Das setzt dem Fass des Diogenes die Krone auf!

Liebe Freunde schräger Töne,

Werbung

Wir haben an dieser Stelle ja schon oft über unlautere Wettbewerbe gelästert, aber Timo Ruttkamp machte mich gerade freundlicherweise auf einen griechischen Wettbewerb aufmerksam, der wirklich so unverschämt ist, dass es schon fast komisch ist:

Hellenikon Idyllion-Wettbewerb

(Achtung – momentan wird man auf der Seite mit einer Tittenwerbung von „Axe“ begrüsst, auch dass irgendwie passend)

Fassen wir zusammen: Als Komponist soll man hier also ein (höchstwahrscheinlich unsägliches) altgriechisches Kitschlibretto zu irgendeiner öden unwichtigen Ausgrabung vertonen, der Name „Franz Knappik“ soll für Qualität bürgen, denn der hat – man staune – einen MA in Philosophie, Griechisch und Musikwissenschaft and der Uni München und gehört damit sicher zu den bedeutendsten Librettisten unserer Zeit.

Hier die Handlung:

„Zum einen wird die Geschichte eines Liebespaares in der Antike erzählt, das das Erdbeben und die tragische Zerstörung seiner Heimatstadt samt der Auslöschung all ihrer Bewohner überlebt, zum anderen finden die geistigen Freuden des antiken Symposions und die Liebe Beachtung (es darf also auch gepoppt werden, Anmerkung M.E.) . Dramaturgischer Wendepunkt ist der Wechsel in die „Zukunft“, unserer Gegenwart, als 2.500 Jahre später ein Archäologenteam die versunkene Stadt sucht. Diese Suche wird durch ein zweites, nicht so starkes Erdbeben zwar erschüttert, im gleichen Moment aber erscheint nach Einbruch einer Erdwand, genau dort, wo die griechische Archäologin gerade forscht, eindrucksvoll ein Teil der Ruinen des Tempels, schliesslich auch die Statue des Gottes Poseidon. Der Erfolg der langjährigen beharrlichen Ausgrabungsversuche steht an: Die gesamte Stätte wird freigelegt. Mit einer großen, triumphalen Feier an dieser langersehnten Fundstelle zu Ehren der Archäologie und der klassischen griechischen Kultur endet mit Chorgesängen und alten wie neuen griechischen Tänzen (Schwänzen?) die Oper.“

Schon geil – der „dramaturgische Wendepunkt“ der Oper ist der „Wechsel in die Zukunft“, ich sehe schon jetzt tausende von Opernbesuchern in Ohnmacht fallen ob einer derart unvorhergesehenen und erstaunlichen Wendung, das haut jeden um. Und wenn die flotte griechische Archäologin (Harrison Ford muß sich schon jetzt warm anziehen) am Höhepunkt des Stückes den entscheidenden Spatenstich führt, der die „Fundstelle freilegt“, so weiß man schon jetzt, dass ein solcher Moment als Opernfinale an Dramatik nicht zu überbieten ist!

Nun gut, vielleicht lässt sich ja ein besonders verzweifelter Kollege darauf ein, 2 Jahre seines Lebens (korrigiere – 7 Monate EXTREM HARTE UND GEHETZTE Arbeit, denn der Einsendeschluss ist ja lustigerweise schon im Frühjahr nächsten Jahres) einer solchen Oper einfach mal so zu widmen und „Ästhetik und Dynamik der altgriechischen Sprache und Kultur imposant umzusetzen“ . Man gönnt sich ja sonst nichts.

Und was erwartet ihn/sie nun, den strahlenden Sieger/Siegerin dieses monumentalen und hochbedeutenden Wettbewerbs? 50.000,-EUR? CD-Produktionen? 20 Aufführungen an großen Opernhäusern Europas?

Nein, das hier:

„1. Preis: Uraufführung der Oper nach Möglichkeit (sic!) in Griechenland oder anderswo und Anreise des Komponisten nebst 2-wöchiger Unterkunft und Vollpension für zwei Personen im „Hellenikon Idyllion“, Selianitika / Egion, Griechenland.

