Paco de Lucía (1947-2014)
Der große Flamenco-Gitarrist Paco de Lucía ist gestern – am 26. Februar 2014 – im Alter von nur 66 Jahren verstorben.
Wir sind traurig.
Ich habe ihn vor allem durch dieses Video kennengelernt. Hier spielte Paco das frühe Gitarrenkonzert „…spuren… im Nichts…“ von Alexander „Bitte verzeih‘ mir!“ Strauch. Auch einige Neger sind in diesem Video zu sehen – ein früher aparter Schachzug des Großmeisters der Gitarre, im Grunde eine stille (fast gehörlose) Hommage an den großen Mandala-Ausmaler Südafrikas.
Nicht zu vergessen auch sein Einsatz für die klassische Musik, die wir doch so gerne (und fürderhin immer auch ein Stück weit unsicher) „Klassik“ nennen. Die Erst-Einspielung von Beethovens Konzert für Gitarre und Orchester c-Moll: Pacos Verdienst. Die Wiederentdeckung der großen Gitarrenoper „Die große Gitarrenoper“ von Werner Egk: eine Wohltat. Seine unvergessene Interpretation von „Danke – für meine Arbeitsstelle“: unvergessen.
Aber auch: Paco de Lucía war im Bereich Säbelsport immer ein Verfechter der zeitgenössischen Gitarrenmoderne. Mit großem Einsatz verpasste er keinen einzigen Einsatz im Ensemblespiel. Er war immer pünktlich um 10.00 Uhr bei der Probe. Selbst, wenn mal der ein oder andere fehlte (weil: noch kurz beim Netto vorbeigeschaut). Auf ihn und in einsamen Landschaften konnte man sich immer verlassen (fühlen).
Paco de Lucía wird Spuren hinterlassen, gelbe, rote – und, ja, auch weiße Spuren. Seine Haarpracht war immer wie eine Lichtung für alle Gitarrenmenschen dieser Welt (die wir „Welt“ nennen).
Enden möchte ich mit den Worten Emanuel Geiels:
Wenn einer starb, der hier gezupft hienieden,
So trag hinaus zur Einsamkeit dein Sound,
Dass ernst und laut sich die Gitarre wehre
Im Wald, am Meer, auf Hockern all around.
Da hörst du bald, dass jener, der geschieden,
verheiratet im Gerichtssaal auferstehe;
In Plektron und Saiten spürst du seine Nähe,
Und aus Flamenco blüht ein tiefer Frieden.
Ja, schöner muss der Virtuose jetzo brennen,
Ums Haupt der Erkältung lichter Schein,
Und treuer – denn du hast ihn alle Zeiten.
Der Spanier hat itzo seinen Auftritt, wo der Stein
Vom Brette springt, das wir nur „Bühne“ nennen;
Und was du ewig zupfst, ist ewig dein.
Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.