Neue Musik / Musikfeature / SoundArt: Die Radio-Woche vom 01.10. bis 07.10.2018

Radio Neue Musik. Montage: Hufner
Radio Neue Musik. Montage: Hufner

Neue Musik und Musikfeatures in der Kalenderwoche 40. Sollte mal auch erwähnt werden. In jeder Woche gibt es nächtens das „Concerto bavarese“ mit Musik fränkischer und bayerischer Komponistinnen. Da sind immer wieder einige Juwelen der neueren Musikgeschichte dabei. Wer da noch wach ist (oder schon wieder), einfach mal reinhören und überraschen lassen.

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01.10.2018


21:04 bis 22:00 | kulturradio
MUSIK DER GEGENWART: Neue Musik aktuell mit Andreas Göbel

23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: Die erste Natur in der zweiten. Vogelgesänge in der Neuen Musik

Von Jan Kopp. Anders als mechanische Alltagsgeräusche erinnern Tierlaute daran, dass Menschen ihren Lebensraum nicht alleine bevölkern. Am auffälligsten sind hierbei Vogelrufe, aufgrund ihrer Komplexität gerne auch als „Gesänge“ bezeichnet. Doch wie verhalten sich tierischer Gesang und menschliche Musik zueinander? Während Vogelrufe in älterer Musik vor allem als Zitate erklingen, hat das 20. Jahrhundert neue Wege eröffnet, wie die „erste Natur“ der Vögel Eingang in die „zweite Natur“ der Kunstmusik findet. Sei es in Form von exakten Transkriptionen, neuen Klangerzeugern oder Tonbandaufnahmen, sei es in Form experimenteller Lautposie. Jan Kopp geht dem Phänomen u. a. anhand der Werke von Olivier Messiaen, Kurt Schwitters, Carola Bauckholt und Robin Hoffmann nach.


02.10.2018


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Klang und Ritual – Pierluigi Billones Kompositionen für Schlagzeug solo

Von Tobias Schick. In seiner Musik unternimmt der Italiener ausgedehnte Reisen in ebenso magische wie kritisch reflektierte Klangwelten.

00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Gitarrissimo!

Robert Delanoff: „Exitements“ (Gabriele Prediger, Gitarre; Elisabeth Amandi, Schlagzeug); Claus Filser/Ruprecht Schultz/Roland Kohle/ Ardhi Engl: „Portrait four“ (Münchner Gitarrenquartett); Tom Sora: „frei sein“ (Johannes Öllinger, Martin Steuber, Gitarre, Sprechstimme); Johannes Tonio Kreusch: Aus „Crossing borders“ (Johannes Tonio Kreusch, Gitarre); Stefan Blum: „Shikantaza“ (Stefan Barcsay, Gitarre); Stephan Stiens: „Hallraum – Ins Offene“ (Guitar Company); Herbert Baumann: Ballade (Sebastian Hess, Violoncello; Eugène Hölzer, Gitarre)

21:00 bis 22:00 | NDR Kultur
neue musik: Udo Zimmermann wird 75 – 44. Festival „Neue Musik Lüneburg“

Von Margarete Zander. Als ein „Theatermensch, der auch komponiert“, sieht sich Udo Zimmermann. Wir porträtieren den in Dresden geborenen (6.10.1943) Komponisten, der nicht nur in seiner Heimatstadt das Neue in das gesellschaftliche Leben trägt. Außerdem geben wir Ihnen einen Ausblick auf das Festival „Neue Musik Lüneburg“ (7. bis 13.10.), das in diesem Jahr unter anderem elektroakustische Musik aus Chile, dem Iran, den USA und Serbien präsentiert.

23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 ars acustica: Ovalaroma

Komposition und Realisation: Markus Popp. (Produktion: SWR 2018). Elektronische Musik und Parfüm haben viele strukturelle und atmosphärische Gemeinsamkeiten. Beide werden aufwendig konstruiert, aber sinnlich erfahren. Sie sind ein komplexes Arbeitsfeld für versierte Spezialisten, ihre Ergebnisse sind jedoch hochemotional und suggestiv. Beide nutzen neueste Technik und Verfahren, aber ihre Wirkung und Wahrnehmung sind extrem subjektiv. Ihr Zauber verflüchtigt sich rasch im Raum, aber sie beschäftigen und begleiten uns, manchmal für viele Jahre. „OVALAROMA“ ist der Versuch der Fusion von Parfüm und Musik in Form eines autobiografischen Hörspiels. Es extrahiert puren akustischen Duft aus dem Dreigestirn von Musik, Text und synästhetischer Chemie – ein vielschichtiges olfaktorisches Erlebnis aus Kopf-, Herz- und Basisnote.


