Neue Musik / Musikfeature / SoundArt: Die Radio-Woche vom 22.10. bis 28.10.2018
Neue Musik und Musikfeatures in der Kalenderwoche 43. Schall und Klang, Aleph-Gitarrenquartett, Der Musiktraktat im 20. Jahrhundert (3/4), Franco Donatoni, Donaueschinger Musiktage, Vom Hören und Fühlen der Musik, Portrait Martin Schüttler, Musik zum Westfälischen Frieden, Klangchoreographie, Graciela Paraskevaídis, Internationale Ensemble Modern Akademie, Schöpfungsgeschichte(n) Oder: Der „Urtext“ und seine Erfinder, Molyvos Festival der Dörken-Schwestern auf Lesbos, Frauen und Technik, Gender-Debatten in der neuen Musik und anderes.
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22.10.2018
00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Klangkunst: Schall und Klang – Von Christina Kubisch – Mit den Stimmen von Hermann Scherchen und Kathrin Röggla
Musiker und Musikerin: Eckehard Güther, AKS Synthesizer. Christina Kubisch, elektromagnetische und elektronische Klänge sowie field recordings. Ton: Eckehard Güther. Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2017 / Studio für Elektroakustische Musik der Akademie der Künste / Studio Hoppegarten 2017. Länge: 48’31. (Wdh. v. 05.10.2018)
In den 1950ern experimentierte der Dirigent Hermann Scherchen mit der Räumlichkeit von Klängen.
In der Mitte des letzten Jahrhunderts zog der Dirigent Hermann Scherchen in das Tessiner Dorf Gravesano. Dort baute er ein experimentelles Tonstudio und schuf so einen Begegnungsort für Wissenschaftler, Elektroakustikerinnen und Musikerinnen aus aller Welt. Über die Weihnachtsfeiertage 1956 befasste er sich intensiv mit der Positionierung von Mikrofonen. Christina Kubisch transformiert die Aufnahmen dieser Studie – erst unmerklich, dann entschieden – und reflektiert so ein weiteres Mal die Verbindung von Klang und Raum.
Christina Kubisch, geboren 1948 in Bremen, zählt zur ersten Generation der Klangkünstler in Deutschland. Studium der Malerei, Musik und Elektronik. Ab 1980 vermehrt Klanginstallationen, Klangskulpturen sowie elektroakustische Kompositionen und Hörspiele. Lehrtätigkeit als Professorin für audiovisuelle Kunst von 1994 bis 2013 an der Kunsthochschule Saarbrücken. Christina Kubisch ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin. 2016 wurde sie zusammen mit Peter Kutin und Florian Kindlinger für das Stück „Desert Bloom“ (WDR 2015) mit dem Karl-Sczuka-Preis ausgezeichnet.
21:04 bis 22:00 | kulturradio
MUSIK DER GEGENWART: Das Aleph-Gitarrenquartett
Mit Ulrike Klobes. Seit seiner Gründung vor zweieinhalb Jahrzehnten arbeitet das Aleph-Gitarrenquartett daran, das Repertoire der Gitarrenliteratur sowie die Spieltechniken des Instruments zu erweitern. Ein Überblick über das breite neue Repertoire der vier Musiker.
23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: Worte um Musik: Der Musiktraktat im 20. Jahrhundert (3/4)
„Kontakte“ – Karlheinz Stockhausen in seinen Schriften. Von Reinhard Ermen. Kaum ist seine Musik in der Welt, beginnt Karlheinz Stockhausen (1928 – 2007) auch schon darüber nachzudenken. Er erläutert seine Stücke. Die Texte sind oft kurze, sachliche Einführungen oder fundamentale Reflexionen, denen selbst das Fachpublikum nur mit äußerster Konzentration folgen kann. Es gibt darüber hinaus grundsätzliche Abhandlungen etwa darüber „Wie die Zeit vergeht“ aber auch „Nebennoten“. Seine gesammelten Schriften umfassten zu Lebzeiten zehn Bände, nach seinem Tod kamen noch sieben weitere hinzu. Reinhard Ermen blickt in diese Texte, um den Wandlungen eines Kunst(selbst)verständnisses nachzuspüren, das sich letztlich immer treu geblieben ist. (Teil 4, Montag, 29. Oktober, 23.03 Uhr)
23.10.2018
00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Auf sich selbst zurückgeworfen – Rätselhaftes in der Musik von Franco Donatoni
Von Leonie Reineke. Statt eisern nach dem Nie-Gehörten zu suchen, kultivierte Donatoni das kreative De- und Verkomponieren seines eigenen Werks.
