Wenn man so die alten Weltmeisterschaften im Fussball an sich vorüberziehen lässt, fällt einem ja das eine oder andere auf. 1974 war die WM in Deutschland. Und ob man es glaubt oder nicht, es waren nicht einmal alle Spiele ausverkauft obwohl die Eintrittspreise damals noch gar nicht so sehr gepfeffert waren wie heute. Beim Endspiel reichte laut Wikipedia-Eintrag die Preisspanne von 15 bis 80 DM. Das war damals auch nicht ganz wenig, aber doch bedeutend weniger als heute. Die billigste Karte der WM kostete 10 DM. Stehplatz selbstverständlich, denn die gab es damals ja auch noch.
Hatte der Fussball damals also ein Vermittlungsproblem? Warum bleiben die Zuschauer weg? Muss man nur in Sitzplätze investieren und die Preise erhöhen, damit alles wieder ins Lot kommt? Also genau umgekehrt tun als man denkt?
Ich habe mit einem mir bekannten Wirtschaftwissenschaftler (jetzt in Chicago!, siehe Bild oben) darüber gesprochen, wie das denn ist mit den Eintrittskarten. Er sagte, rein ökonomisch macht es keinen Unterschied, ob man 10 Karten zu 1.000 Euro verkauft oder 1.000 Karten zu 10 Euro. Das Ergebnis in der Kasse ist das gleiche. Ich fand das damals komisch und argumentierte mit „Öffentlichkeit“ und „Zugang“ etc. und halte es für richtig, dass im Theater viele sitzen und nicht wenige. Aber rein ökonomisch und vor allem technisch hat er natürlich sogar sehr Recht.
Statt für die Masse Programme zu entwickeln, die in der Breite gestreut sind und irgendwie verleppern (Jedem Kind ein Instrument …) wäre es doch mit weniger Mitteln möglich, dies auf Spitzenverdiener zu konzentrieren: Jedem Millionär ein Instrument. (Und komme mir keiner, der da sagt, so ist es doch sowieso.) Vermittlung muss in die Spitze erfolgen, nicht in die Breite.
Dies ist ohnehin das bekannte Problem, aus unerklärlichen Gründen will man den Elitarismus in der Kunst vermeiden: Kultur für alle und so etwas. Aber wer besitzt denn diese große Kunst, die Kunstwerke? Arme Leute, die sich das in ihren Spint hängen? Nee. Millionäre, Milliardäre, Staaten, … Also investiert in Kunstvermittlung für diese Klientel – von mir aus auch in Unternehmen. Der harte Bodenkampf bringt nur Verluste ein.
Und damit wären wir beim Fussball zurück. Chronistenpflicht. Theodings auf Platz 1, Haacki und Hufiwob tauschen die Folgeplätze. Aber, Achtung, Chefredakteur Kolbi macht einen Satz nach vorne. Als einziger hat er den Spielausgang Uruguay gegen England richtig getippt. Gutes Näschen! Respekt, darauf einen Blutwurz.
Nachtrag: Die Zeiten 1974 waren hart. Zum Schlussempfang, so Wikipedia, waren die Fuassballer-Frauen im Gegensatz zu denen der Funktionäre nicht zugelassen. Das gab einen Eklat: Gerd Müller und Wolfgang Overath stiegen aus der Mannschaft aus Protest aus. Und wer blieb drinnen? Beckenbauer zum Beispiel und Vogts. Klingelts? Opportunismus und so?