90 % Abiturienten – stuttgartflashbacks

So langsam kommen einige Erinnerungen zurück. Gemeinsam mit einer Gruppe der Akademie Musiktheater heute habe ich Christine Fischer am Samstag zum Gespräch getroffen. In Stuttgarts zweitschönstem „Künstlerhaus“ – nach der Akademie Schloss Solitude -, in der „Musik der Jahrhunderte“, auf dem Pragsattel gelegen in einem Nebentrakt des Theaterhaus Stuttgart. (Die Kraftzentrale des „Netzwerks Süd“.)

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Dabei hat sie mir glücklicherweise einige Vorurteile ausgeredet, die sich irgendwie in meinem Kopf festgesetzt hatten. Dafür eine ältere Vermutung bestätigt, denn zwei Zahlen sind mir aus unserem Gespräch in Erinnerung geblieben: Laut einer Umfrage haben über 90 % der Besucher von Konzerten mit Neuer Musik im Theaterhaus Abitur. Über 70 % der Besucher zudem einen akademischen Abschluss. Glücklich, wer seine Zielgruppe so genau kennt.

Es wäre wohl interessant, einmal bundesweit eine solche Umfrage repräsentativ durchzuführen. (Doch was wäre das, repräsentativ, zum Beispiel, wenn jeder die Umfrage nur einmal mitmachen dürfte, in Berlin, Stuttgart, Witten, München, Donaueschingen, um mal den groben Szenefahrplan ins Auge zu fassen.) Es ist – dem subjektiven Empfinden nach – unwahrscheinlich, dass sich diese Zusammensetzung des Publikums von anderen Orten der Republik stark unterscheidet. Und es legt die Vermutung nahe, dass es nicht in erster Linie Vermittlung ist, was der Neuen Musik ihr Publikum „sichert“. Allein mit Bildung sind wir noch zu retten.

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Musikjournalist, Dramaturg

Eine Antwort

  1. Erik Janson sagt:

    @ phahn,

    anregender Beitrag. ja, das Stuttgart- und Netzwerk-Süd-Beispiel und dessen Erhebung zeigt doch, dass qualifizierteste Schulbildung und Musikschulbildung, vor allem aber die Musiklehrerausbildung für staatliche Schulen und Musikschulen sich viel mehr mit Neuer Musik, deren historische Grundlagen und Möglichkeiten der Vermittlung (bereits ab dem Vorschul- und Grundschulanter beginnend) an der Basis auseinandersetzen müsste. Das ist mehr als gleich wichtig wie gut gemeinte Vermittlungsprogramme, bei denen z.B. Ensembles, Komponisten
    in Schulen gehen und dort Projekte durchführen.

    Ich denke Vermittlung und bessere Basis-Bildung (nicht nur an Gymnasien/Universitäten/Hochschulen) müssten in Zukunft viel mehr – und zwar bundesweit und nachhaltig! – Hand in Hand gehen. Neue Musik-Vermittlung sollte/kann dann auch mehr sich trauen/zutrauen auch in Gebieten sich zu engagieren, wo die Rahmenbedingungen zunächst noch nicht so ideal sind, dass Kinder/Jugendliche auch mit zeitgenössischer Musik was anfangen können bzw. zu Konzerten womöglich wieder kommen.

    Und natürlich müsste die Verteilung der Initiativen bzw. auch deren Förderung in ganz Deutschland (Ost-West-Nord-Süd) noch ausgeglichener und ausgewogener sein, finde ich.

    Wir stehen da eigentlich vor einer gesamtgesellschafttlichen Aufgabe.