Neue Musik / Musikfeature / SoundArt: Die Radio-Woche vom 23.11. bis 29.11.2020

Radio Neue Musik. Montage: Hufner
Radio Neue Musik. Montage: Hufner

Neue Musik und Musikfeatures in der Kalenderwoche 48. Vielleicht werden Sie es nicht glauben und doch ist es so, nach dieser Radiowoche wissen alle, Helmut Lachenmann hat seinen 85. Geburtstag.

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nmz-Podcastpartnerin Irene Kurka ::: neue musik leben


23.11.2020


23:00 bis 00:00 | rbbKultur
MUSIK DER GEGENWART: Die Donaueschinger Musiktage

Mit Andreas Göbel. Vom 15. bis 18. Oktober sollten in diesem Jahr die Donaueschinger Musiktage stattfinden. Wie so viele Festivals, musste auch dieses in diesem Jahr abgesagt werden. Wir senden daher Aufnahmen der vergangenen Festivaljahrgänge.

23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: White Rice – Die globale Perspektive des philippinischen Komponisten Alan Hilario

Von Rainer Schlenz. Alan Hilarios Musik ist immer politisch: Der auf den Philippinen geborene Komponist, der seit 30 Jahren in Deutschland lebt, befasst sich mit der Flüchtlingsthematik, mit Ausbeutung und dem Politischen des Unpolitischen. Seine Musik erschöpft sich jedoch nicht im politischen Konzept; von jeder Idee geht bei Hilario immer auch eine klangliche Sogwirkung aus.

23:03 – 24:00 | Ö1
Wien Modern 2020. Matthias Kranebitters neues Werk für den Erste Bank Kompositionspreis

Der Erste Bank Kompositionspreis wurde in diesem Jahr an Matthias Kranebitter vergeben. Damit verbunden ist traditionsgemäß ein Uraufführungskonzert mit dem Klangforum Wien im Rahmen von Wien Modern. Der in Wien geborene Komponist ließ sich vom heurigen Festivalmotto „Stimmungen“ inspirieren: Von der Resonanztonhöhe der Erdoberfläche (7,8 Hertz) über Waschmaschinenschleudergang (42 Hertz), Stubenfliegenflügelschläge (200 Hertz), den gemeinen europäischen Kammerton (443 Hertz) und den noch viel gemeineren Zahnarztbohrer (3.500 Hertz) bis zum Moskitoalarm (17.000–20.000 Hertz) entwickelte der diesjährige Preisträger seine neue „Enzyklopädie der Tonhöhe und Abweichung“. Ebenfalls uraufgeführt wurde an diesem Abend unter der Leitung von Johannes Kalitzke die Neufassung der „Mikrogramme“ WV 206 für Ensemble von Friedrich Cerha. Matthias Kranebitter, geboren 1980, studierte in Wien elektroakustische Komposition bei Dieter Kaufmann und German Toro-Perez, Medienkomposition bei Klaus-Peter Sattler, postgradual Komposition in Amsterdam sowie in Graz bei Alexander Stankovski und Beat Furrer.

Seine Musik thematisiert Aspekte unserer Mediengesellschaft mit ihrer Informationsflut und er arbeitet verstärkt mit Elektronik und neuen Medien. Er ist Mitbegründer des Black Page Orchestra. Gestaltung: Philipp Weismann


24.11.2020


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Das Alte im Neuen – Bezüge zur mittelalterlichen Vokalpolyphonie in der Neuen Musik

Von Rainer Baumgärtner. Die Wiederentdeckung vorbarocker Musik hat seit den 1960er-Jahren zunehmend auch moderne Komponisten inspiriert.

00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten

Tom Sora: „Stahlbauten“ (Andreas Skouras, Klavier); Tobias PM Schneid: „An iconoclastic reproduction of 19 rainbow players“ (Münchener Kammerorchester: Peter Gülke); Stephan Stiens: „Achilles Moves“ (Guitar Company); Zoro Babel: „Rollen und Schläge“ (Zoro Babel, Percussion); Moritz Eggert: „Morphing“ (Sofia Ahjoniemi, Akkordeon; Ensemble Schwerpunkt); Johannes Tonio Kreusch: Aus „Crossing Borders“, Part 1 (Johannes Tonio Kreusch, Gitarre); Meinrad Schmitt: Streichquartett Nr. 2 (Dalberg-Quartett)

21:00 bis 22:00 | NDR Kultur
neue musik: Die Sinne schärfen – Helmut Lachenmann wird 85

Von Helmut Peters. Dass er mit seinem Schaffen, aber auch vielen seiner Äußerungen polarisiert, hat Helmut Lachenmann noch nie gestört. „Ich hasse Humor“, gestand er einmal, oder: „Ein Komponist, der genau weiß, was er will, der will doch nur das, was er weiß“. Am 27. November begeht der große Protagonist seriellen Komponierens, der sein Publikum auffordert, das Hören immer wieder neu zu lernen, seinen 85. Geburtstag.

