Die Radiowoche vom 11.04.22–17.04.2022

Im Radio. Foto: Hufner
Im Radio. Foto: Hufner

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 15. Not-Not-Ausgabe. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr.

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Inhalt


mo – 11.04.2022


19:30:00 | Ö1
„Imago Deae“: Eröffnungskonzert von Imago Dei 2022

Zum Auftakt des diesjährigen Osterfestivals Imago Dei in Krems wurde Gott zur Göttin: Unter dem Projektnamen „Imago Deae -Music across the borders“ choreografierten Sängerin Nataša Mirkovic und Bassistin Beate Wiesinger am 11. März 2022 in der Minoritenkirche in Krems-Stein einen vielstimmigen Lieder-Zyklus, intoniert auch von den Sängerinnen Basma Jabr, Golnar Shahyar, Sakina Teyna und Anna Anderluh. Zusätzliche Unterstützung kam von zwei Chören, dem Vokalensemble GLAS und dem Ensemble Kolo Slavuj, sowie einem achtköpfigen Instrumentalensemble. Das Kaleidoskop der so präsentierten syrischen, bosnischen, persischen, kurdischen, kroatischen und sephardischen Lieder sowie die Kompositionen von Beate Wiesinger standen an diesem Abend auch für die Vielfalt der Traditionen von in Österreich lebenden Musikerinnen, die hier -im Rahmen der Premiere dieses Auftragsprojekts von Imago Dei -ganz bewusst aneinander andockten. Gestaltung: Marlene Schnedl

23:03 – 24:00 | Ö1
Klingende Erleuchtungen aus Krems – „Illuminations“ von Tamara Friebel beim Festival Imago Dei

Das Bildnis der Göttin (Imago Deae) schwebt wie ein Baldachin auch über den „Illuminations“ von Tamara Friebel. Klingende Erleuchtungen, manifestiert vor allem in den Stimmen des Chors, getragen von Mantras und Göttinnennamen, schicken Gedanken von Mystikerinnen wie Hildegard von Bingen oder Rabi’a al-Adawiya in den Klangraum der Minoritenkirche Krems. Tatsächlich ist der Raum zentral für die Komposition von Tamara Friebel, die bei Chaya Czernowin Komposition und bei Zaha Hadid auch Architektur studiert hat und derzeit als Post-Doc Forscherin am Institut für Mathematik der Universität Graz beschäftigt ist. Ausgangspunkt des Auftragswerkes des Festivals Imago Dei an die Komponistin war, auf Basis der Architektur der Minoritenkirche Krems eine Partitur zu entwickeln, deren musikalische Strukturen von den spezifischen Proportionen des Raumes abgeleitet und auf 12-stimmigen Chor übersetzt werden. Aus dem Manifesten, in Gestalt der jahrhundertealten Kirchenmauern, werden latente Strukturen destilliert und anschließend in manifestes Notenmaterial verwandelt. Auf diese Weise wird dem Klangraum Krems Minoritenkirche ein klingendes Denkmal gesetzt. Ein Mitschnitt vom 12. März 2022 aus dem Klangraum Krems Minoritenkirche. Gestaltung: Marie-Theres Himmler

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
BR-KLASSIK – Jazztime: Jazztoday

Neues aus Berlin: Mit „Potsa Lotsa XL & Youjin Sung“, „Gulfh of Berlin“ und dem „Composers Orchestra Berlin“. Auswahl und Moderation: Henning Sieverts


di – 12.04.2022


20:05 bis 21:00 | SWR 2
SWR2 Jazz Session: New York im Schwarzwald – Sam Rivers’ musikalischer Kosmos

Von Gerd Filtgen. Neugier, Experimentierlust und eine zeitlebens anhaltende Suche nach neuen Klang-Konstellationen bestimmen die Biografie des amerikanischen Saxofonisten Sam Rivers Bereits seine für Blue Note Records in den 60er-Jahren aufgenommenen Platten setzten sich deutlich von den dort favorisierten Hardbop-Sessions ab. In der Folgezeit setzte Rivers, nach Engagements in den Formationen des Avantgardisten Cecil Taylor, seine musikalischen Visionen fast ausschließlich in eigenen Projekten um. Davon zeugen Highlights seiner packenden Trio-, Quartett-und Orchesteraufnahmen aus dem SWR Archiv.

