Ein Wunder, ein Wunder, ein Wunder! Endlich gibt es auch Musikstreaming im Internet. Vorgestern hat der Großkonzern Apple bekannt gegeben, dass eine Revolution im Netz bevorsteht. Und ganz ohne Blutvergießen wird sie abgehen. Genügend Leute meinten ja, Apple sei damit eher zu spät dran. Die Revolution dürfte aber sein, dass es sich mal wieder erweisen könnte, dass ein „zu spät“ gerade zur richtigen Zeit kommt.

Musik-Streaming ist nicht die Revolution, das haben wir schon seit vielen Jahren.

Wenn es stimmt, dass Apple 800 Millionen Kunden bei sich im iTunes-Store versammelt habe, dann ist es möglicherweise ein weitere Schritt in Richtung nächster Umsatz-Milliarde. Und in die Röhre schauen, da braucht man die Fakten nicht abzuwarten, die Autoren der Stücke und womöglich auch die Interpreten. Warum sollte das jetzt bei Apple anders sein als bei anderen Diensten. Aus Liebe zum Produkt? Die Deals zwischen den Plattenfirmen und dem Streamingdienstleister werden sicher nicht öffentlich gemacht. Es sei denn sie werden geleakt. So wie beim Sony Music-Spotify-Deal.

Arme Künstler, gewickelt in schöne Worte der Industrie: hier der Beauftragte des Bundeswirtschaftsministerium für digitale und kreative Ökonomie (hier als Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Musikindustrie), kurz: Dieter Gorny.

Wir sitzen in einem Boot. Die Künstler vertrauen der Industrie, obwohl sie es nicht müssten. Ja. So einfach geht das. Die Schlange Kaa grüßt.

Autoren und Musikverleger protestierten derweil auf der Musikmesse Midem in Cannes für mehr Transparenz bei den Streamingdiensten. Sie sollten ihre Ansprüche aber auch gegenüber den Labels zur Geltung bringen.

„Es ist höchste Zeit, dass sich die Politik, aber auch Gerichte damit beschäftigen, wie ungerecht und unverhältnismäßig die kreativen Schöpfer der Musik durch ein Monopol von Streamingunternehmen  benachteiligt werden“, das erklärte der Präsident des Deutschen Musikverleger-Verbandes (DMV), Prof. Dr. Rolf Budde.

Schwere Zeiten, die da auf Deezer und Spotify zukommen, da muss man kein Prophet sein. Und ein weiterer Schritt hin zum Technologie-Monopol. Dabei wird die Frage, ob man eine Kulturflatrate (hier für die Musik) benötige oder nicht, irrelevant. Sie wird entschieden durch die Marktposition und die entsprechende Technologie. Nur, diese Flatrate hat eine Marktteilnehmer in der Hand und nicht die Gesellschaft oder die Politik. Die Musikindustrie macht da noch mit, wird sich bald aber den besseren Partner suchen, sofern die Majors nicht über kurz oder lang gleich mitgekauft werden. Vielleicht ist das ja deren Hoffnungsschimmer am Horizont.

Sollte TTIP kommen mit seiner Wucht, dann wird das auch für die Netz-Ewigkeit zementiert werden (Stichwort: Investitionsschutz etc.).

Nachtrag:

Soeben erst entdecke ich den bedenkenswerten Text von Gregi Sigrist: Musikstreaming ekelt mich an. Nicht jeder Vergleich darin ist so ganz überzeugend. Aber es stimmt schon. Der Musikgeschmack wird zu einer temporären Sache, zu der man den Bezug verliert. Musik wird verbraucht. Man eignet sie sich im schlimmsten Fall nicht mehr an. Die Beziehung zur Musik wird geradezu beziehungslos.