03.10.2018


00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponistinnen

Bertold Hummel: Adagio, op. 62 a; Katrin Klose: „Accord – Hommage à Grisey“ (Tiroler Kammerorchester InnStrumenti: Gerhard Sammer); Klaus Ospald: „Così, dell’uomo ignara …“ (Collegium Novum Zürich; Experimentalstudio des SWR: Peter Hirsch); András Hamary: Sechs Bagatellen (Julian Gorus, Klavier); Heinz Winbeck: Symphonie Nr. 3 (Christel Borchers, Alt; Wolf Euba, Sprecher; Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Dennis Russell Davies)

15:04 bis 16:00 | WDR 3
WDR 3 Musikporträt: Brücken zwischen Ost und West – Die Akademie für Alte Musik in Berlin

Von Michael Arntz. Aufnahme des WDR 2018. Um 1980 gründete eine Handvoll Musiker in Ost-Berlin die Akademie für Alte Musik Berlin, kurz Akamus. Schon zu DDR-Zeiten war die Berliner Truppe für ihre spielfreudigen Interpretationen bekannt.

Noch vor dem Mauerfall wurde die ostdeutsche Gruppe Akamus vom Westdeutschen Rundfunk zu den Tagen Alter Musik in Herne eingeladen. Umgekehrt reisten viele Musiker aus dem Westen nach Ost-Berlin, um gemeinsam mit Akamus zu konzertieren und CDs einzuspielen: deutsch-deutsche Begegnungen, die in beide Richtungen nicht ohne Turbulenzen verliefen. Musiker aus Ost und West erinnern sich an die Geschichte des Ensembles und an die Zusammenarbeit in politisch bewegten Zeiten.

20-21 Uhr | Radio SRF 2 Kultur
Musik unserer Zeit / Klassiker des 20. Jahrhunderts: Luigi Dallapiccola, „Il prigioniero“

21-22 Uhr | Radio SRF 2 Kultur
Neue Musik im Konzert / Magnetsturm

George Crumb: Makrokosmos für Klavier | Thomas Demenga: Inside out – Outside in, für Vl, Vc,Vibra/Xyl, Klav, Klar (UA) | Terry Riley: In C. Camerata Variabile. Konzert vom 01.06.18, Konservatorium Zürich

23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: Tyrannei und Freiheit: Wilde Lieder (1/2)

Bernd Alois Zimmermann: Musique pour les soupers du Roi Ubu – Ballet noir en sept parties et une entrée; Andreas Müller (Conférencier), SWR Symphonieorchester, Leitung: Valentin Uryupin. (Konzert vom 18. Juli im E-Werk in Freiburg)

Wilde Lieder. Marx‘ Music – Teil 1: Neue Werke von Ruiqi Wang, Kaspar Querfurth, Frédéric Pattar, Robert Reid Allan, Celeste Oram und Sergej Newski. Birmingham Contemporary Music Group. (Konzerte vom 1. und 2. September in der Promotionsaula und dem Kurfürstlichen Palais in Trier)

Am 5. Mai 1818 wurde Karl Marx in Trier geboren. Auch 200 Jahre danach haben seine Gedanken kaum an Aktualität verloren. Das Projekt „Wilde Lieder“ fußt auf der Überzeugung, dass auch die scheinbar unpolitische Musik mit Marx’schen Begriffen beschrieben und analysiert werden kann: Als geistige Produktion ist sie Ausdruck des gesellschaftlichen Bewusstseins, das durch die materiellen Lebensverhältnisse bedingt ist und sich mit ihnen ändert. Zugleich sah Marx das Komponieren als Beispiel „wirklich freier“, d. h. nicht entfremdeter Arbeit. Unter dem Titel „Wilde Lieder“ pries der junge Marx in romantischen Gedichten die Kraft der Musik. Das Projekt „Wilde Lieder“ will Marx‘ Gedankenwelt und Ideale musikalisch mit neuem Leben füllen. Auftragswerke an junge KomponistInnen aus der ganzen Welt sollen zur Auseinandersetzung mit Marx‘ Themen und Analysen einladen und dazu anregen, Musik in ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen wahrzunehmen. (Teil 2, Mittwoch, 10. Oktober, 23.03 Uhr)


