Die meisten Menschen gehen in Filme, weil ihnen der Trailer dazu gefallen hat. Sie haben den Trailer entweder im Fernsehen, im Kino oder bei Youtube gesehen. Sie sahen ihn und dachten: „Dieser Film könnte mir gefallen“.
Mit der gefühlten Verzögerung von sechs Apple Keynotes, kam die Idee nun auch im Theater an.
Was die vom Film können, können wir auch! Ein Youtube Video kostet ja nix, also was haben wir zu verlieren? Dann schauen die Leute den Trailer, denken: „dieses Stück könnte mir gefallen“, ziehen ihre guten 5-Pocket-Jeans an und machen sich auf den Weg in die nächste Vorverkaufsstelle.
Bingo, Bongo. An dieser Stelle enden die meisten Gedankengänge einer Marketingabteilung.
Nun, das Genre „Theater-Trailer“ steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber erste Prognosen lassen wohl erkennen: Das wird nix. Niemals.
Warum?
Es ist eigentlich ganz einfach: sie sind reizlos.langweilig.
Verfilmtes Theater ist kein Film. Das Genre Film hat nicht damit begonnen, dass man eine Kamera in ein Theaterstück mitgenommen hat. Es hatte von Beginn an seine eigene Ästhetik – genau wie das Theater. Als ob jemand die Mona Lisa mit einer Kamera ablichtet und dann erwartet, dass dieses Bild den gleichen Reiz hätte. Das wäre dumm.
Da geht die Aura verloren!
Hört man Walter Benjamin dazwischen rufen.
Mit dieser Methode entstehen jedoch viele dieser Theatrailer. Hier ein Beispiel aus Münster:
„Der Vorhang geht auf – und niemand weiß, was kommt“
meint Barrie Kosky, Intendant der Komischen Oper Berlin in der ZEIT 40/2014.
Er selbst hat den Trailer wohl noch nicht gesehen:
Man nehme: verschiedene Blickwinkel, ein durchgängiges Musikstück und wenn es dramatisch sein soll, noch viele Schnitte. Was die Butter für Horst Lichter ist, sind Blut und Brüste für Trailer: Mehr ist immer besser. Als Sattmacher noch eingeblendete Texte, damit die Handlung kurz angerissen wird, aber es geht vor allem um eines: Highlights.
Die Marketingabteilung stiehlt nun auch im Theater die überraschenden Momente einer Aufführung. Wie oft war ich schon im Kino und dachte, dass alle guten Szenen bereits in den Trailer gequetscht wurden. Demnächst gehe ich also auch mit dieser Erwartung ins Theater.
Man hätte fast ahnen können, dass der nächste logische Schritt vom Opernstreaming, der zum Theatrailer ist, aber was kommt danach? Pixar 3D Animationsopern? Theater für die PS4? Trailer für Zeitungsartikel? Die ZEIT hat ja bereits etwas ähnliches, den „Blick in die neue ZEIT“.
Liebes Theater: Warum nicht mal vorweg gehen, statt der dicke Junge zu sein, der hinterher läuft?!
1. Oktober 2014 um 10:53 Uhr
Schöner Satz! Und: insgesamt schöner Artikel!
Aber: Heißt der mit der Butter nicht Horst Lichter? ;)
1. Oktober 2014 um 12:19 Uhr
Vielen Dank!
Sie haben vollkommen recht, ich hab Horst Lichter mit Johann Lafer verwechselt.
1. Oktober 2014 um 12:24 Uhr
Hab’s korrigiert. Schön, wenn man so aufmerksame Leser hat.
2. Oktober 2014 um 0:05 Uhr
Wie jetzt? Macht Lafer in Öl? Oder gieße ich damit Butter ins Öl. Wer um Himmels Willen ist Horst Lichter?
2. Oktober 2014 um 7:27 Uhr
Und falls ja, was geschieht mit dem Öl, in das Lafer gemacht hat? Wird das dann von Alfon Schuhbeck teuer verkauft?
2. Oktober 2014 um 10:23 Uhr
;) Als Gleitsohle.