„Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul.“ Mit den Sprichworten hat es so etwas komisches – sie versprechen manchmal Glück, wo sie Unglück produzieren.
Gestern gab die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, die Einrichtung eines neuen Förderfonds für zeitgenössische Musik bekannt. Jährlich stünden demnach 1,1 Mio Euro jährlich (wie lange eigentlich) zur Vefügung. Entscheiden soll darüber eine Fachjury, die wahrscheinlich von sieben Verbänden und Einrichtungen ausgewählt werden wird. Dazu gehören: Dazu gehören der Deutsche Musikrat, der Deutsche Komponistenverband, der Deutsche Tonkünstlerverband, die Gesellschaft für Neue Musik, die Union Deutscher Jazzmusiker, die Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik und die Initiative Musik. Und natürlich sind zuvor Förderkriterien zu entwickeln. Viel Zeit bleibt dafür nicht. Die Hälfte des Jahres 2016 ist ja schon herum.
Grütters meint dazu: „Ich bin überzeugt, dass wir damit entscheidende Impulse für die Weiterentwicklung der vielfältigen zeitgenössischen Musikkultur in Deutschland geben können – über alle Grenzen musikalischer Genres hinweg.“
Startup-Kultur: zeitgenössische Kunst
Entscheidende Impulse über alle Grenzen musikalischer Genres hinweg. Gut, dass man das verordnen kann durch Geldeingaben von oben. Kultur geht eben, siehe Musikindustrie und Verwertungsgesellschaften, immer über das vorhandene und nicht vorhandene Geld. Geld bringt nicht nur die Wirtschaft zum Laufen, sondern auch die Kunst. So jedenfalls die These. Kunst und Kultur seien so zu behandeln wie Startups.
Nur: Zementiert man damit nicht wieder einmal die kulturpolitische Linie, Projekte besonders zu fördern, statt für nachhaltige Strukturen zu sorgen? So ist es sicher ja auch kein Zufall, dass sich bei den gewählten Einrichtungen auch die „Initiative Musik“ findet, die genau in diesem Bereich nichts anderes macht. „Der Musikfonds soll Projekte mit einer Antragssumme von bis zu 50.000 Euro unterstützen. Für den Fonds stehen 1,1 Millionen Euro jährlich zur Verfügung.“
Aber: „Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul.“ Hauen und Stechen dürfte gewährleistet sein, denn um die Förderung werden sich ganz sicher mehrere Dutzend „Projekte“ streiten dürfen – vom Jazz bis zur sog. Neue-Musik-Szene. Zeitgenössisch dürfte in dem Zusammenhang jedoch nicht der sog. U-Musik-Bereich sein. Vertreten ist er jedenfalls nicht. Und genau im Blick haben sollte man auch die Kosten, die der Trägerverein selbst verbrauchen wird.
„Für den, der etwas bekommt, ist das Summen der Mücke Musik, für den, der nichts bekommt, reicht Pfeif‘ und Trommel nicht aus.“
1. Juli 2016 um 10:44 Uhr
Wenn eine Fachjury über die Spenden entscheiden wird, sind es die Experten die die ‚richtige‘ neue Musik auswählen werden, und was dann immer passiert, ist dass die ‚richtige Musik‘ zufälligerweise die Musik ist, die sie selber vertreten. Das Ergebnis wird dem Gleichnis der Soviet-System nicht entkommen können, und Konformität statt Kreativität bewirken. Genau das ist in den Niederlanden passiert, und das ist kein sehr anregendes Beispiel.
Besser wäre es, EInrichtungen zu fördern die dann ganz frei ihre eigene Einsichten folgen können. Wenn die Orchester z.B. einen speziell für neue Musik bestimmten Betrag empfangen werden für Aufträge und extra Proben für das neue Werk, hätte das viel mehr Effekt als eine zentralistische Subventionsverteilung für Projekte.