04.10.2018


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik

Edith-Stein-Schule. Aufzeichnung vom 20.07.2018. Thomas Meadowcroft: „Cradles“ | Michael Pisaro: „Hearing Metal 3 (after Brancusi’s Prometheus bronze of 1911)“ for sixteen suspended cymbals | Michael Maierhof: „Zonen 4.3“  für sechs Spieler auf Nylonsaiten | Carola Bauckholt: „Hirn & Ei“ | Yiran Zhao: „SHH 1, Solo für einen Kopf“ | Cathy van Eck: „De Beweging“ für vier Spieler | Elena Rykova: „The Mirror of Galadriel“, Performance für zwei Spieler, Tischtennisplatte und Kienäpfel | Atli Ingólfsson: „Sulphur Pulse“ für sechs Schlagzeuger. Mitglieder des Percussion Studio. Leitung: Christian Dierstein, Håkon Stene

20:04 bis 22:30 | SR2 KulturRadio
Mouvement: Musik aus dem Land der tausend Seen

Werke von Einojuhani Rautavaara und Jean Sibelius

21:30 bis 22:30 | hr2-kultur
Der Klang der Steine – Neue Musik für Lithophone

Von Friederike Kenneweg. Ob Kiesel, Feuerstein oder Felsen: Mit Steinen lässt sich Musik machen. Auch wenn Lithophone, wie Instrumente aus Stein genannt werden, in der westlichen Musik eher ein Schattendasein fristen, gibt es auch in der Neuen Musik immer wieder Komponistinnen und Komponisten, die sich von den Möglichkeiten des Steinklangs faszinieren lassen.

Mit Steinen lässt sich auf ganz unterschiedliche Weise musizieren. Klangsteine lassen sich stimmen, so dass auf ihnen Tonleitern spielbar sind wie auf einer Marimba. Geschliffene Steine lassen sich zum Schwingen anregen, so dass sie klingen wie eine Glasharmonika. Und dann ist da noch das Reiben, Knirschen und Prasseln, das sich mit einer Vielzahl kleiner Steine erzeugen lässt. In Zusammenarbeit mit dem Perkussionisten Nuno Aroso entdeckte der portugiesische Komponist Luis Antunes Pena (*1973) die Schönheit des Granitklangs für sich. Kurz vor seinem plötzlichen Tod im Jahr 2015 erarbeitete der Schweizer Hans-Jürg Meier (*1964) das Stück „TRE“ für Lithophon. The Stone Trio aus Basel widmet sich improvisierend den Klängen, die sich mit Steininstrumenten erzeugen lassen. Friederike Kenneweg hat mit zeitgenössischen Musikern, Komponisten und Instrumentenbauern darüber gesprochen, wie sie ihre Instrumente bauen, finden und bearbeiten, wie sie für Steine komponieren und was sie am Klang der Steine fasziniert.

22:03 bis 23:00 | SWR 2
SWR2 Hörspiel-Studio: Hölderlin. Geschichte einer Abschiebung

Hörspiel von Klaus Buhlert. Mit Texten von Friedrich Hölderlin. Mit: Bibiana Beglau, Uchenna van Capelleven u. a. Musik und Regie: Klaus Buhlert. (Produktion: BR 2018)

„Hölderlin? Nein, kennt er nicht, ist er auch nicht. Heute ist er Scardanelli, gestern Fürstlicher Biebliedekarius, morgen Killalusimeno. Hölderlin ist ein Sufi der deutschen Literatur. Andere schreiben über Mystik, er verkörpert sie: ‚Nimm mich, wie ich mich gebe, und denke, dass es besser ist zu sterben, weil man lebte, als zu leben, weil man nie gelebt!‘ – Das könnte auch O-Ton der Sufis im 10. Jahrhundert sein, 200 Jahre nach Hölderlin klingt es auch wie eine Fanfare des Rock’n‘ Roll: ‚It’s better to burn out than to fade away‘ – so nämlich singt es Neil Young in ‚My My, Hey Hey‘ in der Blues Version von 1979. Und im Abschiedsbrief von Kurt Cobain findet man genau diese Zeile …“ (Klaus Buhlert)

Berichte aus Hölderlins zweiter Lebenshälfte im Tübinger Turm sowie seine Gedichte und Briefe sind Material für eine Aneignung, in deren Zentrum die dichterische und stellvertretend biografische Explosivkraft einer künstlerischen Randexistenz stehen, der dieses Stück u. a. mit musikalischen Mitteln wie dem Rapgesang begegnet.


