donaubad 5 – hören und sehen und vergehen

na gut, es war ein fehler, sich die ardittis im radio anzuhören. die erhoffte konzentration war erkauft um den preis einer größeren distanz als zu den vorangegangenen quartetten. auch wenn ich mir bei keinem anderen quartett genauer vorstellen könnte, wie es mit präzisen gesten die musik auf seinen pulten durchexerziert – blödes wort: muss heissen „interpretiert“ – fehlte mir plötzlich der einschreibungsprozess, den die visuelle seite des konzerts im hörer vornimmt. und der große applaus nach philippe manourys großartigem streichquartett war nach meinung mancher nicht zuletzt der sichtbaren virtuosen seite geschuldet.
ferneyhough hat sich nun offensichtlich vorgenommen in den quartetten 5-8 jedem einzelnen ardittindianer ein eigenes riesensolo zu schreiben. nach dem großen cellosolo für lucas fels im fünften war nun der primarius an der reihe. der strom wird nicht abreissen im schaffen von mr ferneyhough, so viel ist gewiss. musik, die sich selbst genügt, der geht der stoff nicht aus.

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auf der anderen seite war es natürlich kein fehler, sich dieses konzert im radio anzuhören, denn nur so wurde mir zum ersten mal bewusst, was die kollegen von swr 2 da eigentlich tolles machen. selbstverständlich hat man von den kritikergesprächen gehört, die davor und danach stattfinden, man hat eine ungefähre idee, was da läuft. doch wird die größe dieser leistung erst offenbar, wenn man selbst, nach worten noch ringend, seine eindrücke klärend, was da gerade an einem vorübergezogen ist, drei menschen sich unterhalten hört, die mit ihrer erfahrung, ihrem wissen, ihrer intuition worte finden für etwas, das sie selbst noch nicht verarbeitet haben. und einem damit selbst den weg weisen zur eigenen erfahrung, die noch so frisch ist, dass sie noch nachschmeckt in den worten, die da gerade aus dem radio purzeln. was für eine vermittlungsleistung! das sollte man mal prämieren.

dafür muss man nicht einmal mit jeder einzelnen geäußerten meinung übereinstimmen: was lotte thale und rainer peters an peter ablingers streichquartett so toll fanden wird wohl nur erfahren, wer mit ihnen in der ersten JACK-aufführung des quartetts saß. wer dieses am abend bei den JACKs erlebte war nur noch angeödet, nicht einmal genervt. aber dieses kapitel wird noch gesondert vertieft. so viel nur jetzt vom frühstückscappuccino.

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Musikjournalist, Dramaturg