2. Preis: 2-wöchige Unterkunft und Vollpension des Komponisten mit Begleitperson im „Hellenikon Idyllion“.

3. Preis: 1-wöchige Unterkunft des Komponisten und Vollpension mit Begleitperson im „Hellenikon Idyllion“.“

Ja wie, keine Kohle? Keine gefügigen Tempeldienerinnen, kein Verlagsvertrag? Allein 2 Wochen in irgendeiner abgeranzten Pension im „Hellenikon Idyllion“, wahrscheinlich verzweifelten Gesprächen der Veranstalter dieses Scheisses beiwohnend, die versuchen, die Siegesoper irgendwo an einem kleinen griechischen Theater unterzubringen….dass dies nämlich sicherlich noch nicht geschehen ist, darauf weist der subtile Beisatz „nach Möglichkeit“ hin….

Die „Sieger“ des 2. und 3. Preises dürfen diesem Akt gnädig beiwohnen, natürlich ohne irgendeine Hoffnung auf Aufführung, und der 3. Preis darf sogar nur ne Woche blieben, wo kämen wir sonst hin? Man kann sich schon jetzt vorstellen, dass in dieser Pension eine Superstimmung herrschen wird!

Dass „im Falle einer Prämierung der Komponist das Aufführungsmaterial zu stellen hat“ überrascht hier auch nicht mehr sonderlich, denn den Flug nach Griechenland musste er ganz sicher auch zahlen, was machen da noch ein paar tausend Euro für Klavierauszug und Orchestermaterial….Seltsam nur, dass hier der Zusatz „und hat das Orchester, die Sänger sowie die Kosten der Bühnenproduktion zu zahlen“ fehlt, denn der würde hier in diesem Kontext eigentlich nicht überraschen.

„Wir werden uns bemühen, prämierte Werke uns bekannten Ensembles zur Aufführung vorzuschlagen.“. Großartig – man kann sich also schon jetzt auf die Aufführung in der Kantine der Münchener Uni freuen, wo die 3 Musikwissenschaftsstudenten des Herrn Prof. Knappik sich „bemühen“ werden, auf ihnen nicht geläufigen Instrumenten Töne zu produzieren.

„Außerdem werden in diesem Jahr viele Dirigenten gefragt (auch diejenigen von Jugendorchestern und –chören), ob sie bereit wären, die Oper sowohl im Heimatland des Komponisten aufzuführen und/oder ins „Hellenikon Idyllion“ zu kommen und auch in anderen griechischen Städten bzw. antiken Theatern die Oper unter unserer organisatorischen Mithilfe aufzuführen. Interessenten werden die besten 6 bis 10 prämierten Vertonungen zur Auswahl gesendet, um nach ihren Orchester- und Chorbesetzungsmöglichkeiten und eigener Ästhetik das ihnen passende Werk auszuwählen, zu üben und aufzuführen.“


Ja, „viele Dirigenten“ werden sich natürlich darum reißen, ein Werk ausgewählt von folgender international berühmten Jury DRINGEND zur Aufführung zu bringen, am besten schon gestern:


Voller Ehrfurcht nenne ich ihre Namen:

„Werner Schulze Professor an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien,
Komponist, Österreich

Alois Springer Dirigent, Deutschland


Spyros Mazis Komponist , Griechenland“


Also, Freunde, auf nach Griechenland, nehmt teil am Wettbewerb des Jahrtausends, macht euch zum Affen für „Andreas Drekis“ (nomen est omen) und seinen ollen Kumpel Knappik, und berichtet uns von der hymnische gefeierten Weltpremiere eures Werkes.

Oder schreibt den Pappenheimern, was ihr von dieser Schweinerei haltet, in möglichst deutlichen Tönen.

Hier die Email:

hellenikon@idyllion.gr
Euer

Bad Boy

Moritz Eggert

Griechenland von seiner schönsten Seite

Griechenland von seiner schönsten Seite

Liste(n) auswählen:
Unsere Newsletter informieren Sie über Neuigkeiten im Badblog Of Musick. Informationen zum Anmeldeverfahren, Versanddienstleister, statistischer Auswertung und Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzbestimmungen.

12 Antworten

  1. MS sagt:

    Lieber Moritz,

    ich finde es beschämend, wie du mit dem musikalischen Erbe des wichtigen Schaffens von Werner Schulze (Wien) umgehst! Pfui!!

    Weiter so ;-)

    Herzlich: MS

  2. Andy O. sagt:

    Salve,

    man könnte doch einfach mit dem Erdbeben anfangen (sozusagen als dramaturgische Vorahnung) und Orchester und Dirigent versinken lassen…

    Und dann ein ‚Ooh…‘ vom Chor.

