Außergewöhnlich Neue Musik

Sehr geehrte Damen und Herren,

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im Folgenden möchten wir Ihnen ein außergewöhnliches Neue Musik-Konzert-Konzept vorstellen, von dem wir hoffen, dass Sie es in Ihr Förderprogramm aufnehmen werden.

In unserem Projekt „Klassik 21“ möchten wir Neue Musik an ungewöhnlichen Orten veranstalten. Zu diesem Zweck haben wir bereits einen Konzertsaal ganz in unserer Nähe in Augenschein genommen.

Außerdem möchten wir, dass Komponisten für ungewöhnliche Besetzungen schreiben. Erste Vorgespräche mit einem renommierten Sinfonieorchester wurden hierzu bereits geführt.

Zuguterletzt möchten wir die Komponisten dazu animieren, auf vollkommen unübliche Arbeitsweisen zurückzugreifen, insbesondere dazu, Partituren zu schreiben, die anschließend von professionellen Musikern einstudiert werden.

Um das Publikum dafür zu begeistern, wieder zu kehren, möchten wir ein günstiges Kartenangebot kreieren, das den Besuch mehrerer Konzerte umfasst. (Der nicht mehr gebräuchliche Fachausdruck hierfür ist Abonnement.)

Selbstverständlich ist die Konzentration auf derart ungewöhnliche Produktions- und Darbietungsformen Neuer Musik risikobehaftet. Dies bestärkt uns jedoch umsomehr in unseren Bestrebungen, denn wir begreifen es als unsere Aufgabe, das Nichtidentische im Identischen zu suchen, also das zu machen, was sonst niemand macht.

Wir sind guter Hoffnung, dass Sie unseren Vorschlag aufgrund der Einmaligkeit unseres Ansatzes wohlwollend prüfen werden und freuen uns darauf, von Ihnen zu hören.

Mit freundlichen Grüßen,

Patrick Hahn

[nach einem Telefonat mit Gordon Kampe]

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Musikjournalist, Dramaturg

Eine Antwort

  1. dr. tröt sagt:

    Sehr geehrter Herr Hahn,

    haben Sie herzlichen Dank für die Zusendung Ihres Antrages, den wir sorgfältig prüfen werden.

    Bei ausgiebiger Betrachtung der derzeitigen Personaldecke sehe ich jedoch gewisse Hürden, die einer Realisierung im Wege stehen könnten: Momentan sind 82,7% der sog. „Komponisten“ (also jene Mitarbeiter, die Sie mit der Erstellung von „Partituren“ zu beauftragen wünschen) nicht verfügbar, da sie von „Vermittlungsprojekten“ absorbiert wurden. (Evtl. kennen Sie den oben angeführten Begriff noch unter dem Namen „Musikunterricht“. Dieser wurde ja auf Beschluss der Kultusministerkonferenz vor geraumer Zeit ersatzlos gestrichen, da die Informatik-Leistungen trotz pränatalen Trumscheitspiels nicht signifikant verbessert werden konnte.)
    Da kürzlich auf der Hochschulrektorenkonferenz auch das in die Jahre gekommene „Kompositionsstudium“ gegen den Studiengang: „Bahnhofstoilettensounddesign mit angewandter Sozialbrennpunktbespaßung“ ersetzt wurde, werden nach einer Studie des ABBA-Instituts erst in ca. 17 Jahren Ressourcen für Ihre „Konzerte“ frei. (Woher stammt eigentlich dieser Begriff? Ich konnte im Internet kaum etwas dazu finden.)
    Dennoch scheint mir Ihr Ansatz von ungeheurer Subversivität zu sein – verstehe ich richtig: „Musik“ klingt in einem extra für diesen Zweck hergerichteten Raum? (In einer Antragsrevision wäre zu klären, was das Publikum während einer Vorführung tut. Sind Ihre Räume groß genug zum Wandeln? Wer sorgt für das Popcorn?)

    Mein Rat als Kurator einer Institution wie der unsrigen an Ihre Initiative ist also dieser: Versuchen Sie es zunächst bei kleinen, lokalen Privat-Initiativen. Kürzlich hörte ich von Orten, die von den betreffenden Aktivisten „Theater“ genannt wurden. Angeblich gäbe es hier und dort auch Zusammenschlüsse von Leuten (vermutlich Selbsthilfegruppen o.ä.) die auf zumeist handgearbeiteten „Instrumenten“ recht flexibel bedienen könnten.

    Trotz gewisser Zweifel verbleibe ich mit den besten Wünschen für Ihr aufregendes Projekt und und grüße sehr herzlich,

    Ihr
    Kevin J. Tröt, B.A.

    P.S.: Wenn Sie Ihren Antrag in Richtung „Musiktheater“ erweitern würden, sage ich Ihnen sofort Unterstützung zu.
    Wir haben hier aus den jüngeren Projekten noch ausreichend Tiermasken (-und Blut), Großbildleinwände für die Projektion von Bildschirmschonern sowie 7 Tonnen schwarze Luftballons (für die poetischen Szenen) im Fundus.