22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Von bitteren Mandeln und schwarzer Milch – Paul Celan in der zeitgenössischen Musik

Von Florian Heurich. Paul Celan ist einer der meistvertonten deutschsprachigen Dichter des 20. Jahrhunderts. Seine sprachliche Musikalität macht ihn für Komponisten anziehend und abschreckend zugleich. In seiner Lyrik geht es um Ereignisse, die sich eigentlich nicht in Worte fassen lassen: Vertreibung, Verlust und vor allem die Gräuel der Judenvernichtung. Shoa und Holocaust sind die zentralen Themen bei Celan. Seine Dichtung ist der Versuch, über das Unaussprechliche zu schreiben. Viele Komponisten haben sich mit Celans rätselhafter Lyrik auseinandergesetzt, und insbesondere bei Peter Ruzicka sind Leben und Werk Celans auf verschiedene Art und Weise in seine Kompositionen eingeflossen, von der Gedichtvertonung über klangliches Nachspüren von Sprache bis hin zu einer Oper über den Dichter. Florian Heurich hat mit Ruzicka über Paul Celan und dessen Wirkung auf ihn und andere Künstler gesprochen und zeichnet das Porträt einer vielschichtigen literarischen Persönlichkeit, das in Werken von Volker David Kirchner, Wolfgang Rihm, Giya Kancheli, Harrison Birtwistle oder Aribert Reimann reflektiert wird. Zum 100. Geburtstag des Lyrikers wiederholen wir diese Sendung aus dem Jahr 2016.

23:00 bis 00:00 | rbbKultur
MUSIK DER GEGENWART: Helmut Lachenmann zum 85. Geburtstag

Mit Andreas Göbel. Bis in die 80er-Jahre hinein polarisierte seine Musik, wurden Aufführungen seiner Werke gestört oder kamen erst gar nicht zustande. Inzwischen genießt Helmut Lachenmann längst das Ansehen als einer der wichtigsten Komponisten und Musikdenker der Gegenwart. Mit seiner „Musique concrète instrumentale“ hat er Musikgeschichte geschrieben und weit mehr geleistet als „nur“ das Geräusch gleichberechtigt in die Musik einzuführen. Am 27. November wird Helmut Lachenmann 85 Jahre alt.

23:03 – 24:00 | Ö1
Klaus Langs „tönendes licht“ bei Wien Modern

Der österreichische Komponist Klaus Lang – selbst ein virtuoser Organist – sorgte für eine spektakuläre Uraufführung im Rahmen von Wien Modern. Sein Werk „tönendes licht“ wurde für die im Wiener Stephansdom rund um das Publikum verteilten Wiener Symphoniker konzipiert, aus der Taufe gehoben wurde es am Donnerstag, 19. November 2020 unter Mitwirkung von Organist Wolfgang Kogert an der überarbeiteten Riesenorgel der Kirche und Peter Rundel am Dirigentenpult dieses außergewöhnlichen Aufführungsortes. Gestaltung: Marie-Therese Rudolph


25.11.2020


00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten

Franz Reizenstein: Concerto in G (Kolja Lessing, Violine; Nürnberger Symphoniker: Peter Kuhn); Herbert Fromm: „The Crimson Sap“ (Carmen Fuggiss, Sopran; Kolja Lessing, Klavier); Klaus Hashagen: „Die Geschichten vom …“ (Ensemble Neue Pegnitzschäfer: Jorge Rotter); H. E. Erwin Walther: Sonate (Reinhold Barchet, Violine; Hans Priegnitz, Klavier); Bertold Hummel: Bläserquintett (Würzburger Bläserquintett)

20:04 bis 21:00 | hr2-kultur
Kaisers Klänge – Musikalische Entdeckungsreisen – Chanson mit Todesfuge – Paul Celan und die Musik

Die nicht leicht zu durchdringende Lyrik von Paul Celan reicht von der Grenzerfahrung des Holocaust bis zur atemlosen Stille des Verstummens. Musikalität trägt sie bereits in sich.