21:05 bis 22:00 | Deutschlandfunk
Jazz Live: Beethovenfest Bonn – Trompete vor weiter Klanglandschaft (2/2)

Markus Stockhausen Group. Aufnahme vom 8.9.2021 aus der Harmonie, Bonn-Endenich. Am Mikrofon: Michael Kuhlmann. Markus Stockhausens Karriere als Trompeter begann in den 70er-Jahren, als er erstmals Soloparts in den Werken seines Vaters Karlheinz übernahm. Parallel entwickelte er sich zu einem eigenständigen, brillanten und vielfach ausgezeichneten Jazz- und Improvisationsmusiker. Der Sound seiner eigenen Musik ist, bei aller Offenheit für unterschiedliche Stileinflüsse, melodieorientiert und atmosphärisch. In seiner Group setzen alle Bandmitglieder neben ihren Hauptinstrumenten auch Elektronik ein. Cellist Jörg Brinkmann ist dabei nicht nur mit gezupften Bassläufen, sondern auch mit gestrichenen Soli zu hören. In der Sendung läuft der zweite Teil eines Konzertes, mit dem das Quartett sich erstmals vor Live-Publikum präsentierte.

22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Ein Porträt des Komponisten Julius Eastman

Eine Sendung von Kristin Amme

23:03 – 24:00 | Ö1
Grenzerfahrungen im Klangraum Krems – Uraufführungen von Wolfgang Suppan und Heinz Reber beim Festival Imago Dei

„Welten…auseinander“ nennt der Komponist Wolfgang Suppan sein neuestes Werk für Ensemble und Elektronik, das am 26. März 2022 in der Kremser Minoritenkirche uraufgeführt wurde. Entstanden ist es im Auftrag des Festivals Imago Dei, dessen Programm heuer erstmals von Nadja Kayali künstlerisch verantwortet wird. Suppan, eine der beiden „Festival composers“ in diesem Jahr, greift in seinem Werk auf zwei historische Texte aus der Wissenschaft zurück: Einer stammt von Galileo Galilei von 1610, in dem es um die erste Mondbeobachtung mittels Teleskop geht. Der zweite hat die Mondbeschreibungen des Apollo 8-Piloten Jim Lovell zum Thema. Der wissenschaftliche Kontext wird hier durch Poesie und Phantasie bereichert, woraus Suppan in Klang umgesetzte Denkvorgänge entwickelt.

Es geht auch um das Entdecken des Selbst und der eigenen Grenzen – das spiegelt sich ebenso in der zweiten Uraufführung des Abends, einem String Trio des 2007 verstorbenen Komponisten Heinz Reber, mit dem Titel „Walking the limits“. Dem Verständnis Rebers nach enthält das String Trio auch einen quantenphysikalischen Aspekt: Das Universum setzt sich aus Saiten (strings) zusammen – das manifestiert sich in Folge in der klanglichen Umsetzung. Gestaltung: Philipp Weismann

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
BR-KLASSIK – Jazztime: News & Roots – Hören wir Gutes und reden darüber!

Aktuelle Jazzalben vorgestellt und diskutiert von Beate Sampson, Ulrich Habersetzer und Roland Spiegel


mi – 13.04.2022


19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
BR-KLASSIK – Classic Sounds in Jazz – Blue Differences

Mit Musik von Doris Day, Charles Mingus, Hugo Strasser und anderen. Moderation und Auswahl: Roland Spiegel

23:03 – 24:00 | Ö1
Rückblick, Vorschau und aktuelle Veröffentlichungen – Zeit-Ton Magazin

Jeden Mittwoch präsentieren wir Ihnen ausgesuchte Veranstaltungstipps für die kommenden sieben Tage und die spannendsten Neuveröffentlichungen. Gestaltung: Marie-Theres Himmler

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
BR-KLASSIK – Jazztime: Jazz aus Nürnberg: Live-Mitschnitte

„The Art of Duo“ mit Maria Baptist (piano) & Jan Klewitz (saxophon). Aufnahme vom 18.03.2022 im JazzStudio Nürnberg. Moderation und Auswahl: Beate Sampson


do – 14.04.2022


19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
KlassikPlus: Das Greifenberger Institut für Musikinstrumentenkunde