05.10.2018


00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Klangkunst: Schall und Klang – Von Christina Kubisch

Mit den Stimmen von Hermann Scherchen und Kathrin Röggla. AKS Synthesizer: Eckehard Güther; Elektromagnetische und elektronische Klänge sowie field recordings: Christina Kubisch. Ton: Eckehard Güther; Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2017 / Studio für Elektroakustische Musik der Akademie der Künste / Studio Hoppegarten 2017. Länge: 48’31. (Wdh. v. 20.10.2017)

In den 50-Jahren experimentierte der Dirigent Hermann Scherchen mit der Räumlichkeit von Klängen.

In der Mitte des letzten Jahrhunderts zog der Dirigent Hermann Scherchen in das Tessiner Dorf Gravesano. Dort baute er ein experimentelles Tonstudio und schuf so einen Begegnungsort für Wissenschaftler, Elektroakustikerinnen und Musikerinnen aus aller Welt. Über die Weihnachtsfeiertage 1956 befasste er sich intensiv mit der Positionierung von Mikrofonen. Christina Kubisch transformiert die Aufnahmen dieser Studie – erst unmerklich, dann entschieden – und reflektiert so ein weiteres Mal die Verbindung von Klang und Raum. „Ich möchte einen Raum haben, in dem ich den Raum ausschalte.“ (Hermann Scherchen)

Christina Kubisch, geboren 1948 in Bremen, zählt zur ersten Generation der Klangkünstler in Deutschland. Studium der Malerei, Musik und Elektronik. Ab 1980 vermehrt Klanginstallationen, Klangskulpturen sowie elektroakustische Kompositionen und Hörspiele. Lehrtätigkeit als Professorin für audiovisuelle Kunst von 1994 bis 2013 an der Kunsthochschule Saarbrücken. Christina Kubisch ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin. 2016 wurde sie zusammen mit Peter Kutin und Florian Kindlinger für das Stück „Desert Bloom“ (WDR 2015) mit dem Karl-Sczuka-Preis ausgezeichnet.

00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponistinnen

Gerald Eckert: „An den Rändern des Maßes“ (Ensemble Reflexion K: Gerald Eckert); H. E. Erwin Walther: „Katenaria“, Audiogramm (Frank Gutschmidt, Klavier); Walter Zimmermann: „Ataraxia“ (Kärt Ruubel, Klavier; Neophon Ensemble: Konstantin Heuer); Helmut Bieler: Drei Stücke für Klavier (Uta Walther, Klavier); Werner Heider: „Rock art“ (Münchner Rundfunkorchester: Werner Andreas Albert)

19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: Flüchtig und ewig, schön und berechenbar . Harmonie, die Vereinigung der Gegensätze

Von Felicia Englmann. Harmonie – jeder kennt sie, jeder spricht von ihr. Ob man eine harmonische Kindheit hatte oder eine harmonische Beziehung, ob man das liebste Stück Musik für harmonisch hält oder ob man in manchen Momenten das Gefühl hat, die Sphärenharmonie hören zu können: Harmonie ist etwas Besonderes. In der Musikwissenschaft bezeichnet Harmonie ganz wertfrei das Verhältnis von Tönen zueinander, aber der Harmonie als Begriff wohnt ein funkelnder Zauber inne. Das Musikfeature von Felicia Englmann nimmt einige dieser Funken auf und nähert sich dem großen Begriff der musikalischen Harmonie an. Der antike griechische Philosoph Pythagoras prägte den Begriff der Sphärenharmonie, eines für Menschen unhörbaren Zusammenklangs himmlischer Töne. Denker der Renaissance und des Barock von Johannes Kepler bis Athanasius Kircher sahen in der Harmonie ein göttliches Ordnungsprinzip und eine Möglichkeit. Zur selben Zeit begannen Komponisten, Harmonielehren in Buchform zu schreiben. Der aus München stammende Komponist Peter Michael Hamel erzählt in der Sendung, was Harmonie für ihn bedeutet, und der Berliner Musikwissenschaftler Thomas Kabisch erklärt, was es mit geschriebenen Harmonielehren auf sich hat. In der Mundharmonikamanufaktur in Trossingen ist zu hören, wie ein namhaft harmonisches Instrument entsteht und wie es gespielt wird. Aber verpflichtet ein Name wirklich? Der Bratscher Konstantin Sellheim von den Münchner Philharmonikern spricht darüber, wie harmonieliebend das Orchesterleben wirklich ist und was Kammermusik und Fußball dazu beitragen. Der Cellist Knut Weber verrät, was es bedeutet, heute ein Mitglied der Berliner Philharmoniker zu sein. Der Dirigent Howard Arman schließlich spricht über die Herausforderung, mit vielen Sängern einen harmonischen Zusammenklang zu finden.

