Seit kurzem bin ich Kunde bei einer Musik-Flatrate. Nicht irgendeiner, etwa hippen wie Spotify oder iTunesMusic. Schnickschnack. Wie meinen Wein, so beziehe ich meine Musik neuerdings über ein Flatrate bei ALDi. Der liegt schließlich auch der Urvater, die Urmutter aller Musikrates zugrunde. Napster!! Napster hat die Welt der Musikindustrie verändert, auch wenn dem Prinzip keine lange Zukunft beschieden war. Napster wurde gekauft und umgetauft und labelt bei Aldi nun herum. Einen Monat kostenlos. Enjott Schneider war darüber nicht glücklich und äußerte dies in einer Facebook-Gruppe. Dabei sind speziell seine Stücke da kaum zu finden. Unter den 34 oder 43 Fantastrillionen Piecen. Wie übrigens auch nicht die Platten von ECM oder Prince. … In guter Gesellschaft ist er da.
Im Gegensatz zu IDAGIO, wir berichteten, ist dieses Sammelbecken von Musik undurchschaubar. Alle Superduper-Funktionen hinangestellt, wie das fixe Abhören von den TOP100-Titeln der deutschsprachigen Industrie-Charts.
Zur Dialektik des Fehlers
Die Suche beim Aldi-Napster ist sehr sensitiv. Mit anderen Worten, wenn man was falsch schreibt, findet man es schlicht nicht. Das ist altmodisch irgendwie. Aber hier kann man mal lernen, was Dialektik heißt und ist. Die Wahrscheinlichkeit etwas zu finden, gerade wenn man es orthografisch falsch schreibt, steigt in umgekehrt proportionaler Weise, so dass man die Musik nur dann wirklich findet, wenn man sich vertippt wie den großen György Litegi. Oder Kantaten von Bach. Ich habe nicht extra nach Fehlern gesucht, sind einfach da. Millionenfach womöglich.
Und es gibt noch mehr fantastische Bereiche, wie man Kunden-Hörwünsche zu beantworten weiß. Klassik-Tracklist fürs Kochen gefällig? Alles kein Problem. Warum aber dabei „Also sprach Zarathustra“ als recht komplexes Werk was aus mehr besteht als den Startfanfaren an Platz 1 steht, kann ich nur als Gemeinheit eines fiesen Musikwissenschaftlers mir denken, der die Listen zusammenstellt.
Und so geht es dann auch dort weiter. Da verkochen einem glatt die Nudeln im Wasser. Zum Ende beglücken die gesammelten Aufputzmärsche der Musikgeschichte. Die Küche so sauber wie die Musik.
Zum Schlafen dann große Kunst: Eine franz kline Nachtmusik.
15. Oktober 2015 um 11:14 Uhr
Großartiger Artikel! Ich konnte eben nicht umhin, mal bei György Litegi reinzuhören und finde es – nun ja – durchaus interessant. Erinnert mich fast etwas an das Intro von Reinhard Lakomys „Der Traum von Asgard“.
Ich habe mich auch mal bei Aldi Life angemeldet und höre damit vor allem Hörspiele, da kommt man mit der Suche ganz gut zurecht. Ich hatte aber auch schon bemerkt, dass man Künstler wie Sóley nicht unter Soley oder Björk nur mit dem Suchbegriff Bjork findet (Interessanterweise wird sie offiziell unter Bjork geführt.). Da hat sich aber offenbar was getan, denn zumindest bei den beiden Sängerinnen klappt das nun.
Fairerweise muss man aber auch dazu sagen, dass Napster nicht für die Tippfehler verantwortlich ist, wie ein Blick auf Amazon (http://www.amazon.de/Johann-Sebastian-Bach-Recording-1950-1951/dp/B0028YHJ1Y/) zeigt. Da müssen sich die Labels auf die Finger klopfen lassen, die sowas veröffentlichen.
Für die heutzutage schnelllebige und lernresistente Generation „Social Media“ ist solch eine sensitive Suche aber wirklich nichts. Für sie gibt es aber ja zum Glück eine übersichtliche Playlist mit den Top 100, die man nur anklicken muss.
17. Oktober 2015 um 9:57 Uhr
„Wie meinen Wein, so beziehe ich meine Musik neuerdings über ein Flatrate bei ALDi.“ :D Sehr guter Artikel! Die Klassik zum Kochen Playlist habe ich bisher nicht vermisst, kann nun aber nicht mehr ohne sie leben…
17. Oktober 2015 um 12:15 Uhr
Leben oder Kochen? Das ist hier die Frage … :)
18. Oktober 2015 um 20:05 Uhr
Ohne Kochen kein Essen – Kein Leben :) Wenn du noch weitere Playlists für Lebenssituationen hast, immer her damit. Bin seit Kurzem auch Aldi Life Nutzer :)