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponistinnen
Laurence Traiger: „Endless light“ (Chor des Bayerischen Rundfunks: Peter Dijkstra); Wilhelm Killmayer: Fünf Romanzen (Sebastian Hess, Violoncello; Moritz Eggert, Klavier); Moritz Eggert: „Tetragrammaton“ (Stuttgarter Kammerorchester: Michael Hofstetter); Max Beckschäfer: „Meeresgespräche 1“, Fünf Lieder (Franz Vitzthum, Countertenor); Carl Orff: Vier Stücke (Karl Peinkofer Percussion Ensemble); Markus Schmitt: „echoi“ (Felix Seiffert, Violoncello; Stefan Schulzki, Klavier); Max Beckschäfer: „Haiku“ (Andrea Höcht, Mezzosopran; Gerold Huber, Klavier); Sandeep Bhagwati: „Exterritorial I“ (Trio Basso); Laurence Traiger: „Empathy“ (Stefanie Schumacher, Akkordeon)
21:00 bis 22:00 | NDR Kultur
neue musik: Donaueschinger Musiktage 19.10. – 21.10.2018
Von Margarete Zander. Seit 1921 stellt der SWR für einige Wochen sein Orchester für Experimente von Komponisten unserer Zeit zur Verfügung. Hier können Komponistinnen ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Die spannende Frage: Was interessiert diese ausgewählten Spezialisten heute, wohin könnte die musikalische Reise uns führen? Wie kommt das Neue in die Welt? Dabei sind in diesem Jahr unter anderem Isabel Mundry, Brigitta Muntendorf, Agata Zubel, Georges Aperghis und Janis Petraskevics. Spekulieren Sie anhand der Musikausschnitte mit, was bleiben mag und was vielleicht schon im Moment der ersten Begegnung verpufft.
22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Opernlust – Vom Hören und Fühlen der Musik
„In der Oper gewesen, geweint“ – so könnte man ein Zitat von Franz Kafka abwandeln, wenn man die Gespäche mit Opernfans, die für diese „Horizonte“-Sendung geführt wurden, auf einen Nenner bringen möchte. Es ist erstaunlich wie intensiv das Erlebnis Oper noch zu wirken scheint. In einer Zeit, die durch eine starke Zersplitterung von Kulturangeboten gekennzeichnet ist, wirken die Liebhaber der Oper wie eine Bastion der glücklich Hörenden und Sehenden. Doch es werden Stimmen lauter, die auch diese Bastion in Gefahr sehen und verkünden wie Berthold Seliger den „Klassikkampf“. Zum Ritual erstarrt, verflacht und elitär sei der heutige Klassikbetrieb und die Zuschauer von Bildungsmangel ausgezehrt und überaltert. Horst Konietzny versucht zu verstehen, wie es um das heutige Opernpublikum steht und hört sich um bei Komponisten, Dramaturgen, Marketingleuten, Regisseurinnen und vor allem bei den Zuschauerinnen und Zuschauern aller Altersgruppen.
24.10.2018
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponistinnen
Gustav Gunsenheimer: Konzert Nr. 1 (Sabine Spath, Klavier; Dmitriy Nedelev, Pauken; Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt: Oliver Weder); Hans-Günther Allers: Variationen mit Fuge über ein Thema von Niccolò Paganini, op. 82 (Cassiopeia Quintett); Gerhard Deutschmann: Streichquartett Nr. 1 (Sinnhoffer-Quartett); Heinrich Hartl: „Wandlungen“, op. 115 (Moravian Philharmonic Orchestra of Olomouc: Toshiyuki Shimada); Stefan Hippe: „Annacamento“ (ars nova ensemble nürnberg: Werner Heider); Rainer Pezolt: Scherzo, Elegie und Burleske (Antje Gerlof, Flöte; Hans Michael Eckert, Violoncello; Hans-Wolfgang Brassel, Cembalo)
20-21 Uhr | Radio SRF 2 Kultur
Musik unserer Zeit / Portrait Martin Schüttler
20:04 bis 21:00 | hr2-kultur
Kaisers Klänge: Nach 30 Jahren Krieg – Musik zum Westfälischen Frieden
Als am 24. Oktober 1648 in Münster der Westfälische Friede verkündet wird, feiert die Welt das Ende des 30-jährigen Krieges auch mit viel Musik. „Musicalische Friedens-Gesänge“ erscheinen und „Bußfertige Friedens-Seufftzerlein“. Die Frankfurter singen einen zwölfstimmigen „Danck- und Lobgesang“, und für das große Friedensfest in Dresden schreibt Heinrich Schütz sein Chorstück „Nun danket alle Gott“. Die Erleichterung über den Frieden findet vielfältigen musikalischen Ausdruck.