Verse will Celan in musikalische Schwingungen auflösen. Entsprechend sind seine Werke immer wieder von Komponisten der Neuen Musik, von Liedermachern und Jazzern vertont worden, allen voran die berühmte Todesfuge und das „Chanson einer Dame im Schatten“. Zum 100. Geburtstag begeben wir uns in die Klangwelten von Paul Celan.

21:25 bis 22:00 | NDR Kultur
Chormusik: Johann Sebastian Bach – Motetten –

Von Chantal Nastasi. Singet dem Herrn ein neues Lied BWV 225. Der Geist hilft unser Schwachheit auf BWV 226. Komm, Jesu, komm BWV 229. Kammerchor Stuttgart / Ltg.: Frieder Bernius

23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: Donaueschinger Musiktage 2020 – Ensemble Musikfabrik

Daphne Sandoval (Fagott). Diedrich Diederichsen & Theresa Beyer (Musikwissenschaftler). Leitung: Mariano Chiacchiarini

Carola Bauckholt: Implicit Knowledge für Ensemble (2019/2020) UA | Peter Ablinger: Concerto für Fagott, zwei Musikwissenschaftler*innen und Ensemble (2020) UA

Ein ungewöhnliches Szenario: Zwei Musikwissenschaftler*innen diskutieren live auf der Bühne über Neue Musik, während das Ensemble dazu Vivaldi-Paraphrasen formuliert. Diese diskursive Form des Hörens von und des Sprechens über Musik hat Peter Ablinger entworfen und wird von Theresa Beyer, Diedrich Diederichsen und dem Ensemble Musikfabrik umgesetzt. Ergänzt ist das Programm um eine mimetische Arbeit von Carola Bauckholt. Die Aufführung wurde aufgrund der Absage der Donaueschinger Musiktage kurzfristig in die Kölner Philharmonie verlegt.

23:03 – 24:00 | Ö1
Rückblick, Vorschau und aktuelle Veröffentlichungen – Zeit-Ton Magazin

Jeden Mittwoch präsentieren wir Ihnen ausgesuchte Veranstaltungstipps für die kommenden sieben Tage und die spannendsten Neuveröffentlichungen. Zudem porträtieren wir jeweils ein Mitglied des Klangforum Wien, das heuer seinen 35. Geburtstag feiert. Gestaltung: Nina Polaschegg


26.11.2020


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Mark Barden

„aMass“ für verstärktes Ensemble (2015) – Adrian Pereira, Gitarre; ensemble mosaik; Leitung: Enno Poppe | „personae“ für Bassflöte und Bassklarinette (2009) – Helen Bledsoe, Bassflöte; Carl Rosman, Bassklarinette | „Veil“ für zwei Piccoloflöten (2012) – Helen Bledsoe, Piccoloflöte; Matteo Cesari, Piccoloflöte | „lamentoso“ für Piccoloflöte und Fagott (2016) – Helen Bledsoe, Piccoloflöte; Lorelei Dowling, Fagott | Drei Etüden für Klavier (2016) – Joseph Houston, Klavier. Koproduktion Deutschlandfunk Kultur & Deutscher Musikrat 2019

00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten

Hans Melchior Brugk: Klavierkonzert Es-Dur, op. 50 (Hildegard Stenda, Klavier; Münchner Rundfunkorchester: Dieter Roßberg); Harald Genzmer: „Vom Abenteuer der Freude“ (Sängervereinigung Amphion; Max Eisenrieth); Claus Ogermann: „Musica“ (Begoña Uriarte, Karl-Hermann Mrongovius, Klavier); Heinz Benker: „Klingende Muster“ (Bayerisches Landesjugendzupforchester: Elke Tober-Vogt); Hans Mielenz: Streichquartett op. 76 (Mynter-Quartett)

20:00 bis 22:00 | NDR Kultur
NDR Radiophilharmonie: Live: Thomas Mohr und Eva Vogel mit Mahlers „Lied von der Erde“

Eva Vogel, Alt / Thomas Mohr, Tenor. NDR Radiophilharmonie /Ltg.: Rafael Payare. Live aus dem Großen Sendesaal des NDR in Hannover

20:04 bis 21:30 | hr2-kultur
Unabhängige Geister: Das Ensemble Modern spielt Charles Ives, Galina Ustwolskaja und Rebecca Saunders

Außergewöhnlich, eigenartig und exzentrisch sind die Klangwelten der russischen Komponistin Galina Ustwolskaja (1919-2006) und ihres älteren Kollegen Charles Ives (1874-1954) aus den USA. Die in Berlin lebende englische Komponist Rebecca Saunders (*1967), nicht minder stark in ihren Musikkonzepten, sucht eher die Kraft im Leisen und Zerbrechlichen. Mehr dazu.