Das oberbayerische Greifenberg ist eine beschauliche Gemeinde am Ammersee. Und ausgerechnet dort – unter der Adresse „Am Krautgarten“ – befindet sich ein Institut, das mit internationalen Universitäten, Museen und Forschungseinrichtungen kooperiert. Seine zentrale Aufgabe ist die Analyse und Rekonstruktion historischer Tasteninstrumente. Gründer und Spiritus Rector ist der gelernte Orgelbauer Helmut Balk, der die fraglichen Instrumente als „Denkmale der Vergangenheit“ mit großem Erkenntnispotential betrachtet. Folglich geht es nicht um eine Restauration, bei der unweigerlich wertvolle Substanz zerstört würde, sondern um die behutsame Dokumentation. Sie liefert die exakten Daten für einen Nachbau, der statt des Originals gespielt werden und somit wertvolle Erkenntnisse für das musikalische Stil- und Klangempfinden der Zeit ermöglichen kann. „Experimentelle Archäologie“ so nennt Balk das Verfahren seiner Werkstatt, in der Hobelspäne auf Computer, historische Tastenbauwerkzeuge auf High-Tech- Messinstrumente treffen. Und spannende Konzerte stattfinden! BR-KLASSIK hat den außerordentlichen Ort besucht. Eine Sendung von Alexandra Maria Dielitz

21:05 bis 22:00 | Deutschlandfunk
JazzFacts: Mit Stil und Bogen – Die US-amerikanische Cellistin Tomeka Reid

Von Anja Buchmann. Das Cello ist immer noch selten im Jazz. In den Anfängen wurde es meist nur von Bassisten als Zweitinstrument eingesetzt; eine etwas größere Rolle bekam es im Free Jazz und diversen genreübergreifenden Musiken ab den 70er-Jahren. Heute gehört die US-Amerikanerin Tomeka Reid zu den wichtigsten international anerkannten Cello-Stimmen im Bereich improvisierter Musik. Sie ist Teil der außerordentlich vielfältigen experimentellen Szene Chicagos und arbeitet regelmäßig mit Formationen aus dem Umfeld der dortigen „Association for the Advancement of Creative Musicians“, etwa um die Flötistin Nicole Mitchell und den Saxofonisten Roscoe Mitchell. Reid besitzt aber auch eine große Sensibilität für Melodie und für Groove und beeindruckt durch ihre klassisch erlernte Bogenarbeit und Technik. Mit ihrem eigenen Quartett veröffentlichte sie bisher zwei Alben. Zurzeit arbeitet sie als „improviser in residence“ in der niederrheinischen Stadt Moers an neuen Projekten – und an der Wiederauffrischung ihrer Deutschkenntnisse.

22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Musik der Gegenwart

Walter Zimmermann: „Das irakische Alphabet“ (Irene Kurka, Sopran); Rolf Riehm: „Die Tode des Orpheus“ (Lawrence Zazzo, Deutsche Radio-Philharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern: Jonathan Stockhammer)

23:03 – 24:00 | Ö1
Das Black Page Orchestra im Zeichen der Devianz – „Immutable Mobile“, die Uraufführung von Peter Kutins Komposition für das Black Page Orchestra

Der Devianz war das Programm des Black Page Orchestra am 17. März im Wiener Musikverein gewidmet, das sich selbst gerne auf Grenzgänge begibt. Im Fokus standen Werke, „die sich einer Kategorisierung und Einordnung entziehen, die sich als Abweichungen von einem gängigen Kanon als individuelle Inseln in der gegenwärtigen Musik positionieren“. Zu hören waren u.a. mehrere österreichische Erstaufführungen, etwa von Johannes Kreidler, Piotr Bednarczyk und Juliana Hodkinson. Und es gelangte ein neues multimediales Stück von Peter Kutin zu seiner Uraufführung. „Immutable Mobile“ verschränkt „den Klang akustischer Instrumente mit den Affekten einer kinetischen Licht-Skulptur und deren elektroakustischen Schatten“, so Kutin. „Ästhetische Sinneseindrücke werden divergierenden Zeitlichkeiten ausgesetzt und miteinander kontrastiert.“ Gestaltung: Susanna Niedermayr


fr – 15.04.2022


14:05:00 | Ö1
Sitarspieler Nishat Khan und das Vokalensemble Vox Clamantis

Der 1960 in Kalkutta geborene Nishat Khan stammt aus einer sehr alten und altehrwürdigen Musikerfamilie der klassischen Hindustani-Tradition. Schon als Siebenjähriger gab er erste Konzerte, heute gilt er als wichtigster Sitarvirtuose seiner Generation. Ähnlich wie Ravi Shankar hat er das Zusammentreffen mit westlichen Musiker/innen nie gescheut und u. a. mit Paco Peña, John McLaughlin, Philip Glass oder Evelyn Glennie gespielt. Die Verschmelzung seiner Ragas mit Gregorianischen Chorälen war dennoch wieder eine gänzlich neue Erfahrung für ihn, genauso wie für seine musikalischen Partnerinnen und Partner vom renommierten estnischen Vokalensemble Vox Clamantis. Dieses hat ebenfalls bereits mit sehr unterschiedlichen Künstlern musiziert, etwa dem italienischen Nyckelharpa-Spieler Marco Ambrosini, dem israelischen Oud-Virtuosen Yair Dalal oder dem tunesischen Sänger Dhafer Youssef.