  3. Erik Janson sagt:

    @ moritz eggert,

    haltet doch ein wenig den Ball flach.

    Es ist doch ein schönes Ambiente auf Hellenikon-Idyllikon; die Bilder sind echt klasse, und ich stieß auch nicht mehr auf Tittenwerbung von Axe.

    Komponisten können sich doch bald überall glücklich schätzen, ÜBERHAUPT Reisekostten bezahlt zu bekommen wenn sie aufgeführt werden oder für Preise ausgewählt werden etc.

    Ich finde es schon fast wieder lustig, was die Veranstalter da machen. So mit der SCHÖNHEIT Griechenlands und der ANTIKE zu werben, dass es schon eine Ehre ist, unbezahlt und unaufgeführt aber braun gebrannt als „Neutöner“ vom Idyll der Antike zurück zu kommen. Das zeugt von sehr gesundem „Selbstbewusstsein“ und südländischer Gelassenheit.

    Naja, schon die Platoniker hatten für Musik nicht viel übrig bzw. die Musik war da doch jeher immer die Funktionalste und Geknebelste, die man sich vorstellen kann.

    Griechenland ist einfach nicht das Land für Neue Musik.
    Xenakis war da eine rühmliche Ausnahme.

    Was regt Ihr Euch da so auf (von wegen „schreibt denen mal, was Ihr davon haltet…“).

    Lohnt sich das denn? Was hat man davon?
    Es käme von denen in Hellenikon sowieso keine Antwort.
    Die lachen allenfalls drüber und trinken sich nen Ouzo drauf.

    Haken wir es doch ab und sind froh, dass wir im – gottlob, Herr Geißler! – Tigerenten- und Benediktland
    so goldene Zeiten für die Kulturförderung und Wettbewerbskultur erleben werden, dass wir Komponisten
    vor Vor-Freude und Hoffnung nicht mehr werden geradeaus gucken können.

  4. Erik Janson sagt:

    @ Thema „internationale“ Wettbewerbe,

    habe noch einen in Spanien statt findenden Wettbewerb (Blasorchester)gefunden, der widersprüchlicherweise in seinen Regeln sich eigentlich ganz „offen“ bzgl. Nationalität und Alter etc. gibt. Es steht zunächst lapidar dort: alle Komponisten, die teilnehmen möchten „may do so“ (also dt. mögen dies tun).

    http://www.unionmusicaltorrevejense.com

    Dann liest man von einem stolzen Siegerpreis von 15.000 Euro (es erstaunt immer wieder: Wettbewerbe z.B. für BLasorchester oder eher nicht so typische Neue Musik-Genres weisen immer wieder viel üppigere Preissummen auf) und dann werden innerhalb der Einladung/Rules weiter unten die Preisträger der letzten Jahre aufgelistet:

    Natürlich alles Spanier, ein Belgier mal zur Abwechslung.

    Und weiter dann: Die Partitur solle doch bitte möglichst
    in Sprache etc. der für eine SPANISCHE Blaskapelle entsprechen…

    Also: ALLE Komponisten international sind aber trotzdem implizit „willkommen“….und dürfen gerne teilnehmen…

    Würde man solch einen Wettbewerb in Deuschland anbieten, dann dauerte es nicht lange und es würde sogleich der Vorwurf des Nationalismus oder dergl. laut.

  5. Erik Janson sagt:

    @ lieber Moritz, liebe Blogger,

    Dann steht da auch noch bzgl. Preisgeld und Versteuerung:

    „The prize will be subject to taxes according to law. This will apply both to Spanish nationals as well as non Spanish competitors regardless of their place of residence.“

    Also: der Preis müsse versteuert werden, ob nun ein Spanier oder (zufällg mal?) ein „Non Spanish Competitor“
    gewinnt…

    Moritz, soviel ich gehört habe, sind doch Preisgelder
    bei Wettbewerben gar nicht zu versteuern. Nur Stipendien und Aufträge, oder? Weil Wettbewerbsgewinne ja ähnlich (kein Scherz)in finanztechnischer/fiskalischer Hinsicht wie Lotteriegewinne zu sehen sind.
    Es handelt sich ja nicht um einen Auftrag.

    Vielleicht kannst Du dazu noch was aufklärendes aus Deinen Erfahrungen schreiben?

    Schönen Tag noch,
    Erik Janson

  6. eggy sagt:

    @Erik: lustig, im Moment gehen überall die selben Wettbewerbe um…habe gerade auch den spanischen Wettbewerb bekommen. Insofern lustig da ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr bei Wettbewerben mitmache.