20:04 bis 21:30 | SR2 KulturRadio
Mouvement: Unterm Sternenlicht

Werke von Younghi Pagh-Paan, Helmut Lachenmann und Michael Obst

21:30 bis 22:30 | hr2-kultur
Neue Musik | „… so viele Dimensionen“ – Bernd Künzig porträtiert Harrison Birtwistles „The Mask of Orpheus“

Mit seinem Musiktheater „The Mask of Orpheus“ bestimmte der englische Komponist Harrison Birtwistle die heidnisch-antiken Überlieferungen des Orpheus-Mythos als Ritual neu.

Rituale spielen im Werk des Engländers Harrison Birtwistle (*1934) von Beginn an eine große Rolle, sei es in Werken für den Konzertsaal oder die Bühne. Schon in Kompositionen wie „Secret Theatre“ oder „Verses“ bestimmen Reflexionen zum Ursprung des griechischen Theaters als Ritus der Dionysien die dramaturgischen Strukturen der Instrumentalstücke. In seinem Musiktheater „The Mask of Orpheus“ (1973-84) geht Birtwistle einige Schritte weiter: Hier ist der „Orpheus“-Mythos als konkretes Thema gegenwärtig, aber nicht als lineare Erzählung. Vielmehr als musikalisches Ritual, das von den Jahreszeiten strukturiert ist. Die Maskentheater der Antike und der Renaissance greifen eng ineinander. Und der Titel des Werkes ist wörtlich zu nehmen: Es geht um die Darstellung von Orpheus’ Maske, dem Werkzeug des Rituals.

22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Typisch Lachenmann?

Helmut Lachenmann: Fünf Variationen über ein Thema von Franz Schubert (Herbert Schuch, Klavier); „Scenario“ (Florian Bogner); „Sakura mit Berliner Luft“ (Helmut Lachenmann, Stimme; Trio Accanto); Streichtrio Nr. 1 (trio recherche); „Marche fatale“ (Nicolas Hodges, Klavier)

23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 Hörspiel-Studio: Die Enden der Parabel / Gravity’s Rainbow (11/12) (bis 2 Uhr) – Nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Pynchon

(Produktion: SWR / DLF 2020). Das vierte und letzte Kapitel des Romans beginnt am 6.8.45, dem Tag des Atombombenabwurfes. Die Handlungsstränge werden fragmentarisch und surreal. Der britische Geheimdienstchef Pirate Prentice fliegt über den Harz auf der Suche nach Slothorp, der sich in einen Regenbogen auflöst. In England gründen Mitglieder der „Weißen Visitation“ die „Gegenmacht“, um Slothorp zu retten, und im Thüringer Wald erzählt eine Glühbirne mit Namen Byron ihre Geschichte. Währenddessen sucht Katje Borgesius die Hereros, die längst von der Existenz einer V2 Rakete mit der No. 00001 wissen. Sie kann Menschen transportieren.

23:03 – 24:00 | Ö1
Klangszenische Zustände: Die Sprechoper Betiri – Betiri von Günther Rabl und Alexandra Sommerfeld

Diesen Sommer wurde „Betiri“ des Komponisten Günther Rabl und der Schauspielerin Alexandra Sommerfeld in der Alten Sägewerkshalle in Rappottenstein als szenische Lesung neu aufgeführt. Die auf einer Novelle Werner Helwigs basierende Sprechoper erzählt die Geschichte eines baskischen Wunderheilers. Die von Rabl gestaltete Computermusik verwendet spezifische Kompositionsstrukturen von Klang, Raum und Zeit. Im Zeit-Ton ist der Mitschnitt dieser Mehrkanal-Arbeit zu hören.

Günther Rabl spielte in den 1970er Jahren in einem Trio mit Friedrich Gulda und war Schüler Dieter Kaufmanns am Wiener Elektroakustischen Institut ELAK. Bis 2007 war er dort Lehrbeauftragter und seit 2010 organisiert er auf seinem Anwesen im niederösterreichischen Rappottenstein die Electric Orpheus Academy, eine Meisterklasse für elektroakustische Musik.