21:05 bis 22:30 | Bayern 2
hör!spiel!art.mix: Hannes Becker: Die Symptome von Ingolstadt

Mit Alexander Duda, Katja Bürkle, Ilona Grandke, Stefan Hunstein, Sylvana Seddig, Lorna Ishema und anderen. Komposition: Fridolin Groß. Regie: Henri Hüster. BR 2018. Ursendung

Mitten in einem postapokalyptischen Bayern fahren vier Freundinnen in einem Auto über das Land. Sie haben einen Auftrag erhalten, jedoch widersprüchliche Hinweise, worin der Auftrag eigentlich besteht. Sollen sie etwas suchen, müssen sie einen Zeitpunkt abwarten? Geht es um die Liebe oder um die Freundschaft? Ist das da draußen eine Wüste? Und hat es diese Kindheit in Ingolstadt wirklich gegeben, an die sie sich erinnern wie an etwas, das es nie gab?

Eine alte Frau und ein alter Mann stehen im Dunkeln. Schon lange sind sie voneinander getrennt. „Wann werden wir uns wiedersehen?“ „Wo werden wir uns wiedersehen?“ Kommt es auf die Zeit an oder auf den Ort? Die Fragen treiben sie auseinander, und auch die Suche nach Antworten führt sie voneinander fort. Und doch hören sie nicht auf, an ein Wiedersehen zu glauben.

Draußen fallen Zeit und Raum auseinander, vermischen sich und tauschen die Seiten. Jemand entdeckt im Dunkeln einen kleinen Hof, zur selben Zeit werden in Bayern die geheimnisvollen Leuchthäfen entdeckt, unbekannte Zugänge zum Meer. Aus Teilen, die der Fluss antreibt, bauen sie gemeinsam an etwas Neuem. Und dann ist da noch in dieser sich entziehenden Realität eine Stimme, die die Symptome verkündet – aber sind es Symptome einer Krankheit oder einer allgemeinen Krise? Oder ist es der Versuch einen seltsamen Körper zu beschreiben, der an der Donau halbversteckt im Gras liegt? Gemeinsam mit seinen Figuren suchen die Macher des Hörspiels und die Bürger von Ingolstadt nach Antworten auf die Fragen: „Wann? Wo? Was? Zwischen Hof und Häfen: ein echtes Abenteuer.“ (Henri Hüster)

„Wer bin ich denn? Wer bin ich denn, dass ich einen Ort erfinde, den es schon gibt? Vielleicht jemand, der fast nichts darüber weiß, nur eine kleine Erinnerung an Ingolstadt, ein schmales weißes Haus, die undeutlichen Auszubildenden, nicht einmal die Donau. So dann losgehen und die fast unbekannte Welt erfinden, die es schon gibt. Die Welt gehört mir nicht, aber sofort beim Losgehen beginne ich, zu ihr gehören. So dann zu schreiben, dass ich nicht vergesse: Ich bin in einer Welt, die mir nicht gehört, im Dunkeln unterwegs. Ich gehe auf eine Enge zu, um einen Widerstand zu erleben. Es liegt nicht zuletzt (sondern zuerst) an mir, doch am Ende (dann, wenn es losgeht) an anderen – am Text und dem, was andere damit anfangen können und, als einer von ihnen, ich. So sind wir dann wirklich nach Ingolstadt gekommen und haben die Donau und die Menschen gesehen, die im Hörspiel jetzt wirklich zu hören sind, den Ort, die Stimmen, die Stadt, das Studio, die Ohren, Körper und Geräusche, zusammen mit dem Text.

