Lebensbeichte einer Klarinettistin im Orchester von André Rieu
Lebensbeichte einer Klarinettistin im Orchester von André Rieu
Wo sind sie hin, die schönen Tage?
Fort wie Sand im Wüstenwind!
Langer Jahre Studien, Plage
Waren nichts als Zeit, die rinnt
sitz nun hier und schwenk mein‘ Stecken
Mal nach links, und mal nach rechts,
vorne tut ein Gnom sich recken
den es nach dem Gelde lechzt
André Rieu, das ist sein Name,
weiß noch, wie er mich einst sah,
und gleich fragte: „Schöne Dame…“
wusste nicht, wie mir geschah
Schon war ich die Bläsersklavin
Auf der Tour mit ihm dabei
Und es wird mich niemand fragen
wie mein Name denn wohl sei
Ich verrichte, spiele tapfer
Jeden Scheiß, den er mir gibt.
Fahre mit ihm durch die Käffer
Wo man seine Mucke liebt.
Niemand weiß, wie sehr ich leide,
wenn er dorten steht und „geigt“,
Püppchen lieb, in Samt und Seide,
während er sich vorn verneigt.
Seine Mucke ist so schrecklich
Dass man es nicht packen kann
Und wenn der Lohn auch ist erklecklich
Innerlich regiert die Scham.
Schönen Tönen wollt‘ ich frönen
Lieblichem Holzbläserklang
Niemals kann ich mich versöhnen
Mit solch Leben’s bittrem Gang
Fort ist sie, die liebe Muse,
die mich einst verlockt so hold,
bin nun tief, tief in der Chose
folgte seinem Ruf nach Gold
Einzig in des Wahnsinns Schoße
Finde Trost ich hie und dann,
in dem Kitsch, der fiesen Sauce
die er nennt gern „Walzerklang“
Wie lang muss ich hier noch spielen
Bis man mich befreit von ihm?
Bin nur eine unter vielen
Und auch nicht mit ihm intim
Grinse irre, „bitte!“, „danke!“
Schwenke rechts und schwenke links
Schwarzen Holzes edle Ranke
Klarinettenwunderdings
Blau mein Kleid und leer mein Blick
Vorne hampelt er herum
Niemals gibt es ein Zurück
Jung war ich, und dumm
Spiele weiter, spiele ewig
In dem Rieuschen Muckenhaufen
Und das Publikum ist selig
Während wir uns gern besaufen
Irgendwann in tausend Jahren
Ist das alles hier vorbei
Niemand kennt dann mehr den Schmarrn
Und wer Rieu, der André sei
Gerne werde ich dann ruhen
Leg die Klarinette ab
Schlüpfe leise aus den Schuhen…
…und dann spuck ich ihm aufs Grab.
Moritz Eggert
Komponist
http://www.andrerieu.com/de/andre-jso/das-orchester/manoe-konings
Für Manoe, unbekannterweise
O, wie wärmt‘ es ihm die Nudel,
als er, sitzend, hoch zu Ross,
einen Kübel Spottgesudel
über Manoe Konings goss.
Gegen solche schweren Gegner,
tröpfelt er die Häme ab,
macht, Ihr Spötter, Ihr verweg’ner,
Ihr bei starken Leuten schlapp?
Nehmen wir mal an, die nette
Manoe wäre eine derer,
die mit ihrer Klarinette
jetzt das tut, was einst kein Lehrer
im Musikhochschulenstudium
ihr mal hätte beigebracht,
nämlich, wie man eine Halle
Senioren fröhlich macht.
Oder war für Manoe keine
Stelle im Orchester frei?
Wollt Ihr ernsthaft, dass so eine
dann alsbald verhungert sei?
Gebt der hohen Kunst die Ehre!
Schützt den Elitärenthron!
Und aufs ekle Populäre
schüttet weiter Spott und Hohn.
Manoe Konings, wie ich glaube,
hats nicht ganz so leicht wie Ihr.
Sie, als Clown, muss tapfer schuften.
Ihr kriegt immerhin C4.
Herr Eggert, ich bin bestürzt über diese Verunglimpfung einer Musikerin (letztendlich eine Kolegin von ihnen) im Orchester von Andre Rieu. Ob man die Musik die Rieu macht mag, sei dahingestellt. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, aber hier gehen Sie meines Erachtends entschieden zu weit. Verunglimpfung anderer Musiker hat in Deutschland leider eine lange und unrühmliche Tradition, sie als angesehener Musiker sollten das wissen. Diese Geisteshaltung anderen gegenüber hat in der Deutschen Geschichte für viel Unheil gesorgt. Kommen sie runter von ihrem hohen Ross, oder ihrem Elfenbeinturm (ich weiss ja nicht wo sie sich zur Zeit befinden) und haben sie die Zivilcourage sich zu Entschuldigen für diesen beschämenden faux-pas.
Nana, die Verwendung der Nazikeule wurde leider noch nicht genehmigt, Herr Kemmerling. Bitte ordnungsgemäßig beantragen bei der Behörde zur Verhinderung und Kontrolle von satirischen Gedichten, Stalinallee 35, Karl-Marx-Stadt.
Nehmen Sie sich ein Beispiel an Herrn Hofmann, der sein Gedicht schon vorgelegt hat – es ist garantiert frei von jeglichem Witz und daher selbstverständlich als unbedenklich eingestuft.
Vielen Dank für ihre Kooperation,
Ihr
Moritz Eggert