21:00 bis 22:00 | NDR Kultur
Chormusik: Voces8
Die britische Gruppe Voces8 gehört zu den Shooting Stars der internationalen a cappella-Szene. Ihr Topniveau demonstrieren die acht Sänger auch auf der aktuellen CD mit dem Titel „Equinox“, die eine stilistische Vielfalt vom gregorianischen Choral bis zum zeitgenössischen Auftragswerk umfasst.
21-22 Uhr | Radio SRF 2 Kultur
Neue Musik im Konzert / Klangchoreographie
Die Mechanik des Alltags bildet den Ausgangspunkt für Ricardo Eiziriks neues Werk – etwa Bewegungen und Gesten der Musiker, aus denen der Brasilianer die Choreographie seiner Klänge entwickelt. Auch in „surge“ wird es körperlich, jedoch formiert Katharina Rosenberger das Trio Catch zu einem Klangkörper, der gemeinsam atmet und pulsiert. Vykintas Baltakas lässt das Klavier mit dem Computer interagieren. Er analysiert die live gespielte Musik, ändert Klangfarben und Artikulation, fügt Noten hinzu oder entfernt sie. Johannes Maria Staud verlangt vom GrauSchumacher Pianoduo Klangtexturen, die am Klavier eigentlich kaum möglich scheinen und die sich zu einem Klangrausch verdichten.
Katharina Rosenberger: surge für Klar, Vc, Klav (UA) | Vykintas Baltakas: sandwriting für 2 Keyboards and Live-Electronik (UA) | Ricardo Eizirik: obsessive compulsive music für Klar, Vc und expandiertes Klavier (UA) Johannes Maria Staud: Im Lichte II für 2 Klaviere (UA). SWR Experimentalstudio; Trio Catch; GrauSchumacher Piano Duo. 28.4. 18, Festsaal Witten / Tage für neue Kammermusik Witten
21:04 bis 22:00 | kulturradio
MUSIK DER GEGENWART: Die Komponistin Graciela Paraskevaídis
Mit Margarete Zander. Als Tochter griechischer Eltern in Argentinien geboren, lebte und arbeitete Graciela Paraskevaídis den Großteil ihres Lebens in Uruguay und war eine der wichtigsten Vertreterinnen der zeitgenössischen Musik in Lateinamerika.
23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: Internationale Ensemble Modern Akademie: Zimmer 205 Spezial (2/2)
IEMA Ensemble 2017/2018. Leitung: Lautaro Mura Fuentealba. Franz Ferdinand August Rieks: Nächtliche Geheimnisse – Das tagferne Warten der Kristallschädel | Min Hee Kim: Ohne Titel | Jakob Raab: Glasschach Redux | Moritz Laßmann: Getriebe | Haosi Howard Chen: durchkomponiert V | Akira Ito: Pulse Gimmick. (Konzert vom 13. Juni im Wolfgang-Rihm-Forum der Hochschule für Musik in Karlsruhe)
Das Zimmer 205 im Karlsruher Schloss Gottesaue ist ein Ort der Kommunikation und des Austausches. Hier kann der Komponistennachwuchs die neuesten Ideen mit den beiden Professoren Markus Hechtle und Wolfgang Rihm besprechen und diskutieren. So steht der Zimmername denn auch für die allerneuesten Stücke der allerfrischesten Kompositionstalente, die die Karlsruher Musikhochschule unter ihr Dach gelassen hat. Im zweiten Teil des Konzertmitschnitts werden neue Werke von Franz Ferdinand August Rieks, Min Hee Kim, Jakob Raab, Moritz Laßmann, Haosi Howard Chen und Akira Ito vom aktuellen IEMA-Ensemble der Internationalen Ensemble Modern Akademie vorgestellt.
