Die Sache mit dem Senioren-Singen zieht ihre Kreise. Leider nicht immer zum Besten. Neulich noch der Chefredakteur der MusikWoche mit eigenartigen Einlassungen. Jetzt ein Ex-MdB, der Wolfgang Börnsen, stellvertretender Bundesvorsitzender der Senioren-Union und, man achte: Träger der „Goldenen Ehrennadel der GEMA“. Die Schleswiger Nachrichten (SN) zitieren ihn hier, und ich kann nur hoffen, falsch, mit folgenden Bemerkungen.
„Bei der Gema in Frankfurt muss aufgrund dieser Sache eine Grundsatzentscheidung her“, fordert Wolfgang Börnsen, der von dem Konflikt in Berlin erfahren hatte und sofort Kontakt mit Helga von Assel aufnahm. Was die Senioren in Fahrdorf organisiert hätten, sei eine „kulturelle Sozialleistung“, erklärt Börnsen. Etwas, das er in zunehmenden Maße beobachte: Dass Senioren für Altersgenossen etwas anbieten, weil es in der Gesellschaft sonst niemand tue. „Insofern ist davon auszugehen, dass es viele Fahrdorfs in Deutschland gibt. Und eins ist doch klar: Solche Veranstaltungen dürfen nicht besteuert werden“, so der ehemalige Bundestagsabgeordnete, der jetzt Landesvorsitzender und stellvertretender Bundesvorsitzender der Senioren-Union ist. [Quelle: shz]
Gema in Frankfurt? Besteuerung? Das ist der Mann, der es eigentlich besser wissen müsste. Ehemals kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Deutschen Bundestag, der in stetem Kontakt mit der Materie gewesen sein muss. Man kann sich des Verdachts nicht erwehren, dass da auch manche Autoren der Schleswiger Nachrichten nicht nett sind. Denn solche Fehler korrigiert man entweder stillschweigend oder fragt dann nach. So wirft es kein gutes Licht auf Wolfgang Börnsen. An seiner Stelle würde ich das mal schnell geraderücken.
Zur Sache konnte die Mitteilung der SN leider auch nichts beitragen. Geht es jetzt um „freie Volkslieder“ für alle? Geht es darum, für spezielle Gruppen von Menschen eine Befreiung von Abgaben auf öffentliche Aufführungen zu erreichen? Mit welchem Grund sollte das passieren? In dem Fall würde ich einfach vorschlagen, einen Fonds einzurichten, aus dessen Säckl dann die Kosten getragen werden. Ähnlich wie bei der „Initiative Musik“. Dann bewirbt man sich dort und dann wird das bezahlt aus Mitteln des Bundes. Auch andere Lösungen sind denkbar. Die schlechteste Lösung wäre sicher eine, die daraus, ähnlich wie lange Zeit bei der GEMA selbst, nach Art der Geschäftsmodeller abläuft. Wer in die Öffentlichkeit geht, kann nicht die Augen zumachen.
Nicht-Öffentliche Veranstaltungen bleiben natürlich frei von Kosten. Zum Beispiel Chorproben, lockere Treffen zum gemeinschaftlichen und gemütlichen Miteinander. Lagerfeuer. Dafür braucht auch ein Herr Maas keine Belehrung. Und die GEMA-Bezirksdirektion guckt einfach das nächste mal etwas genauer hin, dann läuft sie auch nicht in so einen Sturm der Entgeisterung hinein. Alles wäre so leicht vermeidbar gewesen.
Das Traurige dabei ist eigentlich, feststellen zu müssen, wie wenig auf die Sache konzentriert dieser Vorfall diskutiert wird. Leider auch von „GEMA-Beschützern“ an vielen Orten, die nicht dazu in der Lage sind, einfachste Fragen zu beantworten; GEMA-Mitarbeiter, die es nicht können oder wollen aus Angst um ihren Arbeitsplatz. Aber wenn selbst Chefredakteure von Musikfachzeitschriften dies nicht können, muss man es trotzdem von Mitarbeitern bei Lokalblättern wie der SN erwarten.
Traurig ist es, zu sehen, wie wenig man bemüht ist, die Angelegenheit rechtlich zu entzerren und zu diskutieren. Und dabei doch gleichzeitig zu bedenken: Einfach ist es nicht! Schon die Frage, ob eine Veranstaltung öffentlich ist oder beispielsweise nicht, wirft gelegentlich Fragen auf, die nicht einmal Juristen beantworten können.