Alexandra Sommerfeld war am Reinhard-Seminar in Wien und absolvierte in New York Schauspiel- und Tanzausbildungen. Sie hatte Engagements u.a. am Wiener Schauspielhaus und den Kammerspielen. Mit Rabl entstanden Projekte wie Liederzyklen, eine Rilke-Adaption und eben „Betiri“. Die Uraufführung fand 1999 im Brucknerhaus Linz statt.

„Betiri“ ist eine klangliche und inszenatorische Umsetzung des Buchs „Der gefangene Vogel“, das der Publizist Werner Helwig 1941 veröffentlicht hatte. Für diese „baskische Novelle“ – so der Untertitel – nahm Helwig einen Volksmythos auf: Betiri ist ein Heiler, dem seine Gabe Segen wie Fluch ist.

Für die Aufführung in Rappottenstein sprach Sommerfeld aus 12 Positionen – vom inneren Monolog Betiris bis zu Stimmen des spanischen Königshofs. Die Computermusik begleitete oder kontrapunktierte die Personen und Handlungen. Sie beruht auf der „Fast Fourier Transformation“, womit man, so Rabl, von jedem gespeicherten Klang vier mögliche Zustände hat, die kompositorisch bearbeitbar sind.

Im Zeit-Ton ist eine von Günther Rabl speziell für diese Sendung gemischte Stereo-Fassung dieser ursprünglich achtkanaligen Komposition zu hören. Gestaltung: Heinrich Deisl


27.11.2020


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Klangkunst: Reihe: Here History Began – Mawjât Martenot – Ein elektronisches Musikinstrument lernt Arabisch

Von Julia Tieke. Mit: Julie Normal (Ondes Martenot) und Khyam Allami (Oud). Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2020. Länge: 52’

Verspätete Premiere für eine radikale musikalische Idee: Schon 1932 schlug eine Musikwissenschaftlerin vor, das elektronische Instrument „Ondes Martenot“ für das Spielen von arabischer Musik zu nutzen.

Mady Humbert-Lavergne war 1932 eine von nur zwei Frauen auf dem internationalen Kongress für Arabische Musik in Kairo – und sie hatte einen avantgardistischen Vorschlag. Inmitten hitziger Diskussionen über die Verwendung europäischer Musikinstrumente empfahl sie die Ondes Martenot, ein frühes elektronisches Instrument, das „alle arabischen Melodien spielen kann“. Ihre Idee blieb ungehört, auch bei den damals in Kairo anwesenden Berliner Musikern und Musikwissenschaftlern – obwohl Paul Hindemith selbst mit elektronischen Instrumenten experimentierte.

In Berlin lebt heute der irakische Komponist und Musiker Khyam Allami. Zusammen mit der Ondistin Julie Normal aus Rom experimentiert er damit, auf den Ondes Martenot arabische Intervalle zu spielen. Verspätete Premiere für eine radikale musikalische Idee.

Julia Tieke, geboren 1974, ist Kulturwissenschaftlerin, Autorin und Regisseurin. Projektleiterin der Wurfsendung von Deutschlandfunk Kultur. Zuletzt für diesen Sender: „Die Kunst sich zum Affen zu machen“ (2017) und „Eine Frage der Stimmung“ (2019).

00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten

Toni Völker: Requiem in fünf Sätzen (Hagner Gerda, Sopran; Michael Müller, Violoncello; Udo Knauer, Orgel; Kantorei St. Moritz, Orgel und Leitung: Hans-Martin Rauch); Stefan Johannes Walter: „Ein kleines Requiem“ (Dagmar Kastl, Sopran; Sonja Wiedmann, Flöte; Elisabeth Anetseder, Harfe); Klaus Hinrich Stahmer: „Quasi un requiem“ (Claudia Brodzinska, Sprechstimme; Joachim-Quartett)

19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: „Um ihn herum war nie Alltag“ – Die eigene Welt des Wilhelm Kempff

Von Michael Atzinger. Im brandenburgischen Städtchen Jüterbog kam er 1895 zur Welt – Wilhelm Kempff, der Pastorensohn, der als musikalisches Wunderkind begann. Seine pianistische Anschlagskultur und der poetische Zauber seiner Konzerte haben ihm den Stempel des Romantikers aufgedrückt – der er aber gar nicht war. Sein Geheimnis lag in seiner Vielseitigkeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Kempff an der italienischen Amalfi-Küste, inmitten von Zypressen und Zitronenbäumen, seinen Sehnsuchtsort gefunden und sich einen Traum erfüllt: hochbegabten jungen Pianisten die Welt Beethovens nahezubringen. Dort, in Positano, wo Kempff 1991 auch gestorben ist, führt seine ehemalige Sekretärin Annette von Bodecker das Erbe des Pianisten als Kulturstiftung fort. Sie erinnert sich zum 125. Geburtstag ihres ehemaligen Arbeitgebers an einen ganz besonderen Menschen.

