Kiel ist eine nette Stadt.

Es gibt große Schiffe, leckere Fischbrötchen und die Leute bleiben an roten Fußgängerampeln stehen, auch wenn nix kommt. Und, was mich als Münchner besonders freut, sie rufen Bloggern nicht hinterher, wenn sie zu spät zum Hör(n)Törn kommen und als einzige doch bei rot über die Ampel gehen. Nordische Zurückhaltung, vermute ich mal.

Soweit die triviale Sicht auf den heutigen sounding D-Standort.

Jetzt zu sounding Kiel. Das hiesige Netzwerkprojekt chiffren, verantwortlich für das Programm in Kiel, hat ein recht schönes Programm zusammengestellt. Das LandesJugendEnsemble Neue Musik (Leitung: Beate Zelinsky und David Smeyers) überraschte in der Bahnhofshalle mit eine Improvisationskonzept, das die Musiker von verschiedenen Stellen des Bahnhofs spielend beim Klangzug zusammenführte. Erinnert irgendwie an die Flashmob-Parade von Dresden, allerdings planvoller durch die Leitung von Zelinsky und Smeyers.

Eine schöne Idee war der beinahe ins Wasser gefallene Hör(n)Törn, ein Wandelkonzert entlang der Hörn mit rund einem Dutzend Minikonzerten.

Absolutes Highlight war dabei die Norddeutsche Sinfonietta mit den Dance Préludes von Witold Lutosławski.

Christian Gayed und die Norddeutsche Sinfonietta
Christian Gayed und die Norddeutsche Sinfonietta

Der Hörspaziergang entlang der Hörn war eine sehr angenehme Sache, das Wetter hat gehalten, und durch unverhoffte Änderungen im Programm sind sogar noch angenehme Nebeneffekte entstanden: Der Saxophonist Reso Kiknadze ging auf der Suche nach seinem Einsatzort verloren und stellte sich kurzerhand auf eine Treppe in einem Seitenbecken des Germaniahafens. Sein Spiel wurde dort durch die gegenüberliegende Häuserfront zurückgeworfen und ergab ein ungeplantes , aber sehr interessantes Echo (keines von der nervigen Sorte!). So kann’s auch mal gut gehen, wenn’s schiefläuft…

Reso Kiknadze auf produktiven Abwegen
Reso Kiknadze auf produktiven Abwegen