In Presse und YouTube macht gerade ein Wahlkampflied von Jennifer Rostock die Runde. Ihr Text führt lauter Argumente für die Wahl der AfD (einer politischen Partei am rechten Rand und dahinter) auf. Das ist alles gut gemeint, AfD-Anhänger werden sich darin in ihrer Wahlentscheidung wiederfinden. Propaganda für die AfD. Nur der Refrain und das Schlusswort geben zu erkennen, dass man selbst das nicht so gut findet.
Man kann das gelungen finden oder nicht, das spielt nicht so sehr die Rolle. Interessant ist vielmehr, sich die Reaktionen dazu anzusehen, die ich eigens nicht unbedingt verlinken möchte. Interessant ist ja vielmehr, dass die Abwehr des Stücks von Jennifer Rostock darin besteht, die Thesen jeweils zu widerlegen oder ihnen zu widersprechen. Die Kritik kommt vornehmlich aus der rechten Ecke. Und das ist ein Beispiel für die einsetzende Dialektik:
Warum tun sie das? All die genannten Dinge sind Gründe für viele Menschen, die AfD zu wählen. Wenn die Rechten aber nun sagen, dafür stehe die AfD gar nicht dafür ein, wie enttäuscht müssen dann die künftigen Wähler der AfD sein. Nichts, was bisher ihr Grund gewesen sein könnte, die AfD zu wählen, ist Programm der AfD. Wie blöd auch.
Die AfD widerlegt »Jennifer Rostock« und wieder einmal zeigt sich: schlechte Agitation und Propaganda bewirken sehr schnell das Gegenteil.
— stefanolix (@stefanolix) September 1, 2016
Im Gegenteil! Da wäre es gut, wenn die AfD ihrer Wähler darüber informieren würde, dass die Wahrheit über die ihre Partei ein Gerücht ist. Dann könnten sie sich – wenigstens theoretisch – umentscheiden. Ist aber eh zu spät.
Dialektischer Wahnsinn
Keine Ahnung, ob Jennifer Rostock diese eigentümliche Dialektik vorausgesehen hat. Wenn: dann wäre es eine gelungene Böhmermanniade. Gleichwohl, das zeigen die Abrufzahlen der Rostock-Kritikerinnen, wirkt das nicht tief in die Gesellschaft hinein. Es ist nämlich einfach so, dass das Programm der AfD wie argumentatives Gummi ist. Im Grunde ist es egal, wofür sie stehen, sie werden vielfach allein dafür gewählt, dass sie woanders stehen; wo, ist egal. Freischütz oder Schreifritz? Wen interessierts. Hauptsache existent.
Die Sache lässt sich nicht mit Argumenten beilegen. Die Tatsache, dass man zum Teil wenigstens die gleiche Sprache spricht, garantiert nicht mögliches Miteinander. Auch das zeigend ie Abwehrreflexe von rechts. Die, die ihnen folgen, können es sich in ihrer politischen Durchhängematte bequem machen, wenigstens temporär. Da offenbar ja nicht einmal für die Rechten die AfD eine Alternative ist, was wählt Ihr dann? Schon aus Protest: AfD, na klar.
Die AfD ist ein Gerücht über Politik, das sich selbst trägt.