20:00 bis 22:00 | NDR Kultur
NDR Elbphilharmonie Orchester: Live und im Videostream: Paavo Järvi am Pult in Hamburg

Francis Poulenc: Sinfonietta | Maurice Ravel: Le Tombeau de Couperin | Albert Roussel: Sinfonietta für Streichorchester op. 52 | Jacques Ibert: Divertissement. NDR Elbphilharmonie Orchester. Ltg.: Paavo Järvi. Live aus der Elbphilharmonie Hamburg

22:03 bis 23:00 | Deutschlandfunk Kultur
Musikfeuilleton: Totentanz und Liebeslust – Musik in Zeiten von Pest und Cholera

Von Katalin Fischer. Die Seuche wütet, der Tod steht vor der Tür – oft genug auch Anlass, zu singen und zu tanzen. Auf Bildern verrenken sich groteske Skelette, in der Musik werden überschäumende Tänze und Lieder geschaffen – oder auch verhauchende Weisen. Wenn sich Normen und Werte im Angesicht des Todes plötzlich als fragwürdig erweisen, blüht die Musiklandschaft auf. Seit dem 14. Jahrhundert gibt es Darstellungen von Totentänzen und deren musikalische Umsetzungen, in ambivalenter Weise: Einerseits herrschen Todessehnsucht und Ergebenheit, weil der Tod die Erlösung von allen Leiden bringt, andererseits gilt er als lustvoller Höhepunkt, dem nichts mehr folgen kann. Pest, Cholera, spanische Grippe – und ihre musikalischen Begleiter.

23:03 – 24:00 | Ö1
Intime Dialoge – Wien Modern 2020. Das Duo-Projekt Hedda.

Am 22.11. präsentierten die Geigerin Sophia Goidinger-Koch und der Gitarrist Klaus Haidl im REAKTOR ihr neues Projekt „Hedda“ im Rahmen von Wien Modern. Sechs Komponistinnen und Komponisten haben speziell für dieses Vorhaben neue Werke für die Besetzung Violine und Gitarre komponiert. Zu erleben waren sechs Uraufführungen von Peter Ablinger, Hannes Dufek, Tamara Friebel, Susanna Gartmayer, Veronika Mayer und Gunter Schneider. Der Fokus bei „Hedda“ liegt auf Kammer- und Hausmusik im traditionellen Sinn. „Die kleine, mobile Besetzung ermöglicht es nahezu überall zu konzertieren und somit die Musik unserer Zeit wieder an die Lebensorte unserer Zeit und direkt zu den Menschen zu bringen“ – so Gitarrist Klaus Haidl. „Zeit-Ton“ bringt einen Mitschnitt des Abends. Gestaltung: Philipp Weismann


28.11.2020


14:05 bis 15:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: „Um ihn herum war nie Alltag“ – Die eigene Welt des Wilhelm Kempff

Von Michael Atzinger. Im brandenburgischen Städtchen Jüterbog kam er 1895 zur Welt – Wilhelm Kempff, der Pastorensohn, der als musikalisches Wunderkind begann. Seine pianistische Anschlagskultur und der poetische Zauber seiner Konzerte haben ihm den Stempel des Romantikers aufgedrückt – der er aber gar nicht war. Sein Geheimnis lag in seiner Vielseitigkeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Kempff an der italienischen Amalfi-Küste, inmitten von Zypressen und Zitronenbäumen, seinen Sehnsuchtsort gefunden und sich einen Traum erfüllt: hochbegabten jungen Pianisten die Welt Beethovens nahezubringen. Dort, in Positano, wo Kempff 1991 auch gestorben ist, führt seine ehemalige Sekretärin Annette von Bodecker das Erbe des Pianisten als Kulturstiftung fort. Sie erinnert sich zum 125. Geburtstag ihres ehemaligen Arbeitgebers an einen ganz besonderen Menschen.

