Hier im Blog scheint es einen kleinen internen Wettbewerb darum zu geben, wer von uns dreien als erster dieses Youtube zu Ende schauen wird. Nun gut, dann schmeiße ich auch mal meinen Hut in den Ring.*
Der US-amerikanischen Filmmusikindustrie sollte es eigentlich sehr gut gehen (Ich sagte -industrie, nicht -komponistengros). In Hollywood wird so ziemlich alles mit Musik aus dem Off unterlegt, was nicht auf dem Baum ist bei drei, vier, UND! Also entweder eine Musik-im-Film-Szene oder die letzten zehn Sekunden des Nachspanns. (Ist im Prinzip ein Easteregg, falls man so lange durchhält.)
Getreu dem Pharmazeuten-Motto Viel hilft viel wird in Blockbustern alles zugekleistert. Aber was muss da eigentlich behandelt werden mit der x-ten Wiederholung der y-ten Abänderung des z-mal „neu“ komponierten Themas von John Williams/Hans Zimmer/[WERBEFLÄCHE ZU VERMIETEN]?
Filmmusik kann und soll die Handlung unterstützen, sie eventuell aber auch konterkarieren, Personen charakterisieren, Stimmungen erzeugen, etc. pp. Bewusst und pointiert eingesetzt bietet sie einen wunderbaren Mehrwert zum visuellen Geschehen. Aber bei den großen Blockbustern sind Quoten von 80-90% in der Zwischenzeit sehr gängig. Bei solch inflationärer Verwendung verkommt selbst das schönste Motiv schnell zu nervigem Hintergrundgedudel.
Inhaltsleere übertönen
Aber warum dann diese Überlängen-Soundtracks? Und der alles andere als subtile Einsatz von Charaktermotiven? Irgendwann hat doch auch der letzte Zuschauer kapiert, dass es sich bei dem Mann mit der Fledermausmaske nicht um Indiana Jones handeln kann. Vielmehr scheint es mir darum zu gehen, „Längen zu überbrücken“ und Bedeutsamkeit zu erzeugen: Szenen wirken epischer, romantischer, trauriger, grusliger mit der passenden Musik. Von der anderen Seite her gedacht: wäre ein Film genau so fesselnd ohne großes Sinfonieorchester hinter der Leinwand? Müsste man dann nicht die Gesamtlaufzeit auf einen Bruchteil zusammenschnurren lassen, um das Publikum nicht an den Schlaf der Gerechten zu verlieren? Ich glaube: ja. Aber solange es billiger ist, die Kinogänger mit breiigen Klangflächen ruhig zu stellen, wird es in den Drehbüchern dabei bleiben: Inhalte überwinden, Inhaltsleere übertönen!
Ach genau, da war ja diese Sache mit dem Youtube-Wettbewerb. Manchmal hat Musik dann doch was Gutes. Nämlich dann, wenn sie unter ein sog. Musikvideo gelegt wird. Wer das nicht glaubt, lässt sich von mir an dieser Stelle bitte belehren und schaut sich diese Playlist an. GANZ!
http://youtu.be/HwolgpooUKQ?list=UUyNApaP66QReXKaWRZzuXzw
*Diese Aufgabe ist nicht zu unterschätzen. Wer sich denkt „Das kann ich auch, schließlich kenne ich schon Klassiker wie Nyan Cat!“ unterschätzt das Ganze gewaltig. (Interessierten, die mit dem Gedanken spielen, mitzumischen, empfehle ich als Warmup Nyan Cat 10 Hours und danach Nyan Cat 10 hours Reaction Video (Yes, I actually watched it for 10 hours.)