sounding oooold-nburg
Der Blog-Beitrag aus Oldenburg kommt heute dank dem freien W-LAN im Café Celona etwas früher als sonst. Da kann man übrigens auch ganz gut essen.
Oldenburg ist wieder so ein nettes Städtchen mit einer Innenstadt aus zwei- bis dreistöckigen Bürgerhäusern, in der die Bürgersteige hochgeklappt sind, weil Sonntag ist. Die Bürger dieser beschaulichen Stadt scheinen mir nicht im Mindesten auf das vorbereitet zu sein, was die Netzwerker von Klangpol heute am Bahnhof an Neuer Musik unter dem Titel „Bahnklang“ aufstellen. Die Zahl der ungläubigen Kopfschüttler ist im Vergleich zu den letzten Tagen eindeutig gestiegen. Am schwersten tun sich die Sicherheitsleute der Bahn – die dürfen natürlich auch nicht weglaufen.
Das Programm, das Namen wie Xenakis, Boulez, Hölszky oder Mundry aufweist, ist qualitativ nicht schlecht, aber experimentell genug, um auch manchen Begleiter des Klangzuges unauffällig in die Gegenrichtung schlendern zu lassen. Das „Anfixen“ zukünftiger Neue-Musik-Hörer, das sich Bojan Budisavljevic und die Netzwerker von sounding D versprechen, kann so nicht gelingen und der unfreiwillige Genuss dieser experimentellen Musik wird bei vielen Bahnhofs-Hörern wider Willen eine Bestätigung alter Ressentiments sein und spontane Würgreflexe begünstigen. Ist aber mitunter auch furchtbar unsinnliches Zeug dabei. Mit der flachen Hand auf die Gitarre kloppen und die Feedbacks in freudiger Erwartung entgegennehmen, ist nun eben nicht das, was man in einem ohnehin Geräusch-intensiven Bahnhofsgebäude braucht. Einige der Installationen, die im 20-Minuten-Takt in der Haupthalle abgefahren werden, sind besser, allerdings auch austauschbar.
Podcast: Play in new window | Download (Duration: 2:22 — 2.7MB)
Reges Treiben herrscht beim Klangzug, obwohl der JWD an einem Abstellgleis geparkt ist und der Besuch einen mittelschweren Fußmarsch bedeutet. Die Soundwalk-Stelen mit den Klängen aus den anderen Städten und das Oldenburger Glockenspiel (fast so verstimmt wie das Münchner Pendant) im Zug sind die Renner. Der Sonntagsspaziergang ist heute in Oldenburg ein Soundwalk…
Mal sehen, was das abendliche Konzert in der Landessparkasse zu Oldenburg noch zum Bild beiträgt.
Da hat man zumindest was das Publikum angeht mehr Spielraum für Anstrengendes.
Webern, Boulez, Sciarrino…
Also bei aller liebe – dass man eine Oldenburghymne nicht kennt ist nun wirklich nichts außergewöhniches. Eher das Gegenteil ist der Sonderfall. Aber dass man nicht in der age ist, über ist, über die gehörte Musik mehr zu schrieben, als dass sie laut war und dem Autor nicht gefallen hat (Würgereflexe?) ist doch schon ziemlich dürftig. Was gab es denn überhaupt? Das scheint ja nicht erwähnenswert! Und was solls denn sein, um anzufixen?
Anmerkung eines dabeigewesenen: Wenn man nicht zwischen mehrkanaliger Acousmatik, Musiker, die Konzertstücke spielen (von wegen Installation!) und einer ebensolchen in diesem Zug (aber auch nur dort!) unterscheiden kann…
Ich hatte Spass am Bahnhof und bin beileibe kein Purist!