22:04 bis 00:00 | WDR 3
WDR 3 Open Sounds: Studio Elektronische Musik – praxis [48]: Xenakis’ Selbstanleihen

Iannis Xenakis: Diamorphoses / Concret PH / Orient / Occident / Bohor / Terretektorh / Pithoprakta / Polytope de Montreal / Hibiki Hana-Ma / Persepolis

Der griechisch-französische Komponist Iannis Xenakis sorgte mit Persepolis oder La Légende d’Eer für einige der umfangreichsten und bekanntesten Werke der elektroakustischen Musik. Bereits für sein erstes Tonbandstück Diamophoses von 1957 hatte er sich in eine vermeintliche Sisyphos-Arbeit gestürzt: Er schuf in unzähligen Arbeitsschritten sein eigenes Material und schuf aus der Tonbandaufnahme eines kleines Glöckchens glissandierende Gesänge. Seine aufwendig erstellten Klangmaterialien benutzte er weiter. Zwar entstand für seine folgenden Stücke auch neues Material – insbesondere von seinen Reisen nach Japan und Persien brachte er Klänge mit – aber die alten gingen nicht verloren. Er recycelt wieder und immer wieder: eine spannende Hörgeschichte Xenakis’scher Materialverwendung – inclusive der Migration elektroakustischer Klänge in seine Instrumentalwerke (und umgekehrt).

22:05 bis 22:50 | Deutschlandfunk
Atelier neuer Musik: Revisited Forum neuer Musik 2012 – All God’s Children

Peter Maxwell Davies: Antechrist | Simon Holt: Lilith |  Samir Odeh-Tamimi:  Ja-Nári | Lisa Streich: Grata. ensemble 20/21; Leitung: David Smeyers. Aufnahme vom 21.4.2012 aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal

Am Mikrofon: Frank Kämpfer. Anders als in früheren Jahrhunderten erfolgt zeitgenössisches Komponieren heute in der Regel nicht im Auftrag der Kirche. Das heißt aber nicht, dass es frei von religiösen Kontexten ist. Anstelle institutionell organisierten Glaubens findet sich vielfach eine individuelle Sinnsuche, die Künstlerinnen und Künstler zu spirituellen und philosophischen Reflexionen anregt. Beim Forum neuer Musik 2012 „Komponieren als Dialog mit Gott“ präsentierte die Kölner Hochschul-Formation ensemble 20/21 deshalb avancierte musikalische Glaubens-Äußerungen verschiedenster Art. Beispielsweise Peter Maxwell Davies’ mittelalterlich inspiriertes Quintett „Antechrist“, das sich dem christlichem Dogma entzieht. Oder Simon Holts archaische Deutung der jüdischen „Lilith“, einer Gestalt aus dem Talmud. Emphatisch und zornig klang Samir Odeh-Tamimis Ensemblestück „Ja-Nári“. Die Musiksprache des palästinensisch-israelischen Komponisten ist von Koranrezitation geprägt. Ein Gegenentwurf: Lisa Streichs Auftragskomposition „Grata“. Die junge Schwedin vertonte in ihrer minimalistischen Sprache das „Gloria“ aus der katholischen Messe – allerdings rein instrumental.

23:00 bis 00:00 | hr2-kultur
The Artist’s Corner | Bauernkriegspanorama von Kathrin Röggla

Realisation: Leopold von Verschuer. Kathrin Röggla blickt in Werner Tübkes monumentales Bauernkriegspanorama und sieht die Gegenwart. Aus heutigen Momenten des gesellschaftlichen Unfriedens entsteht als akustischer Kontrapunkt ein neues Panorama. Dieses dynamische Portrait in Form eines merkwürdig abrutschenden Dreier-Gesprächs ist die Wiederaufnahme einer Standortsuche in einem historischen Raum, der stets auch nach Utopien fragt.

In einer fließenden musikalischen Bewegung sucht das Hörspiel die Perspektiven, Gruppierungen und Protagonisten eines beunruhigenden Zeitgemäldes auf: Rechtsruck, Hetze und Menschenhass, Geschichtsklitterung, Ironie auf verlorenem Posten, sowie die Unmöglichkeit, dies im Zusammenhang darzustellen. Denn dieser muss mit literarischen Mitteln aufs Neue geborgen werden, ohne die Leerstellen zu leugnen oder die Position der drei Erzähler zu verraten – selbst sie ist so unsicher wie das Terrain, auf dem sie sich bewegen. Für den Text erhielt Kathrin Röggla den diesjährigen Wortmeldungen-Literaturpreis. Er sei ein „Wagnis, das die vielen widerstrebenden Entwicklungen als eine Gesamtheit abzubilden und die Umrisse eines utopischen Horizonts einzuzeichnen versucht“.