25.10.2018
00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Da capo ja, aber immer anders
Theater am Marienplatz, Krefeld. Aufzeichnung vom 22.09.2017. Mauricio Kagel: „Spielplan“ Nr. 6 aus „Staatstheater“ Instrumentalmusik in Aktion | Ensemble Theater am Marienplatz: Gereon Bründt, Stefan Hölker, Pit Therre. Leitung: Pit Therre
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponistinnen
Hans Carste: „Lump mit Herz“, Melodien (Münchner Rundfunkorchester: Willy Mattes); Hans Stadlmair: „Wiener Schmäh-Walzer“ (Ana Chumachenko, Violine; Oskar Lysy, Viola); Hans-Herbert Winkel: „Molly Bralla Ghan“ (Max Hecker, Flöte; Kurt Kalmus, Oboe; Gerd Starke, Klarinette; Karl Kolbinger, Fagott; Kurt Richter, Horn); Eugen Bodart: Variationen über ein Thema von Franz Schubert, op. 30 (Symphonie-Orchester Graunke: Kurt Graunke); Rolf Wilhelm: Concertino (Jens Björn Larsen, Tuba; Danish Concert Band: Jørgen Jensen); Herbert Blendinger: Symphonie concertante, op. 52 (Munich Brass; Münchner Rundfunkorchester: Jan Stulen); Jan Koetsier: Duo concertante, op. 14, Nr. 3 (Peter Lukas Graf, Flöte; Janos Maté, Violine; Münchner Rundfunkorchester: Werner Andreas Albert)
20:04 bis 22:30 | SR2 KulturRadio
Mouvement: HörBar „Klangströme“ – Sprach-Klang-Fantasie
Wolfgang Korb, Sprecher. Gabriella Smart, Piano und Synthesizer. Johannes S. Sistermanns, Monochort und Transducer. Direktübertragung aus dem KuBa Kulturzentrum am Eurobahnhof, Saarbrücken
22:03 bis 23:00 | SWR 2
SWR2 Hörspiel-Studio: Gleis 11 – Gurbet – Zum türkischen Nationalfeiertag
Hörspiel von Alper Maral und Stefan Fricke. Mit: Caroline Junghans, Florian Rummel u. a. Regie: Stefan Fricke. (Produktion: SWR 2016)
Protagonist dieses Hörstücks ist das türkische Gastarbeiterlied. Die Collage strukturiert das Material der türkischen Originaltexte und -lieder wie ihrer Übersetzungen musikalisch. Sie nutzt dabei poetische Verfahrensweisen, die aus der Tradition der Konkreten Poesie abzuleiten sind. „Gurbet“ ist das türkische Wort für Heimweh. Im Oktober 1961 schlossen die BRD und die Türkei ein Anwerbeabkommen für türkische Arbeiter, die fortan als Gastarbeiter tätig sein sollten. 1973 lebten etwa 600.000 Türken in der BRD. In diesen zwölf Jahren sind zahllose Lieder entstanden, die vielfach publiziert wurden. Hier besingen die nicht-professionellen Singer-Songwriter die Ferne zur Heimat, aber auch den Grund, warum der strukturschwache Türkei froh war, die Arbeitsmigranten los zu werden. Auf Gleis 11 des Hauptbahnhofs in München kamen sie an, um von dort zu ihren neuen Arbeitsstätten weiterzureisen.
22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Studio für Musik
Christoph Staude: „Morpheus“ (Percussions de Strasbourg); Karlheinz Stockhausen: „Punkte“ (WDR Sinfonieorchester Köln: Péter Eötvös); Bernd Alois Zimmermann: Sonate (Megumi Kasakawa, Viola)
26.10.2018
00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Klangkunst: Dystopie.
Klangkunst von Kirsten Reese, Laura Mello, Wolfgang Musil und Ipek Gorgun. Produktion: Errant Sound / Deutschlandfunk Kultur 2018. Länge: 54’30. (Ursendung)
Creatures and Signals – Von Kirsten Reese | Living Radio 2018 – Von Laura Mello und Wolfgang Musil | Ode to Joy – Von Ipek Gorgun.