Die einzigartige Begegnung von Nishat Khan und Vox Clamantis in der St.-Nikolaus-Kirche von Tallinn am 1. Dezember 2019 im Rahmen des Jazzkaar-Festivals wirkt alles andere als befremdlich oder konstruiert, vielmehr offenbart sich eine klare Parallelität von Raga und Cantus Gregorianus, etwa in Hinblick auf den langen und ruhigen Atem oder die gefühlte Transzendierung des intrinsischen Faktors Zeit, die diese alten Musiktraditionen gemein haben. Und gerade weil beide Seiten keine Kompromisse eingehen oder musikalische Verrenkungen riskieren und sich gegenseitig viel Freiraum lassen, besticht dieses Konzert durch Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit. Gestaltung: Michael Neuhauser

19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: Kosmos Musik – Fragen, Forschung, Fakten

Macht Mozart wirklich intelligent? Was war das Geheimnis der Kastraten? Und wie klang der Urknall? Fragen wie diesen ist Suzanna Randall in den zehn Folgen ihres Wissens-Podcasts „Kosmos Musik“ nachgegangen. Die Astrophysikerin, die als erste deutsche Frau ins Weltall fliegen möchte, ist auch eine begeisterte Musikliebhaberin. „Sowohl das Weltall als auch die Musik haben etwas Transzendentes“, findet sie. Und so kam sie mit Sozialwissenschaftlerinnen und Neurologen ins Gespräch über Musik, mit Hirnforscherinnen und Psychologen, mit Musikhistorikerinnen und Archäologen. Und sie erfuhr, dass man das absolute Gehör trainieren kann, dass Singen das Immunsystem stärkt und wie die Musik der Steinzeit geklungen hat. Das Musikfeature fasst die Höhepunkte der zehnteiligen Podcast-Reihe zusammen. Denn „Musik gehört zum Menschsein dazu“, sagt Suzanna Randall. „Wenn wir mehr über Musik wissen, können wir uns auch als Menschen besser kennenlernen.“.

22:05 bis 23:00 | Deutschlandfunk
Milestones – Jazzklassiker: „Ich kann alles singen – wirklich alles!“ – Jazz-Aufnahmen von Dinah Washington

Am Mikrofon: Odilo Clausnitzer. Dinah Washington war die populärste afro-amerikanische Sängerin der 50er-Jahre. Diesen Status verdankte sie vor allem Rhythm and Blues Hits und Popnummern, die Triviales und Zotiges nicht scheuten. Aber sie war auch eine der größten Jazzinterpretinnen, die je gelebt haben. Davon künden u.a. die Aufnahmen, die sie 1955 und 1956 mit dem Arrangeur Quincy Jones machte. Ihre Version von „What a diff’rence a day made“ von 1959 wurde ein Top-10-Hit und mit dem Grammy belohnt. Washingtons Selbstbewusstsein war legendär. „Es gibt nur eine Königin – mich! Queen Elizabeth ist eine Hochstaplerin“, soll sie gesagt haben. Nach einem äußerst stürmischen Leben starb sie 1963 mit 39 Jahren an einer toxischen Kombination aus Schlaf- und Diät-Pillen. In der Sendung sind künstlerische Höhepunkte ihrer Karriere zu hören.

23:03 – 24:00 | Ö1
Zum 95. Geburtstag der Radiolegende Lothar Knessl – Eine lange Nacht der neuen Musik mit dem und über das Radiooeuvre des legendären Sendungsgestalters Lothar Knessl.

Die markante Stimme und die beredte Fomulierungskunst, beruhend auf stupendem Fachwissen und schier unglaublichem Erfahrungsreichtum des live Dabeigewesenseins: Das war jahrzehntelang die öffentliche Geheimformel – diese contradictio in adiecto sei in honor of des Anvisierten jetzt erlaubt – diese öffentliche Geheimformel war jahrzehntelang das Markenzeichen von Lothar Knessl. Über fünfzig Jahren berichtete er in Ö1 auf diese Weise über das jeweils Aktuellste zur zeitgenössischen Musik.

