Mit erstaunlichem Erfolg hat das RTL oder SAT1 oder so ein Sender jetzt im Programm, wo beim Namen genannt wird, was es an Steuerverschwendung in Deutschland so gibt. Kein Mensch wird bestreiten, dass dies oft und häufig genug der Fall ist. Die Sendung trägt den Titel „Mario Barth deckt auf“ – und damit beginnt schon leider der Betrug im Namen der Aufklärung. Ist Mario Barth unter die Aufklärer gegangen, die investigativen Journalisten gar? Undenkbar. Die haben gute Drehbuchschreiberinnen! Gute Kameramänner und -frauen, Cutterinnen etc. Und ein paar Figuren, die man vor den Karren setzt. Barth deckt die Dinge zu, die er an die Öffentlichkeit zieht.

Im Hintergrund werkelt Präsident Holzapfel des Bundes der Steuerzahler (BdSt), also von uns allen im Prinzip. Der deckt mit seinen Mitarbeitern im jährlich erscheinenden Schwarzbuch dann die Missstände auf.

Analyse und Unterhaltung finden also bei diesem Talk, bei dem auch schon mal die eine oder andere Zote gerissen wird („Frauen machen ja auch schon mal Frustkäufe“) zusammen. Das Publikum freut sich und die Volksseele kocht. Wie gesagt, manchmal ja auch zurecht.

Jazz

Doch schaut man sich das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler mal genauer an, wird man feststellen, die machen jetzt auch Kulturpolitik. So haben sie den Spielstättensprogrammpreis der Initiative Musik auf dem Kieker. Doppelte Förderung und so. Die Antwort ließ etwas auf sich warten, aber die Bundeskonferenz Jazz hat es gemacht.

Das mag ja ganz nett gemeint sein, ist aber leider auch irgendwie plump. Ganz richtig kritisiert der Bund der Steuerzahler, dass man für die Verleihungsfeierlichkeiten 68.000 Euro allein berappt hat (von der Million). Ob das so sinnvoll ist? Und das ist ja das Dilemma. Für die einen ist Kultur am besten mit Sponsoring statt mit öffentlichen Mitteln zu erledigen, auf der anderen Seite wird geschwiegen über die tatsächlich gemachten Fehler (aus welchen Gründen auch immer). Und es ist ja nicht so, dass diesen Fehler der Bund der Steuerzahler entdeckt hätte, er ist lange bekannt.

Studierende Studenten

Gleich neben der Jazz-Geschichte ein über neue benötigte Briefbögen etc, weil sich Studierende nicht mehr als Studenten verstehen. Findet der Bund der Steuerzahler auch nicht so gut:

„Im Zuge des Dritten Hochschuländerungsgesetzes nämlich hatte die Landesregierung die Umbenennung beschlossen. Unter anderem versprach Grün-Rot sich dadurch Impulse für die weitere Verbesserung der Chancengleichheit von Frauen und Männern. Ob man diesem Anspruch gerecht wird, wenn Studentenwerke fortan Studierendenwerke heißen, ist fraglich.“ [Schwarzbuch, BdSt, Sie öffentliche Verschwendung 2014, S. 33]

Fraglich ist natürlich vieles, auch, ob das Schwarzbuch des BdSt mehr ist als ein fiktiver Quatsch. Aber die Autoren sind bester Laune:

„Während die Studierendenwerke bestrebt sind, die neuen Vorgaben umzusetzen, fragen sich die Studentinnen und Studenten, ob das Geld nicht woanders besser im Sinne der Studierenden eingesetzt wäre – und ob sie vielleicht in der Mensa demnächst Studierendenfutter bestellen müssen.“ [Schwarzbuch, BdSt, Sie öffentliche Verschwendung 2014, S. 33]

Nicht vergessen, das sind keine Bloggerinnen, die mal kess eine Lippe riskieren. Oben ist’s fraglich, aber vielleicht stimmt’s ja, unten „fragen sich Studentinnen und Studenten“, und das wird natürlich empirisch nicht weiter belegt, im Prinzip müssen das ja nur jeweils eine Person sein, ob sie in der Mensa Studierendenfutter bestellen müssen; womit ja auch nicht das Studentenfutter vom Discounter gemeint sein kann, sondern das Essen, was es ohnehin in der Mensa gibt.

Rechtspopulismus

Das alles ist eben total lustig vom BdSt zusammengeschrieben, dass es für Mario Barth, der aufdecken lässt, gut passt. Wie so häufig ist das Gegenteil von gut, gut gemeint. Aber an dieser Stelle bekommt es ein Geschmäckle. Und zwar ein sehr Konservatives, Biederes. Man kann diese Ziele dieser Angriffe im Prinzip ja drehen, wie man sie gerade braucht. Zur Analyse der Hintergründe kommt man vor lauter Bespaßung schließlich nicht. Warum moderiert die Sendung eigentlich nicht einer, der es wirklich kann wie Professorin Albrecht Lucke.