Daniel Osorio – kleine Begegnung im Saarland, grosse Musik im Netz

Neulich, das heisst vor bald drei Monaten, bin ich in Saarbrücken gewesen. Keine große Sache,nur ein kleiner Auftritt mit meinen Philhomonikern anlässlich eines mittelgrossen queeren Chortreffens. Nach dem Konzert trat plötzlich der Komponist der Hymne an mich heran, da ihm unser Auftritt wie auch immer beeindruckt hat. Mir hatte seine Hymne einiges Kopf zerbrechen bereitet, weil sie mal wieder erst sehr spät fertig wurde und so die Probenarbeit meines Chores in Mitleidenschaft zog. Ich hatte sie somit kaum geprobt, dennoch rettete mein Chor mich und trällerte sie passabel mit den anderen Gastchören. Leider blieb uns kaum Gelegenheit nochmals intensiver ins Gespräch zu kommen. So musste eine eingehendere Beschäftigung mit Osorio auf die Zeit nach der Heimkehr via Internet verschoben werden. Ehrlich gesagt hielt ich ihn nur für einen arrangierenden Musikpädagogen durch die auf die Hymne begrenzte Erfahrung.

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Um so baffer war ich, als ich beim surfen in Daniel Osorio einen veritablen Komponisten Neuer Musik vorfand! Den jungen Mann verschlug es dank Unterstützungen seines Heimat- wie auch Gastlandes aus Santiago de Chile nach Saarbrücken, wo er Theo Brandmüller und Stefan Litwin studierte. Weitere Kurse bei Beat Furrer, Helmut Lachenmann, Marco Stroppa, Brian Ferneyhough und Vykintas Baltakas schlossen sich an. Wenn man dies liest, eine ganz normale Komponistenvita der letzten 20 Jahre. Auch seine Stückbesetzungen für Flöte, Saxofon, Klarinette, Sopran, Geige, Klavier, Schlagzeug und Elektronik scheinen landläufig zu sein.

Was ihn allerdings vom üblichen Allerlei absetzt, ist eine eingehende Beschäftigung mit dem Atem der Flötenspieler in der dünnen Luft der Anden. Ist das Atmen dort doch das die Menschen verbindende, sie von den Tiefländern abhebende, die vereinende Besonderheit, welche ihre eigenen Techniken hervorbrachte und ausdifferenziert wird, wie manche Inuits etliche Worte für Schnee erfanden. Dazu die schamanische Transzendenz, wenn man sich in andere Bewusstseinszustände hineinatmet. Osorio bringt dies in seinem Zyklus ZIKKUS auf den Punkt, wie man in dem Film ZIKKUS-P sehen und hören kann. Bemerkenswert auch sein kleiner Zyklus IAX-AUS für Mezzosopran, Elektronik und vier Instrumente: Worte der letzten Sprecherin einer mit ihr ausgestorbenen patagonischen Ureinwohnersprache bilden einen zarten Fluss über den unwiederbringlichen Verlust.

Das ist nun Alles unspektakulär und angenehm unaufdringlich. Osorio schwingt keine Urwaldbüschel wie jener hier schon mal besprochene argentinische Wichtigtuer. Er wird auch nicht plötzlich zum Indio, sondern nähert sich mit Neuer Musik und puredata den auch ihm nicht ganz eigenen Phänomenen seiner chilenischen Heimat. Aber egal wo er gerade lebt, scheint ihn das zart-politische anzuziehen: sei es, dass er Musik für den exotischen Saarbrücker Beschwerdechor schreibt oder mit Kindern für das Hamburger Klangradar zusammenkomponiert. Sowas trifft man natürlich in anderen Varianten x-fach unter all den unbekannteren KollegInnen an. Dennoch besticht mich Daniel Osorio mit seiner verbindlichen Freundlichkeit, die ihm aus dem abendländische Gierzirkus nach Auffälligem heraushält und heraushebt. Möge ihm bald mal mehr Aufmerksamkeit widerfahren!

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Eine Antwort

  1. Margarete Kranz sagt:

    Sehr geehrter Herr Osorio,

    Ich stamme aus Saarbrücken und habe mir vor 3 Jahren eine Panflöte gekauft, in der Hoffnung sie spielen zu lernen.
    Leider mußte ich bald feststellen, das es weit und breit keinen Panflötenlehrer gibt der es mir beibringen kann. Mein größter Wunsch wäre es an der Hochzeit meines Sohnes das AVE Maria zu spielen. Diese findet bereits Anfang Mai statt. Sehen sie eine Chance für mich ….dieses Lied bis dahin zu lernen? Falls sie jemand wissen, der mir das Spielen der Panflöte in Saarbrücken beibringen kann wäre ich ihnen sehr verbunden.

    Liebe Grüße

    Margarete Kranz