Man könnte einfach den Gemeinplatz wiederholen „Das Internet vergisst nicht(s)“ – der so wahr ist wie die inexistenten 404-Fehlerseiten. Richtiger ist vielmehr: „Das Internet merkt (sich) nichts.“ Das ist die sogenannte Schwarmdemenz im Internet. Den Eindruck muss man jedenfalls bekommen, wenn man dem Twitteraccount der GEMA unter @gemadialog folgt und sich die tägliche Dosis Überdruss abholt.

So ein Account muss natürlich bedient werden. Er ist ein zentrales Mittel der Kommunikation zwischen, ja zwischen was eigentlich? Später dazu. Kurz zurück zum Hauptbestandteil der Tätigkeit bei diesem Twitteraccount der GEMA(dialog).

Tätigkeitsbereich

Gefühlte 95 Prozent geht es um die Auseinandersetzung zwischen der GEMA und YouTube wegen der Lizenzierung der Inhalte bei YouTube. 4 Prozent entfallen auf Beschimpfungen der GEMA jeder Art: von unterirdisch bis unerlaubt. 1 Prozent entfallen auf Kommunikationsbelange.

Seit einigen Jahren gibt es diesen Kommunikationskanal. Und seit der Auseinandersetzung mit YouTube reisst nicht ab, dass man der GEMA die Sperrung von Videos bei YouTube unter die Nase reibt. Und jetzt wird angeblich auch noch lustig bei Twitter gesperrt.

Stündlich kommen „Anfragen“ wie:

Es sind also Jahre ins Land gezogen, es sind Artikel zum Thema in Zeitschriften, Online-Magazinen, in Blogs, im Fernsehen – ja wirklich kreuz und quer im Netz aufzuspüren, die die Geschichte zwischen YouTube und GEMA thematisiert haben, aber es sieht so aus, als wären die so manche Nutzerinnen nicht so sehr mit den einfachsten Formen der Recherche vertraut. Das Netz ist plötzlich vollkommen leer.

Oder man fängt so einen kleinen „Krieg“ an und muss damit leben:

Man muss als Twittermanagerin bei der GEMA es verstehen, freundliche Worte auch einfach mal stehen zu lassen.

Ja, nee, mal ernsthaft: So etwa gefühlte 16 Jahre sieht sich die GEMA einem Dauershitstorm ausgesetzt. Gewiss, es sind ja auch nicht alle Initiativen, die die GEMA in dieser Zeit angeleiert hat, so unbedenklich weise oder gut gewesen. Und das ist ja auch heute noch so. An der Kommunikationsfront muss man mit den Entscheidungen leben, die weiter oben gemacht werden. Selbt in Sachen GEMA ./. YouTube, wo die Verhandlungen anfangs noch im Geheimen geführt wurden. Man hat daraus gelernt und macht dies bei der GEMA in diesem Fall nicht länger. Und die Konfrontationen in Sachen Lizenzierungspflicht von niemals stattgefundenen Veranstaltungen, die immer wieder aufpoppen, zeigen, es läuft keineswegs alles rund. Aber das nur nebenbei mal eingestreut.

Bei Twitter ist es so, dass man im @gemadialog einen anderen Ton anschlägt, einen, der manchmal etwas genervt wirkt.

Aber wundert das einen noch? Man braucht also eine gute Textbausteinsammlung, um etwa gefühlte 90 Prozent der Kommunikation zu erledigen. Es müssen eben die richtigen zugeordnet werden. Eine lohnenswerte Aufgabe für eine Maschine. Darüber hinaus gibt es in dem Job leider wenig Gestaltungsspielraum. Denn man redet ja immer für die Institution, deren Tätigkeit man in 140 Zeichen quetschen darf. Wir wissen, das ist schon eine Kunst. Aber im Rahmen dieses Twitteraccunts eine fast sinnlose. Im Getöse der Shitstorms gehen die sinnreicheren Tweets dann unter.

Aber leider schießt man dann auch schon mal über das Ziel hinaus. Angeblarkt!  Das wäre nicht nötig gewesen.

Hier hätte man mal direkt und ohne Gegenfrage antworten können.

Schlüsselqualifikationen

Für den Job sind mithin qualifiziert: Menschen, die zu einem gewissen Masochismus neigen; Menschen, die wie am Band andauerde Vorwürfe der gleichen Art mit sortierten Textbausteinen parieren wollen. Irgendwer muss es ja machen. Und zugleich braucht man jemanden, die auch über alle Belange der GEMA bis in Kleinste Bescheid weiß, falls doch mal eine qualifizierte Anfrage auftaucht. Ein Dilemma im System, tritt man doch auch mit dem Anspruch auf, transparent und nachvollziehbar verständlich zu sein – ganz ohne kompliziertes Fachwissen. Ist aber eben nicht so.

Beispiel CC-Lizenzen und so:

Darauf blieb eine Antwort, zumindest bei Twitter aus?

Fazit / Gehalt / Arbeitszeit

Eigentlich ein Job, bei dem man alles falsch machen kann und der nur wenig Glücksmomente bereithalten dürfte. Was man dafür als Entschädigung in Form von Gehalt bekommt dürfte einen Bruchteil der Aufwendungen von 66.151.000 Euro (Jahr 2015) ausmachen. Bei 891 Mitarbeitern wendet die GEMA dort durchschnittlich für jede und jeden 74243,55 Euro im Jahr auf [das Bruttogehalt dürfte entsprechend geringer sein, direkte Abzüge im Arbeitgeberanteil an der Kranken- und Rentenversicherung]. Arbeitszeiten und Arbeitszeit: „Wir sind Mo-Fr von 9:30-19:00 Uhr für Sie da (außer an Feiertagen).“ Das sind also 47,5 Stunden in der Woche. Rechnet man die obligatorisch vorgeschriebene Mittagspause raus, ist das okay.

Empfehlung

Irgendwer muss den Job ja machen.