    Zu Deinen Fragen: In Deutschland müssen Stipendien und Preisgelder definitiv nicht versteuert werden, aber andere Länder andere Sitten, es ist durchaus möglich, dass dies in Spanien der Fall ist, insofern würde ich das noch nicht als unseriös abtun. Unseriös ist nur, die Prozentsumme des Abzugs nicht zu nennen (5% 15% 50%???).
    Als jemand der sich viel mit Blaskapellen beschäftigt hat, weiß ich, dass es enorme regionale Unterschiede in Besetzung etc. gibt, insofern ist der Wunsch für „spanische“ Blaskapellen zu schreiben nicht so blöd wie es erst klingt. Andererseits liegst Du sicherlich richtig mit der Vermutung, dass ausländische Komponisten hier eigentlich keine Chance haben, das erinnert mich an den (ebenfalls gut dotierten) Barlow-Music-Prize (von den Mormonen in Salt Lake City gestiftet – gilt aber in der USA als seriöser Preis). Den hat in seiner gesamten langen Geschichte glaube ich ein einziges Mal ein Holländer gewonnen, ansonsten durchgehend US-Amerikaner. Da wirkt dann die „internationale“ Ausschreibung wie ein Hohn und eine einzige Verarschung, eigentlich nicht ok.

  7. Erik Janson sagt:

    Hallo Moritz,

    danke für die Info oben bzgl. Besteuerung, die sicher
    auch für einige junge Komponisten interessant ist.

    Was mich betrifft: ich mache immer weniger Wettbewerbe bzw., wenn dann gezielt. Und nur solche, wo man nichts bezahlen muss etc.

    Habe den Wettbewerb eigentlich nicht rein geblockt, weil
    ich scharf drauf wäre… Ist aber interessant, dass es eine ganze Reihe Blasorchester-Wettbewerbe gibt.

  8. Erik Janson sagt:

    N´abend liebe Blogger,

    hier zum Thema Wettbewerb noch ein Extrembeispiel,
    was Teilnahmegebühren und dann in Aussicht gestellte „Preissumme“ angeht. Es stammt aus dem Land des frisch gebackenen Friedensnobelpreisträgers.

    Der 2. und 3. Preis des folgenden „Internationalen Wettbewerbs“ erhält eine Aufführung und bei 15 Dollar Teilnahmegebühr sage und schreibe dann 50 bzw. 20 US-Dollar Preisgeld.

    http://www.longfellowchorus.com/Song.html

    Wie kann man das noch steigern?
    I declare this basar open.
    Komponisten zahlen für Komponisten…

  9. Leporello sagt:

    Warum in die Ferne streifen?

    Streichkonzert „Festival Eclat“ in Stuttgart – Susanne Eisenmann betont, dass sie ihre Giftliste „schweren Herzens“ erstellt habe. „Eigentlich kann ich keinen einzigen Euro entbehren“, sagt die Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport. Mit dieser Einschätzung ist die CDU-Frau nicht allein. Dennoch müssen sie und ihre Kollegen bis kommenden Montag dem Kämmerer Michael Föll Einsparvorschläge im Umfang von rund 50Millionen Euro jährlich präsentieren. Ihr Referat habe Wert darauf gelegt, keiner Einrichtung die Existenzgrundlage zu entziehen, sagt Eisenmann. Zudem habe man weitgehend auf die Streichung von Personalstellen verzichtet, weil die Mitarbeiter bereits über Gebühr belastet seien. „Unsere Entscheidungen sind fair und nachvollziehbar“, sagt Eisenmann.

    Gestrichen werden soll auch das längst für Februar 2010 geplante Festival für neue Musik, Eclat. 162.000 Euro sollen eingespart werden, allerdings geht für Eclat nahezu der komplette Zuschuss für den Verein Musik der Jahrhunderte von 411.000 Euro drauf. Das im Internet veröffentlichte Programm des Festivals lässt den Schluss zu, dass bereits umfangreiche Vorleistungen, auch finanzieller Art, getätigt wurden.

