Verabschiedet sich die DOV vom Flächentarifvertrag?

Was sind eigentlich faire Arbeitsbedingungen? Niemand fragt sich das wohl häufiger als Komponisten. Die wissen schließlich genauestens, als ihre eigenen Projektmanager und Antragssteller und Produzenten und Kreative, dass jeder Mensch, der bei dem von ihnen beantragten Projekt Lampen schraubt und dicke Bretter die nicht die Welt sind bohrt, am Ende mehr „verdient“ als sie selbst. Von Primadonnen-Honoraren jetzt mal ganz zu schweigen, aber da wissen auch wiederum die oben genannten, dass eine gute Interpretin JEDEN CENT WERT ist.

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Insofern sind wir uns ja alle einig bei dem PROTEST, der seit Monaten unter dem Schlagwort „Art but fair“ http://artbutfair.org Furore macht.

Heute ist dazu ein Artikel in der NZZ erschienen von Marco Frei. http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/uebersicht/revolution-der-kuenstler-1.18167765

Darin war ein Statement zu lesen, dass mich sehr überrascht hat. Gerald Mertens, der beliebte Vorsitzende der DOVhttp://www.dov.org/, wird darin zitiert mit folgender Äußerung.

Für die DOV betont deren Präsident Gerald Mertens, dass man solche Richtwerte in Berlin und Brandenburg formuliert habe. Die Szene in Deutschland sei aber ungleich grösser, zudem seien wegen des föderalen Systems und der unterschiedlichen Lebensverhältnisse nur regionale Lösungen möglich.

Wenn mich jetzt nicht alles täuscht, diente ein Warnstreik vor wenigen Tagen, an dem selbst allerprominenteste Orchester wie die Berliner Philis teilgenommen haben, vor allem dem Ziel, gegen die Entkopplung vom FLÄCHENTARIFVERTRAG zu protestieren. [In der richtigrichtigen NMZ wurde natürlich darüber geschrieben.
http://www.nmz.de/kiz/nachrichten/tarifvertrag-fuer-orchestermusiker-nicht-vor-gericht-erzwingbar-heute-bundesweiter-a] Was soll das bedeuten, wenn Mertens nun im Interview eingesteht, dass einzig und allein REGIONALE LÖSUNGEN für die Probleme der Orchester möglich seien?

Es ist längst klar, wenn flächendeckend eine Tarifanpassung in Deutschland stattfinden würde, dass wir dann hier in diesem Blog weitere Grabsteine für weitere unersetzliche Klangkörper aufstellen müssten: Weil viele Kommunen gar nicht in der Lage dazu wären, die damit verbundenen, in drei Jahren aufgelaufenene Nachzahlungen zu leisten. Von bestehenden Ungleichheiten zwischen Orchestern in Brandenburg und, sagen wir, im Reiche des Sonnenkönigs Horst, einmal ganz zu schweigen. Ist diese Aussage zur „REGIONALISIERUNG“ der Tarife also eine realistische Aussage zur Situation, gar ein Eingeständnis des Scheiterns der bisherigen Strategie?

Was man sich so fragt, nachts, kurz vor 1. Mögen mir die kundigen Leser Antwort geben.

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Musikjournalist, Dramaturg