Die Deutsche Grammophon galt mal als ehrwürdiges Label für „Klassische Musik“, so ein bisschen als Suhrkamp der deutschen Musikkultur. In letzter Zeit, als Sparte von Universal, lässt sich wohl Niedergang bei der Vermarktungtechnologie beschreiben. Vom Kopf des Covers ist das Label in die linke untere Ecke abgesunken. Hier also eine Schubert-Sinfonie, um präzise zu sein „The Great C major Symphony“. Und als zweites Stück eines von Orchestra Mozart mit dem Titel „Claudio Abbado“.

Abgebildet ist da ein Mann im hochgekrempelten Hemd in einem offenbar großen Raum, ein bisschen rund mit beleuchteten Arkadengängen. Sicher aus Gründen des Persönlichkeitsrechts ist der Mann von hinten abgebildet. Er reckt seine linke Hand in die Höhe, die Finger sind fuchtelig abgespreizt.

Wem winkt er nur zu? Oder gibt er eine Bestellung auf: „Fünf Bier“? Oder will er sagen: „Noch fünf Minuten, dann komme ich nach“? Der Mensch (Kenner erkennen in ihm einen bekannten Dirigenten) ist im grellen Licht: warum? Ist er von einem Suchscheinwerfer ertappt worden. Oder winkt er sogar wem zu: „Hier bin ich, ihr Trottel“.

Oder einfach: Hilfe?

Die Deutsche Grammophon bettet für ihren Tweet die Plastik-CD auf ehrwürdiges Holz: grobes, gerissenes, verschrammtes Holz. Holz als Zeichen für Dauer, und als Platte (sic!) Zeichen für menschliche Bearbeitungstätigkeit. Altes und Neues. Darin die zur Dauer geronnene Vergänglichkeit einer Tonaufnahme auf digitaler Konserve.

Die Bedeutung, die dieses CD-Cover konstruiert, scheint absolut willkürlich, zufällig, geradezu sinnlos. Das ganze Bedeutungsgeflecht ist überbordend irreal und lenkt ab vom Wesentlichen – bzw. zum Wesentlichen, das im Beiläufigen liegt..

Freilich ist die Konkurrenz auch ziemlich einfältig in ihrer Gestaltung: Viel Suppenlandschaftgewese dabei.