Die unzählbaren, anderen, ehrenwerten und oft auch ehrenamtlich gemachten Jobs für verschiedenste Musik, die er in seinem Leben ausgeübt hat, seien hier einfach mal hintangestellt.  Heute feiert Lothar Knessl seinen 95. Geburtstag und Ö1 gratuliert eine ganze Nacht lang.  In den Radiostunden dieser Langen Nacht mit Lothar Knessl machen wir sowohl mit Lothar Knessl als Studiogast als auch mit ausgewählten, historischen Fragmenten aus seinen Radiosendungen sein Wissen über und seine Begeisterung für zeitgenössische Musik erlebbar. Gestaltung: Christian Scheib, Ursula Strubinsky und Elke Tschaikner


sa – 16.04.2022


14.00 Uhr, Das Ö1 Hörspiel
„Matthäus-Passion“ nach Martin Luther, Picander und Paul Gerhardt.

Mit Peter Simonischek (Matthäus), Claudius von Stolzmann (Jesus), Lilith Häßle (Magdalena), Markus Meyer (Petrus, Thomas, Philippus, 2. Ältester, Jeremias, Simon, Soldat, Hauptmann, Josef), Michael Maertens (Kaiphas, Johannes, Bartholomäus, Andreas, 1. Ältester, Pilatus, Anderer) und Petra Morzé (Judas, Simon, Thaddäus, Jakobus, Zeuge, Zweite Magd, Pilati Weib, Einer, Pharisäer). Tongestaltung: Anna Kuncio und Manuel Radinger. Musik: Lukas Schiske. Bearbeitung und Regie: Leonhard Koppelmann (ORF 2020)

Bachs 1727 uraufgeführte Matthäus-Passion gilt als eines der zentralen Werke der abendländischen Musik. „Wer das Christentum völlig verlernt hat, der hört es hier wirklich wie ein Evangelium“, schrieb Friedrich Nietzsche. Bachs Musik ist nicht bloße Textbegleiterin, sie transzendiert den Text „am Kognitivum und der Ratio vorbei“. Umgekehrt könnte man, so der Psychiater Mathias Hirsch, sagen, dass „der Text in Worte fasst, was die Musik ausdrückt“. Die Matthäus-Passion sei „ein Beziehungsdrama, in dem Liebe, Verrat und Verlassenwerden Schuld erzeugen und dank der (nicht zuletzt musikalischen) Verarbeitung durch Reue schließlich Versöhnung entsteht. Die dramatische Handlung lädt zu vielfältigen Identifikationen ein: zur Abwehr des tragischen Geschehens, zur Identifikation mit Jesus als Leidendem, vom Vater Verlassenen, zur Identifikation mit den am Tod Jesu Schuldigen und zur Identifikation mit einer parentifizierenden Rollenumkehr“. Die Matthäus-Passion verherrlicht das Heilswerk Jesu und bekräftigte antisemitische Haltungen. Sie hinterlässt die Gemeinde „in Trauer und Tränen und nicht in Hoffnung und Gewissheit“.

Regisseur Leonhard Koppelmann: „Weil die Geschichten der Bibel so archetypische in ihrem Erzählgrund sind (dabei in ihrer Naivität durchaus auch Märchen ähnlich), waren sie so von jeher eine Quelle für unendliche Variationen, Adaptionen und Interpretationen. …  Die Jünger kommen überhaupt nicht besonders gut weg in der Geschichte, sie streiten, sie schaffen es nicht in der Stunde seines größten (Selbst-)Zweifels bei ihm zu wachen, sie verraten ihn (nicht nur Judas, sondern ebenso Petrus). Viele der Arien bei Bach werden von Sopran oder Alt gesungen, vielleicht hat das mit dazu beigetragen, dass ich bei meiner Einrichtung des Textes für ein Sprecherensemble, diese Texte und weitere einer Frauenstimme zugeordnet habe, so entsteht eine interessante Zwiesprache zwischen Jesus und einer Frau (Magdalena?), die als Einzige bereit und in der Lage ist, seine Liebes- und Hoffnungsbotschaft zu verstehen und anzunehmen. Befreit von der Institutionalisierung der Texte durch Kirche und Religion, gewinnt die Botschaft ihre ganz ursprüngliche und universelle Kraft zurück und ist in der Lage auch mir Ungläubigen Hoffnung und Kraft zu spenden“.

