komposition und hustensaft

Frau Büning, die am vergangenen Freitag, gemeinsam mit „erstaunlich vielen Groß-, Mittel- und Kleinkritikern“ (nun stellen Sie Ihr Licht doch nicht so unter den Scheffel) die Premiere von „Superflumina“ gehört hat, sprach auch mit Aribert Reimann, der am kommenden Dienstag den Ernst von Siemens-Musikpreis verliehen bekommt.

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Eine köstliche Passage aus dem Interview, das an diesem Sonntag in der FAS erschienen ist, sei an dieser Stelle zitiert.

FRAGE: Sie singen beim Komponieren?

ANTWORT: Ja, das tun wir doch alle! (lacht) Wir Komponisten singen immerzu. Ob ich in der Orchesterpartitur etwas für die Bassflöte schreibe, mein Lieblingsinstrument, oder in einer Opernpartitur etwas für eine Stimme, egal, ich singe dabei immer. Wie eng das Komponieren zusammenhängt mit dem Physischen, das habe ich neulich gemerkt, als ich krank wurde, eine entzündete Luftröhre. Ich bekam Medikamente, und es hieß, ich sollte möglichst nicht sprechen, fünf Wochen lang. Ich ging dann hoch ins Turmzimmer, um zu komponieren, aber kaum hatte ich angefangen, eine Phrase aufzuschreiben, da kriegte ich einen fürchterlichen Hustenanfall. Ich kann ja das Singen nicht abstellen! Auch wenn ich nicht singe, sondern die Phrase nur denke, dann singe ich innerlich. Ich wurde richtig panisch dabei, ich fragte mich: „Wann kann ich je wieder komponieren?“ Ja, wenn ich nur ans Komponieren dachte, ging das Husten schon wieder los. Meine Ärztin hat mir das dann später erklärt, die Spannung beim Singen entsteht hier im Kehlkopf, und es ist dabei egal, ob etwas herauskommt oder nicht, der Vorgang ist der gleiche. Wenn das Singen nicht mehr funktioniert, dann funktioniert auch das Schreiben nicht mehr. Man könnte sagen: Alle Musik entsteht aus dem Gesang.

Lieber Herr Reimann: An dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch zum Preis! Ein Glück, dass der Husten vorüber ist.

Und alle anderen: Erzählt mir jetzt nicht, dass einer von euch mit dem Computer komponiert und dass sein Kehlkopf dabei nicht in Schwingung gerät! „Ich denke sowieso nur mit dem Knie“ (Joseph Beuys)

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Musikjournalist, Dramaturg