„lass dich flachlegen“: einführung in die buddhistische lebensart

Hans Zender hat ein neues Werk geschrieben, das im Oktober 2010 seine Uraufführung feiern wird. Er greift darin – wie schon in früheren Werken – auf ein Gedicht des Zen-Meisters Ikkyû Sôyun zurück. Unkundig, aber neugierig, wer das denn wohl ist und was der denn so geschrieben hat, besorgt man sich ein kleines Gedichtbändchen in einer obskuren Reihe mit dem vielversprechenden Titel „Gedichte von der verrückten Wolke“, erschienen im Angkor-Verlag.

Und man staunt nicht schlecht. Denn dieser uneheliche Sohn des Kaisers Go-Komatsu aus dem japanischen Mittelalter (1394-1481) geht einen anderen Weg zur Ekstase als zur gleichen Zeit Meister Eckhart.

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Das Krächzen der Krähe war schon in Ordnung.
Doch eine Nacht mit einer lieben Dirne
schenkte mir tiefere Weisheit
als die Worte des Vogels.

So lautet noch eines der züchtigeren Gedichte des Meisters, der angeblich heute noch in TV-Serien und Manga-Cartoons gefeiert wird. Den Großteil seines Lebens verbrachte er im Tempel, doch im hohen Alter begab er sich auf Freiersfüße und unterhielt eine Liebesbeziehung zur viel jüngeren, blinden Sängerin Mori.

Ein verrückter Lustmolch
pendelt zwischen Liebessilo und Spelunke.
Dieser ehemalige Meister
schreibt Süden, Norden, Osten, Westen
mit seinem Pinsel.

Die Härtegrade des Pinsels und die Beschaffenheit der Töpfchen lernt man in den kurzen Gedichten ausführlich kennen. In diesen Gedichten bewegt sich Ikkyu Soyun hart an der Grenze zum Dadaismus, und, wer weiß, vielleicht wäre auch ein Baudelaire beim Lesen ob solcher aufgeschriebener Deutlichkeit ein wenig errötet.

Natürlich hat Zender kein Schmuddelgedicht ausgewählt.

Das Reich des Sehens und Hörens ist endlos,
aber unhörbar kristallisiert sich ein reiner Klang.
Der alte Puko wusste eine Zauberformel:
Wind und Glocke hängen zusammen, dort auf dem glänzenden Geländer.

Musikalisch ist das, aber naja, so rein. Schade, denn Zen-Meister sind schlaue Leute und haben eigentlich immer einen passenden Rat zur Hand.

Zögere nicht, lass dich flachlegen!
Herumsitzen und Sutren rezitieren –
was für ein Quatsch!

Das lassen wir uns jetzt nicht zweimal sagen.

höre die grausame Nicht-Antwort.
Bis Blut tropft,
schlage deinen Kopf gegen ihre Mauer.

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Musikjournalist, Dramaturg