Immer mehr Musikern geht es immer schlechter. Gerade heute hat mich der Fall Mark F. auf den Umstand aufmerksam gemacht, dass es selbst „Riesen“ der Popmusik trifft. Mark F. macht Musik, seit einigen Jahren mit wechselndem Erfolg. Wahrscheinlich war er sogar schon Juror bei einer Castingshow im Fernsehen, 2015 noch geehrt mit dem Musikautorenpreis der GEMA, jetzt abkommandiert von seiner Downloadfirma am Rande des Servers.

Jetzt hat er eine neue (also eine andere) Platte herausgebracht – so sagt man es im altehrwürdigen Journalismus –, weiß aber nicht, wie er diese unter die Leute bringen soll. Die geht wohl nicht. Und da kam sein Marketing-Vorzimmer wohl auf den genialen Gedanken, „dann tingel damit doch vor der Tür, so wie Gebrauchtwagenhändler oder Eisverkäufer“. Dem Musiker Mark F. kommt sehr zugute, dass er aussieht wie so viele Männer seines Alters. Er könnte also jedermans Sohn sein oder sonst etwas anderes, da kann man den schon mal reinlassen.

Künstlich gehypt wird das durch ein vermutlich brasilianisches Internetwarenhaus, welches Exklusivität verspricht, da man seine Dienste mit einer bestimmten Applikation zu einer bestimmten Zeit bestellen muss – und natürlich seine Dienstleistung nur in Berlin (und Umgebung) nutzen kann. Ist das jetzt wirklich die Betaphase der Auslieferung mit Drohnen? Aber gleich mit Menschen, gehts noch – momentma, ja, ist schon in der Zeit nach den Brieftauben üblich geworden? Eine Popmusikdrohne zum Sonderpreis. Früher hat es gereicht, wenn man das Radio angemacht hat. In Zeiten von DDD-Druckern will der „Kunde“ schon ein bisschen was mehr.

Wahrscheinlicher ist, dass Forsters Frühstückskneipe gerade wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist. Jetzt hat er von Amazon ein Tagesticket der BVG bekommen und darf irgendwas ausliefern, zur Not auch seine neue Platte. Hier, bei mir in Kleinmachnow sehe ich auch täglich Bushido an Türen klopfen. Es ist traurig, dass so verdiente Künstler der Republik einfach auf das ästhetische Abstellgleis gestellt werden.

Wer steht demnächst vor der Tür? Jan Böhmermann mit einem Spotify-Abo? Kirill Petrenko im Call Center für die Digital Concert Hall, Angela Anne Sophie Mutti Mutter mit Blaubeeren?

Ach so, macht sie ja bereits. Das tragische Karriereende einer Siemensmusikpreisträgerin. Blaubeeren gehen besser als Blaubart. Vor einiger Zeit hat ja auch das Ensemble Resonanz den Versuch gemacht, seine Musikerinnen zu verticken. Kann man eigentlich noch tiefer fallen?

ICH PRANGERE DAS AN.

Seien Sie also vorsichtig und seien Sie spendabel beim Verteilen von Trinkgeldern, der Bote könnte der dritte Konzertmeister ihres städtischen philharmonischen Orchesters sein oder eben gerade noch beim Eurovision Song Contest ein Platz unter den ersten 30 belegt haben. Oder sie spielte eben noch Christian von Karamann am Ufer der Elbpromenade zu Füßen der Waldschlösschenbrücke im Schatten der Radeberger Oper.