Kathrin Röggla, geboren 1971, arbeitet als Prosa- und Theaterautorin und entwickelt Radiostücke. Für ihre Bücher erhielt sie zahlreiche Preise. Sie veröffentlichte u.a. die Prosatexte „wir schlafen nicht“ und „die alarmbereiten“. Zuletzt erschien „Der Elefant im Raum“ (2020).


29.11.2020


13:04 bis 14:00 | hr2-kultur
Kaisers Klänge – Musikalische Entdeckungsreisen – Von Weill bis Zappa – 40 Jahre Ensemble Modern

Aus dem Musikleben ist es nicht wegzudenken, das Ensemble Modern. Vor 40 Jahren gründete es sich als ein Spezialisten-Ensemble für Neue Musik.

Mit seinen Interpretationen hat es Meilensteine gesetzt, nicht nur im Bereich der musikalischen Avantgarde, sondern auch in den unterhaltsameren Formen der Moderne. Der Bogen reicht von Kurt Weills „Dreigroschenoper“ über die minimalistischen Klangstrukturen von Steve Reich und John Adams bis zu den legendären „Yellow Shark“-Konzerten mit Frank Zappa.

22:00 bis 00:00 | Bremen Zwei
Klassikwelt in concert: Oriol Cruixent: Abismes – Diptychon für Orchester

„Abgrundtief visionär“ hatten die Bremer Philharmoniker ihr erstes Saisonkonzert im September 2009 betitelt. Hauptwerk an diesem Abend war ein Stück, das den wohl größten Skandal der neueren Musikgeschichte ausgelöst hat: Igor Strawinskys Ballettmusik „Le sacre du printemps“.

22:08 – 22:55 | Ö1
Jet Lag All Stars Radio Show: Neuer Volkstheaterdirektor im Ö1 Bügelzimmer

Im Jänner 2021 startete die Direktionszeit von Kay Voges als Leiter des Wiener Volkstheaters. Was auf dem Spielplan steht, war zu Redaktionsschluss noch nicht bekannt, sicher ist bloß: Das wird keine Verwaltung der Wiener Tradition, das wird etwas Großes, Wildes. Es wird laut werden und intensiv, jedenfalls anders als bisher. Was der deutsche Theatermacher über Fußball und Musik denkt und wie er sich als „Piefke in Wien“ fühlt, erzählt er im Ö1 Bügelzimmer, in einer Sonderedition der Jet Lag All Stars Radio Show. Gestaltung: Robert Czepel, Rainer Elstner, Alexander Ach Schuh, Thomas Tesar, Elke Tschaikner, Christian Scheib und Klaus Wienerroither

23:04 bis 00:00 | WDR 3
WDR 3 Studio Neue Musik: Homeoffice [8] Ensemble KNM Berlin

Mit Ausschnitten aus: Marco Stroppa: Hommage a Gy. K. für Klarinette, Viola und Klavier | Younghi Pagh-Paan: U-MUL / Der Brunnen für 7 Instrumente | Mark Barden: Monoliths; I-V Ensemble & Elektronik  | Ana Maria Rodriguez: Drops and Seeds für Tänzer, Musiker*innen, Elektronik und Resonatoren; Ensemble KNM Berlin

Freie Ensembles leiden besonders unter der Corona-Pandemie. Seit März sind reihenweise Konzerte wie auch Honorare ausgefallen, Normalität ist bis heute nicht in Sicht. Wir wollen wissen, was Musiker*innnen momentan umtreibt, wie sie mit der existenzbedrohenden Krise umgehen.

In Folge 8 sind wir zu Besuch beim Ensemble KNM Berlin. Den schlichten Namen haben die elf Mitglieder der Gruppe seit der Gründung 1988 an der Hochschule Hanns Eisler nicht geändert. Um so abenteuerlicher sind die Titel ihrer ungewöhnlichen, aufsehenerregenden Eigenproduktionen: HouseMusik, space+place, KNM New Music Spa, lunch & after work oder Clang Cut Book. Projekte, die nicht selten über den Konzertrahmen hinausführen. Etwa die Audiotour Gehörte Stadt, die zu akustischen Stadtführungen einlädt. Ihre Neugier auf Neues und die Auseinandersetzung mit den wesentlichen Themen unserer Gegenwart haben dem KNM Einladungen zu vielen europäischen Musikfestivals verschafft.

 

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radiofreak der alten schule. transistor, diode, spule, kondensator. ehemals manipulator:in mehrerer rundfunksendungen.