Es war eine fussballerisch gesehen lustige WM in Brasilien. Es gab ulkige Ergebnisse, mit denen niemand gerechnet hätte und es gab unulkige Spiele, mit denen man nicht rechnen wollte. Am Ende ist jetzt das Team der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister beim PFIFA-World-Cup geworden. Und wie immer: Wenn es alles am Ende gut ausgeht, wurde alles richtig gemacht. Wenn nicht, dann nicht. Weltmeister kann ja nur eine Mannschaft werden, der Rest hat eigentlich verloren. Selbst wenn sie viel Erstaunen ausgelöst hatten: wie die Mannschaften aus Kolumbien, aus Chile und aus Costa Rica.
Viele Mannschaften der großen Fußballnationen gingen dagegen leer aus. Portugal, Spanien, England, Italien, Uruguay und irgendwie auch Brasilien. Aber man darf das nicht überbewerten. Trotz allem, es ist ein Spiel, bei dem nicht immer am Ende der „richtige“ Sieger feststeht, es gibt zu viele Zufälle, die Regie führen, Ereignisse, die einem in die Quere kommen.
Wäre es anders, hätten Tippspiele, wie wir sie hier durchgeführt haben, ja auch gar keinen Sinn. Sie zeigen, dass die Ergebnisse nicht vorhersehbar sind, sie mögen vielleicht wahrscheinlich scheinen, aber mehr auch nicht. Die Google-Prognosen belegen das ganz gut. Das Achtelfinale hat Google gut vorhergesehen, aber das haben die Tipperinnen in unserem Tippspiel auch :)
Und das ist es dann, weswegen der Jubel eines Weltmeisters wahrscheinlich ist, aber nicht die richtige Reaktion ist. Jedenfalls nicht im sportlichen Sinn. Glück fällt einem zu – und wir setzen voraus, dass die Teilnehmer ja doch alle Fußballspielen können.
Wenn dann aber ein Bundespräsident sprachlich vor sich hintaumelt mit Sätzen wie: „Wo ist die Mannschaft, die Brasilien mit 7:1 niedergemacht hat?“, darf man sich fragen, ob da nicht die Grenze zum Chauvinismus überschritten wurde. Und nicht nur da. Auch die Mannschaftsmitglieder haben sich offenbar im Laufe ihres Taumels manchmal enttarnt. Und das ist zum Kotzen. Freude: gut; Eierkuchen: gut; Friede: gut. Häme: no go.
Nun gut, kann man sagen, Richard Strauss fliegen ja auch die Herzen zu, egal wie mies er sich politisch verhalten hat. Kann man, muss man aber nicht. Und so geht das hier auch nicht. Niersbach als DFB-Präsident leidet irgendwie an Pathos-Verblödung, die Mannschaft zu großen Teilen an Postinfantilismus.
Im großen Ganzen darf man zumindest für unsere Landesgrenzen sagen, es ist nicht hypertroph geworden. Ein paar tausend Dutzend Menschen feiern auf eingezäunten Gebieten, haben einmal ihre Autohupe probiert. So what. Ein paar Fanchen haben Fähnchen an ihr Statussymbol geklemmt.
Verfolgt man es anders, hat wieder die Wirtschaft gewonnen. Der vierte Stern gehört allerdings einer Automobil-Manufaktur.
Mercedes-Benz logos replace peace signs
on the necks of our youth.
(Disposable Heroes Of Hiphoprisy)
So wird Stück für Stück die Verdunkelung zur Normalität. Aber das flaut ja auch wieder ab. Die Normalität aber bleibt. Weltmeister ist man nur ein paar Tage lang. Das große Wir ist am Ende doch nur Oberfläche und Marketing-Strategie.