Wir wissen von einander, wir wissen, dass es uns gibt..“ (Hannes Becker)

22:00 bis 22:30 | Deutschlandfunk Kultur
Einstand: „Bridges“ – Das Debüt des Oboisten Juri Vallentin

Im Gespräch mit Carola Malter. „Musik spannt stets einen Bogen: zur Gegenwart, in der sie entsteht, zur Geschichte, der sie sich verdankt, und zur Zukunft, zu der sie strebt.“ Das schreibt der junge Oboist Juri Vallentin im Vorwort zu seiner Debüt-CD. Mit Kammermusik von Gilles Silvestrini, Johann Christoph Pez, Robert Schumann und Pavel Haas entführt der Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbes 2017 die Hörerinnen und Hörer auf eine spannende Reise. Und weil es darüber hinaus viele Zusammenhänge, Geschichten und überraschende Details gab, schreibt er seinen eigenen Blog.


06.10.2018


14:05 bis 15:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: Flüchtig und ewig, schön und berechenbar – Harmonie, die Vereinigung der Gegensätze

20:05 bis 22:00 | Deutschlandfunk
Hörspiel des Monats: Das Notizbuch vom Kiefernwald – von Francis Ponge

Aus dem Französischen von: Peter Handke. Bearbeitung und Regie: Ulrich Lampen; Komposition: Jakob Diehl; Mit: Sylvester Groth; Produktion: HR 2018. Länge: 49’05

In der Begründung der Akademie der Darstellenden Künste heißt es: „Ulrich Lampen hat ein Antihörspiel geschrieben. Seine radiophone Anverwandlung von Ponges ,Das Notizbuch vom Kiefernwald‘ in der Übersetzung Peter Handkes entspricht in ihrer spröden Verweigerung erzählerischer oder auch akustischer Kulinarik auf überraschende Weise der asketisch-meditativen Besinnung Ponges auf das Objekt selbst, auf das Rohe an ihm, auf das, was es unterscheidet von dem was der Dichter über es geschrieben hat: Es ist die Schrift, die sich vom Objekt entfernt, die Literarisierung, die der französische Dichter damit im Schreiben selbst kritisiert. Und wie ein Gelübde klingt es, wenn er gleich eingangs verspricht, keinesfalls „das Objekt meiner Wissbegier keinem Vorzeigen irgendeines gelegentlichen Wortfunds zu opfern, auch nicht dem Arrangieren einiger solcher Funde zu einem Poem“. Dem entspricht Lampen durch eine Rücknahme alles Inszenatorischen: So scheint er nur diejenigen der Regieanweisungen, die er seinem Libretto mitgegeben hat, zu befolgen, hält er sich streng nur an jene, die einen Verzicht fordern: „wir brauchen keine virtuose Musik“. Es gibt ein paar Fauré-Akkorde. Es gibt ein wenig atmosphärisches Rauschen. Der Rest ist Sprache – im Raum gesprochen, glasklar intoniert von Sylvester Groth. Sperrig und faszinierend hört sich Ponges Dichtung, die gar nicht auf die Performance, die Phoné setzt, in Ulrich Lampens Arbeit an. Zwar gibt es einen Ursprung in der symbolistischen Dichtung – „die Pinien Ponges wurzeln bei Claudel“, schreibt Daniel Rondeau, aber eine symbolistische Deutung verbietet sich und das Vorhaben geht über den Hoffmannsthalschen Sprachekel weit hin Möglicherweise lässt sich eine Verwandtschaft der Intention mit den Kritiken totalitärer Sprache bei Orwell, Huxley, Klemperer andeuten – bei gleichzeitig radikal eigenständigem, ganz anderem und poetologisch sehr tief begründeten Ansatz.“

Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main zeichnet jeden Monat ein Hörspiel aus den Produktionen der ARD-Anstalten aus. Die Entscheidung über das HÖRSPIEL DES MONATS trifft eine Jury, die jeweils für ein Jahr unter der Schirmherrschaft einer ARD-Anstalt arbeitet. Am Ende des Jahres wählt die Jury aus den 12 Hörspielen des Monats das HÖRSPIEL DES JAHRES.