14:05 bis 15:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: Kosmos Musik – Fragen, Forschung, Fakten

Macht Mozart wirklich intelligent? Was war das Geheimnis der Kastraten? Und wie klang der Urknall? Fragen wie diesen ist Suzanna Randall in den zehn Folgen ihres Wissens-Podcasts „Kosmos Musik“ nachgegangen. Die Astrophysikerin, die als erste deutsche Frau ins Weltall fliegen möchte, ist auch eine begeisterte Musikliebhaberin. „Sowohl das Weltall als auch die Musik haben etwas Transzendentes“, findet sie. Und so kam sie mit Sozialwissenschaftlerinnen und Neurologen ins Gespräch über Musik, mit Hirnforscherinnen und Psychologen, mit Musikhistorikerinnen und Archäologen. Und sie erfuhr, dass man das absolute Gehör trainieren kann, dass Singen das Immunsystem stärkt und wie die Musik der Steinzeit geklungen hat. Das Musikfeature fasst die Höhepunkte der zehnteiligen Podcast-Reihe zusammen. Denn „Musik gehört zum Menschsein dazu“, sagt Suzanna Randall. „Wenn wir mehr über Musik wissen, können wir uns auch als Menschen besser kennenlernen.“.

12:04 bis 13:00 | WDR 3
WDR 3 Kulturfeature: Ein Leben auf Kassette

Nach dem Tod des Berliner Bankangestellten Wolfgang Seelbinder, finden sich in dessen Wohnung fast 20.000 Audiokassetten. Telefonate, persönliche Gespräche, Urlaubsreisen. Es scheint, als habe er sein ganzes Leben mitgeschnitten.

Auch während Theatervorstellungen und auf Konzerten liefen Mikrofon und Recorder heimlich mit. Unzählige Jazzsendungen und Fernsehübertragungen hat er aufgezeichnet. Warum aber hat der 1938 geborene Wolfgang mit großem Aufwand versucht, seine Erlebnisse akustisch wiedererlebbar zu machen? Was hat es mit seiner norwegischen Tochter auf sich? Der Hörfunkarchivar Christian Collet ist auf die Geschichte eines Mannes gestoßen, der Zeit seines Lebens auf der Suche nach etwas war, was festzuhalten ihm doch nicht gelang. Produktion: WDR 2022

22:03 bis 23:00 | SWR 2
SWR2 Jazztime: Meine erste Jazzplatte (9): Sebastian Sternal, Gina Schwarz, Frederik Köster u. a.

Von Michael Rüsenberg. Die Bassistin Gina Schwarz aus Wien fand auf indirekten Weg zum Jazz: über die Soli von Jazzmusikern in einer Pop-Band. Durchaus ähnlich Sebastian Sternal, Leiter der Jazzabteilung an der Uni Mainz. Die Pop-Version eines Jazzstandards führte ihn zum Original des Pianisten Herbie Hancock – ein berufsentscheidender Impuls. Mit der gleichen Konsequenz hörte der Trompeter Frederik Köster etwas Spezifisches in der Band eben jenes Pianisten: „Ich möchte genau das machen, was Freddie Hubbard da macht“.

Im Falle von Hans Lüdemann war zwar auch ein Pianist beteiligt, seine älteren Brüder aber lenkten sein Ohrenmerk auf einen Schlagzeuger, der in jedem Takt etwas anderes spielt.

23:40:00 | Ö1
Andreas Neumayer im Studio, Berndt Luef & Jazztett im Grazer WIST

In der Reihe „Kennerinnen & Komplizen -Jazzmenschen im Porträt“ ist Andreas Neumayer zu Gast im Studio. Der langjährige Leiter des Salzburger Jazzit wird mit Christian Bakonyi über die Geschichte der 1981 gegründeten Initiative „Jazz im Theater“ und des 2002 im ehemaligen KPÖ-Volksheim in der Salzburger Elisabethstraße eröffneten Clubs Jazzit plaudern. Dieser der vergangenen Winter die Stelle für die Nachfolge der künstlerischen Leitung ab April 2023 öffentlich ausgeschrieben. Andreas Neumayer wird zudem eine Vorschau auf die Jazzit-Konzerte zum 20. Geburtstag der Spielstätte geben und die soeben erschienene Doppel-LP mit Highlights aus vielen legendären Club-Abenden mitbringen.

