Wo soll man anfangen, nach einem Tag, an dem man seit 9.30 im Gefolge des Zuges unterwegs ist, Radgefahren, gewandert, musikalischen Kanufahrern zugewunken und sich über Stockhausen geärgert hat? Vielleicht am besten mit Dateien hochladen von den zahlreichen Gesprächen, die heute geführt wurden. Aber dann kommt man ja nie zum Schlafen.
Dann lieber schnelll ein paar Dinge zum Thema Vermittlung übermittelt. Denn obwohl die Vermittlung im Zentrum der Tätigkeit des Netzwerk Neue Musik steht, sind Vermittlungsangebote im Umfeld der Eisenacher Aufführungen: Fehlanzeige. Keine jodelnden Schüler, keine Mandalamalerein, ja, nicht einmal ein paar einführende Worte gab es zu Karlheinz Stockhausens „Stimmung“. Ein Stück, das – aber hallo! – vermittlungsbedürftig wäre. Wenn jemand zufällig in ein solches Konzert käme und Stockis pubertäre Witzeleien und Phantasien zu Gehör bekommt – „Salam aleikum! Salami?“ – der muss ja denken, die seien alle Gaga. Da ändert auch eine gute Aufführung durch Neue Vocalsolisten nichts daran. Aber vielleicht ist man ja über die Vermittlung inzwischen hinaus, und kann wieder wie früher Programmhefttexte zur Vorbereitung und Nachbereitung lesen, denn glaubt man manch undurchdachtem Wort im Programmheft, dann ist die Neue Musik ja jetzt mittenDrin. Nicht in Deutschland, geographisch, was ja stimmt, sondern gesellschaftlich. Die Neue Musik sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen, kann man da lesen. Ha! Die ist ja noch nicht einmal in Berlin-Mitte, geschweige denn in Eisenach. Aber weil man sich ja so angekommen fühlte – warum muss sie das denn? Frage an Kirsten von der Bundeskulturstiftung – ging man dann auch lieber gleich raus mit Daniel Ott, Kirsten Reese, Erwin Stache, Zoro Babel und Enrico Stolzenburg. (Reihenfolge jetzt zufällig, keine Wertung.) Darüber wird gesondert zu berichten sein.

Bei dieser zehnstündigen Tour war dann Vermittlung auch gar nicht mehr vonnöten, da die wenigen Menschen, die zur Klangexpedition (sic!) gekommen waren, ohnehin schon durchunddurchvermittelt waren. Die Neue Musik ist offenbar so nah an ihrer Mitte, dass noch nicht einmal die eingefleischten Freunde der unerhörten Töne den Weg nach Eisenach gesucht haben. Die Mitte ist eben manchmal eher am Rand beheimatet. Aber Eisenach ist sehr schön und diese Landartperformances sind großartig. Und inklusiv. Und dabei so großartig – exklusiv.