Hörstücke vom „Dystopie KlangKunst-Festival“ im September in Berlin. „Des einen Utopie ist des andern Dystopie“ schreibt der Historiker Gregory Claeys. Der Satz ist aktueller denn je. Das Künstlerkollektiv Errant Sound geht der Bedeutung von Zukunftsvisionen auf akustischer Ebene nach. Es zeigt Klänge von Gesellschaft und Staat, von Natur und Klima, von Denken und Kommunizieren. Kirsten Reese nutzt für ihr Stück „Creatures and Signals“ die Radarkuppel des Berliner Teufelsbergs als Imaginationsraum. Bei „Living Radio“ von Laura Mello und Wolfgang Musil belauscht das Publikum vier Charaktere auf einem öffentlichen Platz. Die Stücke sind Teil des Dystopie KlangKunst-Festival, bei dem im September 2018 Klangkünstlerinnen und Klangkünstler aus Berlin und Istanbul aufeinandertreffen.
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponistinnen
Hubert Kaineder: Aus „Gleich wie der Wind“ (Violeta Urmana, Mezzosopran; Vogtland Philharmonie: Johannes Schmeller)
19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: Schöpfungsgeschichte(n) Oder: Der „Urtext“ und seine Erfinder
Von Johannes Jansen. „Urtext“ kann vieles bedeuten, zum Beispiel die Frage, wie die Taxihupen gestimmt waren, die George Gershwin in „Ein Amerikaner in Paris“ verwendet wissen wollte. Oder die Überlegung, welche die von Mozart selbst bevorzugte Lesart war, wenn er in seinen Klavierkonzerten mehrere Varianten festgehalten hat – vor dem Hintergrund der Tatsache, dass er zumeist improvisierte und die Niederschrift für ihn allenfalls eine Gedächtnisstütze war. Kann auch ein Fragment ein „Urtext“ sein, wenn sich das Puzzle wegen fehlender Teile nicht mehr vollständig zusammensetzen lässt? Wo mehrere oder gar widersprüchliche Quellen zu ein und demselben Werk vorliegen, braucht es Scharfsinn und gehörigen Forscherfleiß, um herauszufinden, welche den mutmaßlichen Intentionen des Komponisten am nächsten kommt – denn in den meisten Fällen kann man ihn ja nicht mehr fragen. Der Begriff „Urtext“ wurde in Deutschland geprägt, aber auch ausländische Verlage benutzen ihn als eine Art Gütemarke. Alles nur eine clevere Geschäftsidee? – Fragen an den „Urtext“ und seine Erfinder stellt Johannes Jansen im Musik-Feature.
21:05 bis 22:30 | Bayern 2
hör!spiel!art.mix: Otto Nebel: Zuginsfeld/Unfeig
Zuginsfeld/Unfeig. Zwei Wortkunstwerke. Von und mit Otto Nebel. Edition S Press/BR 1974. Otto Nebel zählt zu den Vätern der experimentellen Literatur des 20. Jahrhunderts. Die erste Fassung seines Gedichts „Zuginsfeld“ entstand in zwei Wochen des Winters 1918/19 in einem englischen Kriegsgefangenenlager. Erstmals in der Literaturgeschichte wird durchgehend vorgeprägte Sprache, und zwar militärische, zitiert, collagiert und decouvriert. „Dass sich die Pest der Fremdwörterei gerade in der so deutsch-sein-sollenden Befehlssprache der Heeres-Fachleute zeigt, hat den geißelnden Dichter gezwungen, die Fremdwörter zur Vermehrung des Ekels an der Soldaten-Kauderwelscherei hier und da im Wortlaute noch mit besonderer Eindringlichkeit zu betonen. Insbesondere die albernen Zusammenziehungen und Schlagwörter-Neubildungen wie: Bogohl, Jasta, Kofl und andere Abscheulichkeiten einer krebsartigen Erkrankung des Buchstäblichen sind dem Hohngelächter der Kunst preisgegeben worden.“ (Otto Nebel).