  10. V.Stahl (Musikpaedagoge und Dirigent) sagt:

    Liebe Kritiker von Hellenikon Idyllion,
    bevor sie eine solche scharfe Kritik über Andreas Drekis,die Jurymitglieder und den Librettisten Franz Knappig und ihr Engagement veröffentlichen, rate ich ihnen sich über die Gegebenheiten vor Ort zu erkundigen und sich selbst eine Meinung zu bilden, die auf eienm Minimum an Sachkenntnis basiert.
    Auf der Webseite sind alle Fakten aufgeführt, die Hellenikon Idyllion in den letzten 20 Jahren in vielen Ländern bekannt gemacht haben.
    Auch wenn es für einige schwer nachzuvollziehen ist: Andreas Drekis gelang es mit seinem Engagement jungen Kümnstlern )Musikern wie Komponisten) Gelegenheit zu geben, neues auszuprobieren und stellt ihnen auch in vielen Städten Griechenlands, die entsprechende Bühne zur Verfügung: Jugendorchester, junge Musiker und auch Komponisten haben das in der Vergangenheit erfahren und freuen sich immer wieder nach Hellenikon Idyllion zu kommen, das gleiche gilt für PROFESSOR Werner Schulze (Jurymitglied).
    Preiträger des letzten Kompositionswettbewerbs: 1. Preis: Andrew March
    2. Preis: Prof. Ken Ito, von der Universität von Tokio.
    Abschliessend kann sich jeder selbst die Frage beantworten, warum es nicht möglich sein kann, mit Enthusiasmus und neuen Ideen zu guten Zielen zu gelangen?

  11. eggy sagt:

    Abschliessend kann sich jeder selbst die Frage beantworten, warum es nicht möglich sein kann, mit Enthusiasmus und neuen Ideen zu guten Zielen zu gelangen?

    Vielleicht weil man es so formulieren müsste: „…warum es nicht möglich sein kann, mit Enthusiasmus, AUSBEUTUNG und neuen Ideen zu guten Zielen zu gelangen“.

    Die Absichten mögen ja ehrenhaft sein, das will ich nicht bestreiten, aber nicht zu Unrecht ist der Hellenikon-Wettbewerb momentan das Gespött der Szene. Einfach deswegen, weil die momentan veröffentlichte Ausschreibung der Gipfel des Unseriösen ist. Es gibt huafenweise kleine Wettbewerbe mit wenig Geld, die immer noch den Anstand haben, kleine aber dennoch feine und willkommene Preisgelder aufzubringen, oder zumindest konkrete Aufführungstermine- und Gelegenheiten nennen können (nach Art eines „call for scores“). Das wäre alles ok, da weiß man, worauf man sich einlässt.
    Aber GAR KEIN PREIS und noch nicht einmal die Garantie einer Aufführung – das ist noch weniger als ein Spatz in der Hand, sprich: Quatsch. Warum dann überhaupt einen Wettbewerb ausschreiben (und dann auch noch gleich einen OPERNwettbewerb)? Begabte junge Komponisten irgendwohin einladen kann man doch auch so?

    Sicherlich werden sich immer verzweifelte Komponisten finden, denen es als Lohn monatelanger Arbeit vollkommen ausreicht, von Professor Dr. Dr. hc. Dr. Studienrat Werner Schulze gnädig zum ideellen Sieger gekürt zu werden, aber seriös ist das einfach nicht (und außerhalb Arkadiens, eh, Hellenikon Idyllions, kriegt das auch niemand mit).

    Herzlich lachen musste ich auch über den wikipedia-Eintrag des dank Idyllionischer Hilfe natürlich weltberühmten Komponisten Ken Ito: „he claims to have studied composition with Leonard Bernstein, Pierre Boulez, John Cage et.al“. Die deutsche Übersetzung davon lautet „Er behauptet (sic!) bei Bernstein/Boulez/Cage Kompositionsunterricht gehabt zu haben“.

    Da kann sich jeder seinen Teil denken, lieber Musikpädagoge und Dirigent V. Stahl.

  12. dr. tröt sagt:

    Lieber Moritz,
    der Blog zeigt Wirkung! Noch bevor ich die Diskussion ier mitbekam, hatte ich spaßeshalber eine grummelnde Mail dorthin geschrieben. Und prompt wurden die Modalitäten gravierend geändert! Es gibt jetzt einen Preis, wie ich heute in einer persönlichen (wirklich freundlichen) Mail erfuhr: „Den Siegern und allen Teilnehmern soll ein Olivenkranz Motivation sein, weil sie zuerst vor allem ihr eigenes Werk geliebt haben…“
    Ich mache mich jetzt sofort an die Arbeit! Viele Grüße,
    Gordon