Weiters präsentiert Christian Bakonyi eine Konzertaufnahme des Landesstudios Steiermark: Am 1. Mai 2021 gab Vibrafonist Berndt Luef mit seinem Jazztett Forum Graz im Grazer WIST ein Frühlingskonzert.

Dieses musste Corona-bedingt ohne Publikum auskommen, was aber die Musiker des Jazztetts -allen voran Berndt Luef selbst -nicht am lustvollen Musizieren hinderte. Außerdem steht Musik mit Mundell Lowe auf dem Programm. Der Geburtstag des 1922 in Laurel, Mississippi, geborenen Gitarristen jährt sich am 21. April zum 100. Mal. Zu hören ist eine Auswahl der Einspielungen, die Lowe während seiner mehr als 70-jährigen Laufbahn unter eigenem Namen und als Sideman gemacht hat. Gestaltung: Christian Bakonyi


so – 17.04.2022


00:05:00 | Ö1
(Fortsetzung) Andreas Neumayer im Studio, Berndt Luef & Jazztett im Grazer WIST

15:04 bis 16:00 | WDR 3
WDR 3 Kulturfeature: Ein Leben auf Kassette

17:10:00 | Ö1
Amazing Grace: Wege und Schattierungen eines Gospelklassikers

Immerhin hat ihn im Zuge seines religiösen Erweckungserlebnisses auch die Reue gepackt, denn es war ausgerechnet ein englischer Sklavenhändler, der nach Errettung aus schwerer Seenot im Mai 1748 jenes Dankeslied zu Papier brachte, das im 20. Jahrhundert zur größten Gospelhymne der USA werden sollte, gleichermaßen bedeutsam für Schwarze wie Weiße und indigene Nordamerikaner, auch wenn die heute bekannteste Melodie erst im 19. Jahrhundert dazukam und einen mindestens ebenso großen Beitrag zum Erfolg des Songs für sich verbuchen darf wie John Newtons ergreifender Liedtext.

Wenn man „grace“ jedenfalls nicht nur mit „Gnade“ übersetzt, kann der Titel sogar auf den Song selbst gemünzt werden, denn es ist tatsächlich erstaunlich, welche Grazie er in all seinen Überlieferungen, Variationen und Schattierungen entwickeln und -trotz aller Popularität -auch beibehalten konnte, sodass es durchaus legitim erscheint, ihm (fast) eine ganze Sendung zu widmen. Gestaltung: Michael Neuhauser

19:34:00 | Ö1
Das Dušan Novakov Quintett spielt Herbie Hancocks „Takin’ Off“

Im Jahr 1962 veröffentlicht der damals 22-jährige Pianist Herbie Hancock sein Debütalbum „Takin’ Off“ bei Blue Note Records. „It must schwing“, das war die Devise des Labelgründers und Produzenten Alfred Lion, und swingen tut die Musik dieses Tonträgers zweifellos. Mit „Watermelon Man“ enthält „Takin’ Off“ auch gleich den ersten großen Hit aus Hancocks Feder, mit dessen Tantiemen er sich seinen ersten Sportwagen kaufen kann. Das Album mit den Sidemen Freddie Hubbard (Trompete), Dexter Gordon (Tenorsaxofon), Butch Warren (Kontrabass) sowie Billy Higgins an den Trommeln bewegt sich weitgehend im „funky“ Hardbop-Idiom, beinhaltet mit dem impressionistischen „Alone and I“ aber auch einen musikalischen Vorboten des epochalen Hancock-Albums „Maiden Voyage“ aus dem Jahr 1964. Der aus Serbien stammende Schlagzeuger Dušan Novakov ist nicht nur fixer Bestandteil der Wiener Jazzszene, er nimmt in seinem Studio neben Produktionen österreichischer Jazzmusiker/innen auch regelmäßig Sessions auf. Dieses Mal interpretiert er Herbie Hancocks Kompositionen von „Takin’ Off“ neu, zusammen mit der deutschen Saxofonistin Anna Tsombanis, dem Kärntner Trompeter Daniel Nösig, dem jungen deutschen Pianisten Urs Hager und dem US-amerikanischen Bassisten Danny Ziemann.Diese Ö1 Radiosession wird gefördert durch die Verwertungsgesellschaft Rundfunk GmbH („VGR“). Gestaltung: Klaus Wienerroither

