Moritz Eggert hat Tom Buhrow vor einigen Wochen einen offenen Brief im BadBlog Of Musick geschrieben. Dieser Brief ist extrem weit über die sozialen Medien gestreut worden, jedenfalls für ein kulturpolitische Angelegenheit kam der Brief äußert weit herum – und er fand Zuspruch in weiten Teilen. Kritik bezog sich auf ein paar lächerliche Kinkerlitzchen im historischen Zusammenhang.
Heute nun gibt der Intendant des WDR bekannt, dass er an seinen Orchestern, und zwar allen Vieren, festhalten werde. Das ist doch wunderbar, Eggerts Brief hat Wirkung hinterlassen, zumindest was Punkt 2 seiner Wünsche angeht, nämlich den über die vermeintliche Armut des Rundfunks betreffend.
Buhrow, anders als sein Intendantenkollege im Südwesten, Peter Boudgoust, hält an der kulturellen Notwendigkeit seiner Klangkörper fest. Die Armut des Funks, die Bougoust behauptet hat, aber nie beweisen konnte, wäre also für Buhrow eine dumme Sache. In der Meldung heißt es:
«NRW selbst als Land hat kein Staatsorchester», sagte er. «Es geht auch um den Dienst in der Gesellschaft.»
Erstaunlich klare Worte. So klar, dass man auf den gewissen Nachklang im ppp wartet. Das „aber …“. Da ist man einfach zu sehr politik- und fußballgeschädigt. Wird betont an etwas festgehalten, was überall sonst in Gefahr ist, ist es ein Indiz dafür, dass etwas im Busche ist. Vielleicht bin ich da auch nur paranoid. Und Punkt 2: Es handelt sich um eine unbefristete Zusage.
Paranoide Unannehmlichkeiten
Das, was man sonst für angenehm hält, eine Auskunft ohne Fristverfall, klingt so überspannt gut, dass man sich leicht ein „zunächst“ zwischen die Zeilen denkt. Das gilt auch für den Bayerischen Rundfunk. Mit einem Handkantenschlag quer in den Rundfunkrat ist schnell alles gestern Gesagte nichts mehr wert. Man wird ja leider misstrauisch.
Ich erinnere mich an die sehr verdienstvolle Sendung „Schellackschätzchen“ (Schellackschätzchen – Der WDR setzt eine Kultsendereihe ab!), die auch einfach so über den Jordan ging. Naja, irgendwie ermangelte es der Sendung offenbar an Zuhörern. Die Welle, die das auslöste war nicht sehr hoch. Gleichwohl gehört dies auch zur Kultur: Heute vor zehn Jahren brannte die Anna-Amalie-Bibliothek in Weimar ab. Der Verlust zahlreicher einzigartiger Kulturgüter war eklatant. Wir sehen auch wie andernorts kulturelles Erbe, jetzt mit Absicht und brutal, zerstört wird. Wenn man dies aber selbst an seiner eigenen Kultur tut, wie bekloppt muss man da sein?
Ich hoffe sehr, dass Tom Buhrow zu seinem Wort steht und dass der ganze Laden des WDR das mitmacht. Denn vergessen wir nicht, die Entscheidungen beim SWR zur Orchesterfusion hat am Ende der Rundfunkrat gehabt. Und der kommt ja angeblich aus unserer Mitte.
Entweder ist die Mitte der Gesellschaft so kulturell korrupt oder verdorben. Beides wäre nicht wünschenswert, wenngleich wohl inzwischen Normalität.