sein. Auf Einladung der Weimarer Frühjahrstage für zeitgenössische Musik gastierte sie am 25.4.14 mit ihrem Ensemble neoN mit einem speziellen Programm zur Eröffnung des Festivals. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen spielten dabei unter anderem neue Werke von durch die Frühjahrstage beauftragte Komponisten wie z.B. von mir selbst und ein Trias neuster und neuerer Stücke norwegischer Komponisten. Jedes Stück forderte die ganze gesangliche und performative Bandbreite Siljes heraus, ließ sie jauchzen, japsen, girren, surren, jagte sie in die höchsten und tiefsten Register, was sie immer mit einem heimlichen Lächeln und Augenfunkeln in die Tat umsetzte. Was alle in den zwei Tagen der Proben und der Aufführung mitriss, war der permanente hundertzwanzigprozentige Einsatz ihrer Stimme, als ob es keine Grenzen für diese gäbe. Trotz anstrengender Reise und fülliger thüringischer Küche, kannte sie keine Gnade mit sich selbst. Jedes der sieben Stücke des Abends setzte ihre Stimme ein, ließ sie mit Live-Elektronik arbeiten, mit Krähen und Plastikhandschuhen performen, mit Lufteinsaugen fiepsen oder mit Koloraturen und gesteigertem Ausdruck singen. Neben Salome Kammer und Frauke Aulbert strahlt nun ein weiterer Stern am Himmel der Vokalkünstlerinnen.

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(c) Andreas Ulvo

(c) Andreas Ulvo

Unterstützt wurde sie dabei von den drei Kernmusikerinnen des Ensemble neoN, ergänzt mit Gästen aus ihrer Heimat und Deutschland. Festivalleiter Johannes K. Hildebrandt war vor zwei Jahren auf den Donaueschinger Musiktagen auf Silje Johnsen aufmerksam geworden, die dort als Gast des Ensembles asamisimasa mitwirkte und lud sie und ihr Stammensemble ein. Im Sommer diesen Jahres werden sie eines der konzertierenden Gastensembles der Darmstädter Ferienkurse sein. Hoffentlich werden viele weitere Komponisten mit ihnen arbeiten dürfen: sie sind technisch auf höchstem Niveau versiert und arbeiten in freundlicher und ruhiger Atmosphäre zusammen und versuchen jeden Wunsch eines Komponisten oder einer Komponistin genaustens umzusetzen, zeigen von ihrer Seite Alternativen auf, wenn ein intendierter Effekt vielleicht anders besser klappen könnte. Ob mit oder ohne Medien, ob mit oder ohne performativen, gar instrumental-theatralischen Elementen, ob erweiterte Spieltechniken oder Mikrotöne, sie gehen keiner Aufgabe aus dem Weg, sind in allen Elementen perfekt präpariert.

Somit wurden die Frühjahrstage stimmig eröffnet, legen heute Nacht die Gebrüder Teichmann zum fünfzehnten Geburtstag auf und werden die nächsten Tage mit dem fathom trio Werke remixen, kann man sich auf das abwechlungsreiche Orchesterkonzert mit der Jenaer Philharmonie am Sonntag freuen – welches der kleineren Festivals kann schon von sich behaupten, regelmäßig mit einem Orchester aufwarten zu können. Bis 30.4.14 gibt also noch einiges an älteren und jungen Komponisten zu entdecken, werden sogar die den Badblog-Lesern bekannten Komponisten Erik Janson und Christoph Theiler alias Wechselstrom, dieser als Preisträger des Kammermusikwettbewerbs, zu hören sein.

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