20:55:00 | Ö1
Mahalia Jackson: „In Concert Easter Sunday, 1967“

Das Konzert am 26. März 1967 im Lincoln Center for the Performing Arts, New York City, sollte ein Comeback werden. Drei Jahre zuvor hatten die chronischen Herz-Beschwerden der Sängerin begonnen. Nun absolvierte Mahalia Jackson den ersten größeren Auftritt seit 1964. Jackson befand sich im 56. Lebensjahr und galt als die größte Gospelsängerin aller Zeiten. Ihre wiedererstarkte Stimmgewalt, ihr perfektes Rhythmusgefühl und die im Blues verwurzelten Interpretationen lockten ein Publikum an, das weit über Gospelfans hinausging. So befand sich an jenem Ostersonntag 1967 beispielsweise auch der renommierte Jazzkritiker Whitney Balliett im Publikum.

Das Programm des Konzerts umfasste zeitgenössische Gospel-Songs und alte Spirituals. Die Texte behandelten sowohl das biblische Geschehen der christlichen Passion als auch generell fundamentale existenzielle Themen wie Tod, Liebe, Versöhnung. Über Jacksons Darbietung von „Were You There When They Crucified My Lord?“ schrieb Whitney Balliett: „She became the words and music.“ Vollkommene Identifikation mit dem Inhalt des Songs war Mahalia Jackson stets ein großes Anliegen. Die gläubige Künstlerin definierte jeden Auftritt zunächst als persönliches Gebet, in das sie das Publikum einschloss. Eine Praxis, die auch in dieser Aufnahme vom Ostersonntag 1967 spürbar wird. Nochmals Whitney Balliett: „Ms. Jackson does not give concerts; she creates an experience.“ Gestaltung: Albert Hosp

22:08 – 23:00 | Ö1
Jet Lag All Stars Radio Show: Radio aus den Parklücken der Aufmerksamkeit – Gedankensprünge aus dem Musterbuch des Jetlags

Dort, wo Heiliges und Alltag, Ekstase und To-do-Liste zusammentreffen, präsentieren die Jet Lag All Stars Musik, Gespräche, Reportagen und Essays vom äußersten Rand der Woche. Die Jet Lag All Star Radio Show ist die Bügelfalte des Kunstsonntags.  Gestaltung: Robert Czepel, Rainer Elstner, Alexander Ach Schuh, Thomas Tesar, Elke Tschaikner, Christian Scheib und Klaus Wienerroither

23:00 bis 00:00 | rbbKultur
Late Night Jazz:  Mundell Lowe zum 100. Geburtstag

Moderation: Henry Altmann. Florettfechter auf der Jazzgitarre: Mundell Lowe zum 100. Geburtstag Mundell Lowe (1922-2017) hat in einer langen Karriere für und mit so ziemlich jeder und jedem von Rang gespielt. Als Solist war „Mundy“ ein begnadeter Stilist mit fein ziselierten Linien und geschmeidigem Klang, als Komponist Schöpfer von Filmmusiken etwa zu Woody Allens „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten“, „Satan in High Heels“ und für TV-Serien wie „Starsky and Hutch“. Heute ist einer der bedeutendsten Gitarristen des Jazz ein wenig in Vergessenheit geraten.

23.00 Uhr | Ö1
Radiokunst-Kunstradio:  „Graue Gegenstimmen in schwarzer Zeit“

Eine Hommage an Frauen im Widerstand gegen das NS-Regime von Andrea Sodomka

Widerstand findet im Verborgenen, oft in Grauzonen statt. Widerstand hat viele Formen, vor allem im Alltag. Kleine und große Widerstandshandlungen, passiver und aktiver Widerstand. Sie alle sind nicht klar voneinander abzugrenzen, sie gehen ineinander über.

Die falsche Musik zu hören, unpassende Mode zu tragen, Lebensformen zu bevorzugen, die nicht der Rolle der Frau und Mutter der nationalsozialistischen Machthaber entsprachen, sich bei Feindsendern zu informieren, all das war lebensgefährlich.

Unzählige Frauen riskierten ihr Leben, indem sie die Regeln des NS-Regimes nicht befolgten, die meisten davon unbekannt und unbenannt.

Einige wenige Frauen stellvertretend für die vielfältigen Formen des Widerstands gegen die NS-Herrschaft erzählen den Alltag, die Regelbrüche, den Ungehorsam, die Verweigerung und die damit verbundenen Gefahren.

 

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radiofreak der alten schule. transistor, diode, spule, kondensator. ehemals manipulator:in mehrerer rundfunksendungen.