22:04 bis 00:00 | WDR 3
WDR 3 Open Sounds: Raphael Smarzoch c/o pop 2018 (1)

Ätna, Gwenno. Aufnahme vom 30. August aus dem Kölner Funkhaus

22:05 bis 22:50 | Deutschlandfunk
Atelier neuer Musik: Schwierige, vielgestaltige Annäherung – Manfred Trojahn und Tankred Dorsts ,Merlin‘

Von Klaus Gehrke. Als Scheitern von Utopien bezeichnete Tankred Dorst sein Theaterstück ,Merlin oder das wüste Land‘. Ende der 1970er-Jahre verfasst, wurde das von der Artus-Sage inspirierte Werk im Oktober 1981 am Düsseldorfer Schauspielhaus uraufgeführt – besser gesagt, Ausschnitte daraus. Denn der Theaterautor bezeichnete sein rund 15 Stunden dauerndes Stück als nicht aufführbar. Dennoch reizte den Komponisten Manfred Trojahn eine Auseinandersetzung mit dem düsteren Stoff. Zusammen mit Dorst plante er eine Oper über ,Merlin‘. Allerdings kam das Projekt nicht über den Prolog des Werkes hinaus, der im September 2006 in Düsseldorf konzertant uraufgeführt wurde. Trojahns Beschäftigung mit Dorsts ,Merlin‘ fand noch in anderen Kompositionen ihren Niederschlag, beispielsweise der Sinfonie Nr. 4. Klaus Gehrke sprach mit dem Komponisten über Faszination und Fluch seiner Auseinandersetzung mit ,Merlin‘.

23:00 bis 00:00 | hr2-kultur
The Artist’s Corner | Wilde Lieder – Marx Music 1

Radiokompositionen von Aldo Brizzi und Christophe Lambert sowie von Elisabeth Kaiser und Johannes Winkler | Ursendungen

Als Student veröffentlichte Karl Marx (1818-1883) unter dem Titel „Wilde Lieder“ einige Gedichte. Niemals danach jedoch hat sich der Philosoph poetisch geäußert und kaum je ästhetische Fragen reflektiert. Generationen von Künstlern haben sich seither daran versucht, in ihren Werken Marx’sche Erkenntnisse zu beschreiben oder mit künstlerischen Mitteln zu testen. Zum 200. Geburtstag von Karl Marx hat die englische Birmingham Contemporary Music Group mit etlichen Kooperationspartnern, darunter hr2-kultur, international dazu aufgerufen, erneut das Denken des in London gestorbenen Philosophen zu befragen. In dieser Ausgabe von The Artist’s Corner stellen wir die drei Gewinnerstücke aus der Sparte Sound Art des Kompositionswettbewerbs vor: Aldo Brizzi „Ghost … World“, Christophe Lambert „Marx in Progress“ sowie Elisabeth Kaiser und Johannes Winkler „tetralemmatic roses for a birthday“.


07.10.2018


17:04 bis 18:00 | hr2-kultur
Kaisers Klänge: Forelle mit Orchester – Die schönsten Schubert-Bearbeitungen

Ob Schuberts Forelle auf einmal zu satten Orchesterklängen durch die Bäche schießt, ob die stillen Lieder der „Winterreise“ zu vielstimmigen Chorsätzen werden, ob Gretchen ihr Spinnrad mit rockigen Beats antreibt oder ob der Erlkönig sich plötzlich in einen Geigenvirtuosen verwandelt:

Die Bearbeitungen von Schuberts Musik sind zahlreich. Selbst die Wanderer-Fantasie wird da unversehens zum volltönenden Orchesterwerk.

22:00 bis 22:30 | Deutschlandfunk Kultur
Musikfeuilleton: „Mein lieber Dirigator! Donnerwetter!“ – Paul Dessau und René Leibowitz: Eine Freundschaft (nicht nur) in Briefen

Von Richard Schroetter. „Ich weiß, wie unendlich schwierig es sein wird, jetzt noch jemanden aus Europa herauszubekommen“, schrieb 1941 der Komponist und Dirigent Paul Dessau an Arnold Schönberg in Kalifornien. Bei dem herauszubekommenden Jemand handelte es sich um René Leibowitz. Dessau, der vor den Nazis nach Frankreich geflüchtet war, hatte den jungen Heißsporn 1936 in Paris kennengelernt. Leibowitz führte den erfahrenen Profi-Musiker Dessau in die Zwölftonmusik ein. Der wiederum brachte dem praxisfernen Autodidakten das Dirigieren bei. So kam es zu einer lebenslangen intensiven Freundschaft, eindrucksvoll in vielen Briefen dokumentiert.

23:04 bis 00:00 | WDR 3
WDR 3 Studio Neue Musik – Études pour piano

Vassos Nicolaou: Etudes 1-15 für Klavier; Tamara Stefanovich

Chefmitarbeiter bei Kritische Masse | Website

seit 1997 chefökonom der kritischen masse und netzbabysitter der nmz.