Nebels Dichtung „Unfeig“, eine Neun-Runen-Fuge, erschien 1924/25 in der Kunstzeitschrift „Der Sturm“. Sie ist aus nur neun Buchstaben (uei nfg rtz) zusammengesetzt und ist eine gegen Machtstrukturen und Medien gerichtete Sprachsatire, witzig und voller Gedankentiefe.
Otto Nebel (1892-1973), Schauspieler, Dichter, Maler. Mitglied der Künstlergruppe „Der Krater“. 1924/25 am Bauhaus in Weimar. 1933 Emigration in die Schweiz.
22:00 bis 22:30 | Deutschlandfunk Kultur
Einstand: Aufbruch in Zeiten der Depression – Das Molyvos Festival der Dörken-Schwestern auf Lesbos
Von Sylvia Systermans. Das Dorf Molyvos im Norden der Insel Lesbos ist ein idyllisches Dorf. Hier gründeten die beiden deutsch-griechischen Pianistinnen Danae und Kivili Doerken ihr eigenes Festival. Das war 2015, ein Jahr, in dem täglich mehrere Tausend Flüchtlinge auf Lesbos strandeten und die Inselbewohner zwischen Hilfsbereitschaft, Überforderung und Existenzangst schwankten. „Was die Politik in Jahren nicht schafft, das kann die Kunst an einem Abend“, sind die Schwestern überzeugt. Mit ihrem Festival wollen sie die Gemeinschaft der Einheimischen stärken, klassische Musik nach Lesbos bringen und die künstlerischen Beziehungen zwischen Deutschland und Griechenland stärken. Sylvia Systermans hat das Festival, das in diesem Jahr unter dem Motto ‚Genesis’ stand, besucht.
27.10.2018
14:05 bis 15:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: Schöpfungsgeschichte(n) Oder: Der „Urtext“ und seine Erfinder
Von Johannes Jansen. „Urtext“ kann vieles bedeuten, zum Beispiel die Frage, wie die Taxihupen gestimmt waren, die George Gershwin in „Ein Amerikaner in Paris“ verwendet wissen wollte. Oder die Überlegung, welche die von Mozart selbst bevorzugte Lesart war, wenn er in seinen Klavierkonzerten mehrere Varianten festgehalten hat – vor dem Hintergrund der Tatsache, dass er zumeist improvisierte und die Niederschrift für ihn allenfalls eine Gedächtnisstütze war. Kann auch ein Fragment ein „Urtext“ sein, wenn sich das Puzzle wegen fehlender Teile nicht mehr vollständig zusammensetzen lässt? Wo mehrere oder gar widersprüchliche Quellen zu ein und demselben Werk vorliegen, braucht es Scharfsinn und gehörigen Forscherfleiß, um herauszufinden, welche den mutmaßlichen Intentionen des Komponisten am nächsten kommt – denn in den meisten Fällen kann man ihn ja nicht mehr fragen. Der Begriff „Urtext“ wurde in Deutschland geprägt, aber auch ausländische Verlage benutzen ihn als eine Art Gütemarke. Alles nur eine clevere Geschäftsidee? – Fragen an den „Urtext“ und seine Erfinder stellt Johannes Jansen im BR-Klassik-Musikfeature.
22:04 bis 00:00 | WDR 3
WDR 3 Open Sounds: Studio Elektronische Musik – Frauen und Technik
Mit Musik von Unsuk Chin, Phantom Chips, Delia Derbyshire, Electric Indigo, Farahnaz Hatam, Christina Kubisch, Julia Mihály, Daphne Oram, Else Marie Pade, Younghi Pagh-Paan, Éliane Radique, Lucy Railton, Elisabeth Schimana und Marta Zapparoli
22:05 bis 22:50 | Deutschlandfunk
Atelier neuer Musik: Diskurse und Diskursinnen – Gender-Debatten in der neuen Musik
Von Leonie Reineke. Aktuelle Studien belegen: Frauen im Kulturbetrieb sind strukturell benachteiligt. Auch in der Neuen Musik hat diese Thematik in den letzten Jahren an Brisanz gewonnen. In Festivalprogrammen bilden Stücke von Frauen die Minderheit, Entscheidungsträger sind vorrangig Männer, kaum eine Komponistin arbeitet mit Elektronik, denn Technik ist Männersache. Was kann und muss getan werden, um diese Muster nicht dauerhaft zu erhalten, sondern aufzubrechen? Manche Festivals führen Frauenquoten ein, ganze Konferenzen widmen sich dem Genderdiskurs, Rechercheprojekte wie MUGI werfen einen kritischen Blick auf die männerzentrierte Musikgeschichtsschreibung. Außerdem fördern feministische Netzwerke wie female:pressure oder auch die zunehmende Do-it-yourself-Kultur in der zeitgenössischen Musik den autonomen Zugriff von Frauen auf Technik und Technologie. Doch verbessert das die Lage tatsächlich?
28.10.2018
00:05 bis 06:00 | SWR 2
SWR2 Spezial: My Favourite Things (VI) Die lange Nacht der Ars Acustica in SWR2: Richard Wagner und Götterdämmerungen
Realisation und Moderation: Manfred Hess, Reinhard Ermen, Björn Gottstein und Frank Halbig. (Produktion: SWR 2018)
0:05 – 2:00 Ars Acustica als Hörspiel und Soundart. Moderation: Manfred Hess
17:04 bis 18:00 | hr2-kultur
Kaisers Klänge: Monster, Freaks und Wiedergänger – Eine musikalische Horrorshow
Während an Halloween Monsterhorden vor der Haustür stehen und „Süßes oder Saures“ skandieren, liefern Kaisers Klänge die dazugehörigen musikalischen Horrorklänge.
Nachtmahre singen ihre schaurigen Lieder, Hexen wispern böse Zaubersprüche und Totengerippe tanzen im Mondenschein. Dazu genießen wir die grusligsten Opernszenen und lauschen der Musik aus alten Horrorfilmen.
18:30 bis 19:35 | Deutschlandfunk Kultur
Hörspiel: Die Stille hinter den Worten – Hörspielkomposition in 9 Bildern – Von Ulrike Haage
Komposition und Realisation: Ulrike Haage. Musikerinnen und Musiker: Anna-Lena Zühlke, Kontrabass. Carlos Bica, Kontrabass. Ulrike Haage, Präpariertes Klavier, Elektronik, O-Töne. Produktion: BR 2008. Länge: 41’34
Ein Autor verschwindet. Was bleibt sind ein paar Worte im Raum, der Nachhall von Worten und Gedanken, die sich in Tonspuren verwandeln.
Ein Autor hat sich davongemacht. Ein paar Worte hat er uns hinterlassen, die nur noch in blassen Erinnerungsfragmenten die Räume beleben; Worte, die wie fern vergangene Reflexe einstiger Ideen aufscheinen. Seine Abwesenheit zeichnet eine tönende Spur des Verschwindens, weckt die Erinnerung an eine schemenhafte Präsenz, die nun nicht mehr Sprache ist, sondern bloßer Nachhall der Worte – Gedankenspuren, die sich in Tonspuren verwandelt haben.
Wir, die Verlassenen, bleiben zurück in dem Raum des vollen, erfüllten Schweigens. Doch zwischen den Geräuschen, den Satzfragmenten und den Tönen muss ES noch zu finden sein: dieses Gewesene, das so gegenwärtig ist. Jeder Ton, jede Silbe, jedes Wort und jeder Name gleicht einer Anrufung, um den Raum des Schweigens mit einer spürbaren Präsenz zu füllen: Schemen des Realen, der Leidenschaft, des Todes. Nichts verschwindet.
„Es entsteht eine pausenintensive Zwiesprache mit sich selber, Sätze treffen auf Worte und verschwinden in der Musik. Die Musik reagiert, erschafft einen wort-losen Raum, den Frei-Raum für eigene Gedanken. Die Stille hinter den Worten wird hörbar. Nichts verschwindet spurlos. Nicht in den Rissen der Welt, nicht im Arkanum des Schweigens.“ (Ulrike Haage)
Ulrike Haage, geboren in Kassel, arbeitet an der Schnittstelle von Jazz, Avantgarde, klassischer Musik und Literatur. Neben ihrer Arbeit als Komponistin, Autorin und Regisseurin von preisgekrönten Hörspielen, schreibt sie Filmmusik und ist als Solopianistin und Scriptautorin tätig. Sie lebt in Berlin.
seit 1997 chefökonom der kritischen masse und netzbabysitter der nmz.